Schleppleine oder Flexileine? Was ist besser?

Wer hätte gedacht, dass man für einen simplen Spaziergang mit Hund erst ein Ingenieurstudium in Leinenkunde braucht?
Schleppleine, Flexi, Kurzführer, Retrieverleine und jede Seite im Internet verspricht die eine perfekte Lösung.
Aber was ist denn nun wirklich besser? Schleppleine oder Flexileine?

Spoiler: Es kommt, wie so oft, drauf an.
Und zwar nicht auf die Leine, sondern auf Dich und Deinen Hund.

Die Leine als Zeichen für die Unfähigkeit des Hundebesitzers! Oder doch nicht?

Bevor wir über besser oder schlechter sprechen, lass uns eins klarstellen:
Eine Leine ist kein Zeichen von Versagen, keine Strafe und kein Gefängnis für den Hund.
Sie ist ein völlig unterschätztes Kommunikationsmittel. Eine Verbindung zwischen zwei Lebewesen, die leider völlig zu unrecht mittlerweile in einem schlechten Licht dasteht. 

Eine Leine kann Sicherheit geben, Orientierung schaffen und sogar Nähe fördern.
Manche Hunde fühlen sich an der Leine ruhiger, andere gewinnen darüber erst Vertrauen. Also bitte: Niemand muss sich schlecht fühlen, weil der Hund (noch) an der Leine läuft.
Die Leine am Hund ist kein Armutszeugnis für den Hundehalter, der es ja wohl offensichtlich nicht schafft seinen Hund Freilauf zu gewähren, sondern  sie ist pure Verantwortung und ein echter Beziehungs-Booster.

Oder, wie ich gern sage:

Eine Leine, und zwar unabhängig von Flexi- oder Schleppleine, verschafft dem Hund langfristig Freiheit! Ja, auch die kurze Leine. Surprise! 

Hä? Wie führen denn 1,5 Meter zu Freiheit? Genau das zeige ich Dir hier im Beitrag. 

Was ist der Unterschied zwischen Schleppleine und Flexileine?

Beide Leinen geben dem Hund mehr Bewegungsfreiheit als eine Kurzleine, das ist die Gemeinsamkeit. Allerdings erfolgt das auf völlig unterschiedliche Weise. Hier der direkte Vergleich:

Freiheit mit eingebautem Bungeeseil: Vorteile und Nachteile der Flexileine

Flexileinen wirken auf den ersten Blick praktisch (und sind es in bestimmten Situationen auch wirklich).
Hund läuft vorneweg, Mensch bleibt gemütlich hinten dran und beide „haben Freiheit“.
Aber diese Freiheit ist eine Illusion, denn die Flexileinen sind nicht wirklich gut steuerbar. Über einen 500 Gramm schweren Rollkasten kann es schwierig sein, feine Signale zu empfangen. Und zwar für beide Enden der Rollleine. Das ist, als würdest Du versuchen, mit jemandem über ein Dosentelefon zu flirten. Technisch ist das möglich, emotional wird´s vielleicht schwierig. 🤔 

Benutzt Du eine Flexileine bereits im Welpenalter lernt Dein Hund in Wahrheit -> Zug = ich darf weiter.
Das führt zu Dauerzug, Stress und einer spannungsgeladenen Kommunikation, sofern diese überhaupt möglich ist.

Vorteile:

  • praktisch im Stadtverkehr

  • schnelle Kontrolle auf engem Raum

Nachteile:

  • ständige Leinen-Spannung = falsches Feedback

  • Orientierung am Menschen? Fehlanzeige.

  • hoher Reizpegel durch unkontrollierte Bewegungsfreiheit

Oder kurz gesagt:

Die Flexileine ist wie Fast Food. Schnell, bequem aber langfristig schwer verdaulich fürs Miteinander.

Trainingstool mit Stolperfalle: Vorteile und Nachteile der Schleppleine

Schleppleinen dagegen sind keine Lifestyle-Accessoires, sondern Trainingshilfen.
Sie geben Freiheit mit Netz und doppeltem Boden.
Der Hund darf sich bewegen und eigene Entscheidungen treffen, bleibt aber verbunden.

Vorteile:

  • echtes Lernfeld für Orientierung

  • klare, spürbare Grenze ohne Strafe

  • ideal für Rückruf, Radius- und Beziehungstraining

Nachteile:

  • erfordert Aufmerksamkeit

  • Stolpergefahr (vor allem bei Kaffee in der Hand 😉)

  • kein Dauerzustand, sondern Lernphase

Schleppleine heißt Schleppleine, nicht Stolperleine.
Wer sie richtig nutzt, trainiert Nähe. Wer sie schleifen lässt, trainiert Chaos.

Fun Fakt: Wer mich beim Schleppleinen-Training sieht meint auch ich tanze meinen Namen oder Contemporary. Da wird sich gedreht, die Leine über dem Kopf gewechselt und es gibt ständig irgendwelche Ausfallschritte und Hüpfer, um nicht über die Leine zu fliegen. Ich lach mich ganz oft über mich selber kaputt. 😂

Wenn Du die Choreographie dazu lernen möchtest, dann komm gerne in einen meiner Kurse. Fürs schnellere Infotainment aber hier mein Artikel über das Rückruftraining

Wie lang muss eine Schleppleine sein?

Für den Einstieg reichen 5 bis 10 Meter, für fortgeschrittenes Training dürfen’s auch 15 oder 20 Meter sein. 

Triggerwarnung: Je länger die Schleppleine ist, desto mehr musst Du auf- und abwickeln und je dreckiger wird das Vergnügen. Meine Empfehlung fürs Material? Ganz klar Biothane. Das ist wasserfest, pflegeleicht und bleibt geschmeidig auch wenn’s matschig wird.

Radiustraining: Nähe, die von innen kommt

Radiustraining klingt nach Hundeschule-Deutsch, ist aber im Grunde simpel:
Der Hund lernt, sich freiwillig innerhalb eines Radius um den Menschen zu bewegen. 

Oder, wie ich es nenne

„Beim Mensch ist es schön, weg vom Mensch ist Stress.“

Hier wird der Hund nicht dauerhaft kontrolliert und beschallt, sondern es ist eine Art der Beziehungsarbeit. Es geht nicht um Gehorsam. 
Der Hund erfährt: Nähe lohnt sich, Distanz ist anstrengend (weil Orientierung fehlt oder Belohnung wegbleibt).
So entsteht ein inneres Band, das keine Leine braucht, aber durch sie aufgebaut werden kann. Hier ist die Schleppleine das Mittel der Wahl und deswegen wollte ich das  Thema hier gerne anschneiden. 

Wissenschaftlich gesehen steckt dahinter viel Bindungstheorie:
Hunde orientieren sich an ihrem Menschen als „sicherer Basis“ (Topál et al., 1998; Horn et al., 2013).
Radiustraining fördert diese Orientierung, weil der Hund lernt, Verantwortung für seine Position zu übernehmen.
Er wird selbstwirksam und Du wirst zum echten Mittelpunkt. Genau das macht den Unterschied zwischen einem Hund, der gehorcht und einem, der freiwillig bleibt.

Dies aber hier nur als kleiner Exkurs, denn es geht ja um Schleppleine oder Flexileine und was besser ist. Dennoch wollte ich es kurz angesprochen haben. Aber es ist eigentlich eine gute Idee für einen zukünftigen Blogartikel. 

Du willst mehr über Radiustraining erfahren? Trag dich für meinen Dogletter ein. Dort gibt’s demnächst einen Deep Dive dazu.

Wann nehme ich die Flexileine, wann benutze ich die Schleppleine? Ein Überblick. 

Welche Leine nimmt man nun für welchen Hund und welche Leine in welcher Situation? Fragen über Fragen. 

Das Schöne ist, Du musst Dich gar nicht nur für eins entscheiden. Ich selber nutze tatsächlich alle Arten von Leinen. Wie schade wäre es denn, wenn ein Hund nur eine Leine hätte? Meine Leinengarderobe wäre ja völlig verweist. 

Fun Fakt: Die erste Frage von Menschen, die unser Haus betreten ist immer: „Wie viele Hunde hast Du noch mal? Leinen- und halsbandtechnisch mittlerweile wohl mindestens 10?!?“ Bist Du auch im Shopping-Team? 

Hier also mal eine Übersicht, wie das denn nun im Alltag mit dem Leinensalat aussehen könnte. Hundeleinen im Vergleich:

SituationEmpfehlungWarum
StadtspaziergangKurzleine oder FührleineKontrolle & Sicherheit
Freilauf auf Wiese oder FeldSchleppleineLernfeld für Orientierung
Unsichere oder jagdlich motivierte HundeSchleppleineSicherheit ohne Freiheitsentzug
Bequeme Spaziergänge ohne TrainingszielFlexileinedarf man, aber mit Bewusstsein

Fazit: Die Leine ist nicht das Problem. Falsche Kommunikation ist es.

Am Ende geht’s nicht darum, welche Leine Du benutzt, sondern wie Du sie benutzt.

Eine Schleppleine kann Beziehung stärken oder Leinenfrust erzeugen, wenn Du mit dem Handling überfordert bist. 
Eine Flexileine kann Dir Freiheit vorgaukeln oder sie verhindern.
Die Leine selbst ist neutral.
Erst das, was du daraus machst, entscheidet über Verbindung oder Chaos.

Oder anders gesagt:

Die richtige Leine ist wie eine gute Beziehung: Sie hält, ohne einzuengen.

Leinenarbeit ist Kommunikation auf der Beziehungsebene. Wer nur zieht oder sich treiben lässt, verpasst die Mitte.

Und wenn Du noch mehr über Beziehungen wissen möchtest, bzw. einen tollen Advent mit Deinem Hund verbringen möchtest, dann melde Dich für 0 Euro zu meinen Adventskalender an. Alle Infos findest Du auf der Seite zum Kalender. Du kannst Dich natürlich auch gleich hier, unter dem Beitrag eintragen. Ich freue mich, Dich und Deinen Hund durch den Advent begleiten zu dürfen. 


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Silvester mit Hund: Gut vorbereitet, statt panisch improvisiert

Silvester mit Hund kann eine Herausforderung sein, besonders für Hunde mit Silvesterangst.

Für viele Menschen ein Fest. Für viele Hunde? Die Hölle auf Erden. Knallerei, grelle Lichter, aufgeregte Stimmung und evtl. noch Besuch im Haus. Alles, was einem geräuschempfindlichen oder sensiblen Hund den Abend vermiesen kann, wird hier konzentriert serviert. Als Höhepunkt das große Feuerwerk, bei dem es für Hunde besonders schlimm mit der Angst wird. 

Meine eigenen Hunde? Sind relativ entspannt, bis auf das große Finale. Glück gehabt. Trotzdem weiß ich: Für viele Mensch-Hund-Teams ist der Jahreswechsel der absolute Stresstest. Und gerade deshalb lohnt sich ein ganzheitlicher Blick auf das Thema. Denn mit ein paar „Beruhigungstipps“ am 31. Dezember ist es nicht getan und natürlich auch zu spät. 

Ich möchte hier betonen, dass es vornehmlich um die Hunde geht, die das Ganze nicht gerade cool finden, aber mit Unterstützung da einigermaßen gut durchkommen. Hunde, die wirklich panisch sind, werden von den Tipps hier nicht zwingend profitieren. Ich werde trotzdem zum Schluss noch mal auf sie eingehen. 

Was macht Silvester für Hunde so schwierig? 

  • Unkontrollierbare Lärmreize: Die Geräusche kommen plötzlich, unvorhersehbar und aus verschiedenen Richtungen. Die Hunde können kein Muster erkennen und somit auch keinen Fluchtpunkt ausmachen. 
  • Grelle Lichter: Das Feuerwerk ist nicht nur laut, sondern auch durch die vielen Lichtblitze visuell sehr reizüberflutend. Das triggert die Hunde extrem stark, die mit optischen Reizen eh schon auf Kriegsfuß stehen. 
  • Stimmung im Haus: Stress überträgt sich natürlich auch auf die Hunde. Somit fangen sie wie immer auch die menschliche Stimmung ein. Egal ob gestresst oder auch euphorisch. (Oh Wunder, es soll Menschen geben, die Silvester mögen!) 
  • Geänderte Routinen: Besuch, Party, geänderter Tagesablauf oder völliges Abschotten, sind alles Dinge, die das Sicherheitsgefühl des Hundes ins Wanken bringen können. 

Silvester ganzheitlich vorbereiten, statt nur Pflaster zu kleben

In der akuten Situation am Silvester Abend wirst Du nicht mehr viel machen können, falls Du das Thema im Vorfeld ausgeklammert hast. Daher erscheint dieser Beitrag auch bereits im Oktober und nicht am 15.12., also kurz vor Alarm. 

Lass uns daher schauen, was in der Trickkiste zu finden ist. Nicht alles passt für jeden Hund, nimm Dir daher hier das mit, was Deinem Hund weiterhelfen kann. Wie cool ist es, wenn Dein Hund nicht nur den Abend irgendwie übersteht, sondern ihn gar nicht erst als soooo schlimm empfindet? 

1. Emotionale Sicherheit gegen Silvesterangst beim Hund

Ein Hund, der seinem Menschen vertraut und gelernt hat, dass Aufregung nicht automatisch Gefahr bedeutet, bringt deutlich bessere Voraussetzungen mit als ein Hund, der sich generell oft hilflos fühlt.

Und hier sind wir mitten drin in der ewigen Diskussion, ob man einen Hund nun trösten soll oder nicht. Es hält sich hartnäckig, dass man so die Angst nur weiter verstärkt. Bäm! Lieb ich ja, wie sich alte Zöpfe über Jahrzehnte halten. „Fake News“ sind also keine Erfindung der Neuzeit. Das mal so am Rande. 

Angst ist ein Gefühl, kein Verhalten. Und Gefühle kann man nicht trainieren. Was man trainieren kann ist den Umgang mit dem Gefühl. Ich geb Dir gerne ein Beispiel. Ich selber habe Höhenangst. Wenn ich nun also für mich schwierige Weg Passagen zu meistern habe, dann hilft es mir, wenn ich die Hand meines Mannes nehmen kann. Das gibt mir das Gefühl von Sicherheit und ich kann trotz der Angst, die ja immer noch da ist, diese Stück Weg überwinden. Natürlich weiß ich rational, dass er mich auch nicht halten kann, sollte ich abrutschen, aber emotional hilft es mir enorm. 

Und so geht es auch unseren Hunden. In dem wir ihnen Nähe und damit Sicherheit vermitteln helfen wir ihnen ihre Ängste auszuhalten und nicht in Panik zu verfallen. 

👉 Alltagstraining = Silvestertraining.
Kann Dein Hund sich an Dir orientieren, auch wenn’s stressig wird, profitiert er enorm davon. Nicht nur am 31.12., sondern rund ums Jahr. 

Übrigens: Vertrauen und Verbindung baust du nicht über Nacht auf. Genau deshalb habe ich einen Adventskalender mit 24 Ideen für mehr „Wir“ erstellt.  Mehr dazu am Ende des Artikels oder gleich hier eintragen 

2. Körperarbeit und Regulation für entspannte Hunde an Silvester

Entspannung ist keine Willensentscheidung, sondern eine körperliche Fähigkeit. Und die lässt sich, im Gegensatz zum Gefühl Angst, tatsächlich trainieren. Im Fachjargon nennt man das dann „konditionierte Entspannung“. Der neueste Hype heißt Vagusnerv-Training, ist aber auch nichts anderes 😉

  • Körperspannung abbauen lernen:
    Das kann man über Massagen, gezieltes Körperbewusstseinstraining, Balanceübungen oder Tellington TTouch erreichen. Tellington ist nicht mein Thema, daher kann ich Dir aus eigener Erfahrung nicht sagen, ob es funktioniert. Die Thunder Shirts fallen jedenfalls in diesen Bereich. 

  • Kontaktsitzen oder -liegen:
    Kann für viele Hunde ein Gamechanger sein, um runterzufahren, wenn die Welt da draußen gerade explodiert. Hierzu verlinke ich Dir einen früheren Artikel über das Kontaktsitzen von mir. 

  • Ressourcen nutzen, die schon da sind:
    Mag Dein Hund seine Decke oder seine Box?  Oder hat er einen Korb, der auch die anderen 364 Tage im Jahr sein sicherer Rückzugsort ist? All das sind Orte, an denen Entspannung schon abgespeichert ist. Nutze das! 

Silvesterangst Hund Kontaktliegen Hund hat Angst vor Silvester
So sieht Silvester in unser aller Vorstellung aus. Leider trifft das in der Realität nur selten zu. Viele Hunde haben mit Silvesterangst zu kämpfen.

3. Reizverarbeitung fördern

Lärmtraining ist mehr als YouTube-Knallerei auf Zimmerlautstärke. Es geht um:

  • Graduelle Gewöhnung an Geräusche
    in einem Kontext, den der Hund als sicher erlebt.

  • Verknüpfung mit Positivem
    z. B. Click für Lauschen oder für eine entspannte Reaktion. Und zwar nicht nur bezogen auf die Knallerei. Die meisten Hunde, die an Silvester ein Problem haben, zeigen das auch mehr oder weniger ausgeprägt bei anderen Geräuschen. 

  • Training von Frustrationstoleranz und Impulskontrolle
    beides verbessert auch die Fähigkeit, sich bei Reizüberflutung wieder zu regulieren. Zum Thema Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gibt es ebenfalls einen Artikel hier im Blog

Akutmaßnahmen: Was hilft Hunden an Silvester?

Klar, wer gut vorbereitet ist, hat’s leichter. Aber auch spontan lässt sich noch etwas tun.

  • Rückzugsort schaffen:
    Möglichst schallgedämmt, gerne mit vertrauten Gerüchen und mit Dir als sicheren Anker. 

  • Geräuschkulisse im Haus:
    TV oder Musik kann helfen, die Knallerei von draußen zu übertönen.

  • Kauen, Lecken, Nagen:
    Für viele Hunde ein echter Selbstregulator, da diese Dinge von Haus aus Stress reduzieren. Also Kauartikel oder Schleckmatten bereithalten.

  • Bleib Zuhause:
    Kein „ignoriere ihn, sonst verstärkst du die Angst“-Quatsch. Obwohl meine Hunde einigermaßen gechillt sind, lasse ich sie Silvester nicht alleine zu Hause. Nicht mal bis 21 Uhr um Essen zu gehen. Ich weiß nicht was in meiner Abwesenheit passiert und ob einer der Hunde ein Trauma erleidet, was nie mehr gut zu machen ist. 

  • Sicherheitscheck:
    Doppelte Sicherung an der Leine, Haustür abschließen, keine Fenster offen lassen und Pipi auch im Garten gut gesichert, damit aus einem Schreck keine Tragödie wird. 

    Jedes Jahr häufen sich die Suchmeldungen rund um Silvester. Auch der entspannteste Hund kann sich so dermaßen erschrecken, dass er sein Heil in der Flucht sucht. Selbst meine Hunde (die zu 95% ihres Lebens ohne Leine laufen) sind an diesen Tagen durch eben diese gesichert. Und das, obwohl sie kein echtes Thema mit Silvester haben. Ich kann es daher nicht oft genug sagen. Safety first! 

Medikamente, CBD & Co: Was bei Silvesterangst beim Hund hilft (und was nicht)

Da ich keine Tierärztin bin, werde ich das Thema medikamentöse Begleitung hier ausklammern. Wenn Dich das interessiert, dann verlinke ich Dir an dieser Stelle einen Artikel von Ralf Rückert, seines Zeichens Tierarzt und Blogger, der da sehr ausführlich drauf eingeht. Von meiner Seite gibt es hier nur einen ganz groben Überblick, was so die gängigsten Angebote sind. Ich empfehle hier ausdrücklich nichts davon, da das meine Kompetenzen übersteigen würde!

  • CBD-Produkte:
    Können evtl. hilfreich sein, aber nicht jeder Hund spricht an. Frühzeitig ausprobieren, nicht erst am 30.12. Auch wenn es gerne so dargestellt wird, CBD ist kein Allheilmittel. 

  • Pheromone oder pflanzliche Mittel:
    Sind keine Wundermittel, können aber in Kombination mit Training unterstützen.

  • Medikamentöse Unterstützung durch den Tierarzt:
    Für schwer betroffene Hunde, die echte Panik haben, eine legitime Hilfe. Aber bitte gut abwägen und individuell beim Tierarzt beraten lassen.

    👉 Wichtig: Sedierung ist nicht gleich Entspannung. Ein Hund, der äußerlich ruhig ist, kann innerlich voller Panik sein.

Hunde mit echter Panik an Silvester

Wie ich schon in der Einleitung geschrieben habe, kann dieser Artikel Hunden, die unter echter Panik leiden, nur bedingt bis gar nicht weiterhelfen. Was meine ich mit Panik? Das sind Hunde, die gar nicht mehr ansprechbar sind, die sich erbrechen, die Harn und Kot unkontrolliert abgeben. Diese Hunde sind ein Häufchen Elend und möchten in diesen Tagen einfach nur sterben vor Angst. Das meine ich nicht als daher gesagten Spruch, sondern genau das sieht man diesen Hunden an. 

Aber was kann diesen Hunden helfen? 

  • Gegenkonditionierung mit einem guten Verhaltensberater
    Das ist ein Spezialgebiet im Hundetraining. Bitte informiere Dich vor dieser Arbeit über die Ausbildung des Trainers oder der Trainerin. Ich biete das z. B. nicht an.
  • Urlaub
    auf einer Insel mit Feuerwerksverbot oder in den Bergen. Wo kein Feuerwerk ist kann der Hund natürlich keine Angst davor zeigen. Ich würde dazu raten, diesen Urlaub schon ein paar Tage vorher zu beginnen und auch länger zu bleiben. Die Knallerei beginnt ja mittlerweile schon 3 Tage vorher und hört auch nicht am 01.01. um 1:00 Uhr auf. Die Hunde müssen also nicht nur ein paar Stunden mit ihrer Silvesterangst klarkommen.
  • Flucht
    auf die Autobahn oder an den Flughafen. Gerade Letzteres scheint mittlerweile gängig zu sein und man trifft viele Leidensgenossen. Also einfach Decke, Essen und Getränke einpacken und Silvester mit Fremden feiern. Kann ja auch wirklich ganz nett sein.
  • Medikamente
    Bitte lass Dich frühzeitig und individuell bei Deinem Tierarzt beraten. 

Und was ist denn jetzt mit diesem Eierlikör gegen die Silvesterangst des Hundes? 

Ein heißes Eisen. Daher hier ausdrücklich meine ganz persönliche Meinung. Ich kann nicht beurteilen, wie medizinisch verwerflich die Gabe von Alkohol bei Hunden ist. Damit darfst Du Dich gerne selber befassen und muss das dann ebenso für Dich selber entscheiden. Als Entscheidungshilfe hier eine juristische Stellungnahme zu diesem Thema mit Stand November 2024.

Das Nachfolgende ist also keine Handlungsempfehlung, sondern „nur“ meine ganz persönliche Meinung, als Hundehalter.

Wenn ein Löffel Eierlikör (und für die Größe des Löffels, im Bezug auf das Gewicht des Hundes, gibt es Berechnungen) meinem Hund hilft, Silvester weitestgehend angstfrei zu überstehen, dann werde ich ihm diesen Rausch gönnen. Punkt!

Das ist meine Entscheidung. Genauso wie ich Entscheidungen treffe, was meine Hunde fressen oder wie sie geimpft werden. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. 

Ab Januar ist vor Dezember: Jetzt starten für nächstes Silvester

Wer nur am 31.12. reagiert, wird auch im nächsten Jahr improvisieren müssen. Für heuer kannst Du noch ein bisschen tun, wirst aber vielleicht noch nicht das Ergebnis bekommen, was möglich wäre.

Wer das ganze Jahr über an Beziehung, Vertrauen und Selbstregulation arbeitet, kann Schritt für Schritt echte Fortschritte machen.

Silvester ist nicht „der Test“, sondern das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen vorher. Und ganz ehrlich wird es auch nicht jeder Hund schaffen, dieses „Inferno“ einfach so zu ignorieren. Ich finde es schon mehr als gut, wenn unsere Hunde das zusammen mit uns gut gemeistert bekommen. 

Fazit:
Es gibt kein Patentrezept, aber viele Stellschrauben

Silvesterangst ist komplex und verdient eine differenzierte Herangehensweise. Es gibt nicht die eine Lösung, aber viele Möglichkeiten, dem Hund zu helfen. Ein bisschen Management, ein bisschen Training, eine große Portion Verständnis und der Mut, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen.

Hast Du Lust zumindest die Zeit bis Weihnachten mit Deinem Hund entspannt zu genießen? 

Das trifft sich ziemlich gut! Ich habe einen 🎄 virtuellen Adventskalender erstellt, der Dich genau dabei unterstützen soll. 24 Türchen voller Ideen für mehr Verbindung, Achtsamkeit und gemeinsame Momente. Einfach nur Zeit für Euch zwei. 

Mein kleines 🎁 Geschenk an Dich für einen harmonischen Jahresausklang. Absolut von Herzen, weil achtsame Momente mit dem eigenen Hund einfach unbezahlbar sind 💛

Ich freue mich mega auf den Kalender und darauf die Adventszeit virtuell mit Dir und Deinem Hund zu verbringen. 

Ignoriere die Angst Deines Hundes niemals. Sei für ihn da, gibt ihm Nähe und Sicherheit. Auch wenn er am liebsten in Dich reinkrabbeln würde und das irgendwann nervt, bist Du sein Fels in der Brandung. 

So früh wie möglich. Am besten trainierst Du das das ganze Jahr über. Spätestens aber ab Oktober. Sonst bleiben Dir am Ende nur die Notfallmaßnahmen und Du verpasst die Chance, Deinem Hund und Dir, wirklich Erleichterung zu verschaffen. 

Bei PANISCHER Angst helfen schnelle Tipps aus dem Internet selten. Hol Dir bitte professionelle Hilf bei einem Verhaltenstherapeuten für Hunde. 
Du kannst Dich mit Deiner Tierärztin, Deinem Tierarzt beraten, ob eine medikamentöse Begleitung sinnvoll ist. 
Und / oder, Du trittst die Flucht in feuerwerksfreie Gefilde an. 

CBD kann helfen, muss es aber nicht. Wichtig zu wissen ist, es ist kein Akutmittel. Du musst frühzeitig mit der Gabe anfangen. Lass Dich hier von einem Fachmann beraten. Es gibt verschiedene Stärken und auch extra Öle für Tiere. 

Ob man das darf kann ich nicht beantworten und am Ende ist es eine Gewissensentscheidung. Scroll Dich hier gerne in den Artikel, dort habe ich Dir einen interessanten Link gesetzt und auch meine persönliche Meinung findest Du da. 

Schubladen zu! Warum Dogmatismus in der Hundeszene nervt

Ich hab’s so satt. Mir geht dieser Dogmatismus in der Hundeszene tierisch auf den Keks.

Die letzten Tage war ich mal wieder auf Facebook und Insta unterwegs und kam aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. 

Ein Beispiel aus einer Trainergruppe:
Ein Hund, der an der Leine pöbelt. Die Kommentare? Ein Schlachtfeld. „Du musst rein positiv arbeiten!“ „Der Hund braucht Grenzen!“ „Bedürfnisorientiert ist der einzige Weg!“ „Raumverwaltung löst alles!

Und ich saß da und dachte: Leute, ernsthaft? Können wir uns vielleicht auch mal gegenseitig zuhören? Oder müssen wir wirklich immer gleich losbrüllen?  

Willkommen im Schubladendenken

Die Hundeszene hat ein Problem. Und nein, ich meine nicht die Hunde. Ich meine uns Menschen und unsere Unfähigkeit, auch nur einen Millimeter von unserer „einzig wahren Methode“ abzuweichen. Jeder hat die Lösung gefunden. Und wehe Du tanzt aus der Reihe. Dann bist Du wahlweise ein Weichei, ein Tyrann, völlig ahnungslos oder gleich ein Tierquäler, dem sofort der Hund weggenommen gehört.

Da gibt es die „Rein Positiv“-Fraktion, die schon Schnappatmung bekommt, wenn man das Wort „Nein“ auch nur denkt. Auf der anderen Seite stehen die „Grenzen setzen“-Verfechter, die bei jedem bedürfnisorientierten Kommentar die Augen rollen. Dazwischen tummeln sich die Bedürfnisorientierten, die Raumverwalter, die Strukturfanatiker, alle fest überzeugt, dass ihr Weg der einzig richtige ist.

Ganz ehrlich? Wer soll da noch durchblicken? 

Ich nicht! Ich stehe in der Mitte und denke mir: Ihr habt doch alle ein bisschen Recht. Und gleichzeitig alle ein bisschen Unrecht.

Die Lager im Überblick und was die Wissenschaft dazu sagt

Bevor jetzt alle aufschreien: Ja, es gibt Fakten. Richtige, wissenschaftlich belegte Fakten. Und die sollten wir kennen, bevor wir dogmatisch unsere Fahnen schwenken.

Die Lager

Rein positiv

  • Ursprung: Lerntheorie, insbesondere die operante Konditionierung nach Skinner.

  • Definition: Arbeit mit positiver Verstärkung (Belohnung für erwünschtes Verhalten) und Vermeidung von positiver Bestrafung (z. B. Leinenruck, körperliche Strafen).

  • Praxis: Belohnungen wie Futter, Spiel, Lob. Unerwünschtes Verhalten wird möglichst ignoriert oder durch Alternativverhalten ersetzt.

  • Forschung: Zahlreiche Studien zeigen, dass positive Verstärkung ein effektiver Weg ist, Verhalten aufzubauen (z. B. Feuerbacher & Wynne 2011).

Bedürfnisorientiert

  • Ursprung: Begriff aus der Humanpädagogik, übertragen in die Hundeszene.

  • Kernidee: Hunde sollen so trainiert und begleitet werden, dass ihre Grundbedürfnisse (z. B. Nahrung, Ruhe, Bewegung, Sicherheit, Sozialkontakt) berücksichtigt und erfüllt werden.

  • Praxis: Training wird oft darauf abgestimmt, Bedürfnisse zu identifizieren und daraus Motivation abzuleiten (z. B. mehr Ruhe, wenn Hund überdreht; mehr Sozialkontakt, wenn Bindung fehlt).

  • Forschung: Es gibt keine direkte Studie zu „bedürfnisorientiertem Training“ als Methode. Aber viele Studien belegen die Bedeutung einzelner Bedürfnisse (z. B. Cortisolanstieg bei Isolation, Lernverbesserung nach Schlaf).

Raumverwaltung

  • Ursprung: Konzepte wie Natural Dogmanship (Jan Nijboer).

  • Kernidee: Wer Raum kontrolliert, kontrolliert automatisch Ressourcen und vermittelt Sicherheit.

  • Praxis: Trainer nutzen bewusst ihr Verhalten im Raum, um Hunde zu lenken (z. B. Türen blockieren, Bewegungen steuern, Distanzregeln setzen).

  • Forschung: Direkte Studien zur „Raumverwaltung“ als Methode gibt es nicht. Sie fußt auf Beobachtungen von sozialem Verhalten bei Wölfen und Hunden, sowie auf Prinzipien von Ressourcenkontrolle.

Grenzen setzen

  • Ursprung: Klassische Hundeerziehung, stark geprägt durch Hierarchie- und Dominanzvorstellungen.

  • Moderne Definition: Nicht mehr primär Härte, sondern klare, konsistente Regeln und Rahmenbedingungen für den Hund.

  • Praxis: Grenzen können durch Management (z. B. Leine, Türgitter), Training (Signal „Stopp“), oder klare Regeln (nicht auf Sofa, nicht über Straße) umgesetzt werden.

  • Forschung: Studien zeigen, dass Vorhersagbarkeit und Konsistenz für Hunde wichtig sind, um Stress zu vermeiden (z. B. Hennessy 1997; C. Cavalli et al. 2022). Unklare Regeln erhöhen Stress und Frustration. Grenzen wirken also stabilisierend, solange sie fair vermittelt werden.

Die Fakten

  • Positive Verstärkung funktioniert. Das ist zigfach belegt. Studien zeigen immer wieder: Belohnungsbasiertes Training ist effektiv und hat weniger unerwünschte Nebenwirkungen als strafbasierte Methoden. Karen Pryor hat mit Clickertraining Maßstäbe gesetzt, und moderne Verhaltensforschung gibt ihr recht.
  • Strafbasiertes Training hat Risiken. Auch das ist wissenschaftlich belegt. Hunde, die mit harten Strafen trainiert werden, zeigen erhöhte Stressmarker und ein höheres Risiko für Verhaltensprobleme. Das heißt nicht, dass jedes „Nein“ den Hund traumatisiert, aber es heißt, dass wir vorsichtig sein sollten.
  • Die Dominanztheorie ist tot. Ja, mausetot. David Mech, der ursprünglich die Alpha-Wolf-Theorie popularisiert hat, hat sie selbst korrigiert. Wölfe in freier Wildbahn leben in Familienverbänden, nicht in Dominanzhierarchien. Einen ausführlichen Artikel auf Deutsch dazu findest Du bei Animal Learn.  Wer heute noch von „Rudel“ und „Alpha“ spricht, ist wissenschaftlich nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wobei die Begriffe im alltäglichen Sprachgebrauch auch immer wieder falsch angewendet werden. Begrifflichkeiten sind somit generell etwas schwierig.
  • Struktur und klare Kommunikation sind wichtig. Hunde brauchen Orientierung. Sie brauchen Vorhersehbarkeit. Sie wollen wissen, was von ihnen erwartet wird. Das ist keine Dominanz, das ist einfach gute Kommunikation.
  • Grenzen sind keine Gewalt. Ein klares „Nein“, ein Abbruch eines unerwünschten Verhaltens, eine Regel, das sind keine Strafen im wissenschaftlichen Sinne. Das ist Information. Und ja, Hunde können und müssen lernen, dass nicht alles geht.

Die Grauzone – wo es kompliziert wird

Jetzt kommen wir zu den Bereichen, wo die Wissenschaft noch nicht alle Antworten hat. Bedürfnisorientierung zum Beispiel. Klingt toll, oder? Der Hund entscheidet mit, hat Autonomie, seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt.

Aber was sind eigentlich „echte“ Bedürfnisse? Wenn mein Hund das „Bedürfnis“ hat, jeden Jogger zu jagen, erfülle ich das dann? Ist es Autonomie oder einfach schlechtes Training, wenn er entscheidet, dass er heute keine Lust auf Rückruf hat?

Die Balance zwischen Bedürfnissen und notwendiger Führung ist komplex. Und genau deshalb brauchen wir keine Dogmen, sondern Köpfchen.

Dogmatismus Hund
Wer soll denn da noch durchblicken? Der Hund glaubt bald, er soll ein Einhorn werden.
Bild KI generiert

Warum alle ein bisschen Recht haben (und trotzdem hart nerven)

Die Wahrheit ist doch, wie so oft, echt einfach: Fast jeder Ansatz hat einen wahren Kern.

Positive Verstärkung? Funktioniert fantastisch. Ich liebe es, mit meinen Hunden zu arbeiten, ihnen Erfolge zu ermöglichen, sie für gutes Verhalten zu belohnen und ihnen eine gute Zeit zu schenken. Das baut eine tolle Beziehung auf.

Aber: Wenn ich mir sicher bin, sie haben verstanden was ich von ihnen will und setzen die Aufgaben nicht um, dann wird’s eben auch mal nicht positiv.  

Bedürfnisorientiert? Klar! Ich achte darauf, dass meine Hunde genug Schlaf bekommen (was hier in meinem Chaos auch nicht immer einfach ist), dass sie artgerechte Beschäftigung haben, und dass sie nicht überfordert werden. Das ist wichtig und richtig.

Aber: Die Bedürfnisse meiner Hunde enden da, wo sie andere Lebewesen in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung einschränken. Fun Fakt: Auch ich zähle mich zur Gruppe der „anderen Lebewesen“. Denn nein, ich ordne meine Bedürfnisse nicht hinter denen der Hunde ein. Zumindest nicht immer. Es sind immer Kompromisse. Mal verzichte ich, mal sie. Easy. 

Grenzen setzen? Absolut! Meine Hunde dürfen nicht jeden Gast anspringen, nicht aus dem Haus schießen, wenn die Tür aufgeht, nicht am Tisch betteln und mit nassen Pfoten nicht aufs Sofa. Und es ist unter Androhung der Todesstrafe verboten, den Feldweg in Richtung Bahngleise zu verlassen. Das sind klare Regeln, und die machen unser Zusammenleben entspannt.

Aber: Auch Grenzen sind keine Dogmen. Finden wir es nicht alle toll, mal was „Verbotenes“ zu tun? Lassen wir den Hunden, wenn möglich, doch auch mal diesen „Nervenkitzel“!

Raumverwaltung? Ja, manchmal! Wenn ich weiß, dass eine Situation schwierig wird, manage ich sie. Da gehen die Hunde dann eben auch mal hinter mir, obwohl sie ihren Auftrag eher vorne sehen würden. 

Aber: Nur weil ich immer zuerst aus der Tür gehe, bin ich nicht automatisch der Rudelführer des Jahres. Triggerwarnung: Ich steige sogar ab und zu über meine Hunde drüber, damit sie weiter schlafen können. Die lieben Tierchen haben aber ein Talent dafür dann trotzdem auszustehen, und zwar genau in dem Moment, wo ich auf einem Bein mit der vollen Kaffeetasse über ihnen stehe. Kennst Du, oder? 

Das Problem ist nicht, dass die Ansätze falsch sind. Das Problem ist der Dogmatismus. Die Unfähigkeit zu sagen: „Hey, das funktioniert in dieser Situation, aber vielleicht brauche ich da was anderes.“

Mein Ansatz – pragmatisch und ohne Dogmatismus

Ich arbeite mit meinen Hunden nicht nach einem starren System. Ich arbeite nach dem, was der jeweilige Hund in der jeweiligen Situation braucht. Hier wird klar, dass da bei 3 Hunden, ein und die selbe Situation manchmal 2 bis 3 verschiedene Handlungsweisen braucht. 

Beim Aufbau eines neuen Signals? Rein positiv, kleinschrittig, mit viel Belohnung. Da gibt es kein „Nein“, nur Erfolg oder nochmal probieren.

Bei Sicherheitsthemen wie Giftködern oder Straßenverkehr? Klare Grenzen, sofort, unmissverständlich. Da geht es um Leben und Tod, nicht um Diskussionen über Bedürfnisse.

Wenn ein Hund überdreht ist und nicht mehr ansprechbar? Runterfahren, Reize reduzieren, Management. Nicht noch mehr Training draufpacken.

Wenn er unsicher ist? Vertrauen aufbauen, positive Erfahrungen schaffen, Bedürfnis nach Sicherheit erfüllen.

Und ich liebe es, dass es so viele verschiedene Ansätze gibt und ich mich immer wieder aus verschiedenen Werkzeugkisten bedienen kann. Warum zur Hölle soll, ja muss, ich mich denn da für einen entscheiden? Das ist doch dumm. Ich schließe so viele gute Sachen aus, nur um einer Strömung fast schon sektenhaft zu folgen. Versteh ich nicht. 

Das eigentliche Problem? Je mehr Dogma, je lauter! 

Weißt Du, was mich wirklich aufregt? Nicht die verschiedenen Methoden. Sondern die Missionare. Wenn mancher Trainer auf Facebook schreibt, denke ich: „Der Hund braucht keine Grenzen, aber der Trainer vielleicht mal eine.“

Die Leute, die in jeder Hundegruppe ihre Methode predigen müssen. Die bei jedem Problem die gleiche Lösung haben, egal ob’s passt oder nicht. Die andere runtermachen, weil die nicht ihrer Ideologie folgen.

Es geht nicht darum, wer die coolste Methode hat. Es geht um:

  • Den individuellen Hund mit seiner Geschichte, seiner Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen
  • Die konkrete Situation  ein Welpe braucht was anderes als ein Senior, ein ängstlicher Hund was anderes als ein draufgängerischer
  • Die Beziehung
    was bei mir und meinem Hund funktioniert, muss bei Dir nicht klappen
  • Reflektierte Praxis 
    nicht blind einer Methode folgen, sondern schauen: Wirkt das? Geht’s meinem Hund damit gut? Geht’s mir damit gut?

Am Ende zählt doch nur eins: Geht es dem Hund gut? Ist er entspannt, ausgeglichen, glücklich? Funktioniert das Zusammenleben? Hat der Mensch ein gutes Gefühl?

Wenn die Antwort ja ist, dann ist es egal, ob Du das „rein positiv“, „bedürfnisorientiert“ oder „strukturiert“ nennst.

Mein Appell: Schubladen zu, Hirn an

Ich wünsche mir mehr Offenheit in der Hundeszene. Mehr Neugier statt Rechthaberei. Mehr „Lass uns schauen, was funktioniert“ statt „Das ist der einzige Weg“.

Wir sollten voneinander lernen statt uns zu bekriegen. Die „Rein Positiv“-Fraktion könnte von der Klarheit der Grenzensetzer lernen. Das „Wir-haben-uns-alle-lieb-Lager“ könnte verstehen, dass nicht jedes Verhalten „Dominanz“ ist. Die Bedürfnisorientierten könnten akzeptieren, dass auch ein Hund manchmal Dinge tun muss, auf die er keine Lust hat und dass es neben dem Hund noch andere Lebewesen gibt, die ebenfalls Bedürfnisse haben. 

Und am Wichtigsten: Wir sollten aufhören, jeden, der anders trainiert als wir, als Tierquäler oder Weichei abzustempeln.

Meine Wahrheit ist: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Es gibt gute Prinzipien, gesicherte Erkenntnisse, bewährte Methoden. Aber wie wir die kombinieren, gewichten und anwenden, das ist individuell. Und soll es in meinen Augen auch bitte bleiben. 

Mein Hund ist kein Lehrbuch. Dein Hund auch nicht. Und genau deshalb brauchen wir keine Ideologien, sondern gesunden Menschenverstand, Empathie und die Bereitschaft, flexibel zu sein.

Also: Schubladen zu. Hirn an. Hund anschauen. Und dann das machen, was für genau diesen Hund in genau dieser Situation das Beste ist.

Ist das so schwer? Schreib mir Deine Sicht der Dinge gerne in die Kommentare. Feuer frei! 

Der Hund mit Maulkorb: Schandmal oder Game-Changer?

Was sind Deine ersten Gedanken, wenn Dir ein Hund mit Maulkorb begegnet? Sei ehrlich!

In den allermeisten Fällen assoziieren Menschen Hunde mit Maulkorb als gefährlich. Die Besitzer gelten als zu faul zum Trainieren. Aber ist das wirklich immer so?

Mit diesem Artikel möchte ich sachlich und praktisch über Maulkörbe aufklären. Ich zeige Dir, warum sie weit mehr sind als ein „Gefängnis auf der Nase“ und wie Du Deinen Hund stressfrei daran gewöhnst?

Dein Hund wird niemals einen Maulkorb tragen? Lies den Artikel trotzdem und schaue, ob Du im Anschluss immer noch derselben Meinung bist.

Maulkorb-Mythen: Diese Vorurteile halten sich hartnäckig

Das größte Vorurteil ist immer noch „Nur aggressive Hunde tragen einen Maulkorb!“ Das „nur“ kann ich dabei allerdings nicht unterschreiben. Ich würde mich freuen, wenn tatsächlich mehr der aggressiven Hunde einen Korb tragen würden. Das würde viel bewirken.

Der Maulkorb als vermeintliches „Schandmal“

Weiterhin wird ein Maulkorb oft als Schandmal angesehen. Er drückt den Haltern den Stempel auf: „Die sind doch nur zu faul zu trainieren. Der arme Hund muss jetzt mit so einem Gefängnis auf der Nase rumlaufen.“

Ich sehe das z. B. ganz anders, denn der Großteil dieser Besitzer sind nicht zu faul, sondern das Gegenteil. Sie trainieren aktiv mit dem Hund und nutzen dabei den Korb als Hilfmittel.

Bäm! So wird aus „faul“ ganz schnell „verantwortungsbewusst“!

Vernichtende Blicke und verbale Attacken in der Öffentlichkeit

Diese beiden großen Vorurteile führen immer noch zu mitleidigen bis abfälligen Blicken in der Öffentlichkeit.

Auch verbale Reaktionen sind nicht selten:

  • „Was bist du denn für ein gemeiner Mensch?“
  • „Dir sollte man auch mal so ein Ding aufsetzen!“

Solche übergriffigen Kommentare sind alles andere als schön.

Das Ergebnis: Menschen schreien nicht gerade „Hurra“, wenn ich ihnen im Training einen Maulkorb nahelege. Sie fühlen sich unwohl bei dem Gedanken an ihren Hund mit diesem „scheußlichen Ding“ im Gesicht.

Mit dem Stigma eines Tierquälers will schließlich niemand belegt werden.

Warum ein Maulkorb für Deinen Hund sinnvoll ist

Gesetzliche Bestimmungen: Wann ist ein Maulkorb Pflicht?

Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln: In Deutschland gibt es keine einheitlichen Bestimmungen. Die Pflicht hängt vom jeweiligen Verkehrsverband ab.

Reist Du mit der Deutschen Bahn (sehr unwahrscheinlich, ich weiß) und Dein Hund ist nicht in einer Transportbox? Dann muss er angeleint sein und einen Maulkorb tragen. 

Rassespezifische Auflagen: Bestimmte Rassen haben per se eine Maulkorbpflicht. Diese variiert stark von Bundesland zu Bundesland. Frag daher explizit in Deinem Regierungsbezirk nach.

Auch die Regeln zur Befreiung von dieser Pflicht sind nicht einheitlich geregelt.

Auslandsreisen mit Hund: In vielen Ländern gibt es strengere Bestimmungen als in Deutschland. Hier gibt es ebenfalls regionale Unterschiede.

Es kann passieren, dass an Deinem Urlaubsort eine Maulkorbpflicht gilt und verrückterweise sogar kontrolliert wird. Wäre schade, wenn Du deswegen statt nach Italien in die Eifel fahren müsstest. Wobei es in der Eifel auch schön ist.

Medizinische Gründe: Wenn der Maulkorb zum Lebensretter wird

Tierarztbesuche und Notfallbehandlungen: Ein Hund kann unter Schmerzen oder in Panik ganz anders reagieren als gewohnt. Gut ist es, wenn er dann nicht auch noch dem Stress eines unbekannten Maulkorbes ausgesetzt ist.

Ist der Hund an einen Maulkorb gewöhnt, lässt er sich in Notfallsituationen schneller und sicherer helfen.

Schutz vor Giftködern und Fremdfutter: Die Giftköderwarnungen nehmen immer weiter zu. Manchmal weiß man gar nicht mehr, wo man noch spazieren gehen soll, ohne seinem Hund einer Vergiftungsgefahr auszusetzen.

Oder Du hast so einen kleinen „Staubsauger“ an Deiner Seite, der alles frisst, was er so finden kann. In beiden Situationen kann ein Maulkorb, neben einem Anti-Giftköder-Training Sicherheit bieten. Er kann die Lebensversicherung Deines Hundes sein.

Stressreduktion für Hundebesitzer: Hier geht es um das Senken des Stresses beim Menschen. Reaktive Hunde, die an der Leine pöbeln, bringen ihre Besitzer oft schon vor dem Auslösen auf einen Ruhepuls von 180.

Diese Spirale lässt sich oft dadurch unterbrechen, dass der Mensch Sicherheit bekommt, dass sein Hund „nichts tun“ kann. Dadurch kann er dem Hund signalisieren, dass es keinen Grund zum Ausflippen gibt.

Arbeit mit unsicheren oder ängstlichen Hunden: Ein Maulkorb kann die Arbeit mit sehr unsicheren oder verängstigten Hunden erleichtern. Besonders bei Hunden, die sich nicht anfassen lassen.

Im Training kann man den Hunden leichter Sicherheit vermitteln. Als Mensch fühlt man sich geschützt und muss den Hund nicht in seinen Attacken nach vorne bestätigen.

Trainings- und Sozialisierungshilfe

Unterstützung beim Hundetraining: Wie bereits erwähnt, kann der Maulkorb dabei helfen, Fortschritte im Training zu machen und viel Emotionalität bei Mensch und Hund kann abgefedert werden.

Ein Maulkorb kann auch bei der (Re-)Sozialisierung helfen. Der Hund kann mit Maulkorb weniger schwere körperliche Verletzungen zufügen.

Sicherheit für alle Beteiligten: Kann der Hund seine Zähne nicht einsetzen, bietet das größere Sicherheit. Viel mehr Trainingsansätze werden möglich.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Eine Attacke mit Maulkorb kann durchaus schmerzhaft sein und zu blauen Flecken führen. Der Maulkorb ist kein Wundermittel, schützt aber vor Bissen, die echt gefährlich werden können.

Kleiner Hund mit Maulkorb
Charly nach seinem Umzug zu Nina in „voller Montur“. Auch kleine Hunde haben Zähne.

Der versteckte Vorteil: Mehr Ruhe beim Gassigehen

Ganz ehrlich? Für mich ist das fast DER Grund, einen Maulkorb zu nutzen.

Statt sich von Vorurteilen runterziehen zu lassen, nutze diese für Dich. Gewinne ihnen Positives ab:

Mehr Platz für Dich und Deinen Hund: Die meisten Menschen halten Deinen Hund für gemeingefährlich. Deshalb halten sie viel mehr Abstand zu Euch. Bingo!

Wer freut sich nicht darüber, in Ruhe seinen Weg zu gehen?

Tut-Nix-Besitzer bleiben fern: Meist checkt auch der merkbefreiteste Tut-Nix-Besitzer, dass es ratsam ist, seinen Hund nicht zu Deinem zu lassen.

Okay, er wird Dich als faul und unfähig abstempeln. Aber immerhin hat er seinen „süßen, kleinen Schnuffel“ an der Leine.

Denk Dir Deinen Teil. Lächel….und geh weiter!

Sollte jeder Hund den Maulkorb kennen lernen?

Warum jeder Hund maulkorbtrainiert sein sollte

Zumindest die medizinischen und praktischen Gründe sprechen dafür, dass jeder Hund einen Maulkorb kennen sollte.

Wie praktisch ist es, wenn Du in jeder Situation weißt: Du und Dein Hund seid gut vorbereitet. Es stellt kein Problem dar, mit der Bahn zu fahren oder sich im Ausland überall zu bewegen. Es gibt keine Einschränkungen in Eurem Leben und keine Situationen, die Ihr nicht easy meistern könnt.

Du fährst nicht mit der Bahn und nicht ins Ausland? Kannst Du das für den Rest Deines Lebens mit Hund genau so sagen?

Notfallsituationen und unvorhergesehene Umstände

Was ist, wenn sich Deine Lebenssituation ändert? Wir alle wissen nicht, was das Leben für uns bereithält. Dinge können sich von heute auf morgen ändern.

Wie gut ist es, wenn Du bereits vorgebaut hast! Du musst Dir, neben all den anderen Schwierigkeiten, keine Gedanken machen, wie Du es auch noch schaffen sollst, Deinen Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen.

Der Maulkorb als normales Hilfsmittel

Ich würde mir wünschen, dass wir im Hundetraining einen Maulkorb einfach als ganz normales Hilfsmittel ansehen könnten. Genauso wie Halsband und Leine auch.

Je normaler wir damit umgehen, desto eher können wir Vorurteile in der Bevölkerung abbauen. Je selbstverständlicher das Bild von Hunden mit Maulkorb wird, desto weniger Anfeindungen erhalten wir. Und umso sicherer werden wir im Umgang mit unseren Hunden.

Den richtigen Maulkorb für den Hund auswählen

Materialien und ihre Vor- und Nachteile

Mittlerweile gibt es verschiedene Materialien für Hundemaulkörbe. Jeder kann das finden, was zu seinen Vorlieben und Ansprüchen passt.

Metallmaulkörbe:

  • Vorteile: Extrem beißsicher, ermöglichen uneingeschränkte Futter- und Wasseraufnahme, freies Hecheln, gute Luftzirkulation
  • Nachteile: Sehr schwer, starr und hart (daher unbedingt auf Polsterung achten!), tun bei Angriffen echt weh
  • Geeignet für: Hunde mit echten Beschädigungsabsichten (erste Wahl)

Ledermaulkörbe:

  • Vorteile: Angenehm zu tragen, praktisch zu verstauen (flexibel)
  • Nachteile: Hoher Pflegeaufwand, empfindlich bei Nässe, werden ohne Pflege hart und brüchig, können unangenehm riechen

Biothane-Maulkörbe:

  • Vorteile: Pflegleicht, wasserbeständig, robust und hygienisch
  • Nachteile: Können nicht mit Fressschutz ausgestattet werden (Problem lässt sich durch enge Riemenanordnung lösen, klappt aber nicht bei allen Hunden)

Kunststoffmaulkörbe:

  • Vorteile: Sehr leicht, günstig, oft mit Fresseinsätzen
  • Nachteile: Meist nicht individuell angepasst, ermöglichen nicht immer vollständiges Hecheln, anfällig für Benagen, können bei Kälte spröde werden

Nylonmaulkörbe:

  • Vorteile: Sehr leicht
  • Nachteile: Nur für kurze Einsätze geeignet, erschweren Hecheln und Wasseraufnahme, nicht beißsicher

Passform und Größe

Ein guter Maulkorb, vor allem wenn er längerfristig getragen werden soll, muss richtig passen!

Es ist wichtig, dass Du Deinen Hund richtig vermisst. Gängige Maße sind hier

  • Länge der Schnauze
  • Schnauzenumfang
  • Breite der Schnauze
  • Höher der Schnauze (geschlossen und hechelnd)

Wichtig ist, dass die Bewegungsfreiheit des Hundes durch einen zu großen Korb nicht eingeschränkt wird. Ebenso wie genug Raum zum Hecheln und Trinken. Druckstellen soll ein Maulkorb beim Hund natürlich auch auf keinen Fall verursachen.  

Tipp: Achte beim Kauf darauf, ob die Hersteller Außen- oder Innenmaße angeben. Gute Maulkorbberatung und eine große Auswahl findest Du beispielsweise bei Chic + Scharf 

Qualitätskriterien wie Verarbeitung und Sicherheit sind entscheidend. Wie so oft gilt: Billig kaufen ist oft doppelt kaufen!

Maulkorb-Training: Schritt für Schritt zur Akzeptanz

Vorbereitung: Die richtige Grundhaltung beim Hund erzeugen

Positive Verknüpfungen schaffen: Dieses Training soll immer positiv aufgebaut werden. Vermittle Deinem Hund, dass das Tragen eines Maulkorbs normal ist. Es soll angenehm sein und keine Einschränkung oder Strafe darstellen.

Das richtige Timing: Ein Maulkorbtraining baust Du am besten präventiv auf. So musst Du kein Hauruck-Verfahren anwenden.

Schaffe eine ruhige und entspannte Trainingsumgebung. Wähle Zeiten, in denen Ihr beide gechillt seid.

Wichtig: Belohne bereits den Prozess des Anziehens, nicht nur das Ende der Tragezeit!

Benötigte Hilfsmittel:

  • Hochwertige Leckerlis
  • Optional: Clicker

Die 7 Trainingsschritte zum maulkorbtrainierten Hund

Schritt 1 – Kennenlernen: Zeige Deinem Hund den Maulkorb und schaffe positive Emotionen. Dein Hund soll den Anblick des Maulkorbs mit etwas Tollem verknüpfen.

Schritt 2 – Berühren: Dein Hund berührt den Maulkorb freiwillig und wird dafür belohnt.

Schritt 3 – Hineinschauen: Die Schnauze kommt kurz in den Maulkorb. Lob gibt es auch noch außerhalb des Korbs.

Schritt 4 – Schnauze im Korb belassen: Wenn Dein Hund die Schnauze selbstverständlich in den Maulkorb steckt, lobe ihn. Gib ihm das Leckerchen von vorne in den Maulkorb, solange die Schnauze drin ist.

Schritt 5 – Anziehen: Jetzt wird der Maulkorb geschlossen. Erst nur ganz kurz und gleich wieder öffnen.

Schritt 6 – Verlängern: Verlängre schrittweise die Tragezeit des geschlossenen Maulkorbs.

Schritt 7 – Ablenkung erhöhen: Trainiere nun auch mit Bewegung und in verschiedenen Situationen.

Diese Fehler solltest Du beim Maulkorbtraining vermeiden

Zu schnelles Vorgehen: Nimm Dir Zeit für das Training. Je kleinschrittiger und sauberer Du es aufbaust, desto selbstverständlicher trägt Dein Hund den Maulkorb.

Unregelmäßiges Üben: Mach das täglich ein paar Mal „nebenbei“, nicht einmal die Woche für eine Stunde.

Negative Verknüpfungen: Mache Deinem Hund das Tragen und Anlegen so angenehm wie möglich. Setze ihm den Maulkorb nicht einfach auf die Nase und schimpfen ihn dann, weil er ihn loswerden will. Das ist kontraproduktiv.

Unpassende Belohnungen: Wie in jeder Trainingssituation kommt es auf die Wertigkeit der Belohnungen an. Deine Belohnungen sollen beim Hund auslösen: „Wow, der Maulkorb! Voll gut, da gibt’s immer tolle Sachen. Pack den ja nicht so schnell weg wie gestern!“
Wie Du das schaffst, kannst Du in den Beiträgen Belohnungen im Hundetraining oder Belohnungshierarchie und Belohnungssystem im Hundetraining nachlesen. 

Das ist beim Tragen eines Maulkorbes zu beachten

Sicherheit und Komfort für Deinen Hund

Maximale Tragezeiten: Das Tragen eines gut sitzenden Maulkorbs ist nach richtiger Gewöhnung für den Hund ungefähr so wie für uns das Tragen einer Brille.

Dein Hund kann den Maulkorb so lange tragen, wie nötig. Bei wirklich gefährlichen Hunden in der Resozialisierung ist manchmal 24/7 notwendig. Nicht schön, geht aber. Diese Fälle gehören von Haus aus in die Hände eines Profis und sind extrem individuell zu betrachten.

Ein Maulkorb ist dennoch keine „Immerlösung“ und soll möglichst nur im Bedarfsfall getragen werden!

Wetterbedingungen berücksichtigen: Bei sehr heißem Wetter kann es nötig sein, die Tragezeiten zu verkürzen. Das gilt, falls der Maulkorb kein maximales Hecheln ermöglicht.

Auch sehr kalte Temperaturen können dazu führen, dass Maulkörbe am Hund anfrieren. Das ist nicht die Regel, muss aber beachtet werden.

Regelmäßige Kontrolle auf Druckstellen: Das sollte selbstverständlich sein.

Hygiene und Reinigung: Ein Maulkorb ist nur angenehm, wenn er regelmäßig gereinigt wird und nicht schon auf sieben Meilen gegen den Wind stinkt.

Dein Verhalten als Hundebesitzer

Du bist nicht nur beim Aufbau des Maulkorb-Trainings wichtig, sondern auch beim Tragen.

Entspannte Ausstrahlung: Sieh den Maulkorb als ganz normal an. Wie Leine und Halsband. Das überträgt sich auf Deinen Hund. Er wird ihn bald mit Würde und Stolz tragen.

Nein, er muss Dir nicht leidtun. Dafür gibt es keinen Grund.

Umgang mit Reaktionen anderer Menschen: Schaff Dir ein dickes Fell an. Wenn Du Lust hast, kläre die Menschen gerne auf. Wenn nicht, geh Deines Weges.

Du musst Dich nicht erklären. Du hast Dich bewusst für den Maulkorb entschieden, weil er Dir und vor allem Deinem Hund hilft.

Für die Meinungen fremder Leute bist Du weder verantwortlich, noch muss sie Dich interessieren.

Kontinuierliche positive Verstärkung: Auch wenn Dein Hund den Maulkorb schon lange kennt: Verstärke ihn immer mal wieder positiv. Wie das Aufladen eines Akkus.

Der muss nicht immer 100% Ladestatus haben. Dauerhaft leer ist aber auch schlecht. Gerade wenn Ihr den Maulkorb immer weniger braucht: Lass ihn nicht gänzlich verstauben.

Hund mit Maulkorb
Photocredit fate.bc https://www.instagram.com/fate.bc/

Wandel der gesellschaftlichen Sichtweise: Ist der Maulkorb noch ein Tabu?

Noch vor einigen Jahren war der Maulkorb für viele gleichbedeutend mit „gefährlicher Hund, unfähiger Halter“. Wer mit Hund und Maulkorb unterwegs war, musste mit hochgezogenen Augenbrauen und flüsternden Passanten rechnen.

Aufklärung zeigt erste Erfolge

In den letzten Jahren hat sich etwas getan. Durch Aufklärungsarbeit von Trainern, Vereinen und Tierschutzorganisationen ist der Maulkorb mehr ins Bewusstsein gerückt. Nicht nur als „Strafwerkzeug“, sondern als sinnvolles Hilfsmittel.

Auch in den Medien tauchen immer häufiger Bilder von Hunden mit Maulkorb auf, ohne dass gleich das Klischee vom „Kampfhund“ bedient wird.

Regionale und generationsbedingte Unterschiede

Trotzdem: Die Entwicklung verläuft nicht überall gleich.

In Deutschland: Während in manchen Städten Hundebesitzer entspannter reagieren und Maulkörbe häufiger sehen, gelten sie in ländlicheren Regionen nach wie vor als Makel. Die Akzeptanz hängt stark von Bundesland, Stadt und sogar vom Viertel ab.

International: In Ländern wie Italien oder Spanien gehört der Maulkorb in der Öffentlichkeit bei größeren Hunden oft selbstverständlich dazu. Ohne großes Drama.

Generationswechsel: Jüngere Hundebesitzer, die mit positivem Training und mehr Fachwissen aufwachsen, sehen den Maulkorb deutlich pragmatischer. Für sie ist er eher ein Sicherheitsgadget als ein Stigma.

Fazit: Der Maulkorb als normales Hilfsmittel

Ein Maulkorb ist kein Gefängnis, sondern ein Werkzeug. Er kann Leben retten, Training erleichtern und Sicherheit für Mensch und Hund schaffen..

Die größten Hürden sind nach wie vor die Vorurteile: „aggressiv“, „faul“, „Tierquäler“. Doch je mehr wir sachlich aufklären und je normaler das Bild eines Hundes mit Maulkorb im Alltag wird, desto schneller verlieren diese Vorwürfe an Gewicht.

Mein Plädoyer an alle Hundebesitzer

Sehen wir den Maulkorb als das, was er ist: ein normales Trainings- und Sicherheitstool. Genauso selbstverständlich wie Halsband, Leine oder Geschirr.

Als Hundebesitzer tragen wir nicht nur für unsere Tiere, sondern auch dafür Verantwortung, wie wir mit unserer Umwelt umgehen.

Jeder kann mithelfen:

  • Ein freundlicher Satz zur Aufklärung
  • Eine kurze, sachliche Erklärung
  • Einfach selbstbewusst vorangehen

Schon das kann dazu beitragen, die Sichtweise anderer zu verändern. Jeder Hundebesitzer, der entspannt mit Maulkorb unterwegs ist, trägt dazu bei, dass das Thema normaler wird.

Ich würde es mir wünschen. 

Und mich interessiert Deine Meinung dazu wirklich brennend. Lass gerne einen Kommentar da. 

📷 Danke an fate.bc für die Bilder von meinem Lieblings-HSH-Mix Bo, im Besitzer der lieben Franka mit ihrem Lieblingspack 

Was kostet eine gute Hundeschule? Ein Blick hinter die Preise im Hundetraining.

„200 Euro? Für einen Kurs in der Hundeschule? Da kann ich ja ein ganzes Wochenende in ein Wellness-Hotel fahren.“

Ja, das stimmt. Kannst Du machen. Aber was bringt Dich wirklich weiter?

Soll ich Dir ehrlich was verraten? 200 Euro für einen Kurs über 8 Trainingseinheiten ist immer noch extrem günstig….. wenn Du weißt was hinter dieser Zahl steht. 

Da mir Transparenz wichtig ist, lasse ich heute für Dich die Hosen runter und zeige Dir, wie diese Kosten für Deinen Besuch in der Hundeschule zustande kommen. Am Ende möchtest Du mir vielleicht das Doppelte bezahlen! Klingt verrückt? Dann lass uns mal hinter die Kulissen schauen

„Teuer“ ist relativ. Und Dein Hund ist keine Kaffeemaschine. 

Hä? Kaffeemaschine? Ja, bei der brauchst Du nach dem Auspacken nur noch die Anleitung lesen und schon läuft sie. 

Dein Hund hat keine Gebrauchsanleitung im Gepäck!

Im Gegensatz zum teuren Küchengerät hat Dein Hund wahrscheinlich keinen Beipackzettel dabei und somit musst Du ihn selber „programmieren“, damit er „funktioniert“. Das ist aufwendig und kostet auf jeden Fall Zeit und Nerven. Die Investition in die Abkürzung Hundeschule kostet hingegen Geld, spart am Ende aber Zeit und Nerven! 

Wenn Du in eine Hundeschule gehst, um Dir ein bisschen Unterstützung zu holen, dann investierst Du also in Eure Beziehung und in Dein Nervenkostüm. 

Was wirklich im Kurspreis steckt

  1. Zeit ist Geld:
    Für eine Stunde mit Dir, rechne ich mind. 1,5 Stunden Arbeit. Zu einem guten Training gehört nämlich auch eine gute Vor- und Nachbearbeitung der Stunden.

  2. Fachwissen kostet:
    Alles was ich in Aus- und Fortbildungen, in Fachliteratur und (Internet)recherche investiert habe. Nicht nur an Geld, vor allem an Zeit!

  3. Versteckte Kosten:
    Versicherung & Steuern
    Miete Trainingsraum
    Trainingsmaterial
    Buchhaltung & Verwaltung
    Kosten für Mobilität zum Trainingsort

    Ich möchte Dich jetzt nicht mit Details der Betriebskalkulation langweilen, aber da kommt eine ganze Menge zusammen.

  4. Individuelle Beratung:
    Kostenloser Support zwischen den Stunden
    Kostenlose Online-Calls
    Anpassung von Übungen auch in einer Gruppenstunde

  5. Ausfallzeiten:
    Auch Selbständige brauchen Urlaub oder sind mal krank. Das muss kalkuliert werden.

  6. Informationsbereitstellung:
    Kostenloser und informativer Blog
    Kostenloser Newsletter 
    Das kostet neben den benötigten Programmgebühren auch einiges an Zeit.  

Darf ich von meiner Arbeit auch leben?

Gerade habe ich Dir einen groben Überblick von dem gegeben, was ich von einer Stunde sichtbarer Arbeit alles abdecken muss. Irgendwie haben wir aber jetzt noch gar nicht berücksichtigt, dass ich von dem Rest ja auch noch leben möchte. Einfach nur kostendeckend arbeiten ist nicht so ganz mein Ziel. Wenn Du ehrlich bist Deins auch nicht, oder? 

Auskommen ja, reich wird man damit nicht!

Wir haben oben nämlich nur die Dinge berücksichtigt, die unmittelbar mit der Hundeschule zu tun haben. Ganz nebenbei habe ich aber auch noch ein Haus, muss ab und zu was essen, hin und wieder mein Auto tanken und die lieben Tierchen hier leben auch nicht von Luft und Liebe. 

Klar, das muss jeder von seinem Verdienst bezahlen, egal ob angestellt oder selbständig. Aber auch ein Angestellter rechnet sich irgendwann mal aus was er verdienen musst, um gut über die Runden zu kommen.  

Warum billig teuer werden kann

Wie überall im Leben hat Qualität seinen Preis. Ja klar, ich könnte Gruppenstunden auch für 12,50 Euro anbieten. Allerdings müsste ich in diese Gruppen dann eben 10 Hunde packen. Mindestens.

Das Problem? Ich möchte das nicht. In meiner Welt ist das nicht zielführend und führt nicht zu guten Ergebnissen. Zumindest nicht schnell.

Als einer von 10-15 Teilnehmern bekommst Du nicht so viel Input wie als einer von 5. Das ist Mathematik. Du bräuchtest viel länger für das gleiche Ergebnis.

Billig kann aber auch bedeuten, dass der Trainer oder die Trainerin einfach noch nicht so viel Erfahrung hat und daher noch keine hohen Preise aufruft. Das finde ich nicht verkehrt und ehrlich gesagt auch fair, denn auch Erfahrung hat ihren Preis. 

Wie erkenne ich eine gute Hundeschule?

Es gibt ein paar Faktoren, an denen Du erkennen kannst, ob die Preise gerechtfertigt sind. Hier mal ein paar Beispiele: 

  1. Zeigt sich der Trainer auch mal mit seinem eigenen Hund und welchen Umgang pflegt er mit diesem? 

  2. Gibt es verschiedene Methoden oder wird alles über einen Kamm geschoren? 

  3. Wie viele Hunde sind in einer Gruppe? 

  4. Stehen bei großen Gruppen (über 6 Hunden) mehrere Trainer zur Verfügung? 

  5. Gibt es einen Support außerhalb der Stunden? Ist der, bis zu einem gewissen Ausmaß, im Preis enthalten? 

  6. Ehrlichkeit bei Unwissen: Gibt der Trainer zu, wenn er etwas nicht weiß, und recherchiert es dann?

Wahrnehmung vs. Realität

Oft habe ich das Gefühl, meine Arbeit wird nicht als solche angesehen. Als würde ich mein Geld mit Hundestreicheln verdienen. Meine Arbeit scheint maximal als „bezahltes Hobby“ zu gelten.

Dabei betreibe ich eine Hundeschule ernsthaft: mit Erfahrung, Ausbildung und laufenden Fortbildungen. Es ist ein Beruf! Und wer etwas gelernt hat, darf damit auch Geld verdienen. Ein Ingenieur arbeitet auch nicht aus Spaß an der Freude.

Genau das wird uns aber zum Verhängnis. Schließlich macht uns das Hundetraining ja so viel Spaß und Freude. Das stimmt. Tut es. Wenn es bei Deiner Arbeit anders ist…sorry, not sorry! 

Appell an meine Kollegen: Hört auf, Euch unter Wert zu verkaufen! Wenn ihr was draufhabt, zeigt das und lasst Euch angemessen bezahlen. Wir müssen fair bleiben, aber nicht den „billigen Jakob“ spielen.

Ich sehe mich auf jeden Fall nicht als Hobby-Else. Ich weiß was ich kann (und auch, was ich nicht kann) und finde, das darf ich auch in meiner Preisgestaltung sichtbar machen. 

Kurz gesagt: Eine Investition in entspannte Jahre

Hundeschule ist keine Spontananschaffung, sondern eine Investition in entspanntere Jahre mit Deinem Hund.

Frag nicht, ob es teuer ist. Frag, was es Dir erspart:

  • Stresssituationen beim Spaziergang
  • Peinliche Momente vor Besuch
  • Hunderte Stunden eigenes Experimentieren
  • Nerven und Frust für die ganze Familie

Die wahre Frage ist: Was ist Dir ein harmonisches Zusammenleben mit Deinem vierbeinigen Familienmitglied wert?

Wenn Du das nächste Mal 200 Euro für einen Hundekurs investierst, denk daran: Du kaufst nicht nur 8 Stunden Training. Du kaufst Dir Lebensqualität für die nächsten 10-15 Jahre.

Und das ist jeden Euro wert.

Wenn Du mehr über meine Kurse wissen möchtest, wirf einen Blick auf mein aktuelles Angebot. Das ist transparent und ohne Kleingedrucktes.

FAQ

Was kostet Hundetraining in der Hundeschule?

Eine seriöse Hundeschule liefert kein 08/15-Programm, sondern individuelles Training, fundiertes Wissen, Praxiserfahrung und direkte Betreuung. Dein Hund bekommt keine Fließbandtipps, sondern passgenaue Lösungen. So ist die Hundeschule der Maßanzug und das Youtube-Video das Billigshirt. Dazu kommen Versicherungen, Miete, Weiterbildung, Material, Steuern und die Zeit, die der Trainer außerhalb der Stunde für Planung, Dokumentation und Fragen investiert.

Nicht nur die 60 Minuten auf dem Platz. Du bezahlst Fachwissen, Trainingskonzepte, Equipment, Raumkosten, Versicherungen, Fahrtzeit, ständige Fortbildung, Organisation und Support. Ein fair kalkulierter Preis stellt sicher, dass die Qualität bleibt und Du nicht nach drei Wochen allein dastehst.

Kurzfristig ja, langfristig oft nein. Fehlerhaftes Training oder fehlende Betreuung führen zu Verhaltensproblemen, die später teurer werden (mehr Stunden, Verhaltenstherapie, ggf. Folgeschäden). Qualitätstraining baut nachhaltig auf. Das spart Dir Stress, Zeit und Kosten.

Achte auf Qualifikation, Transparenz, Trainingsphilosophie, individuelle Betreuung, Sicherheitskonzept, Kundenfeedback und die Atmosphäre vor Ort. Ein Trainer, der Fortbildungen vorweisen kann, Dich ehrlich berät und nicht nur „Sitz, Platz, Fuß“ verkauft, bietet echten Mehrwert.

Gruppenstunden teilen die Trainerzeit auf mehrere Hunde, deshalb ist der Preis pro Mensch-Hund-Team niedriger. Einzeltraining ist teurer, weil der Profi exklusiv für Dich plant, analysiert und begleitet. Beides kann sinnvoll sein. Je nach Ziel, Trainingsstand und Charakter Deines Hundes. Und auch Deine Vorlieben spielen eine Rolle. Wenn Du Dich in Gruppen nicht wohlfühlst, dann rate ich immer zum Einzeltraining. 

Günstige Hundeschulen sind nicht automatisch schlecht. Oft haben junge Trainer faire, niedrigere Preise. Vorsicht bei Dumpingpreisen: Große Gruppen (10+ Hunde) bedeuten wenig individuelle Betreuung. Qualitätskriterien: Kleine Gruppen, Nachbetreuung, verschiedene Trainingsmethoden und transparente Kostenstruktur. Preis-Leistung ist wichtiger als der reine Preis.

Ja, eine gute Hundeschule lohnt sich immer. Die Investition von 200-400 Euro erspart Dir Jahre von Problemen: Leinenaggression, Ungehorsam, Stress beim Tierarzt. Hochgerechnet kosten 8 Trainingsstunden weniger als 2 Euro pro Monat über die Lebenszeit Deines Hundes. Zusatznutzen: Entspannte Spaziergänge, sichere Hundebegegnungen und ein harmonisches Familienleben sind unbezahlbar.

Hundetraining ist günstiger als gedacht: Eine Friseurstunde kostet 40-80 Euro, eine Massage 60-90 Euro, ein Autoreifen-Wechsel 100+ Euro. Hundeschule-Gruppenstunden kosten hingegen nur 25 -35 Euro. Und das für professionelle Beratung, die 10 – 15 Jahre wirkt. Der Stundensatz liegt unter dem eines Handwerkers, obwohl Hundetrainer oft jahrelange Ausbildungen haben.

Mein August 2025 – Ganz schön viel los

Was für ein Sommer. Viel geschafft, wenig verschnauft. Aber der Reihe nach.

SOS von Charly dem Yorki-Mix

Ganz unbekannt war mir Charly nicht. Ende April gab es bereits einen Hilferuf seiner Besitzerin. Der kleine 3-Kilo-Zwerg schnappte sich durch seine Welt. Ich gab Tipps und Handlungsempfehlungen. Wie sich herausstellen sollte, wurden die aber nicht umgesetzt. 

Es kam wie es kommen musste. Charly hat zugebissen. Seine Besitzerin ist „Bluterin“ und landete so im Krankenhaus. Von dort erreichte mich auch der nächste Hilferuf. 

Charly war bereits seit 2 Tagen alleine zu Hause und die Nachbarn, die sich gekümmert haben, wollten über das Wochenende wegfahren. Ich also hin und den Zwerg abgeholt. 

Da saß er nun in meinem Wohnzimmer und wusste nicht wie ihm geschah. Mit meinen Hunden ging es erstaunlich gut und so konnte er schnell zumindest die Freiheit des Gartens genießen. Aber es wurde schnell klar, dass Charly sehr viel Verständnis, Zeit, Ruhe und Struktur braucht. Nichts was es hier in meinem Chaos über lange Zeit gibt. Wir sind ja dann doch eher, nun ja, sagen wir, spontan. 

Unvorbereitet das beste aus der Situation gemacht

Ich war völlig unvorbereitet. Einen passenden Maulkorb in seiner Größe hatte ich nicht, also arrangierten wir uns.  Denn anfassen war schwierig, wenn der Kontakt nicht von ihm ausging. 

Ich baute also an ein Markerwort auf, um ihn so zu überzeugen, dass Leineanziehen nicht das Schlechteste auf der Welt bedeutet. Immerhin konnten wir am 4. Tag das Haus an selbiger verlassen. 

Ich achtete darauf, seine Beschwichtigungssignale ernst zu nehmen und seine Grenzen im Körperkontakt zu respektieren. 

Ich mochte den Zwerg schon ziemlich gerne. Allerdings stellte sich schnell heraus, das meine Hunde mit der Situation überfordert waren. Ich musste also einiges an Management betreiben und Charly nach und nach immer weiter einschränken. Das war nicht schön, aber meine eigenen Hunde gehen immer vor. 

Pflegestelle Hund Monatsrückblick Hundeschule Kissing
Charly nach seinem Umzug zu Nina in „voller Montur“. Auch kleine Hunde haben Zähne.

Charlys Auszug in ein neues Leben

Daher kam ich mit der Besitzerin überein, dass sie ihn wieder zurücknimmt, bis wir eine Pflegestelle gefunden haben. Ich musste leider ein bisschen sehr deutlich werden, nachdem die Bitte im Raum stand, dass ich ihn doch ins Tierheim bringen solle, denn die Besitzerin selber brachte das nicht übers Herz. 

Okay, für alle die, die mich kennen. Ihr könnt Euch meine Reaktion wahrscheinlich vorstellen. Aber ich habe mich im Nachhinein auch wieder entschuldigt 🙂 

Aber ich wollte ja vom Auszug erzählen. Manchmal passieren Dinge im Leben, mit denen man einfach auch nicht rechnet. Mein pessimistisches Umfeld meinte ja, wir bekommen dieses „Monsterchen“ nie vermittelt. Der weniger pessimistische Teil wollte ihn unbedingt bei mir bleibend wissen. Was ehrlich gesagt etwas genervt hat. Aber gut. 

Dann kam eines Mittwochs eine Nachricht über Insta, ob er denn noch eine Pflegestelle suchen würde. Äh ja, tu er. Freitag war er dann bereist bei Nina und ihren Hunden. 

Und was ich so sehe, geht es ihm dort richtig gut. Er macht große Fortschritte und ich denke, er wird recht schnell für sein endgültiges Zuhause bereit sein. 

JAC – Junior Agility Camp 2025

Kaum war Zwerg Nase ausgezogen, ging es für mich nach Neu-Ulm zum JAC. 

Dieses Trainingscamp ist einer meiner Highlights des Jahres. 64 Kinder und Jugendliche mit ihren Hunden waren dieses Jahr wieder am Start. Mit 7 hochgeschätzten Kolleginnen und Kollegen hatte ich bereits zum 7. Mal die Ehre ihnen als Trainerin für 3 Tage zur Verfügung zu stehen. 

Ich mag diese Veranstaltung so gerne, weil Agility hier nur die schönste Nebensache ist. Es geht um so viel mehr. Es geht um Freundschaften, um Abwaschpläne, um soziale Kompetenz und um die gemeinsame Zeit mit den Hunden. 

Für mich ist es schön zu sehen, was aus der allerersten „Entengruppe“ geworden ist. Wie sich die Kinder zu Teenagern entwickeln und wie die Jugendlichen zu Erwachsenen werden. Jaaahhhhaaa. Ich weiß. Ich werde in der gleichen Zeit einfach nur älter. Macht aber nichts. Jedes Jahr bringt mich der Rente ein Stück näher. So! 

Klar, es ist nicht alles rosarot. Auch übertriebener Ehrgeiz und Überforderung der Hunde ist Teil der Wahrheit. Dann braucht es auch mal klärende Worte. Aber das ist die rühmliche Ausnahme. Ebenso, wie mancher Umgang mit Frust, wenn kein Wasser mehr im Pool ist 🙂 

Hundeschule – irgendwie eine Achterbahn

Hundeschule ist heuer irgendwie schwieriger. Alles was letztes Jahr noch gut angenommen wurde, lief dieses Jahr gar nicht mehr. Erst jetzt, im 2. Halbjahr wird es wieder besser und die Anfragen wieder mehr. 

Der Trend macht sich auch bei Kolleginnen und Kollegen bemerkbar. Klar, nicht bei allen, aber doch bei einigen. Ist es die KI, die zur Hundeerziehung genutzt wird? Oder ist es tatsächlich so, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt und man die Hundeschule dann als erstes Einsparmöglichkeit sieht? Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht liegts ja auch an mir? Hat mir aber noch niemand gesagt. 

Hundeschule Kissing Mering Augsburg

Neue Anforderungen erfordern neue Lösungen

Ich habe da unbeschreibliche Glück, dass ich von der Hundeschule nicht leben muss. Somit macht es mich nicht nervös, dass es gerade ruhiger ist. Aber dennoch bin ich jemand, der sich Gedanken macht und neue Dinge ausprobiert. 

Somit gibt es seit Juli ein neues Format bei VitaDogile. Es gibt ein Monatsangebot mit Trainingsspaziergängen und regelmäßigen Onlinemeetings. Schau gerne mal Train & Walk – Spaziergänge + Community vorbei. Würde mich freuen, wenn Du Dich uns anschließt.

Alles neu macht der Winter  

Auch für den Winter wird es neue Sachen geben. Ich habe mich entschlossen, kein Outdoor-Training anzubieten. Erfahrungsgemäß hat niemand so richtig Lust auf kalte Füße, nasse Hunde und Spaziergänge im Dunkeln. 

Ich werde daher von November bis Februar / März nur Indoor-Training anbieten. Es wird Minikurse geben und die Teilnehmerzahl ist auf 2 Teams pro Trainingseinheit begrenzt. Die ermöglicht kleine, kurze und effiziente Übungseinheiten.

Da meine kleine Umfrage komplett andere Ergebnisse zutage gebracht hat als erwartet, stricke ich gerade noch an den genauen Angeboten. Diese werden aber bis Mitte September hier auf der Website erscheinen und für Dich buchbar sein. 

Die Schwerpunktthemen sind Bindung & Beziehung, Beschäftigung, Ruhe für Hibbelhunde und Welpen.

Online oder 1:1? 

Kleiner Spoiler: Auch wenn Du nicht in der Nähe wohnst und trotzdem gerne mit mir trainieren möchtest, werde ich das im Winter möglich machen. 

Daher stehe ich gerade wieder viel vor und hinter der Kamera und nehme fleißig Videos auf. Somit können wir auch im Online-Training sowohl 1 zu 1 live zusammen trainieren, aber auch kleine Videokurse werden möglich sein. Interesse? Dann melde Dich gerne und ich setze Dich unverbindlich auf die Warteliste. 

Und sonst so?

My Blog is my home!

Ich schreibe und schreibe und schreibe. Jede Woche Blog. Der ist mir echt schon sehr ans Herz gewachsen. Anfangs habe ich ihn für Euch da draußen geschrieben. Mittlerweile schreibe ich den mehr für mich. Der Blog hilft mir mich zu sortieren. Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und Klarheit in meine Gedanken und meinen Weg zu bekommen. Ich gebe zu, es hat ein bisschen Suchtcharakter. 

Hab ich Anfangs noch die Zugriffszahlen gecheckt, sind mir die heute fast egal. Ab und zu gucke ich mal wieder rein, aber sie triggern mich nicht mehr. Das hier ist mein Blog. Wenn ihn jemand gerne liest, dann freue ich mich von Herzen, wenn er aber im KI-Wahnsinn untergeht, dann ist das eben so. 

Und dann kam der Newsletter

Und weil ich so gerne schreibe, schreibe ich jetzt auch noch einen Newsletter. Den aber wirklich für Dich! Du hast den noch nicht? Na dann wird’s aber Zeit. Trag Dich schnell zum Dogletter ein und hol Dir die News aufs Handy. 

Übrigens auch wieder ein Projekt auf das ich stolz bin. Ich habe hier keinen Medien-Beauftragten sitzen, sondern mache ja wirklich alles selber. Und, ich hasse Technik! Aber hilft ja nichts, reingefuchst, geflucht, geheult, alles wieder für Wochen in die Ecke geschmissen, wieder geheult und am Ende die Technik besiegt. Etwas, an dem ich gerade enorm wachse!

Anfrage für einen Gastbeitrag

Und siehe da. So ganz unbeachtet bleibt mein Tun dann ja doch nicht. Flatterte doch letzte Woche eine Anfrage in mein Postfach, ob ich nicht für ein Club-Magazin einen Artikel schreiben möchte. Freie Themenwahl und eine Woche Zeit. 

Oh Gott, Freude, Panik, Leere im Kopf, wieder Freude. Freie Themenwahl macht es nicht gerade einfach. Reicht mir die Zeit? Wird mir überhaupt etwas einfallen? Du ahnst es sicher schon. Mir fiel was ein und ich habe den fertigen Artikel deutlich vor der Zeit abgegeben. 

Ach ja, es war jetzt nicht die Anfrage für ein großes Fachmagazin, sondern für den Pudel-Spiegel vom VDP – Verband der Pudelfreunde. Aber hey, sooooo wenig Mitglieder hat der VDP gar nicht.

Aber mir geht es nicht um Ruhm und Ehre. Ich freue mich einfach, dass da draußen Leute sind, die mich und meinen Schreibstil mögen. Das ist mir (noch) Lohn genug. 

In diesem Sinne, danke Dir fürs Lesen und freue mich, dass Du Dich hier wohlfühlst und bleibst. 

Fühl Dich herzlich gegrüßt und bis zum nächsten Mal.
Wir lesen uns
die Sandra

Was ist ein Abbruchsignal im Hundetraining?

Das Abbruchsignal beim Hund ist ein wichtiges Werkzeug im Hundetraining und sorgt regelmäßig für Diskussionen. Während die einen auf positive Verstärkung und Alternativverhalten schwören, setzen andere Trainer oft auf einen pragmatischeren Ansatz: „Lass es bleiben, Hund! Was danach kommt, entscheidest du selbst.“ Aber was ist zeitgemäß? Und was funktioniert wirklich im Alltag?

Abbruchsignal im Hundetraining: Warum „Lass es bleiben“ manchmal reicht

Ein Abbruchsignal ist ein klar definiertes Kommando, das dem Hund signalisiert: „Beende dein aktuelles Verhalten sofort.“ Es kommt zum Einsatz, wenn der Hund etwas Unerwünschtes oder Gefährliches tut, sei es das Fressen von Giftködern, übermäßiges Bellen oder das Anspringen von Besuchern.

Im Gegensatz zu anderen Hundekommandos gibt das Abbruchsignal keine konkrete Handlungsanweisung vor. Es bedeutet schlicht: „Stopp mit dem, was du gerade machst.“

Typische Abbruchsignale im Hundetraining:

  • „Nein“ oder „No“
  • „Lass es“
  • „Pfui“
  • „Tabu“
  • „Ey“ oder „Hey“

Der große Streit: Brauchen wir überhaupt Abbruchsignale?

Die moderne Hundetrainer-Szene ist gespalten. Auf der einen Seite stehen die Verfechter der ausschließlich positiven Verstärkung, die Abbruchsignale als veraltet betrachten. Auf der anderen Seite praktizieren viele Trainer einen gemischten Ansatz. Und ja, die ewig Gestrigen gibt es halt auch noch. Die hauen immer noch drauf oder rucken feste an der Leine. 

Ist ein „Nein“ eine Strafe für den Hund? 

Oft taucht die Frage auf, ob ein Abbruchsignal automatisch eine Strafe für den Hund ist. Phu, ganz ehrlich? Da regt mich die Frage schon auf.

Nein, ein Abbruchsignal ist keine Strafe im klassischen Sinn. In der Lerntheorie wird es eher als neutrales Unterbrechungssignal verstanden. Technisch betrachtet bewegen wir uns im Bereich der operanten Konditionierung. Der Hund beendet ein Verhalten, weil es sich nicht lohnt, es fortzuführen. Das ist nicht dasselbe wie den Hund für sein Verhalten zu bestrafen, sondern eher ein neutrales Stopp-Signal. Entscheidend ist, wie wir es aufbauen: ruhig, konsequent und ohne emotionale Schärfe.

Ansatz 1: „Nur positive Verstärkung“

Diese Trainer argumentieren: Statt dem Hund zu sagen, was er NICHT tun soll, zeigen wir ihm lieber, was er TUN soll. Unerwünschtes Verhalten wird durch Management verhindert und erwünschtes Verhalten belohnt.

Vorteile:

  • Hund lernt aktiv erwünschte Verhaltensweisen
  • Keine negativen Emotionen im Training
  • Aufbau einer starken Mensch-Hund-Bindung

Nachteile:

  • Nicht in jeder Situation praktikabel
  • Erfordert perfektes Management
  • Funktioniert nicht bei akuter Gefahr, wenn es noch nicht komplett aufgebaut ist

Ansatz 2: „Abbruchsignal mit Alternativverhalten“

Der aktuelle Mainstream kombiniert das Abbruchsignal mit einer sofortigen Alternative. Nach „Nein“ folgt immer „Sitz“ oder „Zu mir“ oder ein anderes Verhalten, was gerade sinnvoll ist. 

Vorteile:

  • Hund weiß, was er stattdessen tun soll
  • Kombiniert Grenzen mit positiver Führung
  • Wissenschaftlich gut dokumentiert

Nachteile:

  • Aufwändig im Aufbau
  • Nicht immer alltagstauglich
  • Kann kleinschrittig werden

Ansatz 3: „Pragmatisches Abbruchsignal ohne Verpflichtung“

Hier kommt mein Ansatz ins Spiel: Das Abbruchsignal bedeutet einfach „Lass es bleiben“, ohne dass der Hund anschließend ein bestimmtes Verhalten zeigen muss.

Vorteile:

  • Alltagstauglich und schnell
  • Hund kann selbst entscheiden, was er als nächstes macht
  • Weniger Mikromanagement nötig

Nachteile:

  • Hund lernt nicht aktiv Alternativverhalten
  • Kann bei unsicheren Hunden Verwirrung schaffen

Abbruchsignal im Hundetraining

So baust Du ein effektives Abbruchsignal auf

Unabhängig davon, für welche Philosophie Du Dich entscheidest, der Aufbau erfolgt ähnlich:

Schritt 1: Grundtraining mit Leckerli

Beginne mit einem Leckerli in der geschlossenen Faust. Sobald der Hund aufhört zu schnüffeln oder zu lecken, sagst Du Dein Abbruchsignal („Nein“) und öffnest die Hand. Versucht er erneut an das Futter zu gelangen, schließt Du die Hand wieder.

Lies gerne den Artikel über „Belohnungen im Hundetraining“ . Hier erfährst Du, wie Du Belohnungen sinnvoll einsetzen kannst. 

Schritt 2: Generalisierung

Übe das Signal mit verschiedenen Objekten, in unterschiedlichen Situationen und mit steigender Ablenkung.

Schritt 3: Alltagstransfer

Wende das Signal in echten Situationen an. Bei Tischschnorren, Mülleimerplünderung oder anderen unerwünschten Verhaltensweisen.

Achtung: Bei sensiblen Hunden ist wichtig, das Signal besonders ruhig und kleinschrittig aufzubauen. Und bei manchen brauchen wir es auch gar nicht, weil sie von sich aus so vorsichtig sind, dass sei eh kein unerwünschtes Verhalten zeigen. Sei es aus Unsicherheit, Angst oder aus besonderer Sensibilität. Jeder kennt ja diese Hunde, bei denen es reicht, nur eine Augenbraue hochzuziehen und sie lassen alles stehen und liegen. Ich hab so einen Hund nicht 😄

Wann ist ein Abbruchsignal wirklich sinnvoll?

Ein Abbruchsignal macht besonders in diesen Situationen Sinn:

Sicherheitssituationen:

  • Giftköder oder verdächtiges Futter
  • Gefährliche Gegenstände
  • Verkehrssituationen

Alltagssituationen:

  • Bellen ohne ersichtlichen Grund
  • Anspringen von Menschen
  • Klauen von Futter
  • Zerstörerisches Verhalten

Management-Situationen:

  • Wenn Alternative nicht sofort verfügbar ist
  • Bei spontanen, unvorhergesehenen Problemen
  • Als „Notbremse“ im Training

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen

Nach über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Hundetraining zeigt sich: Die Realität ist pragmatischer als die Theorie. Ein gut aufgebautes Abbruchsignal ist ein wertvolles Tool, aber es muss nicht immer mit einer Alternative verbunden werden.

Der goldene Mittelweg:

  • Verwende das Abbruchsignal sparsam und gezielt
  • In Gefahrensituationen: Abbruchsignal ohne Alternative ist völlig okay
  • Im Training: Kombiniere es gelegentlich mit Alternativverhalten
  • Sei konsequent in der Anwendung
  • Schrei Deinen Hund nie an! Ein ruhiges, bestimmtes Signal reicht

Mein persönlicher Abbruchsignal-Ansatz im Alltag

Bei mir ist das eine bunte Mischung aus all den genannten Ansätzen. Hier lernt ein Welpe bereits ab Stunde Null, die Bedeutung eines „Neins“. Im Grunde reicht mir im ersten Schritt, das Einstellen des unerwünschten Verhaltens. Was der Welpe danach macht, ist mir ehrlich gesagt egal. Sollte es ein anderer Blödsinn sein, dann kommt das Abbruchsignal abermals. 

Manchmal folgt auf das Abbruchsignal eine Alternative, manchmal aber eben auch nicht. Das entscheide ich eigentlich immer situativ aus dem Bauch heraus. Aber hier mal ein Beispiel, damit es klarer wird: 

Situation A: Zwergnase meint meine Besucher extrem aufdringlich begrüßen zu müssen. Reagiert er auf mein „Lass es“ angemessen und nimmt sich zurück, dann darf er alternativ den Besuch weiterhin begrüßen, solange er freundlich und unaufdringlich ist. Oder ich bringe ihn mit einer Kaustange auf seinen Platz, wenn er diesen schon kennt. 

Situation B: Hund findet leckere Pferdeäpfel auf dem Weg. Ich möchte nicht, dass er sie frisst. Auf mein „Lass es“ hört der Hund auf die Pferdeäpfel zu fressen. Was er stattdessen macht ist mir egal. Er kann zu mir kommen, er kann einfach weitergehen, er kann schnüffeln oder manchmal auch einfach nachfragen, ob ich das jetzt gerade echt ernst meine. 

Abbruchsignal im Hundetraining
Einfach entspannt an den Pferdeäpfeln vorbeigehen. Klares Signal, klare Handlung!

All das hat natürlich auch immer was mit Impulskontrolle zu tu. Je besser ein Hund das verinnerlicht hat, desto leichter fällt ihm die Umsetzung eines Abbruchsignals und die eigene Entscheidung, wie er sich im Anschluss verhält. Bei guter Impulskontrolle brauchst Du Deinem Hund fast kein „Nein“ beibringen. Aber das nur am Rande 

Häufige Fehler beim Abbruchsignal

Fehler 1: Inflationäre Verwendung

„Nein, nein, nein!“ Wer sein Abbruchsignal ständig wiederholt, macht es wirkungslos. Gerade bei Welpen habe ich manchmal das Gefühl, die Hunde denken, dass „Nein“ ihr Name ist. 

Fehler 2: Emotionale Aufladung

Ein scharf geschrieenes „NEIN!“ ist kontraproduktiv und schadet der Beziehung zum Hund. Meist kommt es daher, dass ein Abbruchsignal nie aufgebaut wird. Es wird aber erwartet, dass es denn in Situation X funktioniert.
Hier kommt dann immer die Frage „was tue ich, wenn mein Hund nicht auf ein „Nein“ reagiert? Nun ja, ein „Nein“ ist für einen Hund erst einmal bedeutungslos. Es ist einfach irgendein Laut, den Du von Dir gibst. Die Bedeutung musst Du ihm schon beibringen. 

Fehler 3: Inkonsequenz

Mal durchgreifen, mal durchgehen lassen. So lernt der Hund gar nichts. Oft höre ich Menschen im Training ein „Nein“ sagen. Meinen tun sie aber ein „Vielleicht“ oder ein „Na ja“. Richtig gerne mag ich es, wenn ein „Nein“ mehr als Frage, als als Feststellung formuliert ist. 

Fehler 4: Falsches Timing

Das Signal muss genau dann kommen, wenn das unerwünschte Verhalten beginnt, nicht erst nach einer halben Minute. Wer richtig gut ist, erkennt schon die bloße Absicht bei seinem Hund und greift noch VOR Verhaltensbeginn ein. 

Fazit: Abbruchsignal ja, aber mit Verstand

Ein Abbruchsignal im Hundetraining ist weder Teufelswerk noch Allheilmittel. Es ist ein nützliches Tool, das – richtig eingesetzt – sowohl Hund als auch Halter das Leben erleichtert.

Die Diskussion „mit oder ohne Alternative“ ist oft akademisch. In der Praxis zählt: Was funktioniert für Dich und Deinen Hund? Ein Hund, der nach „Lass es“ eigenständig eine andere Beschäftigung findet, zeigt genau die Selbstständigkeit, die wir uns wünschen.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Baue das Signal systematisch auf
  • Verwende es sparsam und gezielt
  • Bleib ruhig und konsequent
  • Eine Alternative ist nice-to-have, aber nicht zwingend erforderlich
  • Der Hund soll lernen: „Wenn Frauchen/Herrchen das sagt, lasse ich es bleiben“

Am Ende des Tages geht es nicht um perfekte Hundetrainer-Philosophie, sondern um einen entspannten Alltag mit dem Vierbeiner. Und manchmal reicht ein einfaches „Lass es bleiben“ völlig aus.

Und Überraschung: Ich bin durchaus der Meinung, dass es legitim ist einem Hund zu sagen, dass er Dinge nicht tun soll. Die Diskussion um die Tatsache, ob es denn noch zeitgemäß ist einem Hund Dinge zu verbieten finde ich ehrlich gesagt grotesk. Natürlich darf man einem Hund ein „Nein“ zumuten. Dass wir das nicht mehr mit fliegenden Klapperdosen oder mit einem Schlag auf den Kopf tun, wie vor 20 Jahren üblich, sollte aber hoffentlich klar sein. 


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FAQ

Abbruchsignal "Nein", "Pfui", "Aus"

Der Aufbau beginnt am besten mit einem Leckerli in der geschlossenen Hand. Sobald der Hund aufhört zu schnüffeln oder zu lecken, sagst Du Dein Signal („Nein“ oder „Lass es“) und öffnest die Hand.

So lernt der Hund: Dieses Wort bedeutet, das Verhalten sofort zu beenden.

Sobald der Hund auf Dein Signal hin, seine Versuche an das Leckerchen zu kommen einstellt, fängst Du an das Training auf andere Situationen zu übertragen.

Beides hat Vorteile. Ein Abbruchsignal allein ist schnell und praktisch, gerade in Gefahrensituationen. Mit Alternativverhalten lernt der Hund zusätzlich, was er stattdessen tun soll.

In der Praxis ist oft ein Mix sinnvoll: manchmal reicht ein „Lass es“, manchmal hilft ein „Sitz“ oder „Zu mir“ danach.

Nein, wenn es richtig aufgebaut ist. Ein Abbruchsignal ist keine Strafe, sondern ein neutrales Signal: „Beende, was Du gerade machst.“ Es ersetzt veraltete Methoden wie Klapperdosen oder körperliche Einwirkungen. Entscheidend ist, dass es ruhig, konsequent und ohne Emotionen gegeben wird.

Schon Welpen können ein Abbruchsignal lernen. Am besten von Anfang an im Alltag integriert. Wichtig ist, es kleinschrittig, freundlich und mit klarer Konsequenz aufzubauen. Je früher der Hund versteht, dass „Nein“ oder „Lass es“ wirklich eine Bedeutung hat, desto leichter wird es im späteren Training.

Dann wurde das Signal vermutlich noch nicht richtig trainiert oder zu selten konsequent eingesetzt. Wiederhole den Aufbau zunächst in einfachen Situationen, bevor Du es im Alltag anwendest.

Wichtig: Ein Abbruchsignal ist kein Zauberwort! Der Hund muss die Bedeutung schon erst lernen, bevor es zuverlässig funktioniert.

Management vs. Training: Warum die meisten Hundehalter es falsch machen

„Aber er MUSS das doch lernen!“ Wenn ich das höre, weiß ich schon, dass ich es mit jemandem zu tun habe, der seit Monaten gegen Windmühlen kämpft. Meistens sind das die gleichen Menschen, die ihren jagenden Hund ohne Leine laufen lassen, weil „der Rückruf muss doch endlich mal sitzen“, während Rehe in Sichtweite grasen.

Herzlich willkommen in der wunderbaren Welt des Hundetrainings, wo gesunder Menschenverstand oft im Urlaub ist.

Der fundamentale Denkfehler beim Hundetraining

Management ist kein Plan B. Es IST Training

Hier die unbequeme Wahrheit: Management ist nicht das kleine, schmutzige Geheimnis des Trainings. Management IST Training. Nur eben die intelligente Variante.

Nahezu jeder unterschätzt die Rolle des Managements und überschätzt die Rolle des Trainings. Management brauchen wir immer. Training ohne Management wird fast nie das Problem des Hundes lösen.

Was ist der Unterschied zwischen Management und Training beim Hund?

Hundetraining im klassischen Sinn bedeutet: Ich bringe meinem Hund bei, anders zu reagieren. Das ist, als würde ich einem Kind beibringen, im Fast Food Laden nur Salat zu bestellen. Theoretisch machbar, praktisch… nun ja.

Hundeverhalten Management bedeutet: Ich gestalte die Welt so, dass mein Hund gar nicht erst in die Bredouille kommt, falsch zu reagieren. Das ist, als würde ich mit dem Kind einfach nicht zu Mc Donalds, Burger King und Co gehen.

Welche Strategie hat wohl die höhere Erfolgsquote?

Bei welchen Hundeproblemen ist Management unverzichtbar?

Diese Hundetraining-Bereiche brauchen zwingend Management. Auch wenn das immer niemand hören will:

Ressourcenverteidigung: Du kannst Deinem Hund hundertmal erklären, dass Teilen toll ist. Wenn er täglich um sein Futter „kämpfen“ muss, weil Kinder, andere Hunde oder gutmeinende Erwachsene ihn dabei stören, trainierst Du ihn systematisch zum Ressourcenverteidiger. Herzlichen Glückwunsch!

Jagdverhalten: „Aber der Rückruf klappt doch zu Hause so gut!“ Ja, klar. Zu Hause läuft auch kein Reh vorbei, das 50.000 Jahre Evolution in Deinem Hund aktiviert. Dein „Hier“-Kommando gegen den Jagdinstinkt ist wie ein Flüstern gegen ein Rockkonzert.

Reaktivität und Angst: Hier wird es besonders absurd. Hundehalter schleppen ihre ängstlichen oder reaktiven Hunde täglich in Situationen, die sie stressen, „damit er sich endlich dran gewöhnt.“ Das ist wie Therapie durch Waterboarding. Spoiler: Funktioniert nicht!

Impulskontrolle: Der Welpe, der jeden Tag erfolgreich die Besucherschuhe anknabbern kann, lernt nicht „das darf ich nicht.“ Er lernt „Besucherschuhe sind mega lecker.“ Jeden. Verdammten. Tag.

Warum Hundetraining ohne Management wie Sisyphos-Arbeit ist

Kann man Hundeverhalten nur durch Training ändern?

Kurze Antwort: Nein.

Lange Antwort: Das wäre, als würdest Du versuchen, abzunehmen, während du permanent vor einem Buffet sitzt. Du gehst jeden Tag ins Fitnessstudio, machst brav Deine Übungen. Aber den Rest des Tages musst Dir ständig verkneifen, zuzugreifen. Wie lange hältst Du das durch?

Genau das machst Du mit Deinem Hund, wenn Du ohne Management trainierst.

Jedes unerwünschte Verhalten, das Dein Hund zeigen kann, verstärkt sich selbst. Der Hund, der erfolgreich den Postboten „vertreibt“ (der sowieso weitergegangen wäre), fühlt sich wie ein Held. Das Verhalten ist also selbst belohnend. Du kannst eine Stunde am Tag üben, dass Bellen doof ist, aber 23 Stunden am Tag beweist die Realität das Gegenteil.

Hund bellt am Gartenzaun Management vs. Training

Gegenkonditionierung beim Hund ist nur mit Management möglich

Gehen wir von einem Hund aus, der auf andere Hunde speziell reagiert. Sprich, er springt brüllend in die Leine.

Stell Dir die Reaktivität wie eine körperliche Verletzung vor. Eine Ruhepause von der Ursache der „Verletzung“ (was Deinen Hund immer wieder triggert) sowie eine schrittweise Rehabilitation (mithilfe einer Gegenkonditionierung) sind notwendig, um Deinen Hund wieder in ein normales Leben zu führen.

Um das große Thema Reaktivität richtig anzugehen, muss Management und Training Hand in Hand gehen.

Management vs. Training im Hundetraining

Jeder von uns hat eine intuitive Vorstellung davon wie wir eine körperliche Verletzung behandeln. Knickt jemand im Sport um, werden wir wahrscheinlich die Verletzung kühlen und das Bein hochlagern. Dies ganz ohne Zutun eines Arztes. Wir wenden das ganz intuitiv als Erstmaßnahme an.

Problemverhalten beim Hund ist wie eine Verletzung des Körpers zu behandeln

Dahingegend fällt es uns schwer uns eine Behandlung von einem Problemverhalten vorzustellen.

Angenommen, wir als Mensch verletzen uns beim Sport. Besteht unser Ziel nun darin, irgendwann wieder in den Sport zurückzukehren? Wahrscheinlich Ja!

Glaubst Du, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn wir mit der Verletzung unser Training wie gewohnt ohne Pause und / oder ohne Physio-Behandlung weiterführen? Wahrscheinlich nicht!

Pause = Stopp des Auslösers, der die Verletzung verursacht hat

⇓ bedingt

Erholung = idealerweise eine Rückkehr in den Zustand vor der Verletzung

Ziel des Managements beim Umlenken von Verhalten

Und so ist es auch mit den Hunden.
Besteht unser Ziel darin, dass der Hund irgendwann entspannt spazieren gehen und ein “normales Leben” führen kann? Wahrscheinlich ja!

Aber werden wir das Ziel erreichen, wenn wir den Hund ständig Situationen aussetzen, die das Problem verschlimmern? Wahrscheinlich nicht!

Management = Stopp der Auslöser, die das Verhalten aufrecht erhalten

⇓ bedingt

Training = idealerweise eine komplette Umkehr der CER (konditionierte emotionale Reaktion) des Hundes

Das Aussetzen von auslösenden Situationen erhöht die Reaktivität!
Mit jeder Situation, die das Verhalten auslöst, wird dieses tiefer im Hund verankert!

Management im Hundetraining richtig abbauen: Die Kunst des richtigen Timings

Wie lange braucht man Management beim Hundetraining?

Hier kommt der Teil, den die meisten komplett vergeigen: Management im Hundetraining ist kein lebenslanger Zustand. Es ist ein Werkzeug. Aber – und das ist wichtig – es ist kein Werkzeug, das man nach dem ersten Erfolgserlebnis wegwirft.

Management abzubauen ist wie das Abnehmen von Stützrädern beim Fahrradfahren. Zu früh, und das Kind knallt auf die Nase. Zu spät, und es lernt nie richtig fahren. Das Timing muss stimmen.

Der Abbau erfolgt in Micro-Schritten. Nicht: heute Management, morgen Chaos. Sondern: heute, bei der netten Nachbarin ohne Management, morgen wieder oder immer noch mit Management beim „verhassten“ Paketboten.

Und hier die schlechte Nachricht für alle Perfektionisten: Rückschritte sind normal. Sie bedeuten nicht, dass Du versagt hast. Sie bedeuten, dass Dein Hund ein Lebewesen ist, kein Roboter. Je länger Dein Hund das Fehlverhalten bereits zeigt, desto eher wird er in, für ihn, schwierigen Situationen darauf zurückgreifen. 

Warum Menschen lieber leiden als managen

Menschen sind seltsame Wesen. Wir verstehen Management in allen anderen Lebensbereichen: Wir schließen die Haustür ab (Management gegen Einbrecher), tragen Sicherheitsgurte (Management gegen Unfallfolgen), und setzen Passwörter (Management gegen Hacker).

Aber beim Hund? Da wird Management plötzlich zu „Schwäche“ oder „dem Problem ausweichen.“

Grund 1: Das Helden-Syndrom Training fühlt sich heroisch an. „Ich arbeite mit meinem Hund, ich löse Probleme!“ Management fühlt sich an wie… organisiert sein. Langweilig.

Grund 2: Die Ego-Falle „Andere schaffen das doch auch ohne Management!“ (Spoiler: Nein, tun sie nicht. Gutes Management ist nur nicht sichtbar.)

Grund 3: Die Sichtbarkeits-Falle Niemand applaudiert, wenn Dein Hund ein Problem gar nicht erst hatte. Aber alle sind beeindruckt, wenn er auf Kommando damit aufhört. Dumm nur, dass Variante zwei hundertmal stressiger ist.

Train smarter, not harder: Die Formel für entspannte Hundehalter

Hier meine Erfolg Tipps für eine gelungene Kombination von Training und Management bei der Ausbildung von Hunden, nach 25 Jahren im Business:

Wie kombiniert man Training und Management beim Hund optimal?

Management + Training = Erfolg
Training – Management = Burnout
Management – Training = Stillstand

Die meisten Hundehalter wählen Burnout. Jeden Tag aufs Neue.

Smartes Hundetraining bedeutet:

  • Den einfachsten Weg zum Ziel wählen (auch wenn er dem Ego nicht schmeichelt)
  • Dem Hund Erfolgserlebnisse ermöglichen, statt ihn täglich scheitern zu lassen
  • Energie für die wichtigen Kämpfe aufsparen, statt sie für vermeidbare zu verschwenden

Lies dazu gerne auch den Artikel über Timing im Hundetraining.

Es ist wie beim Schach: Der beste Zug ist nicht immer der spektakulärste. Manchmal ist es einfach der, der funktioniert.

Management v. Training Train smarter not harder

Praxisbeispiel: Hund springt Besucher an. Management vs. Training

Bella, 2 Jahre, Labrador-Mix, Problem: Springt jeden Besucher an, als wäre er ein lang vermisster Verwandter. Die Besitzer sind verzweifelt, der Besuch mit so viel „Liebe“ überfordert.

Szenario A „Die Masochisten-Variante“ (nur Training): Jeden Tag kommen „Trainingsbesucher.“ Bella springt. „NEIN! Sitz!“ Bella hört nicht, ist viel zu aufgeregt. Besucher werden umgerannt, Nerven liegen blank. Nach 6 Monaten: Bella springt immer noch. Trainingsbesucher haben keine Lust mehr. Echte Besucher werden gemieden. Erfolgsquote: 0%.

Szenario B „Die Verzweifelte Variante“ (nur Management): Bella wird bei jedem Besuch ins Schlafzimmer gesperrt. Sofort Ruhe. Aber Bella wird bei jedem Mucks vor der Schlafzimmertür zum Berserker. Die seltenen Momente ohne Management eskalieren komplett, weil sie noch aufgestauter ist. Soziale Kontakte der Familie gehen gegen Null. Lösung: Temporär. Langzeitergebnis: Verschlimmerung.

Szenario C „Die Intelligente Variante“ (Management + Training): Bella wird vor Besuch an die Leine genommen (Management). Besucher ignorieren sie komplett, bis sie ruhig ist, erst dann Aufmerksamkeit (Training). Wenn sie zu aufgeregt wird, kurze Auszeit an der Leine (wieder Management).

Nach 4 Wochen: Erste Erfolge mit bekannten Besuchern. Nach 3 Monaten: Leine wird nur noch bei sehr aufregenden Besuchern gebraucht. Nach 6 Monaten: Bella begrüßt höflich, weil sie gelernt hat, dass das viel mehr Aufmerksamkeit bringt.

Erfolgsquote: 95%. Stresslevel aller Beteiligten: Minimal.

Die unbequeme Wahrheit

Management ist nicht sexy. Es ist nicht Instagram tauglich. Es löst keine „Wow-Momente“ aus.

Aber weißt Du was? Es funktioniert.

Und wenn Du lieber funktionierende Lösungen willst als spektakuläre Geschichten, dann hör auf, Deinem Hund und Dir selbst das Leben schwer zu machen.

Dein Hund ist kein Projekt, das Du reparieren musst. Er ist ein Lebewesen, das in einer für ihn oft unverständlichen Welt navigieren muss. Management ist die Landkarte, Training der Kompass.

Ohne Landkarte nützt auch der beste Kompass nichts und Ihr lauft trotzdem im Kreis.

Also: Nimm die Abkürzung. Dein Hund wird es Dir danken. Deine Nerven auch. Und Deine Besucher sowieso.

Fazit

Training und Management im Hundetraining verhalten sich wie ein Haus. Das Management bildet unser Fundament und das Training sind die Stockwerke, die aber nur auf einem starken Fundament gebaut werden können.

Im Trainingsprozess ist es daher ratsam die Situationen, die den Hund zum Ausflippen bringen auf ein Minimum zu reduzieren:

  • Sollte der Hund durch andere Hunde aus der Fassung geraten, dann geh nicht gerade dann spazieren, wenn alle anderen das auch tun, bzw. suche Dir Gebiete, die nicht hoch frequentiert sind.
  • Ein Hund, der z. B. ein Thema mit Bellen am Gartenzaun hat, sollte nicht alleine im Garten sein und seiner „Leidenschaft“ weiter frönen.
  • Ein Hund, der durch Besucher, Lieferanten oder generell Menschen getriggert wird, sollte bei Besuch in einem anderen Raum sein, wenn Du Besuch erwartest oder Dein Postbote regelmäßige Zeiten hat.

Der beste Hundetrainer der Welt wird Euch nicht helfen können, wenn der Hund weiterhin sein bisheriges Verhalten verankern kann.

Daher verzichte nie auf ein kluges und proaktives Management!

Wenn Du Dir eine Stunde Zeit nimmst, um Dein Management zu planen, kann das Deinen Trainingserfolg um Wochen oder gar Monate beschleunigen.

Mache es Dir und Deinem Hund daher nicht unnötig schwer.

Ich habe so viele Teams gesehen, die von Trainer zu Trainer laufen und Dinge zwar kurzzeitig besser wurden, aber dann am Ende schlimmer endeten, als sie je waren.

Das kann zum Einen am falschen Trainer liegen, am nicht klar kommunizieren von Hintergrundwissen oder schlicht an der Tatsache, dass man als Hundehalter dann eben doch nicht so trainiert hat, wie man sollte oder zwar trainiert, das Management aber vernachlässigt hat.

Und wenn Du nicht weißt, wie Du Management für Deinen Hund konkret umsetzt, lass uns drüber reden. Es spart dir Monate an Frust. Versprochen! 

FAQ

Management vs. Training in der Hundeerziehung

Nein, Du sollst Deinen Hund nicht isolieren. Das Ziel besteht darin, zu verhindern, dass Dein Hund das unerwünschte Verhalten wiederholt und darin, seinen Stress gering zu halten. Das Management erfordert jedoch eine Anpassung der Auslöser. Dein Hund braucht weiterhin Bewegung, Du musst nur Wege finden, seine Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dass er seine Schwelle für unerwünschtes Verhalten überschreitet.

Viele Hunde zeigen dieses Verhalten. Die Leine stellt für Hunde eine Barriere dar, die Frust auslöst.

Darüber hinaus können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, die dazu führen, dass ein Hund beim Spazierengehen nur an der Leine reagiert. Hier wäre als Beispiel ein in der Vergangenheit erfolgter Leinenruck zu nennen, der dazu geführt hat, dass unser Hund den dadurch verursachten Schmerz mit anderen Hunden verknüpft hat.

Das bedeutet einfach, dass das Training an der Leine stattfinden muss, da wir an der Leine eine positive Assoziation mit dem Auslöser aufbauen müssen.

Obwohl wir die Auslöser einzeln trainieren können, möchten wir alle Auslöser unseres Hundes so gut wie möglich in den Griff bekommen, damit er das unerwünschte Verhalten nicht weiter einstudiert.

Daher mein Rat, wenn Du eh schon beim Management bist, dann mach es von Anfang an richtig und versuche so viele blöde Situationen wie möglich von Beginn an zu vermeiden.

Das Ziel besteht darin, dass ein Management nicht mehr erforderlich ist, sobald der Hund eine neue positive emotionale Reaktion auf den Auslöser entwickelt hat. Mit den Fortschritten, die Du und Dein Hund im Training machst, sollte auch der Aufwand des Managements verringert werden können. Somit auch hier noch mal: Je besser Dein Management am Anfang, desto schneller hast Du es auch wieder hinter Dir!

Es gibt einige Faktoren, die bestimmen, wie lange das Training dauert, wie zum Beispiel

  • wie lange hat der Hund sein unerwünschtes Verhalten schon, sprich, wie tief verankert ist es
  • wie intensiv das Verhalten ist
  • wie gut das Management ist
  • wie erfolgreich und konsequent die Trainingseinheiten sind

Die Bereitschaft eines Hundes etwas zu ändern, geschieht nicht über Nacht. Wenn wir bei der Führung und Ausbildung konsequent bleiben , sollten wir stetige und schnelle Fortschritte sehen.

Wenn Du Dich für die Option entscheidest, Deinen Hund bei Besuch alleine in einem Zimmer zu lassen, musst Du ihn zunächst daran gewöhnen, dass er dort ohne Besuch bereits bleiben kann.

Das heißt, plane Trainings ein, in denen der Hund alleine im Zimmer ist und sich wohlfühlt. Du kannst auch Musik oder den Fernseher anmachen, damit sie die Geräusche der Besucher übertönen. Gib Deinem Hund etwas zum Kauen, damit er sich entspannen kann.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Besucher draußen zu empfangen, dort Leckerlis schnüffeln zu lassen und dann mit den Gästen hineinzugehen. Sobald Ihr drinnen seid, gib Deinem Hund etwas zum Kauen, damit er sich entspannen und die Anwesenheit der Besucher verarbeiten kann. Verwende bei Bedarf Babygitter, Laufställe oder eine Leine.

Wenn Du nicht vorhersagen kannst, wann der Auslöser kommt, kannst Du Dich nur bestmöglich vorbereiten, um Deinen Hund im Fall des Falles schnell zu beruhigen.

Es kann dafür sehr hilfreich sein, Leckerlis in der Nähe der Tür aufzubewahren, damit Du sie schnell verteilen kannst und der Hund schnell ins Schnüffeln kommt, wenn er getriggert wird, sodass er nicht über längere Zeit über der Reizschwelle bleibt.

Oder ganz pragmatisch – Du bestellst einfach weniger im Internet 😉 

Meine Hunde! Meine Regeln! Mein Chaos! – Ein Blick hinter die Kulissen

Huiuiui! Wenn Du Dich hier so durch den Blog liest, könntest Du zu dem Schluss kommen, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und hier läuft immer alles wie im Bilderbuch.

Ähm… lass mich kurz überlegen… nein!

Perfekt? Eher perfekt unperfekt!

Okay, das mit den Löffeln stimmt. Aber es sind eher Teelöffel als Suppenkellen. Die Teelöffel mit den Erhebungen in der Mitte, damit man weniger Zucker verwendet. Ja, ich habe massenhaft theoretisches Wissen, trotzdem weiß ich, was ich nicht weiß!

Nein, das mit dem „perfekt“ stimmt nicht. Schon gar nicht immer.

Auch Hundetrainer haben Zeitprobleme

Ich bin auch nur ein Mensch und meine Hunde sind auch nur Hunde. Nur weil ich Hundetrainerin bin, heißt das nicht, dass hier alles glattläuft. Ich weiß vielleicht mehr und kann an Dingen anders arbeiten als Du. Aber hey, ich müsste es dann halt auch tun.

Ich habe meine Hundeschule, einen Hauptjob und aktuell drei Hunde (nächstes Jahr hoffentlich vier). Somit habe ich eigentlich dauernd ein Zeitproblem.

Je nach Jahreszeit oder eigener Verfassung heißt das unterm Strich, dass ich nichts mehr richtig auf die Kette bringe. Da Beruf und Business irgendwie immer laufen müssen, sind es ganz oft meine eigenen Hunde, die hinten runterfallen.

Das schlechte Gewissen kennt jeder

Weißt Du, wie oft ich ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen habe? Weil der Spaziergang mal wieder schnell zwischen 2 Terminen stattfindet oder gar ganz ausfällt. Oder weil ich eigentlich etwas zur Beschäftigung mit ihnen tun wollte, aber einfach nicht dazugekommen bin. Weil sie als Trainerhunde manchmal eigentlich unfaire Leistungen erbringen müssen.

Ich weiß also ganz genau, wie es Dir geht, wenn Du hier zwar die Artikel liest, hochmotiviert das Handy weglegst, um Dinge mit Deinem Hund zu üben und nach 2 Tagen alles wieder verpufft ist, weil einfach mal wieder keine Zeit war.

Ich habe mir schon so oft vorgenommen getrennt mit den Hunden Gassi zu gehen, damit sie auch mal mit sich selber klarkommen müssen und nicht immer das Rudel als Background dabei haben. Gerade der kleinen Zazu würde das sehr gut tun. Ja, in 95% der Fälle bleibt es dann auch bei dem Vorhaben. Und ja, da ärger ich mich sehr über mich selber. 

Meine persönliche Dauerbaustelle: Die Terrassentür

Jeder hat diese eine Stelle, an der er scheitert. Meine: die Terrassentür.

Die Hunde rennen hier raus, als wenn ich sie sonst den ganzen Tag im Keller einsperre und sie seit 3 Wochen kein Tageslicht mehr gesehen hätten.

Egal, ob ich vor der Tür rumhüpfe wie Rumpelstilzchen, ob es mir einfach sch…egal ist, ob die da rauskacheln oder nicht oder ob ich es mit pädagogisch wertvollen Erziehungsmaßnahmen versuche. Langfristig hat sich hier noch nie was geändert.

Im Grunde habe ich es aufgegeben, das ändern zu wollen. Julia und Andi von der Tierphysio Feist werden es schon wieder richten. (Unbezahlte Werbung. Absolute Herzensempfehlung!) Trotzdem bekomme ich immer mal wieder einen „Konsequenzanfall“. Erfolgsquote: überschaubar.

Ganz ehrlich? Manchmal habe ich das Gefühl, die lieben Tiere lachen mich dabei aus. Frei nach dem Motto:  „Ach, die Olle hat wieder ihre Phase. Einfach aussitzen, das vergeht!“ Kennst Du diesen einen Blick Deines Hundes, der genau das auszusagen scheint, auch?

Konsequent? Bin ich! Konsequent inkonsequent!

Hier sind wir auch schon beim nächsten Thema: Die liebe Konsequenz. Also, nun gut. Die Queen dieser Disziplin bin ich jetzt nicht.

Während ich in einem Junghundekurs so über Konsequenz philosophiere, fährt in meinem Kopf ein Feuerwehrauto blau Karussell. Das kleine Teufelchen auf meiner Schulter grinst schelmisch und flüstert mir ins Ohr: „Ja ja, Sandra, Wasser predigen und Wein saufen. Ganz mein Humor!“ Ich komm mir da echt leichtsam schizophren vor. Meine Ausrede? Ich bin konsequent inkonsequent. Na also, geht doch!

Konsequenz im Hundetraining - wenn der Trainer versagt

Nein, im Ernst jetzt. Bei echt wichtigen Regeln bin ich schon konsequent. Aber das sind ja nicht viele hier bei uns. Viel mehr haben wir so Dinge wie z. B. das ordentliche neben mir laufen in allerlei Begegnungen oder an der Leine. Ich geb’s zu, es ist mir ganz oft viel zu anstrengend, hier konsequent auf den festgelegten Abstand zu achten oder ob sich die Hunde danach selber auflösen. Da latsche ich dann so übers Feld, der Fahrradfahrer ist vorbei, ich will meine Hunde auflösen und sehe dann, die sind schon 50 Meter weiter. Ja wurscht, jetzt ist es auch schon zu spät.

Kleiner Trost für mich: Ich weiß, dass ich all diese Dinge von meinen Hunden einfordern könnte, wenn ich wollte. Sie haben das schließlich alle mal „in Schön“ gelernt. Und zwar konsequent!

Das beruhigt dann auch das Feuerwehrauto in meinem Kopf wieder. Das Engelchen auf der anderen Schulter lächelt süffisant und flüstert mir ins Ohr: „Passt schon, Sandra, wenn es nötig ist, dann kannst du das mit der Konsequenz ja. Also, lass die Teilnehmer von deinen guten Phasen lernen. Das bisschen Bequemlichkeit sei dir gegönnt!“

Piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb. Meistens! 

Und jetzt verrate ich Dir noch ein ganz großes Geheimnis:

Ja, mich nerven meine Hunde auch öfter mal. Was ich hasse, ist ihre innere Uhr. Wenn sie mir sagen wollen, dass jetzt Zeit zum Spazierengehen oder fürs Futter ist. Himmel, weitere 3 Individuen, die was vom mir wollen. Und dabei gibt es gar keine festen Futter- und Gassizeiten. Also nicht bei mir. Bei meinem Mann sind sie da erfolgreicher. 

Was mich zur Weißglut bringt, ist wenn ich Dinge 3x sagen muss und schon beim 1. und 2. Mal das Gefühl hatte, dass sie mal wieder in der Testphase sind und hinterfragen, ob Regeln wirklich noch gelten. Bei 3 Hunden ist immer einer in dieser Phase. Da könnt ich ihnen manchmal echt den Koffer vor die Tür stellen. Also kurzzeitig.

Ich finde, es ist legitim, auch mal so zu fühlen. Nur weil es unsere Hunde sind, müssen wir die ja nicht 24/7 glückselig anstrahlen. Vor allem nicht, wenn sie nur noch bunte Knete im Kopf haben. Wollte ich jetzt nur gesagt haben, falls der Eindruck bestehen sollte, dass ich trotz aller positiven Herangehensweise nicht auch mal negativ auf meine Hunde reagiere.

Reibung gehört zu einer guten Beziehung dazu

Das Zusammenleben hier ist wahrscheinlich genauso wenig immer eitel Sonnenschein wie bei Dir und Deinem Hund. Gut so. Zu einer guten Beziehung gehören nun mal auch Reibung und Diskussionen. Solange man es immer wieder auf die Reihe bekommt und sich wieder lieb hat, solange ist in meinen Augen alles gut.

Ich habe meine Hunde ja hin und wieder auch im Training dabei und ich höre so oft: „Oh, es ist so beruhigend, dass auch du mal was zwei Mal sagen musst“ oder „Ach wie schön, bei dir funktioniert ja auch nicht immer alles“. Liebe Leute, was denkt ihr von mir? 

Fazit: Nimms locker, niemand ist immer „on point“! 

Ich bin ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Meine Hunde sind Hunde, keine Roboter und das Leben hier ist nicht gnädiger als Deins. Wir sind hier nicht perfekt. Eher perfekt unperfekt!

Ich kann all die Gefühle nachempfinden, die Du im Training hast. Ich weiß, wie es ist, einen Blog oder ein Buch zu lesen und zu der Erkenntnis zu kommen: „Ähm ja, weiß ich eigentlich. Aber ich sollte es dann halt auch mal tun.“

Ich bin mir sowohl meiner Stärken als auch meiner Schwächen bewusst. Und ich weiß, dass ich nicht alles richtig mache oder einfach auch aus Bequemlichkeit halt dann auch gar nicht. Allerdings gebe ich aber am Ende nicht den Hunden die Schuld.  Wenn’s nicht funktioniert, dann muss ich mir schon selber in den Hintern beißen. Schließlich hätte ich es ja einfach richtig machen können.

Du siehst, es ist nicht alles Gold, was glänzt, und nur weil ich hier jede Woche blogge und meine geistigen Ergüsse mit Dir teile, bin ich nicht perfekt und schon gar nicht allwissend.

Ein bisschen Selbstoptimierung betreibe ich natürlich schon. Ich möchte mich ja nicht ständig auf meine Ausreden verlassen und bin daher auch immer dankbar, wenn ich gute Anregungen bei Kollegen entdecke und arbeite durchaus an Dingen, die mir wichtig sind. Darum geht es mir heute aber gar nicht. Mir ist wichtig, dass Du weißt, dass hier kein abgehobener Nerd schreibt, sondern ein ganz normaler Mensch. Ich hoffe, es ist mir gelungen! 


Nächste Woche geht es wieder mit Wissen weiter! Wenn Du einen Themenwunsch hast, den ich hier behandeln soll, dann schreib mir unbedingt. Wenn ich dazu eine Meinung habe, dann werde ich sie hier veröffentlichen. 

Kleinhunde Erziehung: Warum kleine Hunde oft verhaltensauffällig werden

Sie bellen, sie schnappen, sie hängen in der Leine und trotzdem bekommen sie oft ein verächtliches Lächeln und ein „Na, wieder einer mit großem Ego auf kleinen Beinen?“

Kleinhunde haben ein Imageproblem. Nicht, weil sie schwieriger wären als große Hunde, sondern weil wir Menschen es oft nicht schaffen, sie ernst zu nehmen. Dabei zeigen viele kleine Hunde völlig normale Verhaltensweisen. Allerdings in einem Körper, den wir nicht so recht ernst nehmen wollen. Das ist nicht nur unfair, sondern auch gefährlich. Für den Hund, für seine Umwelt und vor allem für das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier.

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie solche Verhaltensweisen entstehen, warum sie bei Kleinhunden so häufig auftreten und was eine faire, klare und konsequente Kleinhunde Erziehung damit zu tun hat.

Warum Kleinhunde oft „auffällig“ werden

Das Problem beginnt bereits im Welpenalter

Kleinhunde fallen auf. Nicht, weil sie es wollen. Sondern weil wir sie in eine Sonderrolle schieben: niedlich, handlich, unkompliziert. Das führt oft dazu, dass kleine Hunde keine echten Grenzen erfahren, wenig förderliche Sozialkontakte haben und viel zu oft übergriffig behandelt werden. Ohne es zu merken, bringen wir ihnen bei, dass sie sich nur mit Abwehrverhalten oder Aggression durchsetzen können. Und dann wundern wir uns, wenn sie „nicht sozialverträglich“ sind.

Als Welpe führt so ein kleiner Hund, wie alle Welpen, zum durchgängigen Milcheinschuss bei seiner Besitzerin. Auch die Herren der Schöpfung können sich der Charmoffensive kaum entziehen. Anders als große Rassen halten sie diesen Status aber viel länger. Der 5 Monate alte Mali hat schon einiges an Niedlichkeitsfaktor eingebüßt, der Havaneser aber leider nicht. 

Kleine Hunde wirken hilflos, süß und oft wie ein Kuscheltier. Viele Menschen behandeln sie auch so: sie werden hochgenommen, getätschelt und vermenschlicht. Grenzen? Fehlanzeige. Konsequenz? „Ach, der ist doch so klein.“

Typische Fehler in der Kleinhunde Erziehung:

  • Übergriffiges Verhalten wird toleriert (Hochheben gegen den Willen des Hundes)
  • Warnzeichen werden als „herzallerliebst“ abgetan
  • Fehlende Konsequenz bei Grenzsetzungen
  • Mangelnder Respekt vor den Bedürfnissen des Hundes

Spannend ist aber doch, warum tun wir Menschen das? Viele Kleinhunde teilen sich ein gemeinsames Schicksal. Sie werden einfach nicht ernst genommen. Nur weil sie klein sind, sind sie ja nicht weniger Hund. Kleinhunde werden nicht groß, aber verdammt noch mal erwachsen. 

Der falsche Umgang mit Angst und Unsicherheit

Viele kleine Hunde erleben täglich Situationen, die sie überfordern: große Artgenossen, zu viel Trubel, hektisches Anfassen, ungefragtes Hochheben. Statt sie zu schützen, zwingen viele Menschen sie durch Ängste hindurch. Der Hund lernt: Ich bin auf mich allein gestellt. Also wird er laut. Oder beißt. Oder zeigt andere Strategien, um sich Raum zu verschaffen.

Der entscheidende Unterschied: Respekt

Stell Dir vor ein Hund von der Größe eines Australian Shepherd  (also jetzt nicht die Zwergenvariante einer Zazu) steht knurrend vor Dir. Was tust Du? Nimmst Du ihn ernst? Ich denke schon! Im ersten Moment wirst Du wahrscheinlich den Abstand zum Hund vergrößern.

Bei Kleinhunden fehlt dieser Respekt leider ganz ganz oft. Sie zeigen die gleichen Signale wie große Hunde. Aber sie werden ignoriert. Über einen keifenden Chihuahua lächelt man hinweg. Genau hier liegt das Problem der Kleinhunde Erziehung.

Alle Anzeichen von einer eigenen Persönlichkeitsentwicklung werden ignoriert. Ist der Hund wütend oder „aggressiv“ wird darüber gelacht und man findet es „herzallerliebst“ wenn sich das Kleini durchsetzen will. Wenn er es am Ende dann auch tut, ist der Jammer groß! 

Wie Hunde Ihre Grenzen kommunizieren 

Ganz viele dieser Hunde erdulden diese Übergriffigkeiten ihr Leben lang. Sie haben sich daran gewöhnt, dass niemand auf ihre Signale und Wünsche achtet. Diese Hunde leiden zwar, ertragen es aber oft still. 

Aber es gibt auch die Charakterhunde unter den kleinen Hunden. Die, die von Anfang an gesagt haben, dass sie Hunde sind und bitte auch so gesehen werden möchten. Und wenn dieses Bedürfnis ignoriert wird, werden sie deutlich. Was ist das deutlichste Mittel für einen Hund? Richtig, seine Zähne. Und die setzt er ein. Er hat gelernt, dass das der effektivste Weg ist, sich Unangenehmes vom Leib zu halten. 

Jeder Hund zeigt wirklich viele Signale. Er beschwichtigt, er keift und wenn das nicht gesehen wird schnappt er. Dabei ist er schnell und präzise.

Die Warnsignale richtig deuten 

Bevor ein Hund schnappt oder beißt, sendet er verschiedene Warnsignale aus. Diese Signale zu ignorieren ist ein häufiger Fehler in der Kleinhunde Erziehung.

Beschwichtigungssignale erkennen:

  • Wegdrehen des Kopfes oder Körpers
  • Schmatzen und Lefzen lecken
  • Gähnen in unpassenden Situationen
  • Unruhiges „Herumfiddeln“

Letzteres wird ganz oft als Spielaufforderung missverstanden und der Hund weiter bedrängt. 

Werden diese Beschwichtigungssignale nicht gesehen kommen Drohgebärden hinzu. Die Erfahrung zeigt, dass ganz wenige Menschen sich mit der Körpersprache von Hunden auskennen und diese dann entweder völlig fehlinterpretiert oder schlicht ignoriert wird. 

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich es ganz furchtbar finde, wenn man Hunden das Knurren verbietet. Man nimmt ihm damit ein wichtiges Kommunikationsmittel. Erlebe ich wirklich oft in der Hundeschule, dass Hund fürs Knurren gemaßregelt werden. Na ja, ist halt das erste Anzeichen, was wir so als eher grobmotorischer Mensch an Kommunikation mitbekommen haben.  

Hunde nutzen Drohgebärden unter anderem, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken und eine Distanzvergrößerung zu erreichen. Dabei ist nicht jeder Hund in der Lage alle Anzeichen zu zeigen. Schlappohren lassen sich nicht anlegen, manchen Fellarten lassen sich nicht aufstellen. Aber jeder Hund wird Anzeichen aus der Palette der Drohgebärden zeigen können. 

Defensives Drohen 

Ohren und Rute: Die Ohren werden nach hinten oder unten angelegt, die Rute geht nach unten und wedelt evtl. minimal. Manchmal wird sie auch unter den Bauch geklemmt. 

Augen und Blick: Mandelförmige Augen mit viel weiß, abgewendeter Blick (Walauge, Whale Eye oder Half-Moon-Eye genannt) 

Gesichtsausdruck: nach hinten gezogene Lefzen mit abgerundeten Mundwinkeln,  Zähne sichtbar, Zunge nicht sichtbar, gekräuselter Nasenrücken. 

Körperhaltung: Der Hund versucht, sich klein zu machen, geduckten Gang, nach hinten verlagertes Körpergewicht. Kopf und Rute unterhalb der Rückenlinie. 

Weitere Anzeichen: Knurren, bellen, keifen, gesträubte Rückenhaare

Defensiv drohender Hund - Kleinhunde werden nicht ernstgenommen
KI generiert mit ChatGPT

Spätestens beim defensiven Drohen wäre es ratsam auf den Hund einzugehen. Die allermeisten Hunde tun das nicht, weil sie so wahnsinnig dominant sind, sondern weil sie sich echt unwohl fühlen.

Wenn ich sage auf den Hund eingehen, heißt das nicht, dass dieser sich nun alles erlauben darf. Aber ich muss mich fragen, was gerade zu dieser Reaktion geführt hat. Was muss ich tun, damit sich das wieder zum Guten ändert? Muss ich meinen Umgang mit dem Hund ändern? Soll ich mehr oder weniger Grenzen setzen? Verhalte ich mich übergriffig? Hier ganz klar, küssen finden extrem viele Hunde, extrem daneben. Viele tragen es mit Fassung, der ein oder andere „küsst“ zurück. Mit Zunge und Zähnen. 

Lange Rede, kurzer Sinn. Hat Mensch es also immer noch nicht kapiert, dann kann der Hund auch einen Schritt weitergehen: 

Offensives Drohen 

Ohren und Rute: Die Ohren werden nach vorne genommen und aufgestellt, die Rute wird hochgetragen, wedelt nicht, und ist steif. 

Augen und Blick: Die Augen sind weit und rund geöffnet, der Blick wirkt hart und fokussiert. 

Gesichtsausdruck: Fang stark verkürzt, nach vorne, runde Mundwinkel, Zähne sichtbar, Zunge nicht sichtbar, gekräuselter Nasenrücken. 

Körperhaltung: Der Hund steht im Gegensatz zum defensiven Drohen aufrechter und wirkt insgesamt selbstbewusster. Körperschwerpunkt nach vorne verlagert. Ohren und Rute oberhalb der Rückenlinie. 

Weitere Anzeichen: Knurren, bellen, keifen, gesträubte Rückenhaare

Offensiv drohender Hund - Wenn Kleinhunde nicht ernst genommen werden
KI generiert mit ChatGPT

Wer einen offensiv drohenden Hund immer noch nicht ernst nimmt, der hat wahrlich einen an der Murmel und tut mir dann auch nicht mehr leid, wenn der Hund seine Hand perforiert hat. 

Der richtige Umgang mir Drohsignalen

  • Drohverhalten ist normales Kommunikationsmittel von Hunden und muss ernst genommen werden. Auch bei kleinen Hunden! Dieses Verhalten wird dazu eingesetzt eine Distanzvergrößerung zu erreichen.
  • Gewähre Deinem Hund den nötigen Abstand und deeskaliere die Situation.
  • Droht ein Hund aus Angst und / oder Unsicherheit, dann ist es ratsam die Ursache dafür zu finden und ihn zu unterstützen mit seiner Angst zurecht zu kommen.
  • Bestrafe Drohverhalten nicht! Das kann dazu führen, dass der Hund lernt, dass seine Drohungen nicht ernst genommen werden und er zu härteren Maßnahmen greifen muss! 

Die 4F-Strategien: Wie Hunde mit Bedrohung umgehen

Die gängigen Strategien von Hunden mit solchen Dingen umzugehen sind die 4 Fs: Flucht (Flight), Einfrieren (Freeze), Flirt (Fiddle about) und Kampf (Fight). Hier sind sie uns Menschen sehr ähnlich, denn auch wir benutzen diese Strategien. 

Die Strategien können in unterschiedlichen Intensitäten gezeigt werden und ein Wechsel von einer Strategie in die andere ist möglich und wird häufig angewandt. 

Schauen wir uns die Möglichkeiten genauer an. 

Flirt: Das Verhalten entsteht oft bei inneren Konflikten, wie z. B. ein nicht richtig einschätzen können von Situationen. Viele Hunde wirken, als würden sie unkoordiniert rumhampeln. Oft wird eine Tiefstellung der Vorhand gezeigt, so dass diese Verhalten oft mit Spiel verwechselt wird. Für echtes Spiel ist der Hund hier auch viel zu angespannt. 

Flucht: Die Flucht dient ganz deutlich der Distanzvergrößerung. Der Hund möchte einfach nur raus aus der Situation. Fühlt der Hund sich nicht ernsthaft bedroht, kann er hier im ersten Schritt auch „nur“ Meideverhalten zeigen. Dies erkennst Du z. B. am Wegdrehen des Kopfes oder auch des ganzen Körpers. Ist der Hund an der Leine, und die Flucht funktioniert dadurch nicht, kann er in eine andere Strategie aus dem Bereich der 4Fs wechseln. 

Freeze: Der Hund verharrt hier, mehr oder weniger lang, in einer bestimmten Körperhaltung. Es gibt hier keine typische Haltung, es können auch nur bestimmte Körperteile einfrieren, wie z. B. die Rute. Beim Einfrieren befindet sich der Hund meist in einem innerlichen Konflikt. Im Allgemeinen unterscheidet er hier zwischen Flucht oder Angriff. Aber auch das Übergehen in den Flirt ist denkbar. 

Fight: Ob der Hund in den Angriff geht kommt auf die Situation an und wie hoch der Hund die Angst vor einer Gegenwehr beurteilt. Hier kann man, ebenfalls je nach Situation, mehr oder weniger defensives oder offensives Drohen vorher beobachten. Ein Angriff hat in den allermeisten Fällen die Intention die Distanz zu vergrößern, also den Kontrahenten zu verscheuchen. Da Hunde generell nicht völlig bescheuert sind, setzen sie dieses Mittel meist erst ganz zum Schluss ein. Schließlich könnte da ja auch für sie nicht ganz so gut ausgehen. 

Hat ein Hund gelernt, dass seine Angriffe funktionieren, dann wird das seine bevorzugte Strategie werden! 

Und leider ist es gerade für kleine Hunde die einzige Strategie, die nachhaltig bewirkt, dass sie in Ruhe gelassen werden. Wird das gesamte Repertoire immer und immer wieder nicht gesehen oder wissentlich ignoriert, dann kann ein Hund sich nicht mehr anders ausdrücken als anzugreifen.    

Die Eskalationsleiter der Aggressivität

Die Eskalationsleiter zeigt noch einmal gut die Bandbreite der Kommunikation. Meine Canva-Fähigkeiten sind eher begrenzt, aber ich habe trotzdem mal gebastelt. 

Eskalationsleiter der Aggressivität bei Hunden nach K. Sheperd

Im grünen Bereich kann der Hund noch nachdenken und aktiv Entscheidungen treffen. Im gelben Bereich leidet die Ansprechbarkeit bereits aufgrund der Zunahme der Erregung. Im roten Bereich handeln Hunde emotional und es ist kein rationales Denken mehr möglich. 

Dies zeigt uns, dass Schnappen und Beißen erst einmal „nicht absichtlich“ oder aus „Boshaftigkeit“ geschieht. Es ist für Hunde immer der letzte Ausweg. In der Entstehungsgeschichte. Mit der Zeit wird es aber durchaus eine bewusste Strategie. 

Häufige Fehler in der Kleinhunde Erziehung

Ich hatte es eingangs schon erwähnt. Kleinhunde werden auf dieser Leiter nicht ernst genommen. Was ich beobachte ist, dass je kleiner die Hunde, desto weniger Ahnung haben die Besitzer. In der Regel. Es gibt immer Ausnahmen. 

Ein großer Hund hingegen, hat aber auch bei ahnungslosen Besitzern oft bessere Karten, da die Besitzer zumindest nicht mehr übergriffig werden. 

Ist ja nur ein Kleiner

Was bei einem 30-Kilo-Hund sofort Grenzen auslöst, wird beim Kleinen durchgewunken. Dabei brauchen gerade sie klare Regeln, weil sie so oft überfordert sind.

Vermenschlichung

Kleinhunde werden überproportional oft als „Püppchen“ gesehen. Ein Hund ist kein Baby. Kein Ersatzpartner. Kein Trostpflaster. Wer seinen Hund wie ein Kleinkind behandelt, nimmt ihm die Möglichkeit, sich hundegemäß zu entwickeln.

Kleinhund Erziehung - Vermenschlichung
Warum?
Quelle: Foto von SHVETS production

Fehlende Grenzen als Ursache für Verhaltensprobleme

Ein weiterer Grund, warum diese kleinen „Kläfftölen“ sind wie sie sind, ist das Fehlen von Grenzen.

Viele kleine Hunde dürfen ohne Einladung auf die Couch, auf den Schoß und ins Bett. Sie können ohne Folgen fordern, bellen und beißen. Das ist keine Liebe. Das ist Vernachlässigung von Erziehungsaufgaben.

Da wo ein großer Hund schon rein aus Respekt gegen die Mitmenschen erzogen wird, kann der Zwerg tun und lassen was er will.

Problematische Verhaltensweisen, die toleriert werden:

  • Fremde Menschen anspringen? Kein Problem, der ist ja soooooo süß, der Kleine.
  • Große Hunde anpöbeln? Haha, witzig. „Schau mal die kleine Maus kann sich voll gut durchsetzen“.
  • Abgrenzung vom Besitzer zu Hause? Nicht nötig. Der Handtaschen-Fiffi wird eh den ganzen Tag durch die Gegend getragen. 

Ja ich weiß, das war jetzt ein bisschen böse und die „Kläfftöle“ auch nicht gerade nett. Aber Himmel noch mal, das ist der Alltag. Ich mag kleine Hunde sehr. Wenn sie Hunde sind. Als solche behandelt werden und sich als solche zeigen. 

Das „Handtaschen-Hund“ Syndrom

Viele Besitzer tragen ihre Kleinhunde ständig herum, anstatt sie als vollwertige Hunde zu behandeln. Dies führt zu:

  • Fehlender Sozialisierung
  • Unsicherheit in normalen Hundebegegnungen
  • Erhöhter Stress durch mangelnde Kontrolle
  • Verstärkung unerwünschter Verhaltensweisen

Erfolgreiche Kleinhunde Erziehung: So geht’s richtig

  1. Respektiere die Warnsignale: Nimm Knurren und andere Drohgebärden ernst
  2. Setze klare Grenzen: (Klein)hunde brauchen keine Härte. Sie brauchen Klarheit und Grenzen. Verbindliche Kommunikation und faire Konsequenzen.
  3. Behandle Deinen Hund als Hund: Lass Deinen Kleinhund Hund sein: Buddeln, schnüffeln, rennen und die Welt erkunden. Aber: Lerne ihm auch, dass nicht alles erlaubt ist.
  4. Belohnung und Konsequenz: Fördere, was Du sehen willst und belohne  das angemessen. Und sei konsequent bei Verhalten, das nicht zielführend ist.
  5. Ermögliche Sozialkontakte: Viele Kleinhunde haben nie echte Hundekontakte. Such Dir gute Sozialpartner und lass Deinen Hund die Hundesprache lernen. Steh ihm dabei wohlwollend zur Seite, wenn er unsicher ist. 

Kleinhunde verdienen Respekt und professionelle Erziehung

Das Recht auf artgerechte Behandlung

Kleinhunde haben dieselben Bedürfnisse wie ihre großen Artgenossen:

  • Recht auf Respekt: Ihre Grenzen müssen beachtet werden
  • Recht auf Erziehung: Sie brauchen klare Regeln und Struktur
  • Recht auf Bewegung: Auch kleine Hunde wollen und müssen spazieren gehen
  • Recht auf geistige Förderung: Mentale Auslastung ist essentiell
  • Recht auf Sozialisierung: Kontakt zu anderen Hunden und Menschen

Fazit: Kleiner Hund, große Verantwortung

Auch Kleinhunde sind Hunde. Sie haben die gleichen Bedürfnisse wie große Hunde. Sie müssen nicht Prinzessin sein. Sie dürfen nass werden. Sie dürfen Gassi gehen. Sie dürfen Grenzen erfahren und sie haben das Recht ihre eigenen Grenzen zu ziehen und dabei respektiert zu werden. Sie haben das Recht erzogen und ausgebildet zu werden. Sie haben das Recht zu lernen, zu arbeiten und sich zu entfalten. 

Kleinhunde sind keine Hunde zweiter Klasse. Wer kleine Hunde „niedlich macht“, tut ihnen keinen Gefallen. Wer sie ernst nimmt, schafft die Grundlage für ein entspannteres Leben.

Hast Du einen kleinen Hund, der groß auftrumpft?

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