Was versteht man unter Belohnungshierarchie und Belohnungssystem im Hundetraining?

Letzte Woche gab es einen Überblick zum Thema Belohnungen im Hundetraining. Heute schauen wir uns an, wie Du eine Belohnungshierarchie und ein Belohnungssystem in das Training implementierst. 

Einfach nur belohnen wird Dich nicht zum Ziel bringen. Das Thema ist komplexer und vor allem individueller. Ein sehr verfressener Hund kann z. B. bei einem trockenen Keks schon in Ektase verfallen, wohingegen ein anderer Hund mal mindestens die gefriergetrocknete Leber brauchen würde. Ganz zu schweigen von Deiner eigenen Rolle beim Belohnen. Denn nicht nur die Art der Belohnung ist wichtig. Deine eigene Stimmung spielt eine größere Rolle, als Du vielleicht jetzt noch denkst.  

Schön, dass Du wieder hier bist. Oder bist Du zum ersten Mal da? So oder so: Ich freu mich riesig, dass Du Dir mehr als 30 Sekunden Zeit nimmst, und wirklich verstehen willst, wie Lernen beim Hund funktioniert. Mehr davon, bitte!

Was ist die Belohnungshierarchie im Hundetraining? 

Definition und Grundprinzip

Die Belohnungshierarchie bewertet alle Belohnungen in der Reihenfolge ihres Wertes für unseren Hund. Je weiter oben in der Hierarchie, desto wahrscheinlicher ist es, dass unser Hund etwas für die Belohnung tut. Bleiben wir zunächst mal beim Futter, da das die gängigste Belohnungsmethode ist. 

Vielleicht denkst Du Dir gerade: „Na ja, mein Hund mag jedes Futter!“ oder „Mein Hund lässt sich überhaupt nicht durch Futter motivieren.“

Im Allgemeinen ist es so, dass es keine so große Rolle spielt, ob Dein Hund das Futter so lala findet oder sehr gern mag. Alle Hunde (ob wählerisch oder verrückt nach Futter) haben eine „Belohnungshierarchie“, die wir kennen und verstehen sollten.

Das könnte in etwa so aussehen:

Belohnungshierarchie im Hundetraining

Das Bild dient nur als Beispiel und für Deinen Hund können, oder besser müssen, hier sicher andere Dinge eingesetzt werden. 

Individuelle Motivation von Hunden: So erkennst Du die Vorlieben Deines Hundes

Abhängig davon, wie motiviert Dein Hund über Futter ist, musst Du möglicherweise weiter oben oder weiter unten in dieser Belohnungspyramide ansetzen, um ein bestimmtes Verhalten zu trainieren.

Wenn Du beispielsweise einen sehr verfressenen Labrador hast, könnte ihn ein Training mit einem Steak in Deinem Wohnzimmer völlig aus der Fassung bringen 😉 und er wird so verrückt sein, dass er nicht richtig lernen kann. 

Wenn Dein Hund hingegen nicht so sehr durch Trockenfutter oder „billige“ Leckerlis motiviert ist, musst Du  die Belohnungspyramide hinaufklettern, bis Du ein Leckerli findest, das die Aufmerksamkeit Deines Hundes weckt und für ihn auch wirklich eine Belohnung darstellt.

Optimale Motivation von Hunden: Die perfekte Balance finden

Die ideale Einstellung, die Dein Hund beim Training haben sollte, ist enthusiastisch und engagiert, aber nicht „völlig verrückt“.

Überleg Dir hier kurz, wie klar Du noch denken kannst, wenn Dir jemand 1 Million Euro auf den Tisch legt und Du dafür 3 Minuten mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen sollst 😮

Du kannst die richtige Motivationslage erreichen, wenn Du für Deinen Hund genau den richtigen Belohnungswert wählst.

Meiner Erfahrung nach brauchen etwa ¾ aller Hunde, die ich im Training sehe, eine bessere Belohnung, als das, was die Besitzer im Allgemeinen dabei haben, um wirklich erfolgreich zu sein. Das andere Viertel (die wirklich triebigen, durch Futter motivierten Hunde) können zu Hause mit einer Belohnung mit geringem Wert trainieren, benötigen aber oft auch eine Belohnung mit hohem Wert, sobald wir an einen anderen Ort mit mehr Ablenkung gehen.

Hochwertige Leckerlis finden: So motivierst Du Deinen Hund optimal und individuell

Wenn Dein Hund für seine Belohnungen „so lala“ mit Dir zusammenarbeitet, probiere einfach verschiedene Leckerli aus. Gib Dich nicht mit einer Belohnung zufrieden, bevor Du nicht viel ausprobiert und die persönliche Belohnungshierarchie Deines Hundes herausgefunden hast!

Ich empfehle wirklich eindringlich, immer wieder neue Belohnungen auszuprobieren, bist Du Dich für EURE besten Trainingsleckerlis entscheidest. Und wenn Du dann immer noch nicht mit dem Drang an die Leckerlies zu kommen 100 % zufrieden bist, probiere noch mehr aus. Orientiere Dich dafür gerne an der oben abgebildeten Pyramide. 

Es lohnt sich wirklich hier ein wenig Zeit zu investieren und zu tüfteln. Denn hat man einmal das Richtige gefunden, wird es das Training enorm beschleunigen.

Warum Trockenfutter oft nicht motiviert: Natürliche Präferenzen verstehen

Hunde sind Raubtiere. Als solche mögen sie, nennen wir es, Beute. Also Fleisch. Fleisch und Milchprodukte sind von Natur aus nicht haltbar. Die haltbaren Leckerlis, die man kaufen kann, enthalten oft viele Zusatzstoffe. Je preiswerter, desto mehr Zusatzstoffe (Ausnahmen gibt es hüben wie drüben!).

Diese schmecken unseren Hunden einfach nicht besonders gut. Leckerlis mit „Hühnchengeschmack“ aus dem Discounter schmecken vielleicht gut genug, um die Aufmerksamkeit in unserem Wohnzimmer aufrecht zu erhalten, aber nicht, wenn wir im Park unterwegs sind!

Die gute Nachricht ist, dass wir sehr preiswerte und hochwertige Leckerbissen erhalten, indem wir normale Lebensmittel wie Wurst zerschneiden. Achte dabei darauf, dass es sehr, sehr kleine Stücke sind.

Gib Deinem Hund zunächst immer nur eine kleine Menge, um zu sehen, wie gut sein Magen ein neues Leckerli verträgt. Sei aber vorsichtig mit fettreichen Leckerlis wie Speck. Diese sollten als besonderes Leckerli für schwierige Trainingssituationen reserviert werden. Zu viel Fett kann eine Pankreatitis verursachen, die ziemlich schmerzhaft ist.

Wichtig ist, dass Du im Training, zumindest am Anfang, nicht mit einer „gemischten Tüte“ arbeitest. Hier ist nicht gewährleistet, dass Du die passende Wertigkeit für die Ausführungen des Verhaltens erwischt und es könnte sein, dass wir zwar denken, hochwertig belohnt zu haben, wir aber genau für eine besonders gute Ausführung dummerweise gerade das Leckerli aus der Tüte erwischt haben, was jetzt nicht ganz oben auf der Hitliste des Hundes steht.

Belohnungssytstem im Hundetraining

Bewährte Trainingsleckerlis: Empfehlungen meiner Hunde

Unser Favorit an Leckerlies ist feste Trainingswurst. Diese besteht aus schnittfestem und haltbaren Fleisch. Ganz klar eine größere Sauerei als Trockenfutter, aber die Hunde lieben es und für mich ist es gut händelbar. Geht zwar nicht in die Hosentasche, aber in Dosen oder Tüten passt es ganz gut.

Ich verwende sie immer, wenn ich viele Belohnungen brauche, also bei Welpen oder beim Tricktraining. Denn diese Würste könnte ich auch als Alleinfutter nehmen und so ist es kein Problem, die Menge einfach von der Tagesration abzuziehen. Ansonsten, wenn es mal übersichtlich ist, was die Menge angeht, nehme ich Käse, Leberkäse, Wienerle….

Mit einem Steak brauche ich meinen Hunden z. B. nicht daherkommen. Rohes Fleisch ist für sie nicht wirklich eine Belohnung, da sie das hier als Hauptfutter bekommen. Also nicht das Steak versteht sich! 😉 

Übertragung auf andere Belohnungsarten

Hast Du für Futter rausgefunden, was Dein Hund liebt, dann machst Du genau das Gleiche mit den 

  • sozialen Belohnungen
  • Spielzeugen 
  • Umweltbelohnungen

Je nach Hundetyp kann eine Belohnung aus Futter bestehen und hier wiederum abgestuft nach Wertigkeit. Vielleicht ist Dein Hund aber auch der Typ, der durch Spielzeug mega gut zu motivieren ist. Ein anderer Hund hingegen findet Apportierspiele ganz toll. Wichtig bei dem Prozess ist also, dass Du sehr neutral rausfindest was genau Dein Hund gut findet. Beobachte Deinen Hund also genau und schaue darauf, was ihm wirklich Spaß bringt.

Häufige Fehler beim Belohnen: Was Hunde wirklich motiviert

Was Dein Hund toll findet, deckt sich nicht immer mit Deiner Meinung, was er toll finden soll! 

Bitte lasse explizit die Dinge weg, von denen Du der Meinung bist, dass sie Deinem Hund gefallen sollten. Ich habe es im letzten Beitrag schon kurz erwähnt, aber weil es mir wichtig ist, an dieser Stelle noch mal: Während Du der Meinung bist, dass Streicheln oder Kuscheln für Deinen Hund eine tolle Belohnung ist und ihm das angenehm sein muss, kann es sein, dass Dein Hund das leider anders sieht als Du. Wenn Du ihn dann nun jedes Mal streichelst und kuschelt, wenn er etwas gut macht, kann es leider passieren, dass der Hund das nicht nur nicht als Belohnung ansieht, sondern im schlimmsten Fall als Strafe.

Ein effektives Belohnungssystem entwickeln

Du hast nun also rausgefunden, was Dein Hund richtig gerne mag und bist Dir bewusst, dass in Situation A das Spielzeug viel mehr bringt als Futter und Situation B die Umweltbelohnung das Non-Plus-Ultra ist. Hervorragend, denn das ist mehr, als ganz viele Hundebesitzer von sich behaupten können. Lass uns also jetzt alles in ein System bringen.

Belohnungen richtig kombinieren: Unberechenbar und effektiv belohnen

Für mich ist in erster Linie wichtig, dass wir als Mensch nicht ausrechenbar sind. Sprich, Dein Hund soll nicht wissen, was ihn als Belohnung erwartet.

Wir nehmen jetzt mal das Beispiel „Platz“ und einen fiktiven Hund, Fiffi. Ich sage dem Fiffi im Garten ein „Platz“ und da er das gut kann, bekommt er dafür einen recht langweiligen Keks. Dann bin ich mit Fiffi im Wald unterwegs, vor ihm springt ein Reh über den Weg und ich sag wiederum „Platz“, was auch umgehend ausgeführt wird. Glaubst Du, dass Fiffi sich jemals wieder im Angesicht eines Reh hinlegt, wenn ich dem jetzt einen Keks gebe und ihn über den Kopf tätschel? Die ultimative Belohnung für Fiffi wäre, dem Reh hinterherlaufen zu dürfen. Ich weiß aber, dass er auch völlig auf Zerrspiele mit mir abfährt. Also wähle ich nun statt dem Leckerli eine fette Party mit mir zusammen. Und wenn ich kein Spielzeug dabei habe, dann tuts auch mal die Leine oder meine Ärmel. Wichtig ist, dass ich herausragende Leistungen auch herausragend belohne. 

Belohnungshierarchie und Belohnungssystem im Hundetraining

Hundetrainer-Mindset: Der wichtigste Part in diesem System bist Du!

Egal wie gut Du über die Vorlieben Deines Hundes bescheid weißt. Unabhängig davon, wie ausgeklügelt Dein System ist. Wurscht wie gut Du die Technik anwenden kannst. Das Ganze steht und fällt mit Dir als Person. Echte Freude, empfundener Stolz, unterstützende Teilhabe und Wertschätzung gegenüber Deinem Hund sind das, was am Ende den Unterschied ausmacht. Wenn Du Deinem Hund vermitteln kannst, dass keiner so tolle Stöcke auf der Welt findet wie er, keine so hoch klettern kann wie sie und überhaupt das „Platz“ das beste auf der Welt ist, dann brauchst Du Dir um den Rest kaum noch Gedanken machen. 

Wenn Du eine Belohnung auch mit Deiner Stimmung kombinierst, Dich z. B. beim Rückruf bereits freust, während Dein Hund noch auf dem Weg zu Dir ist, bekommt Deine Freude für den Hund ganz schnell mindestens die gleiche Wertigkeit, wie all die externen Belohnungen, die wir hier bereits besprochen haben. Du kannst also durch Deine Stimmung, Deine Freude, Deine Wertschätzung und Deine Einstellung bereits den Cortisolspiegel Deines Hundes beeinflussen. 

Das macht deutlich warum „Nicht geschimpft, ist gelobt genug“ halt leider eher wenig bis gar nicht funktioniert. 

Intermittierende Verstärkung im Hundetraining: Nachhaltige Motivation ohne zum Futterautomaten zu werden!

Unter intermittierender Belohnung verstehen wir im Training von Hunden, die Belohnungshäufigkeit. Bevor Du weiterliest, hier mein eindrücklicher Appell: Sei ehrlich zu Dir selber! Benutze das erst, wenn ein Verhalten etabliert ist!

Wenn Dein Hund also ganz genau gelernt hat bei einem „Stopp-Signal“ eine Vollbremsung hinzulegen und an Ort und Stelle zu verharren und dies zuverlässig ausführt (in ca. 90% der Fälle), dann fängst Du damit an, dieses Verhalten nicht mehr jedes Mal zu belohnen, sondern nur noch ab und zu. 

Hier gibt es jetzt so viele Modelle, wie es Trainer gibt. Du musst einfach für Dich rausfinden, was bei Euch gut funktioniert. Ich persönlich bin ein Verfechter des Zufall-Prinzips und achte darauf, nicht in ein Muster zu verfallen, sondern variabel zu bleiben. Das

  • in der Häufigkeit (Belohnungsdichte)
  • in der Wahl der Mittel (Belohnungsart)
  • in der Stärke (Wertigkeit) 

Ich versuche mehr oder weniger unberechenbar für meine Hunde zu sein. Ähnlich wie ein „Einarmiger Bandit“ im Casino. Intermittierende Belohnung funktioniert ungefähr wie Spielsucht beim Menschen. Durch die Erwartung, dass man heute aber ganz sicher den Automaten besiegt und ihn leerräumt, schmeißt man immer wieder Geld rein. Und ja, mal gewinnt man Geld, mal an Erfahrung. So verhält es sich auch bei unseren Hunden. Da sie nicht wissen wann, welche und wieviel Belohnungen für sie abfallen, schmeißen sie statt Geld, gutes Verhalten „in den Automaten“. Immer in der Hoffnung, dass heute der Tag ist, an dem wir super großzügig sind. 

Achtung! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ganz schnell wird Dein Hund rausgefunden haben, dass es bei jeder 3. Ausführung eine Belohnung gibt 😉. Und glaubs mir, sie können sehr wohl zählen. Die sind ja nicht blöd! 

Situationsbedingte Belohnung: Anpassung an Ort, Erregung und Trainingsstand

Der Wert einer Belohnung ist nicht nur vom Hund, sondern auch von der Situation abhängig. 
Beispiel: Zuhause reicht für das „Kommen“ Trockenfutter, im Park brauchst Du dafür aber die mega Belohnung. 

Je nach Ziel kann die Belohnung anders ausfallen, ebenso je nach Trainingsstand Deines Hundes. Dann kann z. B. so aussehen:

SituationZielBelohnungsart
Rückruf mit AblenkungVerhalten absichernJackpot (Spiel/Futter)
Sitz auf EntfernungVerhalten aufbauenSofort, mittelhoch
Hund bleibt ruhig, wenn andere bellenFrust-Toleranz bestätigenSozial (+ Futter)

Ruhe belohnen im Hundetraining: So förderst Du Entspannung richtig

Bei all den Belohnungen dürfen wir nicht vergessen, dass wir in den allermeisten Fällen immer Verhalten belohnen, welches irgendwie mit Action des Hundes zu tun hat. 

Hast Du Deinen Hund schon mal belohnt, wenn er irgendwo rumsitzt und einfach nur „blöd guckt“? Eben. Das vergessen wir nämlich sehr gerne und wundern uns dann, dass die Hunde mit unserem Erscheinen immer Bewegung in Verbindung bringen und nicht abschalten können. 

Belohne Deinen Hund also auch fürs „Nichts-Tun“. Aber bitte nicht mit Spielen oder einem gequietschten „feeeeiiiiiiner Maxi. Suuuuuper!“ Hier ist eher ein tiefes, fast schon gemurmeltes „guter Junge“ das Mittel der Wahl. Schließlich soll Dein Hund ja jetzt nicht wie so ein Kistenteufelchen aufspringen, sondern gerad mal sein Leben chillen. 

Fazit: Dein Weg zu einem erfolgreichen belohnungsbasiertem Hundetraining

Eine durchdachte Belohnungshierarchie und ein individuelles Belohnungssystem sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Hundetraining. Investiere die Zeit, um die Vorlieben Deines Hundes wirklich zu verstehen. Das wird sich in Form von deutlich schnelleren Trainingserfolgen auszahlen.

Die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:

  • Kenne die Hierarchie: Finde heraus, was Dein Hund wirklich liebt
  • Passe die Belohnung an: Schwierige Situationen brauchen hochwertige Belohnungen
  • Bleibe unberechenbar: Intermittierende Verstärkung hält die Motivation hoch
  • Du bist der Schlüssel: Deine Begeisterung ist die wertvollste Belohnung
  • Belohne auch Ruhe: Nicht nur Action verdient Anerkennung

Denke daran: Jeder Hund ist einzigartig. Was bei einem funktioniert, muss bei einem anderen nicht zwangsläufig klappen. Experimentiere, beobachte und passe Dein System kontinuierlich an die Bedürfnisse Deines Hundes an.

Teile gerne Deine Erfahrungen: Welche Belohnung steht bei Deinem Hund ganz oben in der Hierarchie? Schreib es in die Kommentare. Ich bin super gespannt auf Eure Geschichten!

FAQ

Belohnungen im Hundetraining

Nein, aber Du solltest es wollen.
Belohnungen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von guter Kommunikation. Natürlich verändert sich mit der Zeit, was Dein Hund als Belohnung empfindet und was Du im Alltag wirklich brauchst. Ein Hund, der gelernt hat, dass Zusammenarbeit sich lohnt, braucht keine Dauerfütterung. Aber ein nettes „Danke“ in passender Form? Das tut der Beziehung immer gut.

Variiere die Belohnungsarten systematisch: Kombiniere Futter mit Spielzeugen, sozialen Belohnungen und Umweltbelohnungen. Arbeite mit intermittierender Verstärkung und bleibe unberechenbar in Häufigkeit, Art und Wertigkeit der Belohnungen. Deine eigene Begeisterung und Freude sind dabei die wertvollste Belohnung. Sie sollte immer der größter Teil des Systems sein.

Erstmal: Nicht verzweifeln.
Wenn Dein Hund draußen nichts annimmt, ist das ein Zeichen von Überforderung, nicht von Dickköpfigkeit. In solchen Fällen hilft durchaus eine hochwertigere Belohnung. Aber in erster Linie ein besseres Management: Reizlevel senken, Abstand schaffen, Alternativen anbieten und Schritt für Schritt aufbauen.

Manchmal ja, oft nein.
Ob körperliche Zuwendung eine Belohnung ist, entscheidet nicht Dein Bauchgefühl, sondern Dein Hund. Manche Hunde lieben Berührungen, andere empfinden sie im Training eher als störend. Beobachte Deinen Hund: Lehnt er sich rein? Oder zieht er sich weg? Das ist Deine Antwort.

Mein Lasko, der Pudel, ist durch Streicheln extrem gut zu belohnen. Reba und Zazu, die Aussies, finden das eher übergriffig und völlig daneben. 

Indem du es testest und ihn beobachtest.
Leckerlis sind nur ein Teil der Wahrheit. Spiel, Bewegung, Freiraum, soziale Interaktion oder auch Umweltzugang können für Deinen Hund extrem belohnend sein. Nimm Dir Zeit, eine kleine „Belohnungsliste“ zu erstellen und achte darauf, wann die Augen Deines Hundes glänzen und wann er Dich nur höflich anblinzelt.

Erst wenn ein Verhalten zu 90% etabliert ist! Das bedeutet: Dein Hund führt das gewünschte Verhalten zuverlässig und sofort aus. Zu frühe intermittierende Verstärkung kann dazu führen, dass sich das Verhalten wieder verschlechtert. Bleibe in der Lernphase bei kontinuierlicher Belohnung und wechsle erst dann zu unregelmäßigen Belohnungen. 

Ja, unbedingt!

Der Wert einer Belohnung hängt stark vom Kontext ab. Zu Hause ohne Ablenkung reicht oft eine einfache Belohnung, während Du im Park mit Ablenkung hochwertige „Jackpot“-Belohnungen brauchst. Auch der Trainingsstand spielt eine Rolle: Beim Aufbau neuer Verhaltensweisen belohnst Du sofort und mittelhoch, bei schwierigen Situationen wie Rückruf mit Ablenkung setzt Du die besten Belohnungen ein.

Belohnungen im Hundetraining: Die Wissenschaft hinter effektiver Motivation

„Ich will meinen Hund nicht mit Leckerlies vollstopfen. Der soll auch hören, wenn es keine Belohnung gibt!“ Bäm! Da ist er wieder, der Satz, den ich so oft widerlegen muss. 

Viele Menschen glauben, dass Belohnungen im Hundetraining mit Bestechung gleichzusetzen sind. Aber ist das wirklich so? Besticht mich mein Chef mit meiner Gehaltszahlung? Oder bekomme ich das, was ich verdiene? Weil ich gute Leistung erbracht habe und ich mich angestrengt habe. Weil ich Dinge getan habe, die ich nicht tun würde, wenn ich nicht müsste. 

Ja, das Beispiel hinkt an manchen Stellen, aber ich finde es trotzdem sehr passend, da wir damit ein Stück weit in der Lage sind, die Gefühle der Hunde zu verstehen. 

Was sind Belohnungen im Hundetraining? 

Belohnungen sind eine nachgelagerte Sache, die passiert, wenn der Hund ein Verhalten abgeschlossen hat. Du sagst „Sitz“, Dein Hund führt das Kommando aus und für Dich ist die Sache erledigt. Für Deinen Hund nicht! Das was jetzt kommt beeinflusst das zukünftige Verhalten enorm. 

Dazu ein Gedankenexperiment

Stell Dir vor, Deine Chefin bittet Dich, einen Kollegen zu vertreten, der länger krank sein wird. Gesagt, getan. Du arbeitest hart, um die doppelte Belastung zu erfüllen. Stellen wir uns nun eine ideale Arbeitswelt vor. Deine Chefin ist wirklich begeistert von Deiner Leistung und zahlt Dir pro Monat der Vertretung einen Bonus von 1.000 Euro aus. Coole Sache, oder? Wirst Du die Vertretung weiterhin gerne übernehmen? Also ich schon. Lohnt sich ja richtig. 

In der normalen Arbeitswelt ist es aber eher so, dass Du zwar die Mehrarbeit leistest, am Ende des Tages aber einen warmen Händedruck bekommst. Wenn überhaupt! Und jetzt? Bist Du immer noch hoch motiviert, Deinen Kollegen zu vertreten? Ich wäre es nicht und würde sowohl den Kollegen, als auch die Chefin nicht zwingend in mein Nachtgebet mit einschließen! 

Positive Verstärkung im Hundetraining: Die Wissenschaft hinter wirksamen Belohnungen

Lerntheorie im Hundetraining: Klassische vs. operante Konditionierung

Es gibt zwei Formen des Lernens. Die klassische und die operante Konditionierung. Für uns im Training ist die operante Konditionierung die, die wir am meisten anwenden, aber auch die klassische Konditionierung können wir nicht völlig außer Acht lassen. 

Klassische Konditionierung: Lernen durch Verknüpfen

Das Beispiel, was viele kennen, ist der Versuch von Pawlows. Hier wurde eine Glocke als neutraler Reiz mit Futter, einem unbedingten Reiz gekoppelt. Und zwar so oft, bis die Glocke die gleiche Reaktion auslöst wie das Futter. 

Hier findet also eine Verknüpfung von Reiz und Reaktion statt, die unbewusst im Gehirn abläuft. Diese Art von Lernen findet immer statt und ist nicht beeinflussbar, da wir gar nicht wissen, wann, wie und was gerade gelernt wird. 

Operante Konditionierung: Lernen durch Konsequenzen

Hier wird ein Verhalten durch die Konsequenzen, die darauf folgen, verstärkt oder abgeschwächt. 

Somit ist es genau das, was wir uns im Training zunutze machen. Lernen wir dem Hund „Sitz“, dann führt er das willentlich aus. Allerdings abhängig von seiner Motivationslage. Du ahnst sicher schon, wie Du diese beeinflussen kannst. 

Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung bewegen wir uns also hier in der bewussten Entscheidungsfindung. Und diese ist beim Hund ebenso beeinflussbar, wie bei uns Menschen. Hier solltest Du noch mal kurz an Deine Bonuszahlungen denken!

Das jetzt hier mal in aller Kürze und aus das Minimum zusammengefasst. Ist ja schließlich ein Blog und (noch) kein Buch hier 😉

Warum Gefühle beim Hundetraining entscheidend sind: Die Neurobiologie des Lernens

Lange Zeit waren die beschriebenen Lernarten unser Handwerkszeug. Erst in den letzten Jahren nahm auch die die Bedeutung der Neurowissenschaft des Lernens immer weiter zu. Hier gab es viele Forschungen im humanen Bereich und wir können diese Erkenntnisse zu einem großen Teil auch auf Hunde übertragen. 

Grob gesagt geht es hierbei um Veränderungen von neuronalen Verbindungen, insbesondere der Synapsen, wodurch dann Informationen wieder abgerufen werden können, die vorher gespeichert wurden. 

Durch diese Forschung hat sich z. B. das Verständnis der Rolle der emotionalen Zustände beim Lernen verändert. Werden Lernumgebungen geschaffen, die sich positiv auf die Grundstimmung auswirken, fällt das Lernen in der Regel leichter. 

Auch wird der individuelle Lernstil mehr in den Vordergrund gerückt. Das ist der Teil, der erklärt warum Vorgehen xy zwar für Hund A, aber überhaupt nicht für Hund B funktioniert. 

Die Rolle von Dopamin beim Lernen von Hunden

Schauen wir uns in diesem Zusammenhang die Rolle des Dopamins an. Dopamin wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet, ist aber eigentlich viel mehr: Es ist unser körpereigenes Belohnungssystem und ein starker Motivator, Dinge, die uns glücklich machen, immer wieder zu tun.

Bei Hunden funktioniert das genauso. Führt Dein Hund ein Kommando aus und bekommt dafür eine Belohnung, die ihm wirklich gefällt, wird Dopamin ausgeschüttet. Dieses „Glücksgefühl“ verknüpft sich mit dem gezeigten Verhalten und macht es wahrscheinlicher, dass er es beim nächsten Mal wieder zeigt.

Das Spannende dabei: Dopamin wird nicht nur bei der Belohnung selbst ausgeschüttet, sondern auch in der Erwartung darauf. Deshalb wedelt Dein Hund schon mit dem Schwanz, wenn er die Leckerli-Dose hört. Sein Gehirn hat gelernt: „Gleich passiert etwas Tolles!“

Praktisch bedeutet das: Je positiver die Erfahrung, desto stärker die Dopamin-Ausschüttung und desto nachhaltiger das Lernen. Ein gestresster oder ängstlicher Hund produziert weniger Dopamin. Deshalb funktioniert Training mit Druck und Zwang langfristig schlechter.

Weitere Infos über Dopamin, Oxytocyn und Cortisol findest Du im Artikel zur Frage „Was ist Kontaktliegen beim Hund?“

Ich hoffe, ich habe Dir die Theorie so runtergedampft, dass Du weißt um was es geht, aber nicht schon innerlich die Augen verdrehst! Was bedeutet dieser ganze wissenschaftliche „Firlefanz“ jetzt für die Praxis?

Belohnungen im Hundetraining

Das richtige Timing: Warum Sekunden entscheiden

Hier wird’s praktisch: Belohnungen wirken nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt kommen. Die Faustregel lautet: maximal 3 Sekunden nach dem gewünschten Verhalten. Länger dauert es nicht, bis Dein Hund die Verbindung zwischen Aktion und Belohnung verliert.

Beispiel: Dein Hund setzt sich auf Kommando. Kramst Du erst 10 Sekunden in der Tasche nach dem Leckerli, kann er die Belohnung schon mit dem Aufstehen oder dem Anschauen des Nachbarhundes verknüpfen. Nicht ideal!

Deshalb sind Marker wie „Yes!“ oder ein Clicker so hilfreich. Sie überbrücken die Zeit, bis die eigentliche Belohnung kommt.

Weitere Aspekte zu diesem Thema findest Du im Beitrag Timing im Hundetraining: Warum der richtige Moment so viel verändert!

Belohnungsbasiertes Hundetraining vs. Strafen: Was langfristig besser funktioniert

Wenn Du bis hierher gelesen hast, dürfte klar sein: Belohnungen lösen beim Hund nicht nur gutes Verhalten aus, sondern auch gute Gefühle. Und genau das ist ein verdammt guter Grund, warum sie im Training so gut funktionieren.. 

Weniger Stress, mehr Sicherheit

Stell Dir vor, Dein Chef gibt Dir eine Aufgabe, die Du nicht auf Anhieb verstehst. Hast Du einen Chef, der leichtsam zu cholerischen Anfällen neigt und laut wird? Wie locker und motiviert wirst Du an die Aufgabe herangehen?

Nun stell Dir vor, Dein Chef ist fair und geduldig und belohnt gute Leistungen regelmäßig. Wie sieht es jetzt mit Deiner Motivation aus? 

Genau so geht’s Deinem Hund. Je sicherer er weiß, dass auf gutes Verhalten eine positive Konsequenz folgt, desto entspannter und lernfreudiger wird er. Angst hemmt, Sicherheit motiviert.

Belohnung verstärkt Verhalten dauerhaft und planbar

Positive Verstärkung bedeutet, dass es sich für den Hund lohnt bestimmte Verhalten zu zeigen. Da er dieses Glücksgefühl der Belohnung immer wieder haben möchte, wird er gewünschtes Verhalten also immer öfter zeigen. Das klingt ziemlich simpel. Ist es auch!

Förderung statt Druck: Die Beziehung profitiert mit 

Da Dein Hund weiß, dass Du seine Belohnungen steuerst und er so positive Emotionen mit Dir verknüpft, ist diese Art Training ein Booster für Eure Beziehung. Belohnungsbasiertes Training ist nicht nur nett, sondern ganz nebenbei auch Beziehungsarbeit. Wenn Du hier regelmäßig liest, dann weißt Du, wie wichtig mir persönlich dieser Punkt ist. 

Strafen unterdrücken Verhalten, lösen aber keine Probleme

Ja, Strafen können Verhalten stoppen. Aber sie zeigen dem Hund nicht, was er stattdessen tun soll.
Häufig entstehen dabei sogar negative Verknüpfungen mit Orten, Menschen oder Übungen. Das kann sich langfristig in Angst, Meideverhalten oder Unsicherheit bemerkbar machen. 

ABER: Und das ist mir jetzt wichtig zu sagen. Das heißt nicht, dass Strafen nicht vorkommen dürfen. Sorry, hängt mein Hund im Hosenbein des Postboten, dann biete ich ihm als Alternativverhalten nicht meinen Arm an, in den er hacken darf. In diesem Moment möchte ich sein Verhalten sehr wohl hemmen. Und wenn er es danach meidet den Postboten zu beißen, dann würde ich sagen „Ziel erreicht“. 

Also, bei allem Positiven bitte nicht das gesunde Maß an negativen Konsequenzen vergessen. Denn ganz ehrlich? Nur mit dutzi-dutzi geht es in den seltensten Fällen. 

Belohnungsarten im Hundetraining: Futter, Spiel und Umwelt richtig einsetzen

Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, wie Du deinen Hund belohnen kannst. Die wichtigsten findest Du hier im Überblick Die Details schauen wir uns dann in einem eigenen Artikel noch genauer an.

Futterbelohnungen: Liebe geht durch den Magen

  •  verschiedene Wertigkeiten: Ein trockener Keks für „Sitz“ im Wohnzimmer, ein Stück Leberwurst für „Hier“ trotz Ablenkung draußen. Je schwieriger die Situation, desto hochwertiger die Belohnung.
  • Auf die Größe kommt es an: Kleine Häppchen (etwa erbsengroß) sind ideal, da der Hund sie  schnell schlucken kann und sofort wieder aufmerksam ist.
  • Futterspiele als gemeinsame Beschäftigung

Soziale Belohnungen im Hundetraining: Lob und Streicheln richtig einsetzen

  • Streicheln: Achtung Belohnungsfalle! Nicht jeder Hund mag Streicheln! Manche empfinden es als Stress oder Unterbrechung. Beobachte Deinen Hund: Entspannt er sich oder wird er unruhig?
  • Blickkontakt
  • Stimme: Ein begeistertes „Fein!“ kann für manche Hunde wertvoller sein als jedes Leckerli. Experimentiere mit verschiedenen Tonlagen. Verstell Dich aber nicht, denn das kauft Dir dein Hund nicht ab! 
  • gemeinsames Spiel

Umweltbelohnungen: Mach Dir die Welt zum Verbündeten

  • Freilauf
  • Buddeln
  • zum Kumpel laufen dürfen
  • Schnüffeln
  • Reale Belohnungen, die der Hund wählt. Nicht Du.

Praxis-Tipp: Die 80/20-Regel

80% der Belohnungen sollten vorhersagbar sein (Hund macht etwas richtig → bekommt Belohnung)
20% sollten überraschend kommen (Jackpot für besonders gutes Verhalten)
Das hält die Motivation hoch und verhindert Langeweile.
 
Belohnungen im Hundetraining
 

Häufige Fehler bei Belohnungen: Wann Leckerlis dem Hundetraining schaden

Alles im Leben hat bekanntlich 2 Seiten. Das gilt leider auch für Belohnungen und einfach nur Kekse in den Hund stopfen wird langfristig keinen Erfolg bringen.

Belohnungen sind großartig, wenn man sie bewusst einsetzt. Leider können sie auch Nebenwirkungen haben, wenn man sie gedankenlos „rausballert“. Hier ein paar Stolperfallen:

Zu viel Futter: Wenn Motivation dick macht

Wenn Du sehr viel mit Leckerlies arbeitest und diese nicht in der täglichen Gesamtmenge des Futters berücksichtigst, dann kann es passieren, dass Dein Hund ein bisschen mopsig wird. Das solltest Du natürlich verhindern. Übergewicht ist kein Liebesbeweis und ein Hund kann sich leider hier nicht selbst regulieren. 

Abhängigkeit von Belohnungen

Häufig entwickeln Hunde eine Abhängigkeit von Belohnungen. Dies zeigt sich darin, dass Hunde ein Verhalten nur noch zeigen können, wenn sie sicher sind, dass Belohnungen anwesend sind.

Für mich ist das immer ein Zeichen dafür, dass Belohnungen einfach nicht wieder abgebaut wurden. Hier hilft es Belohnungen anzukündigen, variabel einzusetzen und sie dann immer weniger zu benutzen. 

Suchtverhalten und Dauerstress

Eine andere Form von Abhängigkeit ist die Sucht. Hierbei zeigen Hunde zwanghaft Verhaltensweisen um belohnt zu werden. Diese Hunde stehen unter Dauerstress und kommen nur ganz schwer zur Ruhe. 

Verlust der intrinsischen Motivation (Overjustification Effect)

Belohnungen können sogar die Freude an sich kaputtmachen, wenn sie übertrieben werden.

Beispiel:
Dein Hund bringt Dir begeistert den Ball. Nicht weil er muss, sondern einfach, weil’s ihm Spaß macht.
Dann fängst Du an, ihn dafür jedes Mal mit einem Leckerli zu belohnen.
Plötzlich bringt er den Ball nicht mehr aus Spaß, sondern weil er die Belohnung erwartet.
Bleibt die aus, bleibt auch der Ball liegen.

Diesen Effekt nennt man „Overjustification Effect“: Äußere Belohnung ersetzt die innere Motivation.

Ein letztes Mal zurück zu Deiner netten Chefin. (Ja, ich zieh die Chefin-Karte hier ziemlich oft. Aber wir Menschen verstehen über solche Vergleiche oft besser, was beim Hund abläuft. Versprochen: Das war’s jetzt mit der Personalabteilung!) 

Irgendwann kommst Du vielleicht an den Punkt wo Du Dir denkst „ja, ganz nice. Aber lass mal, ich hab Geld genug, ich mach lieber ne Woche Urlaub!“ Hui, das ist jetzt blöd für die Chefin. Und für Dich übrigens auch. Zeigt es doch, dass Dir die Arbeit nicht mehr so viel Spaß macht, wie früher, als das mit den Bonuszahlungen eher die Ausnahme war. 

So vermeidest Du den Motivationsverlust:

  • Belohne nicht jedes Mal das gleiche Verhalten
  • Wechsle zwischen verschiedenen Belohnungsarten
  • Lass manchmal die Aktivität selbst die Belohnung sein
  • Reduziere Belohnungen schrittweise, wenn das Verhalten sitzt

Faustregel:

Verhaltensweisen, die Dein Hund von sich aus gerne zeigt, brauchen keine ständige externe Belohnung.

Fazit

Belohnungen im Hundetraining sind topp. Wichtig und berechtigt. Sie sind allerdings nicht das allseeligmachende Wunderpülverchen und können im dümmsten Fall auch schaden. Das liegt jetzt nicht zwangsläufig an der Belohnung an sich, sondern am falschen Umgang damit! Wie immer ist es gut sich auch hier bewusst zu sein, was man tut. 

Auch wenn ich jetzt seit Stunden über Belohnungen schreibe, nehmen sie in meinen Alltag nur einen kleinen Teil ein. Ich benutze sie sehr exzessiv für junge Hunde, um Verhalten erst einmal aufzubauen. Beim Sport und im Beschäftigungsbereich arbeite ich ebenfalls viel mit Belohnungen. In der Alltagserziehung? Ja, auch. Aber anders. Feiner dosiert, subtiler, mit mehr Fokus auf Kontext, Erwartung, Klarheit.

Was mir trotz allem Positiven aber wichtig ist zu sagen: Belohnungen schließen Regeln und Grenzen nicht aus. Und ich setze diese durchaus klar und auch mit negativen Konsequenzen (damit meine ich nicht das Ausbleiben einer Belohnung). Ich mag kein Methodendenken und kein schwarz-weiß. Unser Leben hier ist bunt, mal laut, mal leise, mal positiv, mal negativ, aber in den allermeisten Fällen fair. 

Zum Thema Belohnungen wird es auf jeden Fall noch eine oder zwei Fortsetzungen geben. Wir schauen uns an:

  • Wie Du eine Belohnungshierarchie aufbaust

  • Was ein funktionierendes Belohnungssystem ausmacht

  • Wie Du Belohnungen gezielt und sinnvoll einsetzt

Also bleib dran. Jeden Freitag gibt es hier neuen Input.  


PS:
Wenn du jemanden kennst, der der Meinung ist, ein Hund hat rein aus Gehorsam zu gehorchen, dann schick ihm diesen Artikel weiter.

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FAQ

Belohnungen im Hundetraining

Am Anfang solltest Du jedes richtige Verhalten belohnen (kontinuierliche Verstärkung). Sobald Dein Hund das Kommando sicher beherrscht, reduziere die Belohnungen schrittweise, z. B. auf jedes 3. bis 5. Mal (intermittierende Verstärkung). Das hält die Motivation hoch und verhindert Abhängigkeit.

Bewährt hat sich die 80/20-Regel: 80 % vorhersagbare Belohnungen, 20 % überraschende Jackpots.

Nein, wenn Du Belohnungen richtig einsetzt!
Probleme entstehen meist, wenn Belohnungen nie abgebaut werden. Variiere Futter, Lob, Spiel und nutze auch Umweltbelohnungen wie Schnüffeln oder Freilauf.

Ziel ist ein Hund, der aus Gewohnheit, Sicherheit und positiver Erwartung mitarbeitet, nicht nur für den Keks in der Tasche.

Kleine, weiche Häppchen (etwa erbsengroß) sind ideal. Sie können schnell geschluckt werden ohne lange Kaupausen. Nutze verschiedene Wertigkeiten: Trockene Kekse für einfache Übungen, hochwertige Belohnungen wie Leberwurst oder Käse für schwierige Situationen. Achte auf die Kalorienbilanz und ziehe Leckerlis vom Hauptfutter ab, um Übergewicht zu vermeiden, falls Dein Hund hier ein Thema hat.

Maximal 3 Sekunden nach dem gewünschten Verhalten! Länger dauert es nicht, bis Dein Hund die Verbindung verliert. Nutze Marker wie „Yes!“ oder einen Clicker, um den perfekten Moment zu markieren, auch wenn Du das Leckerli erst später gibst. Das Timing entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Eine zu späte Belohnung kann sogar falsches Verhalten verstärken.

Ja, durchaus! Zu viele Futterbelohnungen können zu Übergewicht führen. Schlimmer noch: Ständige externe Belohnungen können die natürliche Freude an einer Aktivität zerstören (Overjustification Effect). Auch Suchtverhalten ist möglich! Hunde stehen dann unter Dauerstress und kommen schwer zur Ruhe. Die Lösung: Bewusst dosieren, verschiedene Belohnungsarten nutzen und rechtzeitig reduzieren. 

Timing im Hundetraining: Warum der richtige Moment so viel verändert!

Dein Hund ist im Freilauf, hebt den Kopf und sieht seinen Kumpel. Du siehst Deinen Hund, hebst den Kopf, scannst die Umgebung und siehst Deinen Hund zu seinem Kumpel rennen. Jetzt noch rufen? Nope, zu spät. Schon wieder warst Du zu langsam, Dein Timing gleicht dem einer Schnecke. Kennen wir alle! 

Gutes Hundetraining besteht eben nicht nur aus Kommandos und Belohnungen, sondern viel mehr aus den richtigen Momenten. Und die sind leider oft verdammt kurz. 

Was bedeutet Timing im Hundetraining? 

Ein Hund lernt durch Verknüpfungen. Das heißt, was er im Moment seines Handels erlebt speichert er ab. Das, was 3 Sekunden später passiert ist schon wieder uninteressant. Genau hier trennt sich oft ein erfolgreiches Training vom frustrierenden Nachbessern. Du kannst die perfekte Übung im Kopf haben und die besten Leckerchen dabei haben. Wenn Dein Timing nicht stimmt, dann wird Dein Hund wenig Chancen haben genau das zu verknüpfen was Du ihm eigentlich beibringen möchtest. 

Warum Du oft zu spät reagierst und was Dein Hund daraus lernt

Vielleicht kennst Du die ein oder andere Situation:

  • Du siehst, wie Dein Hund etwas fixiert, aber Du rufst ihn erst, wenn er bereits losgelaufen ist.
  • Du merkst, dass sich Dein Hund anspannt wenn Euch ein Hund entgegenkommt, aber Du wartest ab, ob es vielleicht heute doch klappt und Dein Hund nicht anfängt zu pöbeln. 
  • Du hast Deinen Hund irgendwo abgelegt und er löst seine Platzzuweisung selbständig auf und Du denkst Dir, „ich wollte ja eh gerade auflösen, da ist es ja okay wenn er kommt“.
  • Du weißt, dass Dein Hund gleich in das Dreckloch springt, aber Du schlägst erst die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er schon aussieht wie ein kleines Erdferkel. 

Die Folgen von schlechtem Timing 

Dein Hund lernt in jeder dieser Situationen aber, dass das, was Du möchtest im besten Falle optional ist, oder wahlweise, dass es wohl okay war, denn Du hast es kommentarlos durchgehen lassen. 

Das ist absolut kein Vorwurf. Wer frei von Fehlern ist, werfe den ersten Stein. Mir passiert das auch immer mal wieder, nur bin ich mir sehr schnell bewusst, dass ich mal wieder die Situation verpennt habe und gebe meinen Hunden insgeheim Recht. Das würde ich aber niiiiiiieeeemals zugeben. 😉 Dummerweise ist das aber der Grund, warum sich Verhalten nicht bessert, obwohl Du fleißig trainierst. 

So verbessert Du Dein Timing im Alltag mit Hund

Beobachte Deinen Hund und greife im richtigen Moment ein

Timing im Hundetraining beginnt bei der Beobachtung und nicht erst bei dem Signal, was Du danach gibst. 

Keiner von uns kann hellsehen und nicht alles kann vorhergesehen werden. Aber lerne Deinen Hund zu lesen. Achte z. B. auf

  • Körperspannung
  • Ohrenstellung
  • Aufrichtung
  • Fixieren
  • Gedankliches Abdriften Deines Hundes. 

Je besser Du Deinen Hund lesen kannst, je früher kannst du reagieren (nicht mehr nur agieren) und desto fairer und erfolgreicher wird Dein Training. 

Reagiere bevor es kippt

Der ideale Zeitpunkt zum Eingreifen ist nicht dann, wenn Dein Hund bereits unerwünschtes Verhalten, wie z. B. Anspringen von Mensen, Bellen, Jagen oder einfach nur Blödsinn zeigt, sondern bevor er es tut. 

  • Bevor er den Menschen überhaupt erreicht hat
  • Bevor er einen Ton von sich gibt
  • Bevor er dem Hasen hinterherrennt
  • Bevor er in die die Leine ballert und sich aufregt

Training, das im entscheidenden Moment stattfindet fühlt sich leise und unspektakulär an. Aber es wirkt nachhaltig. 

Warum gutes Timing manchmal bedeutet, nichts zu tun

Jetzt kommt der Teil, an dem es eventuell kompliziert wird. Du bis nicht immer zu spät. Manchmal bist Du einfach auch viel zu früh. 

In der heutigen Hundeerziehung neigen viele Menschen dazu, einem Hund jede Form von freier Entscheidung und somit Selbstwirksamkeit abzunehmen. Auch viele Trainer arbeiten nach diesem Prinzip, so dass das heute oft gelehrt wird und ich den Menschen nicht mal wirklich „einen Vorwurf“ machen kann. Sie wissen es schlicht nicht besser. 

Selbstwirksamkeit im Hundetraining

Manchmal ist es das Schwerste, nichts zu tun. Gerade wenn Du versuchst, Fehler zu vermeiden oder alles perfekt zu machen. Aber Hunde brauchen manchmal die Möglichkeit, selbst zu denken, selbst zu entscheiden und selbst zu scheitern.  

Beispiel 1: Der schnüffelnde Hund

Ein Paradebeispiel ist die Situation, dass ein Hund im Freilauf zurückbleibt und sich irgendwo festschnüffelt. Ganz oft passiert es nun, dass der Mensch in irgendeiner Form darauf reagiert. Je nach Ausbildungsstand wird der Hund gerufen oder man bleibt stehen und wartet, bis sich das Tierchen bequemt wieder aufzuschließen. Im Extremfall geht man zurück, lockt den Hund mit Wursti weiter und „nervt“ einfach rum.

Hier finde ich es besser, den Hund lernen zu lassen, dass sein Handeln Konsequenzen für ihn haben kann. Statt jetzt wie ein Leuchtturm ständig die eigene Position durchzugeben, kann man einfach mal weiterlaufen. Wenn man „gemein“ ist, sogar abbiegen. Was lernt der Hund dabei? „Wenn ich nicht aufpasse, wo mein Mensch hingeht, dann verpasse ich den Anschluss und stehe am Ende allein auf weiter Flur“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das nennt man Selbstwirksamkeit.

Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass Du sowas bitte in einem überschaubaren Gelände machst, wo dem Hund nichts weiter passieren kann.

Beispiel 2: Der verunsicherte Hund

Der Hund findet irgendwas „gruselig“ oder gerade in seinen eigenen Augen unangenehm. Was macht der Mensch? Er springt sofort helfend zu Seite, tröstet und beruhigt den Hund. Natürlich wird alles Unangenehme auch sofort vom Hund entfernt.

Dabei wäre das eine gute Möglichkeit ihn die Erfahrung machen zu lassen, dass die Welt kein Ponyhof ist und es Dinge gibt, mit denen er durchaus „alleine klarkommen“ kann. Damit meine ich nicht, dass man den Hund völlig ignoriert. Natürlich darfst Du ihn unterstützen und da sein, aber Du sollst ihn nicht in Watte packen und ihn „vor allem Übel“ beschützen. 

Ein Hund, gerade wenn er erwachsen ist, ist nicht wie ein menschliches Kleinkind. Man kann ihm durchaus die Fähigkeit zugestehen, dass er in einem gewissen Umfang für sich selbst verantwortlich ist. Die können das und sie möchten das auch. Denn so fühlen sie sich ernst genommen. 

Vertrauen bedeutet Zutrauen

Konsequenzen müssen also nicht immer von Dir kommen. Manchmal reicht die Realität. Vertrauen ist nicht nur „ich helfe Dir“. Vertrauen ist viel mehr „ich traue Dir das zu“!

So lernst Du die richtigen Momente zu erkennen

Die Fähigkeit Deinen Hund zu lesen oder Situationen richtig einzuschätzen, die erreichst Du nicht über Nacht. Das ist übrigens für mich als Trainer auch der Teil, den ich meinen Kursteilnehmern am wenigsten oder sagen wir, am langsamsten, weitergeben kann. Denn hier spielt einfach Erfahrung eine große Rolle.

Und obwohl Situationen vielleicht auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, sind sie doch ganz anders. Hier kommt dann oft der Einwand „ja, aber letzte Woche hast Du gesagt……“ Ja stimmt, habe ich. Aber die Umstände haben sich eben geändert. Und ja, ich kann die Fragezeichen auf den Gesichtern sehr gut verstehen. Ich bin auch nicht mit meinen heutigen Fähigkeiten auf die Welt gekommen, sondern tue seit 28 Jahren nichts anderes, als von Hunden zu lernen. 😉 

Praktische Tipps für besseres Timing

Du kannst das auch. Konzentriere Dich immer wieder darauf:

  • Bewusst zu beobachten
  • Deinen Hund zu spüren
  • Situationen zu beurteilen
  • Dich schnell zu entscheiden

Der letzte Punkt ist extrem wichtig. Treff schnell eine Entscheidung, zerdenke nicht erst alle Optionen. Ja, Du wirst falsche Entscheidungen treffen. Das passiert den Besten. Aber Du wirst mit der Zeit immer schneller und immer öfter die richtige Entscheidung treffen. 

Praktische Übung zur Reaktionsschnelligkeit

Eine Übung, die ich gerne mit den Teilnehmern meiner Cklickerkurse mache .ist Folgende: 

  1. Nimm einen Clicker oder ähnliches in die eine und einen Ball in die andere Hand
  2. Lasse den Ball auf den Boden prallen und fange ihn wieder auf
  3. Drücke immer genau dann auf den Clicker, wenn der Ball den Boden berührt
  4. Drücke immer genau dann auf den Clicker, wenn der Ball Deine Hand verlässt
  5. Filme das Ganze und schau Dir danach an, wann Deine Clicks tatsächlich kamen 😉
  6. Als Abwandlung: mache das Ganze, wenn jemand anderes den Ball auf den Boden oder gegen eine Wand wirft und wieder fängt

Fazit: Timing im Hundetraining ist keine Technik, sondern ein Gefühl! 

Es geht nicht darum jedes Verhalten mit einer Stoppuhr zu unterbrechen. Es geht nicht darum, ein programmierbares Skript zu erstellen. Es geht vielmehr darum im richtigen Moment anwesend zu sein. 

Manchmal heißt das: 

  • Früh reagieren – Währe den Anfängen
  • Nichts zu tun – Hilf dir selber und spüre, was DEIN Verhalten für DICH bedeutet

Immer aber heißt das: 

  • Den Hund zu sehen. Echt, wertschätzend und erwachsen. 

Das Geheimnis guten Timings

Je besser Dein Timing wird, desto mehr wirst Du spüren: Gutes Timing im Hundetraining fühlt sich nicht an wie Kontrolle, gutes Timing fühlt sich an wie eine echte Verbindung!


PS:
Wenn du jemanden kennst, der im Alltag mit seinem Hund auch ständig „zwei Sekunden zu spät“ dran ist, dann schick ihm diesen Artikel weiter.

✨ Teilen kostet nichts, bringt aber oft den Impuls, den es braucht.


✍️ Hast du schon mal erlebt, dass du zu früh oder zu spät reagiert hast – und es später bereut hast?

Dann erzähl davon in den Kommentaren!

FAQ

Gutes Timing im Hundetraining

Du hast nur etwa 3 Sekunden Zeit, um auf das Verhalten Deines Hundes zu reagieren. Alles was danach passiert, kann Dein Hund nicht mehr mit seinem ursprünglichen Verhalten verknüpfen. Das bedeutet: Belohnungen, Korrekturen oder Kommandos müssen sofort erfolgen, um effektiv zu sein. Je schneller Du reagierst, desto klarer wird die Lernverknüpfung für Deinen Hund.

Die drei häufigsten Timing-Fehler sind:

  • Zu späte Reaktion: Du rufst Deinen Hund erst, wenn er bereits wegläuft
  • Zu frühe Einmischung: Du hilfst Deinem Hund, bevor er selbst eine Lösung finden kann
  • Falsches Timing bei Belohnungen: Du belohnst das falsche Verhalten, weil Du zu spät reagierst

Diese Fehler führen dazu, dass Dein Hund verwirrt wird und das Training weniger effektiv ist.

Achte auf diese Körpersignale Deines Hundes:

  • Körperspannung: Angespannte Muskeln deuten auf Aufregung oder Stress hin
  • Ohrenstellung: Aufgerichtete Ohren zeigen Aufmerksamkeit an
  • Blickrichtung: Wohin schaut Dein Hund? Was fixiert er?
  • Atmung: Verändert sich die Atemfrequenz?

Je mehr Du diese Signale beobachtest, desto besser wirst Du vorhersagen können, was Dein Hund als nächstes tun wird.

Nein, nicht immer. Manchmal ist es besser, Deinem Hund zu erlauben, aus natürlichen Konsequenzen zu lernen. Wenn Dein Hund beispielsweise beim Spaziergang zurückbleibt und schnüffelt, kann es effektiver sein, weiterzugehen, anstatt ihn zu rufen. So lernt er selbständig, dass er aufpassen muss, wo Du hingehst. Wichtig ist, dass die Situation sicher ist und Dein Hund keinen Schaden nehmen kann.

  1. Nimm einen Clicker in eine Hand und einen Ball in die andere
  2. Lasse den Ball fallen und versuche genau dann zu clicken, wenn er den Boden berührt
  3. Filme Dich dabei und überprüfe, ob Dein Timing stimmt
  4. Wiederhole die Übung regelmäßig

Diese Übung trainiert Deine Reaktionsgeschwindigkeit und hilft Dir, im echten Training schneller zu reagieren. Mit der Zeit entwickelst Du ein besseres Gefühl für den richtigen Moment.

Fellpflege im Sommer

Scheren, bürsten oder ignorieren?

Der Sommer ist da. Und mit ihm das Drama in vielen Haushalten: Hunde, die haaren wie irre, Menschen, die die Bürste verfluchen und irgendwo dazwischen die große Frage:
Muss das Fell ab? Oder darf das bleiben?

Als Hundebesitzer mit einem Pudel und zwei Australian Shepherds bin ich mittendrin. Einer muss zum Friseur, die anderen bringen mir täglich kleine Wollmäuse als Geschenk. Zeit, mal über Fellpflege zu sprechen

Fell ist nicht gleich Fell – Die entscheidenden Unterschiede 

Bevor ich mit den ultimativen Pflegetipps loslege, möchte ich erst mal eins klarstellen:
Es gibt nicht die eine Lösung für alle Hunde.
Diese Erkenntnis zieht sich, wie so vieles in der Hundehaltung, wie ein roter Faden durch alle Themen.

Fast jeder Hund (außer z. B. dem Mexikanischen Nackthund oder dem Chinese Crested) hat Fell. Behaart sind fast alle Körperstellen, mit Ausnahme von Nase, After, Vulva und Pfotenballen. Aber: Wie dieses Fell aussieht und wie es sich verhält, hängt stark von der Rasse und Fellstruktur ab.

Welche Aufgabe hat das Fell eines Hundes? 

Klar: Fell gibt dem Hund sein rassetypisches Aussehen. Gerade bei Mischlingen lässt sich anhand der Fellstruktur manchmal erahnen, welche Rassen mitgemischt haben, manchmal aber auch überhaupt nicht. Gerade bei Pudelmischlingen (also Doodle in allen Varianten) ist alles möglich, auch innerhalb eines Wurfs.

Doch das Fell ist nicht nur Deko. Es schützt den Hund:

  • vor Verletzungen (z. B. durch Dornen)

  • vor Kälte

  • vor Hitze

  • vor Nässe

  • vor UV-Strahlung

  • und in gewissem Maße auch vor Parasiten

Außerdem spielt es eine wichtige Rolle bei der innerartlichen Kommunikation.
Der Klassiker ist der aufgestellte „Kamm“ am Rücken bei erregten oder drohenden Hunden.
Doch das ist nur die sichtbarste Variante. Viele feinere Signale laufen über das Fell, vorausgesetzt, der Hund hat die entsprechende Fellstruktur.

Ein bisschen Fell-Physiologie gefällig?

In sogenannten Haarbalgtrichtern wachsen mehrere Haare gemeinsam: ein kräftiges Haupthaar plus feine Nebenhaare. Im mittleren Abschnitt sitzt der Haarmuskel, der das Haar aufrichten kann, z.B. bei Erregung oder zur Thermoregulation. Hunde wie der Pudel können das nicht mehr, da ihre Fellstruktur diese Funktion nicht hergibt. 

Ebenfalls über das Fell, lässt sich einiges über den Gesundheitszustand eines Hundes erkennen. In der Haut befinden sich Talgdrüsen, die das Haar mit Fett und Mineralstoffen versorgen. Bei einem gesunden Hund ist das Fell glänzend und weich. Ist das Fell hingegen stumpf, glanzlos und schuppig, dann lohnt sich ein genauer Blick auf die Gesundheit Deines Hundes. 

Deckhaar und Unterwolle: Der Doppelpack der Natur

Deckhaar

Schauen wir uns den Vorfahr unserer Hunde, den Wolf, an, wird schnell klar, dass die ursprüngliche Struktur des Deckhaares das Stockhaar ist (zu den verschiedenen Haartypen später mehr).

Das Deckhaar bei Hunden ist dicker als die Unterwolle und dieser zahlenmäßig meist unterlegen. Das macht deutlich, dass das Deckhaar weniger dicht ist, als die Unterwolle. 

Länge, Struktur, Lebensdauer und Farbe des Deckhaares ist genetisch bestimmt. Bereits der kleine Welpe hat diese Anlagen in sich. Im Laufe eines Hundelebens passt sich das Fell zwar noch an (Unterschied zwischen Welpen- und Erwachsenenfell), aber die Grundlage steht bereits vorgeburtlich fest. 

Im Schnitt stirbt ein Deckhaar nach 6 bis 8 Wochen ab und fällt aus. Übrigens egal ob Deckhaar oder Unterwolle: Die Haare fallen i. d. R. nicht büschelweise, sondern einzeln aus. Sollte Dein Hund also irgendwo kahle Stellen haben, dann ist das ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist und Du solltest das unbedingt abklären lassen. 

Unterwolle

Die Haare der Unterwolle sind dünner als die des Deckhaares. Im Normalfall ist die Unterwolle auch kürzer. Außer bei Hunden mit einem sogenannten Doppelfell, wie z. B. Husky oder Samojede. Hier sind die Haare von Deckhaar und Unterwolle gleich lang.

Die Unterwolle ist nicht gleichmäßig am Hundekörper verteilt und wächst auch nicht immer. Hunde mit Fellwechsel haben diesen meist im Frühjahr und Herbst (bei intakten Hündinnen auch im Zusammenhang mit ihrem Zyklus). Diesen Fellwechsel bestimmt die Unterwolle.  

Habermehl (1996) vergleicht das Fell eines Hundes mit einer luftgefüllten Hülle, die der Thermoregulation eines Hundes dient. Haare, die sich besonders leicht durch den Haarmuskel aufrichten lassen, sind dünn und fein. Durch die Aufrichtung vergrößern sie die lufteinschließende und isolierende Körperoberfläche und haben die größte Wirkung auf die Temperaturegulation. Dies macht deutlich, warum die Unterwolle im Frühjahr abgeworfen und im Herbst wieder aufgebaut wird. 

Quelle: Verena Wiese 2009

Die verschiedenen Felltypen und ihre Pflege

Stockhaar:

Wie bereits erwähnt, ist dieser Haartyp der ursprünglichste Typ bei Hunden. Die Rasse schlechthin, die man mit Stockhaar in Verbindung bringt, ist der Deutsche Schäferhund. Es gibt sie in Kurzstockhaar mit einem Deckhaar von ungefähr bis zu 4 cm und kürzerer Unterwolle und als Langstockhaar, wo die Deckhaare ca. 10 cm lang sind. 

Pflege: Stockhaarhunde sollten nicht nur gebürstet, sondern auch gekämmt, bzw. gestriegelt, werden. Mit vielen Bürsten kommt man nämlich nur bis zum Deckhaar. 😉

Da sowohl abgestorbenes Deckhaar, als auch die Unterwolle nicht immer von alleine ausfallen, sollte dieses regelmäßig entfernt werden. Es gibt spezielle Kämme für Stockhaarhunde, mit denen man die Unterwolle sehr gut entfernen kann. 

Kurzhaar:

Unter Kurzhaar fallen Rassen wie der Labrador, der Boxer, die Französische Bulldogge oder der Dobermann. Das Deckhaar ist hier meist 1 bis 2 cm lang. Kurzhaarhunde gibt es mit viel, wenig oder gar keiner Unterwolle. Unter die letzte Kategorie fallen viele Windhunde. Das macht klar, warum sie im Winter immer einen Mantel tragen sollten. 

Pflege: Hier reicht es, abgestorbene Haare mit einer Bürste zu entfernen. Bürsten aus Metall sind hier aber ungeeignet. Hier dürfen die Bürsten weich sein. Oft ist auch ein Gummihandschuh ausreichend. 

Rauhaar:

Na wem fällt hier nicht der Rauhaardackel ein? Aber auch der Schnauzer ist eine Rauhaar-Rasse. Das Deckhaar ist hier sehr fest, mittellang und gut wasserabweisend. Das Fell dieser Rassen fühlt sich sehr drahtig an. 

Pflege: Da die Unterwolle hier nicht von selber ausfällt, müssen diese Rassen getrimmt werden. Das heißt, die Unterwolle wird rausgezupft. Im Unterschied zum Stockhaar, ist die Unterwolle zwar abgestorben, aber noch fester in der Haut verankert. 

Langhaar: 

Hier findet man Rassen wie den Australian Shepherd oder Spaniel und Setter. Das Deckhaar ist hier meist irgendwas um 20 cm lang und auch hier findet man, wie beim Kurzhaar, Rassen mit viel, wenig oder gar keiner Unterwolle. 

Pflege: Je mehr und vor allem je dichter das Fell ist, desto öfter sollte es gekämmt werden, um Verfilzungen vorzubeugen. Bei Hunden mit viel Unterwolle ist auch hier im Fellwechsel mehr Unterstützung notwendig. Der Markt ist voll mit Bürsten und Kämmen für jede Felllänge und Dicke der Unterwolle. 

Wellhaar (Schneiderassen):

Diese Hunde sind etwas speziell und bilden die Gruppe der Schneiderassen. Der typische Vertreter ist natürlich der Pudel. Aber auch der Bolonka ist ein Wellhaar. Hier sind die Haare immer lang und gewellt, bzw. gelockt. Die allermeisten dieser Hunde haben keine Unterwolle. Der Bolonka oder auch der Puli bilden eine Ausnahme. 

Pflege: Häufiges Kämmen (vor allem bis zum Ende der Pubertät) beugt Verfilzungen vor. Lockige Hunde sollte man nie „trocken“ bürsten. Am besten geht es nach den Baden oder zumindest mit einem Kämmspray. Andernfalls brechen die Haare und es ist für die Hunde auch sehr unangenehm. 

Diese Hunde verlieren kein Fell und das Haar wächst auch zeitlebens weiter. Sie müssen also zwingend geschoren oder geschnitten werden. Dies dient der Gesunderhaltung ist erst im zweiten Schritt auch ein modischer Aspekt.  

Hund im Sommer scheren? Auskämmen der Unterwolle
Haarald – Hergestellt aus der ausgekämmten Unterwolle meiner Reba

Hund scheren im Sommer – Ja oder nein?

Diese Frage wird oft ein bisschen emotional diskutiert. Ich möchte es heute einfach mal mit Fakten probieren. 

Sinnvoll ist das Scheren bei:

  • Schneiderassen, die sonst verfilzen würden
  • Individuellen Bedürfnissen, z. B. bei sehr alten oder kranken Hunden und Hunden, die bereits sehr verfilzt sind

Nicht sinnvoll ist das Scheren bei:

  • Hunden mit Unterwolle, deren Fellstruktur intakt ist

Was beim Scheren mit den Haaren passiert

Warum ist das so? Diese Hunde wirken nach dem Scheren oft zufrieden, als würden sie sich, Achtung Wortspiel, pudelwohlfühlen. Im ersten Moment tun sie das auch. Meiner Meinung nach liegt das aber weniger daran, dass das Fell nun ab ist, sondern eher an dem Umstand, dass sie vorher nicht so ganz richtig gepflegt wurden. 

Schauen wir uns einfach mal an, was beim Scheren mit den Haaren passiert: Wenn man da einmal mit der Maschine drüberbügelt ist halt nichts mehr da. Auch das Deckhaar wird zerstört. Beim Deckhaar kann es passieren, dass es nicht mehr so nachwächst wie vor dem Scheren. Das stellt nicht nur optisch ein Problem dar, sondern beeinträchtigt auch die Funktion des Fells nachhaltig. 

Bei der Unterwolle ist es noch gravierender. Wie ich bereits beschrieben habe, ist es genau die Unterwolle, die für die Isolation und damit für die Regulation der Körpertemperatur verantwortlich ist. Wird sie einfach nur abgeschnitten, ist sie am Hautansatz trotzdem noch dicht, kann sich aber nicht mehr so gut aufrichten, da sie einfach zu kurz ist. Damit entfällt der Effekt, dass die Luft besser zirkulieren und damit für Abkühlung sorgen kann. Im Extremfall kann das zu Überhitzung führen. Genau das, was wir durch das Scheren vermeiden wollten, kann somit erst recht auftreten. 

Je nachdem wir kurz man die Maschine nun einstellt kann es passieren, dass der Hund einen Sonnenbrand bekommt. Die spielt bei hellen Hunden mit dünnem Fell eine große Rolle. 

Was auch immer wieder vorkommt ist, dass durch das Entfernen des Deckhaares und dem Stehenlassen der Unterwolle (nichts anderes passiert beim Scheren), die Unterwolle im Anschluss übermäßig wächst, was dazu führt, dass der Hund evtl. schneller verfilzt. 

Fazit: Scheren bei Hunden mit Unterwolle ist nicht die beste Idee, die man so haben kann. Es scheint ein kurzfristiger positiver Effekt einzutreten, der sich bei genauerem Hinsehen aber zu einem großen Nachteil entwickeln kann. 

Die richtige Alternative zum Scheren

Aber wie macht man es nun richtig? 

Statt scheren heißt es bürsten. Im Fellwechsel zum Sommer hin verlieren die Hunde recht viel Unterwolle. Diese fällt nicht immer einfach aus dem Hund, auch wenn uns unsere Staubsauger etwas anderes sagen. Die Haare bleiben zum Teil im Fell hängen und verursachen dort auch gerne mal Juckreiz. Das merkst Du z. B. daran, dass Dein Hund sich im Fellwechsel vermehrt wälzt. Am Rücken kann er sich halt schlecht kratzen. 

Hier kannst Du ihm durch Bürsten und Kämmen gut unterstützen. Du entfernst diese Haare und verschaffst dadurch Linderung. Insgesamt beschleunigt das Bürsten den Fellwechsel auch deutlich. Du regst nämlich die Durchblutung der Haut an, welche dadurch besser mit dem Abstoßen der Haare vorankommt. 

Hat Dein Hund extrem viel Unterwolle, dann kann Dir auch ein Hundefriseur weiterhelfen. Diese haben spezielle Pflegeshampoos, mit denen sie Deinen Hund erst baden und dann mit einem speziellen Föhn (einem „Blower“) einen großen Teil der gelösten Wolle einfach herausföhnen. Das ist für viele Hunde die angenehmere Prozedur, da es nicht so ziept. Vorausgesetzt natürlich, sie bekommen bei Wasser und Föhn keine Panikanfälle. 

Unterstützung im Fellwechsel durch richtige Ernährung

Du kannst aber noch viel mehr für Dein Fellmonster tun, um ihm den Fellwechsel zu erleichtern. Hier spielt das Futter eine entscheidende Rolle. 

Im Fellwechsel kannst Du folgende Nährstoffe ergänzen: 

  • Bierhefe – sorgt für glänzendes Fell
  • Vitamin B – sorgt für einen guten Stoffwechsel, was dazu führen kann, den Fellwechsel zu beschleunigen
  • Zink und Vitamin A – sorgen für gesunde Talgdrüsen
  • Lachsöl – fördert den Stoffwechsel, sorgt für Glanz im Fell 
  • Hanföl – wirkt positiv bei Hautproblemen, wie Trockenheit, Schuppen und somit Juckreiz
  • Leinöl – wirkt entzündungshemmend und stärkt das Immunsystem
  • Hochwertiges Eiweiß im Grundfutter

Welche Bürste ist die Richtige? 

Der Markt der Bürsten ist mittlerweile riesig und echt unübersichtlich. Ich selbst besitze gefühlt 20 Bürsten und 10 Kämme. Hier musst Du einfach ausprobieren, was für Euch funktioniert und was eben nicht. Gerade die Aussies brauchen auch unterschiedliche Bürsten. Je nach Stadium des Fellwechsels komme ich mal mit der einen, mal mit der anderen besser zurecht. Ein guter Ansprechpartner ist auch hier ein Groomer (Hundefriseur). 

Was ich nicht empfehlen kann: Kämme und Bürsten, die die Haare beschädigen. Diese Teile haben eine Art Klinge verbaut. Hier wird gerade das Deckhaar stakt beschädigt und sieht im Anschluss aus wie „abgefressen“. 

Fazit: Nicht jeder Hund braucht die gleiche Pflege

Der Pudel wäre ohne die Schermaschine verloren, die Aussies hingegen brauchen ein ganzes Bürstenarsenal. 

Wenn Du Dir nicht sicher bist, was für Deinen Hund das Beste ist, dann frage den Profi. Äh nicht mich, sondern einen Hundefriseur. Der kann Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen und Dir im Zweifel auch zeigen, wie Du es richtig machst. Und jetzt: Bürste in die Hand und Wollmäuse jagen. 


PS:
Lass Deine Hundefreunde auch gerne wissen, wie sie ihre Hunde gut durch den Fellwechsel und den Sommer bringen. 
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Hast Du Fragen zur Fellpflege Deines Hundes? Welche Erfahrungen hast Du mit verschiedenen Pflegemethoden gemacht? Teile Deine Erfahrung gerne in den Kommentaren. 

FAQ

Fellpflege im Sommer

Das kommt auf den Felltyp an. Hunde mit Unterwolle (z. B. Australian Shepherd, Schäferhund) sollten nicht geschoren, sondern regelmäßig ausgekämmt werden, sonst kann das Fell seine isolierende Funktion verlieren. Schneiderassen wie der Pudel hingegen müssen regelmäßig geschoren werden, da ihr Fell unaufhörlich weiterwächst und sonst verfilzt.

Neben regelmäßigem Bürsten helfen auch Bäder mit speziellem Hundeshampoo, Blower-Föhnen beim Hundefriseur und eine angepasste Ernährung mit Zink, Bierhefe, Omega-3-Ölen und hochwertigem Eiweiß. Das regt die Hautdurchblutung an und fördert das Abwerfen der Unterwolle.

Für Langhaar mit Unterwolle empfehlen sich Unterwollkämme, Striegel und Entfilzungsbürsten (ohne Klinge!). Kurzhaarhunde kommen oft schon mit einem Gummihandschuh aus. Wichtig: Teste verschiedene Tools und beobachte, womit Dein Hund sich wohlfühlt. Und was wirklich bis zur Haut durchkommt.

Das kann problematisch sein: Deckhaar schützt vor UV-Strahlen, Nässe und Verletzungen. Wird es abgeschoren, kann es dauerhaft nicht mehr nachwachsen oder wächst weich und flockig nach. Das beeinträchtigt die Funktion des gesamten Fells und kann langfristig zu Hitzestau, Sonnenbrand oder Verfilzungen führen.

Je nach Felltyp:

  • Pudel & Doodle: mehrmals pro Woche, bei jungen Hunden sogar täglich

  • Langhaar mit Unterwolle: im Fellwechsel alle 1–2 Tage. Wichtig ist, dass Du bis zur Haut durchkommst und keine verfilzten Stellen übersiehst.

  • Kurzhaar: 1–2x pro Woche reicht meist aus

  • Alles ohne Unterwolle: Was ist eine Bürste? 

Der Rückruf – echte Beziehung statt reine Technik

Stell Dir vor: Dein Hund entdeckt einen Hasen, hebt den Kopf, Du rufst einmal und er dreht auf dem Absatz um und kommt zurück. Klingt wie ein Märchen?

Ist es aber nicht. Nur eben auch kein Zaubertrick.

Falls Dein Rückruf eher so aussieht: „KOMMMMM! Nein, HIERRRR! Max! MAX! MAAAAAAX!“, herzlich willkommen in der Realität. Du bist nicht allein. Und ja, es gibt einen Weg raus aus diesem Chaos.

Im vorletzten Blogeintrag ging es um „trotzige“ Hunde und dabei bildlich um den Rückruf. Da dazu einige Rückmeldungen kamen, möchte ich das Thema heute noch einmal explizit aufgreifen. Dabei soll klar werden, warum Beziehung wichtiger ist, als reine Technik. 

Der größte Rückruf-Mythos: „Mehr Technik = besserer Rückruf“

Spoiler Alert: Nein.

Das Internet ist voll mit „5-Schritte-Anleitungen“ und „Rückruf in 7 Tagen“. Alles schön und gut. Aber mal Hand aufs Herz. Hast Du schon mal eine davon komplett durchgezogen? Und wenn ja, warum funktioniert es trotzdem nicht zuverlässig?

Weil Hunde keine Roboter sind. Und Beziehungen sich nicht programmieren lassen.

Das Rückrufsignal – Dein erstes Problem (von dem Du noch gar nichts weißt)

Zuerst sollst Du Dir über Dein Kommando klar sein oder werden. Dieses Signal soll nur eine Sache bedeuten: „Komm zu mir gerannt, egal was passiert“. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Klingt einfach oder?

Warum Dein aktuelles Kommando wahrscheinlich schon „verbrannt“ ist

Mal ehrlich: Wie oft rufst Du deinen Hund und bist zufrieden, wenn er nur den halben Weg kommt? Wie oft rufst Du ihn, ohne zu wissen, was danach passieren soll? Wie oft rufst Du ihn, obwohl Du es gar nicht ernst meinst?

Herzlichen Glückwunsch, Du hast Deinem Hund beigebracht, dass Dein Rückruf optional ist.

Soll ich Dir was verraten? Das ist so ziemlich normal. Deshalb habe ich zwei Rückrufsignale. Eines für den Alltag (das darf auch mal halbherzig sein) und eines für den Notfall: „Komm zu mir gerannt, egal was passiert.“ Punkt.

Du siehst, auch ich gestehe mir ein, nicht immer konsequent zu sein. Und nicht immer eindeutig und perfekt mit meinen Hunden zu kommunizieren. Denn all das, was ich gerade geschrieben habe, ist auch hier Alltag. Und meine Hunde müssen Höchstleistungen vollbringen, um mich zu verstehen. Nun gut, damit sind sie nicht alleine auf der Welt, aber das ist ein anderes Thema! 😉

Der Notfall-Rückruf

Ich möchte in diesem Beitrag auf den „Notfall-Rückruf“ eingehen. Solltest Du also bisher ein Kommando haben, was nicht so gaaaaanz klar definiert ist, überleg Dir ein Neues. 

Dieses eine Wort, was bedeutet „komm zu mir gerannt, egal was passiert“, ist die Grundlage für einen zuverlässigen Rückruf und stellt sicher, dass Dein Hund ab jetzt ganz genau weiß, was er zu tun hat, wenn er es hört. Indem Du dieses eine Wort ausschließlich für den Rückruf verwendest schaffst Du Klarheit bei Deinem Hund und legst den Grundstein für konstantes und zuverlässiges Verhalten.

Der Name des Hundes als Rückrufsignal

Warum verwenden wir sinniger Weise nicht den Namen des Hundes?

Überlege Dir, wie oft Du den Namen Deines Hundes über den ganzen Tag verwendest. Wie oft hat der Name überhaupt eine Bedeutung für den Hund? Und wenn ja, ist es dann immer die gleiche Bedeutung?

  • „Max“ (schau mich an)
  • „Max!“ (hör auf damit)
  • „Maaax“ (geh mir aus dem Weg)
  • „MAX!“ (komm sofort her)

Wie oft bedeutet der Name „Komm zu mir gerannt, egal was passiert“?

Dieses Durcheinander und diese Inkonsequenz kann für einen Hund durchaus mächtig verwirrend sein. Okay, ich leg noch einen drauf. Es. Ist. Verwirrend.

Die Verwendung seines Namens als Rückrufsignal sendet ziemlich viele widersprüchliche Botschaften, da er mit sehr vielen unterschiedlichen Emotionen und Situationen verknüpft ist. Somit ist der Hund nicht immer in der Lage rauszufinden, wann sein Name mit „Komm her“ zu verknüpfen ist und wann nicht. Schon gar nicht, wenn es schnell gehen muss.

Ich finde es ja mega bewundernswert, dass die Hunde es in den meisten Fällen schaffen überhaupt noch rauszufinden, was wir gerade von ihnen wollen, wenn wir nur ihren Namen sagen. 

Auf menschliches Beziehungen gemünzt ist es, als würdest Du zu jemandem „Hallo“ sagen und manchmal „Guten Morgen“, manchmal „Hilfe!“ und manchmal „Verpiss dich!“ meinen. Wer soll das übersetzen können? 

Bonus-Wissen: Mit „komm“ verhält es sich übrigens ähnlich. Überlege mal was „komm“ für Deinen Hund alles bedeutet. Ich denke, Du bekommst es hin, ohne, dass ich Dir das jetzt vorkaue. Oder? 

Welche Rolle spielt Eure Beziehung beim Rückruf?

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass Du Deinen Hund verstehst und somit auch Deine eigenen Fähigkeiten als Trainer Deines Hundes verbesserst. Daher rate ich Dir immer, dass Du Dich damit beschäftigst, wie Training überhaupt funktioniert. Erst dann kannst Du Techniken auch wirklich gut umsetzen. 

Dies hat folgenden Hintergrund: Wenn Du nicht weißt, wie Du trainieren musst, wird Dein Hund gar nicht verstehen, was Ihr erreichen wollt.

Ich sage es immer wieder. Es macht keinen Sinn eine Methode über alle Mensch-Hund-Teams zu stülpen. Jeder Hund, und jeder Mensch, ist einzigartig und in Kombination ganz oft auch „speziell“ 😊

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Jeder kann eine Anleitung befolgen. Aber nicht jeder kann seinen Hund lesen, verstehen und individuell trainieren.

Frag Dich:

  • Wer ist Dein Hund wirklich?
  • Was motiviert ihn?
  • Wie lernt er am besten?
  • Welche Umweltreize beeinflussen ihn?

Diese Fragen unterscheiden echte Teams von reinen Technik-Umsetzern. Und sie lassen es am Ende leicht aussehen, auch wenn es trotzdem Arbeit ist. Denn auch die beste Beziehung kommt nicht ganz ohne Technik und Fleiß aus. 

Was ein richtig guter Rückruf wirklich braucht

1. Klare Signale mit einer echten Bedeutung

„Komm“, „Hier“, „Pfeife“, „Zurück“ – völlig egal, welches Wort, Geräusch oder Hilfsmittel Du nutzt: Entscheidend ist, dass Dein Hund ganz genau weiß, was das bedeutet und was dabei für ihn rausspringt.

Die 3-Sekunden-Regel: Weniger Drama, mehr Erfolg

Hier kommt mein Lieblings-Gamechanger:

  • Rückruf geben (einmal und klar)
  • 3 Sekunden warten (nicht länger!)
  • Keine Reaktion? BEWEGEN! (Nicht nochmal rufen!)

Warum 3 Sekunden? Länger warten trainiert Deinem Hund an, dass er Zeit zum „Überlegen“ hat. Nach 3 Sekunden ist klar: Er hat andere Prioritäten oder hat nicht verstanden.

Was heißt „bewegen“? Geh zu ihm hin (ohne Drama) oder geh weg (und werde plötzlich interessant). Aber hör auf zu brüllen. Das macht nur Dich heiser und Deinen Hund taub. Und lernt ihm nebenbei auch noch das Zählen.

2. Timing: Der Unterschied zwischen Profi und Pechvogel

Ein guter Rückruf beginnt nicht erst in dem Moment, wo Dein Hund schon 30 Meter entfernt auf eine Fährte abbiegt.
Er beginnt viel früher, bei Dir. In Deiner unmittelbaren Nähe. 
Lerne Deinen Hund zu lesen: Wann schweift er gedanklich ab? Wann spannt sich sein Körper an? Wann ist er noch ansprechbar?

Denn: Je näher der Hund bei Dir ist, je geringer ist der Reiz, je klarer ist Deine Stimme und desto höher ist die Chance, dass Dein Hund den Rückruf auch schaffen kann. Denn wie immer gilt, dass Du bitte nur so trainierst, wie Dein Hund in der Lage ist, die Anforderungen auch bewältigen zu können. 

3. Belohnung, die sich lohnt

Wenn Dein Hund einen Hasen ignoriert und zu Dir kommt, dann muss das für ihn wie Weihnachten und Geburtstag zusammen sein. Nicht wie ein halbherziges „Fein“. Für Dich sollte es sich so anfühlen, als hätte er Dir gerade Dein Leben gerettet. Mindestens!

Das funktioniert:

  • Jackpot-Belohnung = das Beste vom Besten für Deinen Hund. Nicht das, was Du praktisch findest. 
  • Überraschung = mal Futter, mal Spiel, mal Freiheit
  • Echte Freude = nicht gespielt, sondern von Herzen

Das funktioniert nicht:

  • Trockenes Leckerli Nummer 47 des Tages
  • Gelangweiltes „Gut gemacht“
  • Sofort wieder anleinen = Rückruf-Tod!

4. Impulskontrolle & Frustrationstoleranz

Ein Rückruf trotz Ablenkung setzt voraus, dass Dein Hund gelernt hat, Impulse zu kontrollieren:

Also nicht jedem Reiz sofort nachzurennen, sondern Reize wahrzunehmen und trotzdem ansprechbar zu bleiben. Das braucht gezieltes Training. Und Geduld.

Ebenso wichtig ist die Frustrationstoleranz. Das ist die Fähigkeit damit klar zu kommen etwas nicht zu bekommen ohne dabei einen Tobsuchtsanfall zu bekommen und sich extrem aufzuregen.

Beides kann man trainieren. Aber eben nicht „mal kurz im Park“, sondern mit Plan. Und genau hier trennt sich oft die Theorie von der Praxis und die gute Technik von echter Verbindung.

Warum dieser Artikel keine 5-Schritte-Anleitung ist

Ich kann Dich denken hören: „Toll, Sandra. Jetzt habe ich einen ewig langen Artikel gelesen und weiß trotzdem nicht, was ich konkret machen soll! Danke für Nichts!“

Ist das so? Anleitungen wie „5 Schritte zum perfekten Rückruf“ findest Du hundertfach im Netz. Geh los, such sie, frag die KI (die Dir übrigens gute personalisierte Trainingspläne erstellen kann), setz die Techniken um. 

Mein Anliegen ist anders: Ich will, dass Du deinen Hund verstehst. Dass Du Lösungen findest, die für EUCH funktionieren. Nicht für alle. Fühle Deinen Hund. 

Vertraue Dir. Vertraue Deinem Hund. Wende Dein Wissen über Lernverhalten an. Setze alles in Beziehung zueinander.

Das Puzzle wird sich zusammenfügen.

Unter diesem Aspekt hast Du hier gerade sehr viel Input bekommen, der Dich durchaus weiterbringen wird. Wenn Du ihn nicht nur konsumierst, sondern auch fühlst und mit Leben füllen kannst. 

Fazit: Der Rückruf als Liebeserklärung

Ein echter Rückruf ist keine (reine) Gehorsamkeitsübung. Es ist eine Liebeserklärung auf Gegenseitigkeit:

„Ich vertraue dir, dass du kommst. Du vertraust mir, dass sich das lohnt.“

Ich glaub an Dich und Deine Fähigkeiten. Warum? Weil Du sonst Artikel wie diesen hier nicht lesen würdest und nach dem ersten Absatz Google nach „Wie trainiere ich den Rückruf“ gefragt hättest und Dich auf die „5-Schritte-Anleitung“ gestürzt hättest. 

Du willst verstehen, nicht nur nachmachen. Das ist der erste Schritt zum Erfolg!

Und wie immer gilt, wenn Du Unterstützung im Training brauchst, denn melde Dich super gerne bei mir. 

PS:
Wissen wirkt am besten, wenn man es nicht für sich behält.
👉 Schick den Link an Deine Freundin, Deinen Gassipartner oder den Typen aus dem Park,
dessen Hund immer „drüber“ ist. Aus Liebe zum Hund. 🐕 Einfach unten auf einen passenden „Teilen-Button“ klicken. 

FAQ

Rückruf

Wenn Dein Hund bei „Komm“ zuverlässig und freudig zurückkommt: Glückwunsch, dann brauchst Du nichts ändern.
Wenn Du aber öfter „Komm“ sagst und Dein Hund überlegt, ob Du’s ernst meinst: Dann ist es Zeit für ein neues, klares Signal.
Ein neues Rückrufkommando kannst Du ganz einfach mit positiver Verstärkung aufbauen. Mache es kleinschrittig und mit viel guter Laune. 

Ja: Wenn Du bereit bist, genau hinzusehen, zu hinterfragen und ehrlich zu reflektieren.
Du brauchst kein Profi sein, aber Du musst verstehen wollen.
Techniken findest Du überall. Was Du brauchst, ist die richtige Haltung dahinter.
Trainer, die beziehungsbasiert lehren, können aber eine wertvolle Abkürzung sein. 

So lange, wie Dein Hund braucht, um zu verstehen, dass dieses eine Wort immer dasselbe bedeutet und sich für ihn lohnt.
Das ist kein 7-Tage-Projekt. Aber: Mit jedem klaren Training baust Du ein Stück Sicherheit auf.
Denke in Wochen oder Monaten und freu Dich über kleine Fortschritte. Sie zählen. Immer.

Besser nicht. Der Name ist super für Aufmerksamkeit, aber als Rückrufsignal ungeeignet. Warum? Weil wir ihn ständig verwenden. Mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen. Ein klares, neues Kommando sorgt für mehr Verständnis beim Hund.
Nutze den Namen, um Aufmerksamkeit herzustellen („Max?“), aber verbinde ihn nicht mit zig widersprüchlichen Bedeutungen. Sieh ihn viel mehr als Ankündigung einer klaren Handlungsanweisung. 
Je eindeutiger Du sprichst, desto leichter hat’s Dein Hund. Und du auch.

Weil Rückruf nicht nur Technik ist, sondern Vertrauen und Beziehung. Wenn Dein Hund nicht zuverlässig kommt, fehlt oft die Klarheit oder  die Motivation. Training hilft, aber echtes Verstehen hilft mehr.

Technik ohne Beziehung ist wie GPS ohne Satellitenverbindung: sieht gut aus, bringt Dich aber nicht ans Ziel.
Verständnis + Technik = nachhaltiger Rückruf.
Wenn Dein Hund nicht nur „funktioniert“, sondern mit Dir kooperiert, wird Rückruf zur gemeinsamen Sache.

Agility German Open und Nordseeturnier 2025

Nach 4 Wochen Afrika letztes Jahr, fiel unser Urlaub dieses Jahr komplett anders aus. Es ging mit dem Wohnwagen einmal quer durch Deutschland . Los gings mit den Agility German Open 2025 und von dort ging es an die Weser zum Nordseeturnier. 

1. Turnier Agility German Open 2025 auf der Windhunderennbahn in Lorch 

Die Anfahrt und das Ankommen

Los ging es am 28. Mai Richtung Lorch. Schon die Anfahrt fand ich ein bisschen lustig. Nach der Abfahrt von der A7 ging es eine ganze Weile bergab. Gut, wir befinden uns auf der schwäbischen Alb, aber auch die ist ja nicht unendlich hoch. Trotzdem dachte ich mir „also, wenn wir jetzt nicht mal bald unten ankommen, dann sind wir gleich in Mittelerde“. Ganz so schlimm kam es dann nicht, aber die Bremsen von Auto und Wohnwagen waren gefordert.

Irgendwann kam dann das Gelände in Sicht, auf dem das große Event stattfinden sollte. Die Windhunderennbahn in Lorch. Ganz schön viel Platz dort.

In der Mail mit der Anfahrtsbeschreibung stand „….Zufahrt für große Camper nicht über….“ Da wir nur einen kleinen Wohnwagen haben, galt das ja wohl nicht für uns. Wir passten auch gut durch die Brücke, dummerweise fuhren wir aber nun entgegengesetzt aller anderen Ankommenden und durften noch einmal umdrehen, um den offiziellen Weg zu nehmen. 

Gesagt, getan. Einmal durch Lorch mit dem Wohnwagen, die richtige Zufahrt gefunden und am Campingplatz angekommen. Dort erhielten wir einen detailliert ausgearbeiteten Plan, in dem die Campinglätze eingezeichnet waren. Wir hatten die Nummer 26. Ah ja. Äh und wo befinden wir uns gerade? Wie rum muss ich den Zettel denn halten, um den Platz zu finden? Hiiiiieeelfe. Da gab es den kurzen Flashback zu unseren Italien Urlauben gratis dazu! Kennst Du es auch? Du sitzt im Auto, sollst auf der Faltkarte – die übrigens nie mehr so gefaltet werden konnte, wie sie im ursprünglichen Zustand mal war – den Weg finden und fragst Dich, wie rum zur Hölle dieses Monsterteil denn nun gehört. Und musst man jetzt links oder rechts abbiegen? Oh nein, das andere Links wäre es gewesen. Okay, wenn Du dich hier gerade wiedergefunden hast, dann bist Du auch nicht mehr so ganz jung. 

Aber weiter im Text. Wir wurden also von einem sehr kompetenten Menschen zu unserem Platz geleitet, wo wir uns schnell ein gemütliches „Zuhause“ eingerichtet haben. Dazu gehört ja immer (ganz nach deutscher Manier) auch der Zaun ums Grundstück. Natürlich nur, damit die Hunde dort bleiben, keinesfalls um sich abzugrenzen. Btw. bei mir bleiben da nur die Aussies, der Pudel muss gesichert werden, wenn wir nicht da sind. Den Zaun könnten wir uns somit eigentlich sparen, denn er führt unterm Strich eher dazu, dass die Hunde ihr Territorium erkennen und dies auch verteidigen. Aber das nur am Rande. Ich möchte niemandem die Illusion rauben, die Zäune nur für die Hunde aufgebaut zu haben. 

Die German Open 2025 – Durchführung

Genug der Vorrede. Kommen wir endlich zum wichtigen Teil des Berichts. Die Durchführung der German Open. 

Es gab 2 Parcoursfelder. Auf Ring 1 lief die A3 und der J3, auf Ring 2 alle anderen Leistungsklassen, von der A0 bis zur A2. Dort fanden also unsere Läufe statt. Was zur Folge hatte, dass wir von der A3 kaum etwas mitbekommen haben. 

Die Vereine haben aber wirklich perfekte Bedingungen geschaffen. Wenn man weiß, wie dieses Event entstanden ist und daran drei Vereine (Lorch, Aalen und Holzheim) beteiligt waren, dann kann man sich ungefähr vorstellen, was das für eine Meisterleistung war. Jeder der ein normales Turnier im eigenen Verein organisiert hat, weiß, was es heißt die paar Hansel dort unter einen Hut zu bringen. Das mit einer Truppe zu stemmen, die nicht ständig zusammen ist und die koordiniert werden muss, grenzt eigentlich an kompletten Wahnsinn. Daher ist die Leistung auch kaum mit Worten zu honorieren. Hier kann ich nur aus tiefstem Herzen „DANKE“ sagen. Danke für die Möglichkeit so einer Veranstaltung. Jeder der über die Dinge meckert, die dort nicht ganz perfekt gelaufen sind, der soll es gerne besser machen. 

Unsere eigenen Leistungen 

Los ging es am Donnerstag für mich mit der Parcoursbegehung um 7:45 Uhr. Wer bitte hat sich ausgedacht, dass die A2 jeden Tag beginnt? Ist ja so gar nicht meine Zeit. Die von Lasko wohl auch nicht. Um diese Story abzukürzen – wir konnten nur einen Jumping ins Ziel bringen, und den auch mit einem Slalomfehler. Reichte aber trotzdem für einen 3. Platz und so durften auch wir einmal auf dem Treppchen der 1. Agility German Open 2025 stehen. Wer weiß, wo wir herkommen, der weiß auch, was mir das bedeutet hat. 
Ich war übrigens sehr überrascht über die vielen Slalomfehler meines Hundes. Diese zogen sich das ganze Wochenende durch. Erst konnte ich damit wirklich nichts anfangen und hab mich gefragt, ober es jetzt schon wieder eine neue Baustelle aufgemacht hat. Aber dann fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen (zumal er nicht der einzige Hund mit diesen Problemen war) – der Slalom bestand aus weißen Stangen. Etwas, was unsere Hunde nicht kennen. Anscheinend, haben sie da wirklich Schwierigkeiten diese zu erkennen und richtig anzulaufen. Verrückt dieses Agility! Insgesamt hat mein kleiner „Agility Totalausfall“ aber wirklich schöne Sequenzen gezeigt und war die meiste Zeit sehr artig. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit ihm zu laufen. Im Open-Lauf, der die Quali zum Teamfinale war, hat er gar in den Kampfmodus gewechselt. Das bin ich von ihm so gar nicht gewohnt und ich habe ein bisschen den Beck´s in Verdacht, seine Pfoten hier im Spiel gehabt zu haben. 

Robby und Zazu haben gleich am Donnerstag einen super schönen und fehlerfreien Lauf in der A0 hingelegt, mit dem sie auch in die A1 aufgestiegen sind. Dort konnten sie an den folgenden Tagen auch sehr schöne Läufe zeigen und haben sich den ein oder anderen Podestplatz sowohl in den A-Läufen, als auch in den Jumpings erlaufen. Insgesamt waren sie 1x 1, 2 x 2 (in den A-Läufen) und 2 x 2 (in den Jumpings). Ich muss sagen, dass ich sehr begeistert davon bin, wie Zazu ihr erstes großes Turnier gemeistert hat. Sie war am ersten Tag schon noch ganz schön beeindruckt, was sich dann aber legte und sie hat einfach ihr Zeug abgearbeitet. Ziemlich souverän. Hat mir sehr gut gefallen, was das kleine Ding dort gezeigt hat.

Agility German Open 2025

Die Parcours

Die meisten Parcours fand ich sehr schön. Natürlich keine Selbstläufer und die Teams mussten schon etwas können. Für die Nuller bis zur A2 habe ich gar nichts auszusetzen. Die 3er – ja, gut. Waren halt 3er. Da ich aber, wie bereits erwähnt, gar nicht so viel von dort mitbekommen habe, kann ich das auch nicht so wirklich einschätzen. Aber ja, es waren die German Open. Ich denke nicht, dass irgendjemand hier leichte Parcours erwartet hat. Es ist wohl davon auszugehen, dass Hunde auf solchen Veranstaltungen schon ein bisschen was können müssen. Und die Hundeführer auch. Vor allem schnell rennen. 

Der einzige Parcours, den ich nicht so gelungen fand, war der Open-Lauf zur Quali für das Teamfinale in Inter und Large. Der Parcours war schön, da gab es nichts an Linien auszusetzen. Wäre der irgendwo als 3er Parcours gestanden, hätte ich gar nichts gesagt. In Anbetracht der Tatsache, dass dort aber auch 0ller und 1er-Hunde gelaufen sind, fand ich ihn viel zu schwer. 

Der Druck im modernen Agility – oder wenn Hundeführer sich nicht selbst einschätzen können

Hier geht es mir nicht mal „nur“ um den Punkt, dass diese Hunde hier kaum eine Chance, im Sinne von Sieg, hatten. Mir geht es hier darum, dass ich mir den Mund fusselig rede, junge Hunde nicht überzutrainieren. Ihnen Zeit zu geben zu wachsen, sich zu entwickeln und nicht die größten Schwierigkeiten bereits mit 18 Monaten zu beherrschen. Klar haben wir in Deutschland Läufer, die auch ihre jungen Hunde durch solche Parcours bekommen und diese auch nicht „kaputt trainiert“ haben, weil sie einfach gut sind und mit relativ geringem Aufwand dort hinkommen. 

Aber das sind die Ausnahmen. Wie viele Hunde sehe ich, die mit 5, 6 oder 7 Monaten schon ganze Parcours laufen, weil man früh anfangen muss, um genau solche Dinge dann laufen zu können. Aber welchen Preis zahlen viele dieser Hunde dafür? Nicht nur körperlich, sondern auch und vor allem psychisch? Und wofür? Damit man sich fühlt wie einer der Großen des Sports? Ganz ehrlich, die tun ganz andere Dinge dafür dort zu sein wo sie sind. Und dort über viele Jahre zu bleiben. Die arbeiten an sich, die trainieren sich selber auf vielen Ebenen und dann erst ihre Hunde. Zumindest viele von ihnen. 

Und dann steht da doch wieder so ein Parcours. Der Wasser auf die Mühlen derer gießt, die der Meinung sind mit ihren Hunden genau so zu trainieren wie sie es tun. Mit 5 Monaten anzufangen und mit 12 Monaten den Hund durch 3er Parcours schiffen. Und ich steh dann da und denke mir, „ja…. was willste jetzt noch für Argumente bringen.“

Okay, ich höre Dich schon murmeln „ja, aber es ist ja jeder selber für sich verantwortlich, man muss es ja dann nicht laufen, wenn der Hund das noch nicht kann“. Jau, guter Punkt. Würde ich tatsächlich auch so sehen. ABER, wissen wir denn nicht beide, dass der Großteil der Menschen im Agility sich nicht einschätzen kann? Nicht in der Lage dazu ist zu sagen „mein Hund kann das noch nicht, ich laufe das nicht“? Oder zumindest so, dass dem Hund geholfen wird und man dann halt selber auch mal ein bisschen was dafür tun muss und nicht vom Hund Dinge verlangt, die man selber nicht in der Lage ist zu tun. Okay, ich schweife ab und schreibe mich gerade in Rage. Ich lass das jetzt hier einfach mal so stehen. 

Ich bin mir sicher, dass es sehr schwierig ist solche Läufe zu planen. Man will für die 3er eine Herausforderung bieten, die 1er irgendwie nicht völlig demoralisieren und die 2er fliegen bei sowas eh unterm Radar. Ich bin ja eh super dankbar, dass es noch Menschen gibt, die diesen undankbaren Richterjob machen und ziehe vor jedem meinen Hut. Aber hin und wieder darf man auch mal ein bisschen Kritik üben. Und, dass solche Parcours auch richtig gut sein können, das hat der Open der Small und Medis gezeigt. Den fand ich wirklich angemessen. Kein reines Geschenk an die 3er, aber für die jungen Hunde machbar, wenn auch nicht auf 1er Niveau.

Die Zeit zwischen German Open und dem Nordseeturnier 

Am Sonntag war sie dann schon wieder Geschichte, die 1. Agility German Open 2025

Ich glaube, die Siegerehrung war bereits um 15 oder 15.30 Uhr. Viele sind nicht nicht mehr gelaufen. Am Morgen war es nass, was mein Grund war Lasko den A-Lauf nicht laufen zu lassen und die Hunde waren am 4. Tag auch schon ziemlich müde. Somit endete die Veranstaltung recht pünktlich und GENAU vor dem starken Regen, der dann folgen sollte. 

Da wir erst am Montag weiter mussten haben wir noch beim Abbau geholfen und hatten noch einen schönen Abend in kleiner Runde. 

Bis nach Sandstedt hatten wir 680 Kilometer zu überbrücken. Da wir Zeit hatten, haben wir uns dafür wirklich keinen Stress gemacht. 

1. Zwischenstopp in der Röhn – Campingplatz Röhnperle

Ja, so langweilig wie es klingt war es auch. Das aber ganz bewusst. Wer mich kennt, weiß, dass ich auf Dauer nicht gut mit großen Menschenansammlungen klar komme. Nach 5 Tagen mit unendlich vielen Menschen um mich herum, sollte es auf jeden Fall ruhig werden. 

Ich hatte auf dem Campingplatz Röhnperle bereits beim Buchen angegeben, dass ich gerne einen Platz am Rand hätte, so dass unsere Hunde niemanden stören und auch selber ein wenig zur Ruhe kommen können. Diesem Wunsch wurde perfekt entsprochen. Wir konnte von unserem Stellplatz aus, direkt auf die wirklich gut ausgeschilderten Wanderwege in der Röhn einbiegen. So wurde aus einem geplanten Gassigang spontan eine kleine Wanderung von 11 Kilometern, auf der wir genau niemanden getroffen haben. Herrlich! Ich mag sowas ja. Andere Menschen würden vor Langeweile sterben. 

Der Platz an sich ist klein, aber sehr fein. Alles sehr entspannt, die Sanitäranlagen gut gepflegt und sauber und der Bäcker genau auf der anderen Straßenseite. Wer, wie wir, keinen gesteigerten Wert auf andere Menschen legt, ist hier genau richtig. Ich kann diesen Platz auch mit Hunden sehr empfehlen. 

Campingplatz Röhnperle

2. Zwischenstopp am Steinhuder Meer – Campingplatz Niemeyer 

Ja ja, wenn Du erwartet hast, dass es jetzt actionreicher wird, muss ich Dich enttäuschen. Auch hier habe ich bewusst einen kleinen Platz ausgewählt, der „irgendwo in der Pampa“ liegt. Denn wir hatten hier ein Treffen mit Freunden geplant, die wir nicht so oft sehen. 

Auch der Campingplatz Niemeyer am Steinhuder Meer bekommt von mir eine ganz klare Empfehlung. Wir hatten auch hier einen schönen Platz, der am Ende der Reihe lag, so dass die Hunde relativ Ruhe hatten. Die Gassiemöglichkeiten waren auch hier mehr als ausreichend, so dass die Runden relativ groß waren. Das Steinhuder Meer an sich, nun ja. Wenn ich unsere bayerischen Seen vergleiche, dann ist das eher eine Pfütze und der „Hundestrand“ am Nordufer hat seinen Namen nicht wirklich verdient. Aber gut, wir sind da eher nicht anzutreffen, da ich einfach nicht in friedlicher Koexistenz mit Radfahrern leben kann. Somit haben wir uns lieber im Wald aufgehalten. 

Campingplatz Niemeyer Steinhuder Meer

Der Platz an sich war sehr gepflegt, die Sanitäranlagen ebenfalls sauber und gut in Schuss. Ja, das ist mir sehr wichtig. Ich brauche auf dem Platz selber gar nichts, aber wenn ich in Sanitäranlagen rein durch das Betreten Ganzkörper-Herpes bekomme, dann geht das gar nicht. Mit den Hunden war das dort super entspannt, allerdings mit 4 Euro pro Nacht und Hund nicht gerade ein Schnäppchen. Aber man ist ja am Ende schon froh, wenn man überhaupt mit 3 Hunden anreisen darf. 

Hier haben wir dann Steffi und Clemens getroffen, die Rebas Schwester Fjella haben. Immer wieder ein Highlight im Tourkalender. Nach einer schönen Gassierunde waren wir noch lecker in der Alten Schule in Mardorf beim Essen und hatten einen wunderbaren Tag zusammen. 

Fjella und Reba Schwestern Rasta Aussies

2. Turnier Nordseeturnier 2025

Die letzte Etappe betrug dann nur noch 160 Kilometer und es ging nach Sandstedt zum Nordseeturnier 2025. 

Wir hatten schon viel davon gehört und waren entsprechend neugierig was uns dort erwartet. 

Der Campingplatz

Angekommen auf dem Campinglatz Weserhenne wurden wir von einem sehr freundlichen Einweiser auf unseren Platz verwiesen. Diesen Mann fand ich wirklich klasse. Er hat versucht es wirklich jedem Recht zu machen und hatte dabei äußerst gute Laune. Wir hatten einen Platz auf der Freifläche und der war ausreichend groß und auch recht günstig gelegen. 

Der Platz selber hat seine besten Jahre definitiv hinter sich, liegt aber schön direkt an der Weser und ist recht groß. Die sanitären Anlagen waren sauber, aber doch schon recht in die Jahre gekommen. Für mich ganz persönlich ging das gerade noch so. Aber wie gesagt, ich bin da auch recht empfindlich und nicht unbedingt der Maßstab. 

Das Nordseeturnier 2025 – Durchführung

Das Turnier selber fand auf 3 Ringen statt. Im Ring 1 liefen die Nuller und 1er, auf Ring 2 die Nuller und 2er und der Ring 3 war für die 3er Hunde. Wir pendelten also immer zwischen Ring 1 und 2 und unserem Wohnwagen hin und her, denn wir konnten uns nicht dazu durchringen, beim Zelt-Ploppen an den Ringen, am Freitag um 18 Uhr bei strömendem Regen teilzunehmen. Dies war aber lustig anzuschauen, als das Nebelhorn ertönte und die Wurfzelte nur so flogen. 

Ich muss auch hier sagen, Hut ab vor der Organisation. Ich selber habe bisher ja „nur“ normale Turniere organisiert und habe einen großen Respekt vor den Leistungen, die bei so einem Event nötig sind, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Mich würde bereits die Meldestelle überfordern, wenn ich nur daran denke, was Menschen alles bei einem ganz normalen Turnier schon für Wünsche und Fragen haben. Aber gut, darüber könnte ich eigentlich auch mal einen Artikel schreiben. 

Nordseeturnier 2025 Agility

Unsere eigenen Leistungen

Machen wir es kurz. Lt. unseren Leistungsurkunden waren wir nicht dort. Lasko und ich starteten sehr gut mit einem wirklich tollen Jumping, in dem wir es schafften am letzten Hindernis ins Dis zu gehen. Tolle Wurst. Na ja, das hätte der Sieg sein können, so war es „nur“ ein sehr schöner Lauf ohne Happy End. Die restlichen Läufe waren ganz okay, aber irgendwas war immer und ich muss sagen, dass man ihm auch angesehen hat, dass er müde war. 

Bei Zazu so ziemlich das selbe Bild. Slalom und Wippe müssen wir noch ein bisschen nacharbeiten. Aber ansonsten hat sie auch hier wieder ganz tolle Dinge gezeigt. 

Unseren Hunden hat man aber angemerkt, dass sie 2 große Veranstaltungen hintereinander nicht so gut verarbeiten können, zumal sie ja dazwischen auch nicht zu Hause waren, sondern mit uns durch die Lande zogen. Somit war das für uns eher die Ausnahme und wird nicht die Regel. 

Die Parcours

Hier muss ich ganz klar sagen, dass diese sich sehr von der German Open unterschieden haben. Die Parcours hier waren ganz anders, was aber nicht heißt, dass sie schlecht waren. Geschmäcker sind ja auch sehr verschieden, so dass ich an dieser Stelle sagen muss, dass mir ganz persönlich Parcours, wie sie an der German Open standen, mehr liegen. 

Was ich gut fand war, dass aufgrund des Regens Wippen aus den Parcours genommen wurden. Ich hätte mir aber im gleichen Atemzug gewünscht, dass sich auch die ein oder andere Line zum oder vom Tunnel hin noch mehr den Bedingungen angepasst hätte. Es war aber nie gefährlich und was richtig gut war, war der Boden, der jeden Schauer einfach weggeschluckt hat Ich bin ja bekanntlich im Team „wenn es nass ist, laufe ich nicht“, was aber hier nicht nötig war, denn der Boden war immer gut. 

Das Fazit

Es war ein sehr schönes Turnier, in dem viel Herzblut der Veranstalter lag. Das hat man sehr gespürt. Wir persönlich können den Hype darum aber nicht so recht nachvollziehen. Wie gesagt, wir haben uns sehr wohl gefühlt, aber es ist keine Veranstaltung, für die ich einmal quer durchs Land fahren muss. Vielleicht war es dieses Jahr auch anders als sonst. Im Netz gab es ja immer Videos von sehr guter Stimmung und Tänzen in den Ringen. Davon war dieses Jahr leider nichts zu sehen. Erst an der Siegerehrung konnte man erahnen, wie es in den Vorjahren war. Da mir der Vergleich fehlt, kann ich nur beurteilen, was ich selber erlebt habe. Vielleicht lag es aber auch ein bisschen am Wetter, das sehr durchwachsen war. Wer weiß das schon? 

Nordseeturnier 2025 Weser Strand Sandstedt

Die Heimreise

Am Dienstag traten wir die Reise Richtung Heimat an. Es regnete immer noch und somit viel uns der Abschied nicht schwer. Kurz hatten wir noch mit dem Gedanken gespielt wirklich noch an die Nordsee zu fahren. Das Turnier heißt zwar Nordseeturnier, diese ist dann aber doch noch ein Stück weit entfernt. Der Strand, an dem wir waren, gehörte zu Weser. 

Aufgrund des Wetters entschieden wir uns allerdings für den direkten Weg nach Hause. Hier fuhren wir aber auch auf 2 Etappen. 

Zwischenstopp – Rotenburg an der Fulda

Da ich spontan keinen Campingplatz mehr gefunden habe, der entweder frei war oder mehr als 2 Hunde aufnehmen wollte, habe ich uns einen Stellplatz auf einem Bauernhof gesucht. Hier kann ich die App AlpacaCamping wirklich empfehlen, die gute private Plätze gelistet hat. Einziger Nachteil, die sind verhältnismäßig teuer. 

AlpacaCamping Rotenburg an der Fulda Nordseeturnier 2025 Agility German Open 2025 

Der Stellplatz war super schön gelegen. Auch hier konnten wir direkt vom Wohnwagen aus laufen bis wir keine Lust mehr hatten. Das haben wir natürlich ausgenutzt. Da die Hunde die letzten 4 Tage an der Leine laufen mussten waren die selig sich endlich wieder frei bewegen zu können. Und ich ehrlich gesagt auch. Spaziergänge mit 3 Hunden an der Flexileine haben mich zugegebener Maßen überfordert. 

Rotenburg an der Fulda ist übrigens ein nettes kleines Städtchen, was aus sehr vielen Fachwerkhäusern besteht. Wer in der Nähe ist, sollte sich das anschauen. Es steppt jetzt nicht gerade der Bär, aber es ist sehr idyllisch. 

Rotenburg an der Fulda

Ankunft zu Hause 

Am Mittwoch waren wir dann wieder Zuhause und konnten den Donnerstag zum Wäschewaschen und Putzen des Wohnwagens nutzen.

Mein Fazit vom Urlaub: 2 Wochen Wohndose sind dann auch ausreichend. Man lebt da ja so ein bisschen wie im Tetris Spiel. Einer muss nach vorne, damit der Andere nach hinten kann. Hat man die Menschen im Wohnwagen koordiniert, steht einem immer mindestens ein Hund im Weg. Finden tut man grundsätzlich nichts, weil Dinge seltsamer Weise ständig an anderen Plätzen liegen und egal, wie oft man das mobile Heim von Gras und Sand befreit, es sieht immer aus, wie nach einem Sandsturm. 

Die 2 Wochen waren wirklich schön und wir haben viele Menschen getroffen, die man viel zu selten sieht. ABER, ich habe es wieder nicht geschafft ein komplettes Buch zu lesen. Der Stapel der ungelesenen Bücher wird einfach immer höher. Etwas, was mich zur Zeit echt triggert. 

Dein Hund will Dich ärgern? – Die Wahrheit hinter „absichtlichem“ Ungehorsam

Du stehst an der Wiese, hast sogar Wurst in der Hand und rufst Deinen Hund. Der schaut Dich an, dreht sich um….und geht. Dummerweise in die andere Richtung. Du stehst da, weißt nicht ob Du lachen, weinen oder völlig eskalieren sollst und denkst Dir: „Das macht der doch mit purer Absicht. Mein Hund will mich bewusst ärgern!“

Will er das wirklich? Dich ärgern? 

Der große Mythos: Mein Hund will mich ärgern

Gleich mal die gute Nachricht vorne weg: Hunde sind keine Rachegötter. Sie handeln nicht nach unseren menschlichen Werten wie „Trotz“, „Rache“ oder „Gemeinheit“. Auch wenn’s sich manchmal genau so anfühlt.

Ich geb’s zu. Ich kenne das. Ich bin Hundetrainerin. Und ich denke trotzdem manchmal für einen kurzen Moment: „Willst du mich eigentlich verarschen?!“

Aber das ist kein Trotz oder ein Machtkampf und schon gar kein Rachefeldzug. Hunde reagieren situativ, instinktiv oder so, wie es sich eben für sie lohnt. Denn was sie definitiv sind – ganz große Opportunisten.

Huch. Macht’s das jetzt besser? Opportunismus hat ja schon eine leicht charakterlose Färbung. Na vielleicht wäre es doch netter, wenn sie uns ärgern wollen? Ich für meinen Teil kann mit der Idee, dass meine Hunde auf ihren Vorteil bedacht sind besser leben, als damit, dass sie mich mit purer Absicht und aus Boshaftigkeit  ignorieren. Du auch? 

Die wahren Gründe, warum Hunde nicht gehorchen

Was aussieht, als würden uns Hunde ärgern wollen, ist meist: 

  • Stress und Überforderung
  • Mangelnde Ausbildung und fehlende Verlässlichkeit
    Gelernt ist eben gelernt. Und nicht alles, was Dein Hund gelernt hat, entspricht dem, was Du dachtest, dass Du ihm beibringst. 
  • Ablenkung und Reizüberflutung
  • Eine bessere Alternative – das Mauseloch ist einfach spannender als der Mensch. Kennst Du sicher: Du isst abends auf dem Sofa Chips – obwohl Du Gurke geplant hattest. Ist nicht böse gemeint (den Gurken gegenüber) nur….na ja, leckerer! 

Lohnendes Verhalten bei Hunden und Menschen

Warum es trotzdem so nervt: Unser menschliches Gehirn

Bleiben wir bei dem Rückrufbeispiel. Da stehst Du nun mitten in der Prärie, Dein Hund summt fröhlich vor sich hin und Dir schwillt echt die Halsschlagader. Jep, ich fühl’s.
Aber warum nervt Dich das jetzt eigentlich so? 

Der Attributionsfehler: Unser Hirn liebt Schuldige

Da kommt unser menschliches Gehirn wieder mal zum Vorschein. Menschen haben ein Denkmuster, das nennt sich wissenschaftlich „Attributionsfehler“ oder „vorschnelles Zuschreiben von Absichten“ In meiner Sprache heißt das einfach „Unser Hirn liebt Schuldige“.

Warum macht unser Gehirn das?

  • Es gibt uns Kontrolle zurück („Der Hund will mich ärgern, also kann ich sauer sein“).

  • Es ist einfacher, als sich zu fragen: Vielleicht liegt’s auch an mir?“

  • Es ist schnellerunser Gehirn liebt schnelle Antworten (besonders, wenn wir gestresst sind).

Was in Deinem Kopf passiert, wenn der Hund nicht gehorcht

Wir schreiben anderen Lebewesen (Hunden, Menschen, Autofahrern [MEINE Challenge]  …) gern eine Absicht oder Charaktereigenschaft zu, vor allem, wenn uns ihr Verhalten nervt.

Wir sehen nicht, was sie hindert. Wir sehen nur, dass sie sich gerade blöd verhalten.

Konkret: Wenn Deine Verabredung zu spät kommt, denkst Du: „Unzuverlässig.“ Nicht: „Vielleicht ist die S-Bahn ausgefallen.“ Wenn Dein Hund Dich ignoriert, denkst Du: „Der will mich ärgern.“ Nicht: „Vielleicht ist er überfordert oder falsch trainiert.“ Verständlich. Aber unfair, vor allem dem Hund gegenüber.

Unser Gehirn macht das so oft, weil Gefühle einfach schneller sind als Gedanken. (Falls Du Dich dafür interessierst dann lies gerne diesen Artikel von Fr. Dr. Osterath)

Mein Hund will mich ärgern - Hund macht Blödsinn, Besitzer ist gestresst

Du rufst Deinen Hund – Dein Gehirn schaltet auf Autopilot

Was heißt das jetzt aber konkret an der Wiese mit dem Hund, der Dich gemütlich ignoriert und vielleicht noch sagt: „ja warte kurz, ich komm dann schon. Muss nur noch eben….“

In dieser Situation passiert im Gehirn grob gesagt Folgendes:

  1. Sinnesreiz kommt an → Dein Hund rennt weg

  2. Emotionszentrum springt an → „Alarm! Frust! Wut! Angst! Kontrolle weg!“

  3. Du fühlst zuerst.

  4. Dann versucht Dein Gehirn zu verstehen: „Warte… warum eigentlich?“

Das dauert manchmal nur Millisekunden, aber emotional bist Du da längst „auf 180“. Was für Dich also gerade wie ein Drama wirkt, ist für den Hund einfach nur Mittwoch. 

Die häufigsten Gründe für „absichtliches Fehlverhalten“ 

Schön, dass Du jetzt weißt, was Dein Oberstübchen da gerade mit Dir macht. Bringt Dich aber erst einmal nur bedingt weiter, denn der Fiffi schlendert immer noch über die Wiese und ignoriert Dich gekonnt. 

Warum Hunde Kommandos ignorieren: Die Checkliste

Es gibt zig Gründe, warum der Hund gerade nicht das tut, was Du möchtest:

  • Der Hund hat das Verhalten in der Situation nie richtig gelernt.

  • Die Ablenkung ist zu groß (Stichwort: Reizkontrolle fehlt).

  • Deine Erwartungshaltung ist zu hoch. Es wird vom Hund etwas verlangt, was er gar nicht leisten kann siehe Punkt 1

  • Du bist unsicher, inkonsequent oder unklar.

  • Timing und Körpersprache passen nicht. 

Na sowas. In dieser Aufzählung fehlt ja gänzlich der böse Wille des Hundes. Es dreht sich alles nur im Dich. Sorry, not sorry! Aber auch nicht wirklich schlimm, denn Du tust das alles ja nicht mit Absicht,  genau so wenig wie Dein Hund!

Der häufigste Trainingsfehler: Fehlende Generalisierung

Wenn Du regelmäßig hier bei mir im Blog liest, weißt Du ja, dass ich in meinem Leben schon ganz schön viele Mensch-Hund-Teams begleitet habe. 90% davon machen einen entscheidenden Fehler. 

Ich bin gespannt, ob Du Dich hier wiederfindest:

Du hast das Training Deines Hundes total motiviert angefangen. Bald stellen sich erste Erfolge ein und der Hund setzt sich brav aufs Kommando hin und kommt freudig angesaust, wenn Du ihn ruft. Wow, wie gut sich das anfühlt. Hast Du richtig toll hinbekommen.

Stolz triffst Du Dich mit anderen Hundebesitzern zum Gassiegehen und „Lieselotte“ zieht wie blöd an der Leine. Du findest das jetzt etwas ungehörig und „Lieselotte“ soll jetzt echt mal Sitz machen. „Liese“ hat aber nun gar keinen Sinn für Dich, sondern würde gerne mit den anderen Hunden um die Wette laufen.

Also gut, bevor die „Blamage“ noch größer wird und „Lieschen“ Dich noch weiter aus purer Absicht ärgert, lässt Du sie von der Leine und auf Dein Rufen hin – Du ahnst es schon – kommt sie natürlich nicht. Genervt und wütend fährst Du nach Hause und schwörst Dir, dass Du nie wieder mit solchen Hundegruppen spazieren gehst. 

Du hast da was vergessen – die Generalisierung von Verhalten

Was ist da passiert? Du hast, wie 90% aller Hundehalter, Dinge so semi gut trainiert. Du hast das ein bisschen angefangen und als das einigermaßen klappte war für Dich klar: Jetzt kann Dein Hund das. 

Das stimmt auch. Dein Hund kann das. Zuhause im Wohnzimmer und im Garten. 

Leider hast Du die entscheidenden Schritte aber weggelassen. Verhalten muss generalisiert werden. Wir Hundetrainer schmeißen da gerne mit Zahlen von 3.000 – 5.000 Wiederholungen um uns. Das dient eigentlich „nur“ dazu, zu verdeutlichen, dass ein Hund Dinge nicht nach 3 x Trainieren kann. 

Mein Hund will mich ärgern, Verhalten generalisieren

Wie Hunde lernen: Kontextbezogen in Bildern

Hunde lernen Verhalten immer kontextbezogen in Bildern. Das heißt, der Hund lernt beim Kommando „Platz“ eben, dass er sich im Wohnzimmer auf den Teppich legt. Fehlen das Wohnzimmer und der Teppich, dann macht das Kommando „Platz“ für einen Hund keinen Sinn mehr.

Sprich, Du musst Deinem Hund erlerntes Verhalten überall „neu“ beibringen. Je öfter Du die Situation dabei wechselst und je qualitativer Dein Training ist, desto schneller geht das natürlich im Laufe eines Hundelebens. Und nein, Du musst nicht jede erdenkliche Situation üben, die Euch jemals begegnen könnte. Irgendwann ist ein Verhalten so gut generalisiert, dass es in (fast) jeder Umgebung abrufbar ist.

Ein weiterer, oft gemachter, Trainingsfehler: Ungewollt aufgebaute Verhaltensketten

Manchmal sieht ein Verhalten aus wie Trotz. Aber es ist keine Absicht. 

Es ist vielleicht Frust. Oder Angst. Oder mangelnde Impulskontrolle. Vielleicht auch eine Reaktion auf Deinen Tonfall, Deine Körpersprache, Deine Anspannung. Oder schlicht: eine Verhaltenskette, die Du ungewollt aufgebaut hast.

Beispiel: Wenn Dein Hund gelernt hat: Sitz → dann passiert nichts → dann steh ich wieder auf … Dann ist Aufstehen kein Trotz. Es ist ein logischer nächster Schritt in einer erlernten Reihenfolge. Denn der Hund hat nicht gelernt, dass auf Sitz immer erst ein Auflösekommando kommt, bevor er wieder aufstehen darf.

Wenn Du „Nein“ rufst und Dein Hund dann nochmal extra hochspringt oder bellt, dann ist das vielleicht kein „Ich provozier dich jetzt“, sondern: „Du klingst plötzlich komisch, ich bin verwirrt und brauche Klarheit.“

Die (unbequeme) Wahrheit – Dein Hund zeigt Dir, was er gelernt hat

Gehen wir noch mal zurück auf die Wiese und zu Deinem Dich ignorierenden Hund. 

Bist Du Dir ganz sicher, dass Dein Hund es gelernt hat, in jeder Situation abrufbar zu sein? Egal wie groß die Ablenkung ist, egal wie weit er weg ist, egal ob Du mit der Kekstüte winkst oder nicht? 

Hand aufs Herz! Wie oft hast Du wirklich mit ihm geübt?

Wie oft hast Du erfolgreich mit ihm trainiert, dass er nicht zu einem anderen Menschen oder Hund läuft, sondern auf Deinen Rückruf umdreht und zu Dir kommt? 3 Mal oder 300 Mal? Auf freiem Feld oder auch sonntags Nachmittag im Park bei strahlendem Sonnenschein? 

Zusammengefasst: Dein Hund kann nur zeigen, was Du mit ihm geübt hast. Und zwar genau unter diesen Umständen!

Praktische Lösungen: Was Du tun kannst (außer zu eskalieren)

Frag Dich in Situationen, in denen Dein Hund macht was er will:

  1. Haben wir das ausreichend geübt?
    Kann Dein Hund genau in dieser Situation das verlangte Verhalten abrufen?
    Wenn ja, dann sei verbindlich und verlange genau das.
    Wenn nein, dann bringt es Dich nicht weiter, es einzufordern. Manage diese Situation und übe in Zukunft besser, im Sinne der Generalisation. 
  2. Lohnt es sich für Deinen Hund, Dein Kommando zu befolgen?
    Verhalten, das sich für Hunde lohnt, wiederholen sie gerne. Alles, was sich nicht lohnt, „löschen“ sie aus ihrem Speicher.
    ACHTUNG: Das gilt ganz besonders für Hunde, die in der Pubertät sind!

Belohnungsalternativen für motiviertes Training

Stelle sicher, dass Dein Hund einen lohnenden Grund hat, mit Dir zu kooperieren. Das müssen nicht immer Leckerlies sein.

  • Spiele als Belohnung nutzen
  • Freilauf als Belohnung, z.B. nachdem der Hund per Blickkontakt bei Dir „eingecheckt“ hat
  • Soziale Belohnung durch Lob und Aufmerksamkeit
  • Umweltbelohnungen, d. h. den Hund das machen lassen, was er gerade möchte, nachdem er das Kommando ausgeführt hat

Bist Du hingegen der Meinung, Dein Hund müsse alles nur aus reinem Gehorsam ausführen, ohne dafür gelobt zu werden, dann wird es immer schwierig bleiben! 

5 Sofort-Tipps für besseren Gehorsam

  1. Erkenne den Frust – bei Dir selbst
    Du darfst Dich aufregen. Gefühle sind okay. Du bist kein schlechter Mensch, weil Du Dich kurz unfair behandelt fühlst. Aber Du darfst auch entscheiden, was Du daraus machst. 
  2. Beobachte, was Dein Hund wirklich tut
    Nicht nur das Offensichtliche (er kommt nicht), sondern auch: Wie bewegt er sich? Ist er ansprechbar? Wohin geht seine Aufmerksamkeit? Dein Hund zeigt Dir meist sehr deutlich die Gründe für sein Handeln auf. Du musst diese Zeichen „nur“ für Dich nutzen. 
  3. Stell Dir immer die richtige Frage:
    „Was hat mein Hund in dieser Situation gelernt“. Nicht „was hat er irgendwann mal gehört“.
  4. Achte auf Deine Ausstrahlung
    Hunde sind Meister im Lesen unserer Körpersprache. Gedankenlesen können sie hingegen nicht. 
  5. Belohne gutes Verhalten öfter
    Auch im Alltag, wenn es „nicht drauf ankommt“. Mach Dein Training alltagstauglich. Achte auf freiwilliges gutes Verhalten Deines Hundes. Belohne fair. Und überfordere ihn nicht mit Situationen, auf die er nicht vorbereitet ist.

Fazit: Dein Hund ist einfach nur Hund

Dein Hund arbeitet nicht gegen Dich. Er lebt einfach nur ziemlich konsequent im Hier und Jetzt. Er will Dich nicht ärgern. Er kann’s halt einfach (noch) nicht besser. Oder will’s grad nicht, weil die Welt einfach lohnenswerter ist als Du. 

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Hund macht, was er will und will Dich ärgern, dann warte, bis Dein Denkhirn wieder übernimmt und bewerte die Situation mal emotionslos. 

Und hey, wir alle kennen diese Situationen, in denen wir „mit Puls“ an der Wiese stehen und unser Hund uns (mal wieder) ignoriert. Ja, auch ich. 

Ja, manchmal fühlt es sich so an, als ob der Hund Dich ganz bewusst provozieren will. Aber in 99% der Fälle, ist er einfach nur Hund. Und Du einfach nur Mensch. 

Zwei Spezies, die versuchen, miteinander klarzukommen. Manchmal ist das wie bei IKEA: Da stehen Zwei, mit unterschiedlichen Vorstellungen, aber dem selben Ziel. Und ab und zu müssen es dann doch die Schrauben sein, nicht die Kerzen. 

Mein Hund will mich ärgern, Hund macht was er will

Und wenn Dein Hund doch ein Arsch ist? 

Dann war dieser Artikel hier nichts für Dich!
Spaß! Manchmal ist es auch okay das so zu sehen. Wichtig dabei? Seh’s mit Humor – nicht als persönlichen Angriff.

Das ist nicht immer leicht. Aber es ist immer fair. Und genau das verdient Dein Hund und Du übrigens auch.

Brauchst Du Unterstützung im Hundetraining und bist auf der Suche nach einer Hundeschule? Kontaktiere mich gerne, auch für individuelles (Online)Training. 

FAQ

Hund gehorcht nicht

Wenn Dein Hund nur manchmal gehorcht, liegt das meist an unzureichender Generalisierung. Er kann das Kommando nur unter bestimmten Bedingungen ausführen.

Nein! Dominanz ist ein völlig überholtes Konzept. Dein Hund ist einfach noch nicht ausreichend trainiert oder die Situation ist zu ablenkend.

Ja, er schaut Dich an. Aber eher, weil er unsicher ist oder Deine Reaktion abwartet – nicht, weil er Dich provozieren will.

Hunde können lernen, wie sie Einfluss auf uns nehmen – z. B. durch Bellen oder bestimmte Blicke. Aber das ist kein böser Plan, sondern Lernen durch Beobachtung. Hunde beobachten uns 24/7. Sei Dir sicher: Dein Hund kennt Dich besser, als Du dich selbst!. 

Indem Du Missverständnisse früh klärst, Verhalten zuverlässig belohnst – und immer wieder hinterfragst, was Dein Hund gerade gelernt hat.

Es macht Dich handlungsfähig. Statt Dich über Absicht zu ärgern, kannst Du Training ansetzen, das Dein Hund wirklich versteht.

Ein Welpe zieht ein: Wenn der süße Knopf zum Terrorkrümel wird

Ein Welpe zieht bei Dir ein und Du hast Dich super gut auf das neue Familienmitglied vorbereitet und dachtest, „ja easy, kann ja nichts mehr schiefgehen“? So oder so ähnlich geht’s den Meisten, bis sie sagen: Hätte ich das mal vorher gewusst!“

Die Vorbereitung auf den Welpeneinzug – was Du dachtest, was kommt 

Im Vorfeld wusstest Du bereits, was Du alles an Ausstattung brauchst. Ein Körbchen, Spielzeug und Näpfe stehen bereit. Eventuell hast Du bei der Übernahme des Zwergerls Leine, Halsband und Geschirr bekommen und ein oder zwei Bücher hast Du auch gelesen. Dir ist bewusst, dass ein Welpe Arbeit bedeutet, aber in erster Linie freust Du Dich auf den süßen kleinen Knopf, der so viel Liebe in Dein Leben bringen wird. 

Die ersten Tage mit Welpe – die Idealvorstellung

Endlich ist es soweit und Du holst Dein neues Familienmitglied nach Hause. Am ersten Tag schaut sich das Welpi sein neues Zuhause an und weicht Dir kaum von der Seite. Überall wo Du bist, ist Dein Hund. Natürlich auch auf dem Klo und auf dem Sofa, wo er nach einem ereignisreichen Tag seelig an Dich gekuschelt einschläft. 

Hm, so die Idealvorstellung. Die Eingewöhnung des Welpen hattest Du Dir genau so vorgestellt. Aber war es auch so? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch!

Aber vielleicht war es eher so….

Der Welpeneinzug in der Realität – wenn der süße Knopf zum Terrorkrümel wird

Bei einem Großteil gestaltet sich der Einzug eines Welpens ungefähr so:
Du holst Dein neues Familienmitglied nach Hause. Auf der Fahrt im Auto weint er herzzerreißend, weil er gar nicht so genau weiß, was gerade mit ihm passiert. Leider hat er Dich noch nicht ansatzweise so lieb, wie Du ihn und er kann herzlich wenig damit anfangen, dass Du ihn tröstend im Arm hälst. Nach einer gewissen Zeit wird ihm dann dummerweise auch noch schlecht von all dem Geschaukel im Auto und er kotzt Dir erst einmal schön in den Schoß. 

Zuhause angekommen zeigst Du ihm Euer Zuhause, was er sich sehr interessiert anschaut. Cool, die Pflanze in der Wohnzimmerecke verspricht sehr viel Spaß und wird erst einmal genauer inspiziert. Natürlich mit den Zähnen und in der Erde wird buddelnd nachgeschaut, ob da noch mehr Spaß zu finden ist. Okay, Du musst diesem Kleinteil erst einmal erklären, dass das jetzt nicht seine beste Idee war. Du versuchst, ihn mit seinen liebevoll ausgesuchten Spielzeugen zu überzeugen, aber sorry, die Pflanze gewinnt.

Irgendwann konntest Du den Welpen dann aber doch davon überzeugen, dass Eure Ideen von Spaß nicht unbedingt deckungsgleich sind und hast die Pflanze in Dein Arbeitszimmer verbannt. Schlauer Move übrigens! Herzlichen Glückwunsch dazu. 

Wenn mal was daneben geht – Stubenreinheit will gelernt sein

Leider hattest Du vergessen den Welpen vor dem Umzug der Pflanze rauszulassen und als Du nach 20 Sekunden zurückkommst, hat Dir der Welpe deutlich gezeigt was er von Deiner Idee gehalten hat. Fand er scheiße…..im wahrsten Sinne des Wortes. Und damit Du das auch nicht wieder vergisst, ging dieses Geschäft natürlich auf den Teppich. Übrigens auch so ein Phänomen bei Hunden. Warum immer der Teppich? Keine Ahnung, ist so ein Hundedings, was ich tatsächlich auch nicht verstehe.

Aber weiter im Text. Nachdem Du das Malheur beseitigt hast, wäre ein Kaffee super und Du selber musst auch mal auf die Toilette. Gesagt, getan. Aber hoppla, da folgt Dir ja jetzt jemand. Und während Du da ziemlich handlungsunfähig auf dem Thron sitzt, bohren sich kleine spitze Welpenzähne in Deine Zehen oder reißen an Deiner runtergelassenen Hose rum. Hättest Du jetzt doch nur 3 Hände. Es ist verhext. Irgendwie hattest Du Dir die ersten Tage mit  dem Welpen etwas harmonischer vorgestellt. 

Die erste Nacht mit Welpe – endlich geschafft und Du willst nur noch schlafen 

In diesem Stil geht Euer Tag zu Ende und Du würdest jetzt gerne eine Nacht darüber schlafen. Weil Du super vorbereitet bist, hast Du schon das Körbchen oder die Box neben Deinem Bett platziert und nach dem Zähneputzen, was im Übrigen wie der Toilettenbesuch endete, legst Du den kleinen Terrorkrümel nun in sein Bett, in das Du Deine Hand hängen lässt, damit das kleine Dingelchen weiß, dass Du noch da bist. 

Schlafen? Fehlanzeige! Der Welpe quietscht und beißt auf Deiner Hand rum. Er wäre jetzt für alle Schandtaten bereit und ist top fit. Du versuchst ihn irgendwie zur Ruhe zu bringen, denn Du würdest gerne schlafen. Nach 10 Minuten gibst Du entnervt auf und holst die kleine Prinzessin oder den kleinen Prinz zu Dir ins Bett, wo Ihr mit 5 Unterbrechungen Eure erste Nacht zusammen verbringt. 

Herzlich Willkommen in der Welt der Welpenbesitzer! Irgendwie stand all das nicht in den vorher gelesenen Büchern und jetzt wäre ein Plan B ziemlich hilfreich. 

Spoiler:
Überlege Dir jetzt schon Plan C, D, E und F!

Ein Welpe spielt mit einem Spielzeug

Warum Vorbereitung auf einen Welpen trotzdem hilft – aber nicht immer reicht

Phu, jetzt stehst Du da mit dem kleinen Knopf und realisierst ganz schön schnell, dass die gute Vorbereitung auf einen Welpen zwar wichtig war, sie Dir im wahren Leben aber nicht immer weiterhilft. Aufgeben? Keine Option, schließlich war das gestern der erste Tag und der Welpe noch nicht richtig angekommen. Ab heute wird alles besser. 

Gestern hast Du ja bereits gelernt, dass Du auf jeden Fall aufräumen musst. Somit werden schnell alle weiteren Blumen verbannt und die teure Vase von Oma lieber mal eine Etage nach oben gestellt. Blöderweise hast Du vergessen, dass Deine Lieblings-Sneaker noch im Flur stehen – das kleine Krokodil leider nicht. Du hattest Dich schon gewundert, warum es auf einmal so still ist. Übrigens fast immer ein sicheres Zeichen, dass da gerade was schiefgeht.

Na ja, schade, aber Du wolltest eh schon lange neue Schuhe kaufen. Derweil schaust Du aber noch mal in den Welpenratgeber. Dort findest Du vielleicht Folgendes: „Lassen Sie Ihren Welpen nicht unbeaufsichtigt und achten Sie penibel darauf, dass Ihre Wohnung welpensicher ist.“ Danke dafür! Leider stand dort nicht, dass Du am besten auch die Fußmatte, die Schuhe, die Möbel und sämtliche Dekoartikel erst einmal in den Keller räumst und Teppiche völlig überbewertet werden. 

3 Wochen nach dem Welpeneinzug – müde, aber schlauer

Die ersten 3 Wochen liegen hinter Euch. Du riechst leicht komisch, weil Du irgendwie nicht mehr regelmäßig unter die Dusche kommst. Denn sobald Du diesem kleinen Teufel den Rücken zudrehst fällt ihm ein neuer Blödsinn ein. Er hat einfach zu viel bunte Knete im Kopf. Und 10 Minuten alleine bleiben, während Du Dir das heiße Wasser über den Körper laufen lässt? Tja, geht, aber jetzt wissen auch die Nachbarn, dass Du duschst. Zwergi hat’s lautstark verkündet.

Von Deinen Blumen hast Du Dich mittlerweile verabschiedet und der Garten sieht jetzt irgendwie „anders“ aus. Deine Einrichtung ist nun zweckmäßig und auf das Nötigste beschränkt und MakeUp hilft kaum noch gegen die dunklen Ringe unter den Augen, die Deinen Schlafmangel mittlerweile deutlich sichtbar machen. 

Okay, ganz so schlimm ist es dann eher selten, aber die Meisten kommen nach ziemlich genau 3 Wochen doch irgendwie etwas abgekämpft daher. Und dann fällt der berühmte Satz, den ich als Hundetrainerin immer wieder von Besitzern höre:

„Ich dachte, ich bin gut vorbereitet, aber das es so komplex ist, hätte ich nicht gedacht.“
Ja ja, so ein Welpe stresst manchmal auch und ist nicht nur süß.

Erwartungen und Welpenerziehung – warum „Sitz“ und „Platz“ (noch) egal sind

Ja, so sind sie die lieben Kleinen. Können nicht bis 3 zählen, hauen ihre spitzen Welpenzähne in alles, was sie finden können, vergessen draußen ihr Geschäft zu machen, holen das aber nach dem Spazierengehen umgehend im Haus nach. Ganz zu schweigen davon, dass sie zur Ruhe kommen, denn den Satz „nach müde kommt blöd“ beherrschen sie in Perfektion. 

Immer wenn Du in den Welpenratgeber schaust hast Du das Gefühl, dass Du es einfach nicht auf die Kette bekommst und anscheinend „zu blöd“ bist einen Welpen zu erziehen. Schließlich müsste er lt. Liste nun schon nett an der Leine laufen, „Sitz“ und „Platz“ aus dem FF können und auf jeden Fall schon stubenrein sein. Dein Welpe hingegen kann „nur“ mega süß gucken. Von Instagram hast Du dich (hoffentlich) schon abgemeldet, denn die ganzen Musterschüler dort deprimieren Dich völlig. 

Aber hey, ganz ehrlich? So wie Dir geht es den allermeisten Menschen. Selbst bei uns „Profis“ läuft in dieser Zeit selten alles nach Plan A. Hier ist jeder Welpe wieder eine neue Herausforderung, denn jeder macht irgendetwas, was die Hunde davor noch nie gemacht haben. 

Was Dein Welpe jetzt wirklich lernen soll – der Transfer vom Terrorzwerg zum Traumhund

Mein aller erster Rat ist: Entspann Dich und mach Dich frei von Vergleichen. Lerne zusammen mit Deinem Welpen, wie Ihr Euren Alltag am Besten meistern könnt. Nimm Dinge, die nicht optimal laufen als Lernmomente wahr und mach es beim nächsten Mal einfach besser. 

Mein zweiter Tipp: Vergiss das Laufen an der Leine und Dinge wie „Sitz“ und „Platz“. Das lernt der Welpe schon noch früh genug. Baue eine Beziehung zu Deinem Welpen auf. Besprecht von Tag 1 an Eure Regeln und haltet diese auch ein. Dies kann bedeuten, dass Dein Welpe nicht am Tisch betteln darf oder dass das Sofa für ihn tabu ist. Ebenso kannst Du ihm bereits jetzt vermitteln, dass er nicht an Dir hochspringen darf, indem Du ihn sanft hälst und so eine erste Grenze setzt. 

Wie oft kommen Welpen zu mir in die Welpenschule, die mir dann mit 10 Wochen, in der ersten Stunde, zeigen sollen, wie toll sie schon „Sitz“ und „Platz“ können. Unter uns, die Wenigsten zeigen es mir wirklich, dann im Angesicht der ganzen andern Welpen, fremden Menschen und sonstigen Außenreizen, weiß der kleine Kerl gerade nicht mal mehr wie er heißt, geschweige denn, dass sein Frauchen / Herrchen auch noch da ist. Und was sehe ich dann in den Augen der Besitzer? Im besten Fall Verständnis, im Normalfall verletzten Stolz oder gar Enttäuschung. Schade eigentlich. Denn hier wurde gerad etwas von einem Hund verlangt, was er noch gar nicht leisten kann, selbst wenn er wollen würde. 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass „Sitz“ und „Platz“ in den Bereich der Ausbildung, also des Trainings, von Hunden fallen. Was ein Welpe aber in erster Linie braucht ist Erziehung. Und da besteht ein  Unterschied. Diese beiden Dinge werden ganz oft gleichgesetzt, sind es aber nicht. Und in meinen Augen braucht ein Welpe viel mehr Erziehung und weniger Training. Ein Hund, der gut erzogen ist, braucht gar nicht so viel Training. Ein Hund, der gut trainiert ist, kann aber sehr viel unerzogener sein und nervt massiv, wenn er nicht „unter Kommando“ steht. Das aber nur nebenbei.  

Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt…

Ein Welpe zieht ein Australian Shepherd Welpe

Realistische und faire Ansprüche an Deinen Welpen

Die Meisten wollen den perfekten Hund. Den Hund, der sich anpasst, der da ist, wenn man ihn braucht, der ruhig ist, wenn er nicht an der Reihe ist und der sich in unserer Welt gut zurecht findet. Und das am Besten ab sofort. Dabei wird so oft vergessen, dass Welpen einfach kleine Babys sind, die all das erst lernen müssen und dafür Monate brauchen. Oder konntest Du nach einmal zeigen mit Messer und Gabel essen? Wohl kaum. Wenn doch – Respekt! 

Ist unsere Welt überhaupt noch was für Hunde? 

Unsere Welt ist eng, laut, hektisch und rücksichtslos. Ein Hund darf nicht jagen, auch wenn er ein Jack-Russle-Terrier ist. Dein Hund soll jeden freudig begrüßen, auch wenn er ein Herdenschutzhund ist. Jeder Hund soll völlig leichtführig und möglichst unsichtbar sein, auch wenn er ein Australian Shepherd ist. Vor allem soll ein Hund nicht bellen, auch wenn er ein Hund ist. Ja was zur Hölle soll er denn machen? Miau? Was Hunde in der heutigen Welt leisten müssen ist alles, aber nicht „Sitz“ und „Platz“! 

Gib Deinem Hund die Chance sich in dieser Welt zurechtzufinden

Klar muss auch ein Welpe irgendwann lernen, dass er Kommandos befolgt. Ohne geht es in den wenigsten Fällen. Aber das ist nicht das Erste was er lernen muss. Er muss lernen, dass er Dir vertrauen kann. Dass Du ihm die Welt erklärst. Du musst ihm helfen, sich in unser menschlichen Welt zurechtzufinden. 

Und das fängt bereits an Tag 1 Zuhause an. Lerne Deinem Hund sofort, dass es Regeln gibt und dass diese nicht verhandelbar sind. Also zumindest nicht am Anfang. Wie diese Regeln aussehen muss jeder für sich selber definieren. Das kann kein Trainer vorgeben, denn ich lebe nicht Dein Leben. Eine unserer Regeln ist z. B. das Haus wird zur Haustür niemals ohne Freigabe verlassen, auch wenn diese sperrangelweit offen steht. 

Führe Routinen ein. Feste Rituale helfen Hunden unser Leben gelassen zu sehen. Wenn Du z. B. morgens Deinen Kaffee trinkst, dann soll Dein Hund vielleicht auf seinem Platz liegen und nicht um Dich rumspringen, weil Du vielleicht genau so ein Morgenmuffel bist wie ich. Mit der Zeit wird Dein Hund wissen, dass für ihn nun nichts mehr passiert, wenn Du den Schrank mit den Tassen öffnest und er wird, von sich aus, schon auf seinen Platz gehen. Irgendwann – also nach dem Welpenalter und voraussichtlich nach der Pubertät – wird er Dich vielleicht darum bitten, doch jetzt endlich Deinen Kaffee zu trinken, er würde gerne noch eine Runde pennen. 

So wird aus Deinem Welpen ein entspannter Begleiter

Welpen haben anfangs einen großen Folgetrieb. Mache Dir diesen zu Nutze. Immer wenn das Kleini eh auf dem Weg zu Dir ist, kannst Du Deinen Rückruf trainieren und Dich ganz arg freuen, wie brav der Welpe zu Dir gekommen ist. So schaffst Du völlig  nebenbei, dass der Rückruf von Anfang an klappt und der Hund dabei ein richtig gutes Gefühl hat. Nach und nach kannst Du die Schwierigkeiten steigern, indem Du anfängst ihn auch zu rufen, wenn er ein kleines bisschen abgelenkt ist. Bitte nicht, wenn er gerade die Beete im Garten umgestaltet, denn dazu braucht er seine volle Konzentration und blendet alles um sich rum aus. In dieser Situation holst Du ihn am besten einfach ab. 

Wenn Dein Welpe müde ist, dann lasse ihn gerne in einem Welpenauslauf schlafen, den Du mit einer Decke, Kauartikeln und Spielzeugen wohnlich eingerichtet hast. So kann der Welpe gleich zu Beginn lernen, dass es okay ist, dass Du Deinem Alltag nachgehst und er trotzdem schlafen kann. Hier schaffst Du bereits die Anfänge für das Alleinebleiben und die Selbstregulation. 

Die meisten Welpen sind naturgemäß sehr verspielt. Spiele mit ihm wann und wo immer Du kannst. Dabei ist es wichtig, dass Du nicht einfach nur einen Ball wirfst – den Dir der Welpe mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zurückbringt – sondern kleine Zerr- oder Sozialspiele (ohne Hilfsmittel, nur Du und der Hund) benutzt. So förderts Du die Bindung nachhaltig und das Zwergerl lernt von Anfang an, dass er ziemlich viel Spaß bei und mit Dir haben kann. Das kannst Du Dir dann irgendwann draußen zu nutze machen, damit Du auch bei größerer Reizlage einen ansprechbaren Begleiter an Deiner Seite hast. 

Eine Pudel Welpe spielt mit dem Besitzer ein Zerrspiel

Ein weiterer positiver Effekt ist hier, dass Du Deiner kleinen Schnapp-Schildkröte ganz nebenbei lernst, seine Zähne so einzusetzen, dass er damit niemandem weh tut. Wird er zu übermütig und die spitzen Zähnchen werden zu fest eingesetzt, gib am besten einen (lauten) Schmerzlaut von Dir und beende das Spiel umgehend. Am effektivsten drehst Du Dich einfach kommentar- und emotionslos weg und beachtest den Welpen kurzzeitig nicht mehr. So lernt er ganz schnell, dass sein eigenes Verhalten durchaus Konsequenzen hat. Ist er zu wild, ist die Party zu Ende, nimmt er sich zurück, dann geht der Spaß weiter. Aber auch das braucht natürlich ein paar Wiederholungen. Deine Finger werden am Anfang etwas leiden. Ich mache immer ein Fest, wenn die Welpenzähne mit ungefähr 4 bis 5 Monaten ausfallen. 

5 praktische Tipps für den Welpeneinzug, die wirklich helfen

  1. Welpensicheres Zuhause: Entferne gefährliche Gegenstände, sichere Kabel und gib Deinem Welpen einen eigenen, sicheren Bereich mit Körbchen / Decke, Spielzeug und Kauartikeln. Gerne darfst Du hier auch füttern. Der Welpe soll sich hier sicher, geborgen und völlig zufrieden fühlen. Seine Wohlfühl-Oase.
  2. Feste Fütterungs- und Schlafzeiten: Struktur hilft Deinem Welpen, sich schneller einzugewöhnen und trägt u.a. auch zur Stubenreinheit bei.
  3. Kurze, positive Trainingssessions: Halte die Übungen unter 5 Minuten, mehrmals täglich – fokussiere Dich auf Bindungsaufbau und Blickkontakt statt auf komplizierte Kommandos.
  4. Ruhephasen einplanen: Welpen brauchen 18-20 Stunden Schlaf täglich. Achte auf Ermüdungsanzeichen und sorge für genügend Ruhephasen. Lerne Deinem Welpen von Beginn an zur Ruhe zu kommen, auch wenn Du Dich nicht mit ihm hinlegst.
  5. Erste Nächte überbrücken: Eine Wärmflasche und ein Kuscheltuch mit dem Geruch der Geschwister im Körbchen helfen Deinem Welpen, sich sicherer zu fühlen.

Fazit: Du schaffst das – und es wird sich lohnen!

Ja, die ersten Wochen mit einem Welpen können anstrengend, chaotisch und überwältigend sein. Aber: Es wird besser! Nach etwa drei bis vier Monaten wirst Du merken, wie sich erste Routinen etablieren und kleine Fortschritte sichtbar werden. Mit etwa sechs Monaten kommt zwar die Pubertät (ein Thema für einen anderen Artikel), aber bis dahin habt Ihr schon eine solide Grundlage geschaffen.

Konzentriere Dich in den ersten Wochen darauf, eine starke Bindung aufzubauen, Vertrauen zu entwickeln und Sicherheit zu vermitteln. Die wichtigsten Kommandos und Alltagsfertigkeiten kommen mit der Zeit ganz von selbst, wenn Dein Welpe emotional stabil und sicher ist.

Und denk daran: Es ist völlig normal, zwischendurch zu verzweifeln oder sich zu fragen, worauf Du dich da eingelassen hast. Aber eines kann ich Dir versprechen: All die durchwachten Nächte, die zerstörten Schuhe und die Pfützen auf dem Teppich sind vergessen, sobald Dein kleiner Terrorkrümel zum ersten Mal freudestrahlend auf Dich zugerannt kommt, weil er Dich wiedersieht. Für diesen Moment lohnt sich alles!

Lass mich wissen, wie es Dir mit Deinem Welpen ergeht. Ich freue mich auf Deine Erfahrungen in den Kommentaren! Und wenn Du jetzt sagst, „ja, genau das will ich!“ – hier findest Du die Abkürzung zum Welpenkurs


Über mich: Als zertifizierte Hundetrainerin habe ich in über 25 Jahren Berufserfahrung sehr viele Welpen und ihre Menschen durch die ersten aufregenden Wochen begleitet. In meiner Hundeschule in Kissing teile ich praxiserprobte Tipps, die wirklich funktionieren – und kenne die manchmal chaotischen Realität des Welpenalltags nur zu gut aus eigener Erfahrung als Hundehalterin. Ich habe schon 7 eigene Welpen aufgezogen + zusätzlich 2 Würfe mit jeweils 6 süßen kleinen Welpen, die ihre ersten 8 – 10 Lebenswochen bei mir verbracht haben. 

 

Was ist Kontaktsitzen beim Hund?

Du liebst es mit Deinem Hund zu kuscheln? Und jetzt liest Du, dass Dein Hund Dich bei diesem Kontaktliegen, oder Kontaktsitzen, kontrollieren will und Du das auf keinen Fall zulassen darfst? In diesem Artikel möchte ich Dir gerne meine Sicht auf dieses Thema darstellen. Let´s go! 

Was ist Kontaktsitzen oder Kontaktliegen überhaupt?

Kontaktsitzen beim Hund bezeichnet eine ruhige, freiwillige Nähe zwischen Mensch und Hund – oft im Sitzen, manchmal auch im Liegen, meist mit sanftem Körperkontakt. Der Hund lehnt sich an, liegt nah beim Menschen oder berührt ihn mit einem Teil seines Körpers. Der Mensch bleibt ruhig, streichelt vielleicht beiläufig oder gar nicht, redet wenig und atmet bestenfalls einfach mal durch.

Es geht nicht um Training, nicht um Kommandos, nicht um „Wer ist hier der Boss“, sondern schlicht um: Ich bin da, du bist da – und alles ist gerade gut so. Es ist eine der natürlichsten Verhaltensweisen sozialer Tiere und wird von Verhaltensbiologen als Ausdrucksform sozialer Bindung anerkannt.

Der Mythos der Kontrolle: Was Kontaktsitzen NICHT ist

In manchen Ecken der Hundewelt geistert die Idee herum, dass Körperkontakt in Ruhephasen problematisch sei. Die Begründung: Der Hund würde dadurch Verantwortung übernehmen, könne nicht wirklich abschalten – und würde am Ende die Kontrolle über das Sofa (und vermutlich sogar die Weltherrschaft) an sich reißen.

Für den Großteil der Hunde ist Kontaktliegen erst einmal etwas ganz Natürliches und nichts, was sofort auf den Trainingsprüfstand muss. 

Kleiner Spoiler:
ja, es kann durchaus sinnvoll sein manche Hunde in einer Ruhephase nicht in den Körperkontakt kommen zu lassen. Aber dazu später mehr. Schauen wir uns aber erst die Regel an, bevor wir zu den Ausnahmen kommen. 

Die Wissenschaft hinter dem Kontaktliegen: Neurobiologie der Nähe

Nähe ist keine Machtgeste, sondern ein biologisch wirksamer Entspannungsmechanismus. Mehrere Studien belegen die physiologischen Effekte von Körperkontakt zwischen Mensch und Hund:

Oxytocin und Cortisol: Die biochemische Grundlage

Linda Handlin und Kollegen haben 2015 die Oxytocin-Freisetzung als Reaktion auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier untersucht. Dabei entdeckten sie zwei Phasen der Oxytocin-Ausschüttung:

  1. Erste Phase: Ein Spitzenwert wird erreicht, wenn der Hund den Menschen sieht oder hört, verbunden mit aktiver Annäherung. Das ist die klassische Situation beim Nachhausekommen, wenn ihr Euch gegenseitig wiederbegegnet. (Zum Thema Begrüßung lies gerne diesen Artikel meines Blogs.) 
  2. Zweite Phase: Besonders interessant ist die Abstufung nach einer Trennungsphase. In der Studie wurden Halter für 30 Minuten von ihren Hunden getrennt. Bei der Rückkehr wurden drei verschiedene Szenarien durchgespielt:
    • Ignorieren des Hundes
    • Nur verbaler Kontakt ohne Berührung
    • Verbaler UND körperlicher Kontakt

Nur im dritten Fall, mit Körperkontakt, blieb der Oxytocinspiegel erhöht. Gleichzeitig sank der Cortisolspiegel (Stresshormon) signifikant, was zeigt, dass Berührungen mit messbaren Anti-Stress-Effekten verbunden sind.

Dies bestätigt somit eine frühere Studie von Odendaal und Meintjes (2003) die herausfand, dass sowohl bei Hunden als auch bei Menschen durch gegenseitigen Körperkontakt neben Oxytocin auch andere „Wohlfühlhormone“ wie Dopamin, Beta-Endorphin und Prolaktin ansteigen.

Heißt: Kontaktsitzen ist kein psychologisches Machtspiel, sondern ein biologischer Shortcut in die Entspannung für beide Seiten.

Co-Regulation: Warum Kontaktsitzen hilft, loszulassen

Viele Hunde finden schwer zur Ruhe – besonders in unserer reizüberfluteten Umgebung. Kontaktsitzen bietet diesen Hunden eine Möglichkeit, Regulation über Beziehung – die sogenannte Co-Regulation – zu erleben. Sie müssen nicht selbst entscheiden, was zu tun ist. Sie dürfen einfach sein. Nähe wird zur Brücke zur Entspannung.

Ein Hund, der sich beim Menschen anlehnt, sagt nicht: „Ich übernehme jetzt die Schicht.“ Sondern eher: „Ich glaube, ich darf mich kurz ausklinken, du hast’s im Griff.“

Diese Interpretation wird durch die Forschung von Gregory Berns unterstützt, der mittels funktioneller MRT-Untersuchungen bei Hunden nachweisen konnte, dass der Geruch eines vertrauten Menschens die „Belohnungszentren“ im Hundehirn aktiviert – ähnlich wie bei uns Menschen. Es geht zwar hier nicht direkt um die Berührungen, aber der Geruch ist natürlich am deutlichsten, wenn der Hund uns ganz nah ist. Wobei die Hundenase uns tatsächlich auch sieben Meilen gegen den Wind riecht, aber ich fand das trotzdem spannend und habe diese Untersuchungen gerne in diesem Blog-Artikel mit aufgenommen. 

Wann Selbstregulation fördern sinnvoll ist: Die Ausnahmen

Eine differenzierte Betrachtung ist dennoch wichtig. Besonders bei bestimmten Hundetypen kann es sinnvoll sein, zeitweise auch die selbstständige Entspannung zu trainieren:

Welche Hunde profitieren von selbstständiger Ruhe?

Forschungen der Veterinärmedizinischen Universität Wien unter Stefanie Riemer zeigen, dass besonders folgende Hundetypen von einem gezielten Training zur selbstständigen Entspannung profitieren können:

  • Arbeitshunderassen mit hohem Antrieb (Border Collies, Malinois, Deutsche Schäferhunde, Dobermänner, Aussies)
  • Hunde mit ausgeprägtem Kontrollverhalten
  • Hunde mit Trennungsangst oder anderen Angststörungen
  • Hunde, die generell Schwierigkeiten mit Selbstregulation haben

Aber auch hier handeln die Hunde nicht so, weil sie die Kontrolle aus Dominanzgründen oder Kontrollwahn nicht an den Menschen abgeben wollen, sondern weil sie einfach nicht gelernt haben, dass sie nicht immer auf 110% laufen müssen. Diese Hunde wurden oft auf Leistung und das Treffen eigenständiger Entscheidungen gezüchtet. Da kann die Selbstregulation manchmal schwierig werden. Bei diesen Hunden ist die Frage „was ist Kontaktsitzen beim Hund“ nicht immer in 2 Sätzen zur erklären sondern bedarf ein genaues Hinsehen. 

Wann aufdringliches Kontaktverhalten anders bewertet werden muss

Dr. Karen Overall und Patricia McConnell, zwei führende Verhaltensforscherinnen, unterscheiden klar zwischen:

  • Entspanntem Kontaktsuchen: gesundes Sozialverhalten
  • Panischem/aufdringlichem Kontaktsuchen: oft Symptom tieferliegender Probleme

Besonders wenn das Kontaktsuchen des Hundes aufdringlich, hektisch oder fast zwanghaft wirkt, kann dies ein Zeichen von:

  • Übererregung
  • Unsicherheit
  • Mangelnder Impulskontrolle
  • Angst oder Stress
    sein.

In diesen Fällen kann es tatsächlich sinnvoll sein, das Kontaktsitzen temporär zu strukturieren oder zu begrenzen – nicht um „Dominanz zu zeigen“, sondern um dem Hund beizubringen, dass er auch alleine entspannen kann und darf.

Je nach Grund, Ausprägung des Verhaltens und Deinen Fähigkeiten die unterschiedlichen Kontaktarten zu unterscheiden, kann es hier hilfreich sein, Dir professionelle Hilfe in einer Hundeschule oder Verhaltensberater zu holen. Artikel wie dieser können leider nicht jede Emotionslage abdecken, sondern immer nur erste Informationen geben. Ein guter Hundetrainer oder eine gute Hundetrainerin kann Dir aber mit Sicherheit mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Wie Du Kontaktsitzen positiv in den Alltag integrierst

Um die volle Entspannungswirkung des Kontaktsitzens zu nutzen, hier einige Tipps:

  1. Warte auf Freiwilligkeit: Lade Deinen Hund ein, aber zwing ihn nicht in Körperkontakt. Forschungen zur Mensch-Tier-Bindung zeigen: Nähe ist besonders wertvoll, wenn sie freiwillig passiert.
  2. Bleib selbst ruhig: Kein Dauerstreicheln, kein Reden, kein Netflix mit Explosionen. Studien zur Stressübertragung zwischen Mensch und Hund belegen: Deine eigene Entspannung überträgt sich direkt auf deinen Hund. Atmung verlangsamen und Muskulatur entspannen reicht oft schon aus.
  3. Finde Euren individuellen Stil: Manche Hunde sitzen gern Rücken an Bein, andere liegen lieber an der Seite. Die Individualität von Bindungsverhalten ist gut erforscht – es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.
  4. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer: Manchmal reichen zwei Minuten – wichtiger ist, dass es regelmäßig geschieht. Kurze, aber regelmäßige Entspannungsphasen haben nachweislich eine stärkere Wirkung als seltene lange Einheiten.
  5. Beobachte die Wirkung: Achte auf Signale der Entspannung wie tiefes Ausatmen, entspannte Gesichtsmuskeln und ruhige Atmung. Diese  Herangehensweise gibt Dir ein gutes Biofeedback und hilft Dir, die Bedürfnisse Deines Hundes besser zu verstehen.

Wann Kontaktsitzen nicht angebracht ist

Es gibt Situationen, in denen Kontaktsitzen nicht die beste Wahl ist:

  • Wenn Dein Hund deutlich gestresst ist und Nähe eher aufdringlich oder flüchtend wirkt
  • Wenn Du selbst genervt, angespannt oder im Multitasking-Modus bist – Hunde sind Meister darin, unsere Stimmungen zu lesen
  • Wenn der Hund in diesem Moment lieber allein entspannen will. Autonomie zu respektieren ist ebenso wichtig wie Nähe anzubieten.

Fazit: Nähe ist kein Kontrollverlust – sondern Vertrauensarbeit

Kontaktsitzen ist keine Trainingsmethode im klassischen Sinn, sondern ein biologisch wirksames Beziehungstool. Ein Angebot. Ein gemeinsames Durchatmen. Die wissenschaftliche Forschung belegt eindeutig: Wer Kontaktsitzen ausschließt, weil er glaubt, Nähe sei gleich Kontrolle, verkennt das biologische Potenzial von Bindung – und verpasst eine große Chance zur echten Entspannung im Mensch-Hund-Team.

Die Balance zwischen Nähe und Autonomie ist wie so oft der Schlüssel. Die meisten Hunde profitieren davon, sowohl entspannten Körperkontakt als auch selbstständige Ruhe zu erfahren.

Also: Lass Deinen Hund sich ruhig mal anlehnen. Nicht, weil er es muss. Sondern, weil Nähe heilt, Vertrauen stärkt – und weil es manchmal nichts Schöneres gibt, als einfach gemeinsam durchzuatmen.

Als ich mir überlegt habe einen Artikel zu der simplen Frage: „Was ist Kontaktsitzen beim Hund?“ zu schreiben hätte ich nicht geglaubt, wie tief man in dieses Thema einsteigen kann. Ich habe eher gedacht, „na ja, wird wohl diesmal ein kurzer Artikel“. Nun ja, so kann Frau sich täuschen. 

Hat Dir der Artikel gefallen? Lass mir gerne einen Kommentar da und teile Deine Sicht der Dinge mit mir. 


Weiterführende Literatur und Quellen:

Handlin et al., 2011

F. Horwitz, ATTENTION SEEKING BEHAVIORS IN DOGS AND CATS

Miller et al., 2009

Odendaal and Meintjes, (2003)

Self-soothing behaviors with particular reference to oxytocin release induced by non-noxious sensory stimulation

Bücher
Patricia McConnel – Liebst Du mich auch?

Dr. Karen Overall – Manual fo Clinical Behavior Medicin for Dogs and Cats

Hundetraining mitten im Leben – so wird der Alltag zur Übungsfläche

Hundetraining braucht Struktur, klare Regeln, einen Plan – ja, auch ich sage das. Denn ohne Plan wird aus Training schnell ein nettes „Hoffen auf bessere Zeiten“. Aber dieser Plan muss nicht aus zehn Excel-Tabellen bestehen (okay, ein oder zwei Tabellen sind tatsächlich hilfreich) und Dein Leben übernehmen. Er sollte Dir einen Rahmen geben – und den Rest macht Ihr mitten im Alltag.

Denn genau da spielt sich das echte Leben ab: Mit Dreck an den Schuhen, einem Kaffee, der längst kalt ist, und einem Hund, der gerade beschlossen hat, dass „Sitz“ heute ein dehnbarer Begriff ist. Und genau dort passiert Training – oder eben nicht. Je nachdem, ob Du es nutzt.

Warum Alltagstraining so wichtig ist

Die Wahrheit, die Dir nicht in jedem YouTube-Tutorial verraten wird: Die wertvollsten Trainingsmomente passieren nicht in isolierten Übungseinheiten, sondern zwischen Tür und Angel. Warum? Weil genau dort die Herausforderungen des echten Lebens auf Euch warten.

Ein Hund, der nur im stillen Wohnzimmer gehorcht, aber bei der kleinsten Ablenkung „auf Durchzug schaltet“, hat kein zuverlässiges Training genossen. Ihr trainiert für die Realität – und die ist selten perfekt organisiert. Denn wo soll Dein Hund denn glänzen? Richtig, mitten im Leben. 

Alltagsmomente als Trainingseinheiten nutzen

Training darf leicht sein – auch wenn’s manchmal chaotisch aussieht. Alltagstraining bedeutet: Ich nutze das, was ohnehin passiert.

Hier sind 10 konkrete Alltagssituationen, die Du ab heute als Mini-Trainingseinheiten nutzen kannst:

  1. Die Türklingel-Chance: Jedes Mal, wenn es klingelt, wird daraus eine „Sitz und Bleib“-Übung, während Du dem Paketboten die Tür öffnest.
  2. Der unangekündigte Rückruf: Rufe Deinen Hund, wenn Du auf dem Spaziergang in Richtung Auto läufst – also in einem Moment, wo die Erfolgswahrscheinlichkeit hoch ist. Mit echter Stimme, nicht mit dem „Trainings-Stimmchen“.
  3. Die Morgenroutine: Während Du Dich anziehst, übt Dein Hund auf seiner Decke zu warten. Jeans, T-Shirt, Zähneputzen – und der Hund bleibt, ohne dass Du „Bleib“ wie ein kaputter Plattenspieler wiederholst.
  4. Die Pfötchen-Prophylaxe: Trainiere das Pfoten-Abtrocknen auch bei trockenem Wetter – denn im strömenden Regen ist selten Zeit für Pädagogik.
  5. Das Supermarkt-Finale: Praktiziere lockeres Mitlaufen über den Supermarktparkplatz. Fünf gute Meter an lockerer Leine sind fünf wertvolle Meter an lockerer Leine und somit  ein guter Trainingserfolg.
  6. Die Einkaufs-Belohnung: Eine kurze, intensive Spielrunde nach dem Wocheneinkauf. Zwei Minuten Auspowern sind besser als 20 Minuten schlechtes Gewissen. Ganz nebenbei kannst Du auch Deinen Ärger über den Typ hinter Dir an der Kasse abbauen, der es mal wieder sehr eilig hatte und Dir in den Nacken geatmet hat. 
  7. Die Müll-Meditation: Ruhiges Warten, wenn Du den Müll rausbringst. Eine perfekte Mini-Übung für kurzes Alleinebleiben.
  8. Die Küchen-Impulskontrolle: Dein Hund muss abwarten, während Du das Abendessen zubereitest – auch wenn es nach Hühnchen duftet.
  9. Die Besuchs-Etikette: Trainiere die Begrüßung von Besuchern ohne Hochspringen, indem Du jedes Mal konsequent bist, wenn jemand zu Besuch kommt.
  10. Die Treppenhaus-Challenge: Im Mehrfamilienhaus? Perfekt! Das Treppenhaus wird zur Übungsfläche für Impulskontrolle und Leinenführigkeit.

Nebengeräusche sind keine Störung – sie sind Teil des Trainings

Ich liebe es, wenn Kunden sagen: „Das hat jetzt nicht gut geklappt, aber wir waren auch im Garten und der Nachbar hat mit der Flex gearbeitet.“ Und ich antworte dann: Perfekt! Besser hätte ich’s nicht inszenieren können. Hier sind wir ebenfalls mitten im Leben, da wo Training am effektivsten stattfindet. 

Die Kunst des Alltagstrainings liegt genau darin: MIT Ablenkungen arbeiten, nicht trotz ihnen.

Was bringt Dir ein Hund, der im stillen Wohnzimmer alles kann, aber bei Gegenwind und Kinderlachen sofort auf Durchzug schaltet? Wenn Dein Hund trotz Nebengeräuschen ansprechbar bleibt, dann läuft das Training erfolgreich. Und wenn nicht – auch gut. Dann hast Du wenigstens ehrliches Feedback, woran Ihr noch arbeiten könnt.

Natürlich können gestellte Übungssituationen nützlich sein, etwa bei Hundebegegnungen, falls Dein Hund damit Schwierigkeiten hat. Aber das ist ehrlich gesagt eher die Ausnahme als die Regel.

So baust Du ein effektives Alltagstraining auf

Um aus gelegentlichen Übungen ein wirksames System zu machen, hier meine bewährten Tipps:

  1. Identifiziere Deine „Hot Spots“: Welche 3-5 Alltagssituationen wiederholen sich täglich und eignen sich für kurze Trainingseinheiten?
  2. Fokussiere Dich auf einen Skill pro Woche: Diese Woche übt Ihr bei jeder Gelegenheit „Warten vor offenen Türen“, nächste Woche konzentriert Ihr Euch auf „Bleib während Telefongesprächen“.
  3. Schaffe Mini-Erfolge: Kurze, erfolgreiche Trainingsmomente sind wertvoller als lange, frustrierende Übungseinheiten.
  4. Führe ein 2-Minuten-Journal: Notiere abends kurz, welche Alltagssituationen Du zum Training genutzt hast und wie es lief. Schon nach einer Woche wirst Du Fortschritte sehen.
  5. Trainiere mit Humor: Nicht jeder Misserfolg muss auf die Goldwaage gelegt werden. Manchmal ist es einfach ein „Shit happens“-Moment.

Training mit Humor – weil es sonst wirklich anstrengend wird

Alltagstraining funktioniert am besten, wenn Du nicht jeden Misserfolg überbewertest. Wenn Dein Hund Dich ignoriert, während Du mit fünf Einkaufstüten jonglierst, ist das kein Weltuntergang. Es ist eine Trainingsmöglichkeit. Oder halt einfach ein „Shit happens“-Moment. Die gibt es auch.

Was hilft: Lachen. Durchatmen. Und dann weitermachen.

Fazit: Training muss nicht glänzen, es muss passen

Willst Du echte Fortschritte? Dann trainiere da, wo Du lebst. Nicht da, wo alles perfekt ist. Hab einen Plan für das große Ganze – und dann nutze den Alltag, um ihn mit Leben zu füllen. Mit echter Beziehung. Mit Wiederholung. Mit Humor.

Denn: Training muss nicht aussehen wie Training. Es muss wirken wie Verbindung. Training ist IMMER!

Lass mir gerne einen Kommentar da, um mich wissen zu lassen, ob dieser Artikel hilfreich für Dich war. 
Erzähl mir auch gerne, wie Du das Training ganz einfach in Deinen Alltag einbaust. Ich freue mich sehr von Dir zu lesen.