Genetik vs. Training: Warum Du nicht immer gegen die Natur deines Hundes ankämpfen solltest

Kennst Du das? Du hast einen Jagdhund und er zieht bei jedem Spaziergang wie verrückt an der Leine, sobald er eine Fährte aufnimmt. Oder Dein Hütehund versucht ständig, spielende Kinder im Park zusammenzutreiben. Vielleicht hast Du auch einen Shiba Inu, der seine eigenen Entscheidungen trifft und Deine Kommandos eher als unverbindliche Vorschläge betrachtet?

Wenn Du dir dann in stillen Momenten die Frage stellst: „Was mache ich falsch?“ – dann ist dieser Beitrag für Dich. Denn möglicherweise machst Du gar nichts falsch (okay, vielleicht ein bisschen). Die Antwort liegt oft tiefer: in den Genen Deines Vierbeiners.

Die genetische Grundlage des Hundeverhaltens

Bevor wir über Training sprechen, lass uns einen Blick auf die Genetik werfen. Hunde wurden über Jahrtausende für bestimmte Aufgaben gezüchtet. Diese gezielte Selektion hat nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr Verhalten, ihre Motivationen und ihre Lernbereitschaft in bestimmten Bereichen geprägt.

Je nach Studienlage erhalten wir dafür etwas unterschiedliche Zahlen:

Nach einer umfassenden Studie von MacLean et al. (2019) in „Proceedings of the Royal Society B“ liegt die Erblichkeit (Heritabilität) verschiedener Verhaltensmerkmale bei Hunden typischerweise zwischen 15% und 40%, je nach spezifischer Eigenschaft. Einige wenige Merkmale können höhere Werte erreichen.

Eine Studie von Zapata et al. (2016) zeigte, dass bestimmte Verhaltenstendenzen wie Jagdverhalten eine Erblichkeit von etwa 30-40% aufweisen können.

Die aktuellste große genetische Studie von Morrill et al. (2022) in „Science“ analysierte über 2.000 Hunde und fand, dass durchschnittlich etwa 25% der Verhaltensunterschiede auf genetische Faktoren zurückzuführen sind.

Somit gehen wir davon aus, dass im Schnitt etwa 15-40% bestimmter Verhaltensweisen genetisch bedingt sind, wobei einige rassetypische Verhaltensweisen eine stärkere genetische Komponente aufweisen können.

Rassegruppen und ihre genetischen Prädispositionen

Jagdhunde: Dem Instinkt auf der Spur

Ob Dackel, Weimaraner oder Beagle – Jagdhunde wurden darauf selektiert, Wild aufzuspüren, zu verfolgen oder zu apportieren. Diese Hunde besitzen:

  • Ein überdurchschnittliches Geruchsvermögen
  • Einen starken Beutetrieb
  • Große Ausdauer und Beharrlichkeit
  • Eigenständiges Arbeiten in bestimmten Jagdsituationen

Wenn Dein Jagdhund also bei jedem Kaninchen durchdreht oder stundenlang an einer Stelle schnüffelt, folgt er einfach seinem genetischen Programm. Er kann nicht verstehen, warum Du ihm diese Arbeit verbieten willst – schließlich wurde er dafür gezüchtet!

Hütehunde: Die geborenen Kontrolleure

Border Collies, Australian Shepherds oder Shelties haben eine andere genetische „Programmierung“:

  • Sie beobachten ständig ihre Umgebung
  • Sie reagieren empfindlich auf Bewegungen
  • Sie haben einen natürlichen Drang, Bewegungen zu kontrollieren und zu lenken
  • Sie arbeiten eng mit ihrem Menschen zusammen

Wenn Dein Hütehund also Fahrradfahrer verfolgt oder Deinen Gäste in die Fersen zwickt, versucht er nur seinen Job zu machen. Das ist ihm angeboren und in Ermangelung einer Schafherde sucht er sich eine Ersatzbefriedigung.

Nordische und japanische Rassen: Die unabhängigen Denker

Die unabhängigen Typen wie Husky, Akita oder Shiba Inu bringen andere genetische Eigenschaften mit:

  • Starke Unabhängigkeit und Selbstständigkeit
  • Ausgeprägtes Territorialverhalten
  • Eigene Entscheidungsfindung
  • Distanz zu Fremden und oft auch eine gewisse Reserviertheit

Der Shiba, der gerade so beliebt ist, wurde für die selbstständige Jagd im unwegsamen Gelände Japans gezüchtet. Er musste eigenständig Entscheidungen treffen und brauchte wenig menschliche Anleitung. Dieses Erbe trägt er heute noch in sich – was erklärt, warum er manchmal auf Deine Kommandos mit einem fast hörbaren „Ich überlege es mir noch“ reagiert.

Warum Training manchmal an Grenzen stößt

Es ist wichtig zu verstehen: Wenn Dein Hund bestimmte rassetypische Verhaltensweisen zeigt, ist das nicht Dein persönliches „Versagen“ als Hundehalter. Genetische Veranlagungen sind real und mächtig.

Du kannst durchaus gegen die Natur deines Hundes trainieren – aber zu welchem Preis?

  • Es kostet extrem viel Energie (für Dich und Deinen Hund)
  • Es kann zu Frustration auf beiden Seiten führen
  • Es unterdrückt natürliche Bedürfnisse, was wiederum zu Verhaltensproblemen führen kann
  • Es stellt die Beziehung zwischen euch auf eine harte Probe

Ein Beispiel: Wenn man einem Beagle versucht das Schnüffeln und Verfolgen von Wildspuren abzugewöhnen, dann wird es krampfig. Das Ergebnis? Ein frustrierter Mensch und ein unglücklicher Hund, der letztendlich andere problematische Verhaltensweisen entwickeln kann. Die Energie, die der Hund nicht beim Schnüffeln freisetzen kann, wird andere Ventile finden.

Der bessere Weg: Mit der Genetik arbeiten, nicht gegen sie

Statt gegen die Natur Deines Hundes zu kämpfen, findest Du hier konstruktive Alternativen:

Für Jagdhunde:

  1. Nasenarbeit kanalisieren: Fährtensuche, Mantrailing oder Nasenspiele bieten Auslastung für den Jagdtrieb
  2. Apportiertraining: Auch das Zurückbringen von Gegenständen kann den Jagdinstinkt befriedigen
  3. Dummytraining: Eine hervorragende Alternative zur echten Jagd
  4. Kontrollierte Schnüffelzonen: Lege auf Spaziergängen fest, wo Dein Hund nach Herzenslust schnüffeln darf

Für Hütehunde:

  1. Hundesport: Agility, Obedience oder Treibball sind perfekt für diese Rassen
  2. Denksportaufgaben: Hütehunde brauchen geistige Herausforderungen
  3. Gezieltes Triebtraining: Lerne, den Hütetrieb auf Kommando ein- und auszuschalten
  4. Strukturierte Aktivitäten: Hütehunde lieben klare Aufgaben und Routinen

Für nordische und japanische Rassen:

  1. Eigenständigkeit respektieren: Akzeptiere, dass diese Hunde keine „Ja-Sager“ sind
  2. Motivationsbasiertes Training: Finde heraus, was Deinen Hund wirklich motiviert
  3. Impulskontrolle fördern: Arbeite in kleinen Schritten an Aufmerksamkeit und Konzentration
  4. Sinnvolle Kompromisse: Vielleicht kannst Du deinen Husky nicht überall frei laufen lassen, aber ihm dafür an sicheren Orten mehr Freiheit geben

Die richtige Balance finden

Der Schlüssel liegt in einer ausgewogenen Herangehensweise:

  1. Akzeptiere die genetische Veranlagung deines Hundes als Teil seiner Identität
  2. Setze klare Grenzen, wo nötig (z.B. aus Sicherheitsgründen)
  3. Biete Alternativen, die den natürlichen Bedürfnissen entsprechen
  4. Feiere die Stärken Deiner Rasse, statt Dich an ihren Herausforderungen aufzureiben

Fazit: Verstehen statt Verurteilen

Es ist weder Deine „Schuld“ noch die Deines Hundes, wenn bestimmte Trainingsansätze nicht funktionieren. Die Genetik spielt eine entscheidende Rolle im Verhalten unserer Vierbeiner.

Anstatt Dich zu fragen „Warum macht mein Hund nicht, was ich will?“, stelle Dir lieber die Frage: „Wie kann ich meinem Hund helfen, seine natürlichen Bedürfnisse auf eine für uns beide akzeptable Weise auszuleben?“

Wenn Du lernst, mit der Natur Deines Hundes zu arbeiten statt gegen sie, werdet ihr beide glücklicher sein. Dein Hund darf Hütehund, Jagdhund oder eigensinniger „Sturkopf“ sein – und Du darfst ein entspannter Hundehalter sein, der diese Eigenschaften zu schätzen weiß und sinnvoll lenkt.

Denn am Ende des Tages haben wir unsere Hunde doch genau wegen ihrer rassetypischen Eigenschaften ausgewählt – sei es der aufmerksame Blick des Border Collies, die Jagdleidenschaft des Beagles oder die stolze Unabhängigkeit des Akitas. Lasst uns diese Eigenschaften feiern und im Alltag sinnvoll nutzen, statt sie zu bekämpfen.

Wichtig: Genetik ist keine Ausrede für mangelndes Training

So wichtig es ist, die genetischen Veranlagungen unserer Hunde zu verstehen und zu respektieren, darf dies niemals als Ausrede für mangelndes Training dienen. Jeder Hund – unabhängig von seiner Rasse oder genetischen Prädisposition – ist trainierbar und sollte auch konsequent trainiert werden.

Die Genetik gibt uns den Rahmen vor, innerhalb dessen wir arbeiten können, aber dieser Rahmen bietet immer noch viel Spielraum für Entwicklung und Lernen. Ein Jagdhund wird zwar immer seinen ausgeprägten Geruchssinn und Jagdtrieb behalten, aber er kann dennoch lernen, auf Rückruf zuverlässig zu reagieren. Ein Hütehund wird seinen Hütetrieb nicht verlieren, kann aber trainiert werden, ihn nur auf Kommando einzusetzen.

Verständnis für die Genetik Deines Hundes sollte zu besseren, angepassten Trainingsmethoden führen – nicht zum Verzicht auf Training. Es geht darum, mit der Natur Deines Hundes zu arbeiten und realistische Erwartungen zu setzen, nicht darum, jegliche Verhaltensregeln aufzugeben.

Die Kombination aus Respekt für die genetischen Anlagen und konsequentem, artgerechtem Training ist der Schlüssel zu einem harmonischen Zusammenleben mit Deinem vierbeinigen Freund.

Hundehalterin vs. Dogmom

Bekenntnisse einer unverbesserlichen Tierquälerin (oder so…)

Vielleicht ist es Dir schon aufgefallen: Wir leben im goldenen Zeitalter der „Dogmoms“ und „Dogdads“. Menschen, die ihre Instagram-Bio mit „Proud Dogmom of Fluffy“ schmücken und Babywiegen für ihre Schnuffis kaufen. Die ihre Hunde nicht nur als vollwertige Familienmitglieder betrachten, sondern als göttliche Wesen, denen wir Menschen demütig zu dienen haben. „Hunde sind die besseren Menschen“ ist einer der häufigsten Sätze die ich da so lese. An dieser Stelle denke ich mir dann immer so „okay, ich liebe Steine. Sehr!“

Ich liebe meine Hunde wirklich von ganzem Herzen, aber ich muss heute mal ketzerisch werden: Ich bin keine „Dogmom“. Ich bin – halte Dich fest – Hundehalterin. Ja, ich weiß. Böse.

Liebe ja, Hundebabyschuhe nein

Versteh mich nicht falsch: Meine Hunde leben bei mir wie die Maden im Speck. Sie dürfen aufs Sofa (natürlich erst nachdem sie vorher gefragt haben. Klar, oder?), schlafen manchmal im Bett (müssen sie aber nicht!), bekommen hochwertige Nahrung (nein, kein selbstgekochtes Bio-Gourmet-Menü mit Goldstaub), regelmäßige tierärztliche Versorgung und werden vielfältig beschäftigt. Sie begleiten mich in den Urlaub, wenn es möglich ist. Sie sind ein ganz wichtiger Teil meiner Familie. 

Aber – und jetzt kommt’s – sie tragen keine Designerklamotten. Sie haben keinen eigenen Instagram-Account. Sie feiern keine „Geburtstagspawties“ mit Hundekuchen und zwanzig eingeladenen Fellfreunden. Sie sind keine Ersatzkinder, die mir den menschlichen Nachwuchs ersetzen. Sie sind – Überraschung! – Hunde. Wundervolle, pelzige, sabbernde, manchmal stinkende, meistens liebenswerte Hunde, die mir auch oft genug schlicht auf die Nerven gehen.

Die „Mein-Hund-ist-mein-Ein-und-Alles“-Industrie

In den letzten Jahren hat sich eine regelrechte Industrie entwickelt, die von der Vermenschlichung unserer vierbeinigen Freunde profitiert. Hundekinderwagen für 300 Euro? Natürlich! Designerparfüm für Bello? Ein Muss! Hundehotels mit Einzelzimmern und Minibar? Wo kann ich buchen?!

Und wer das nicht mitmacht, wird schneller als Tierquäler abgestempelt als man schauen kann. „Was? Dein Hund trägt im Winter keine Stiefelchen? Wie KANNST du nur?!“ – nun, vermutlich weil er Pfoten hat, die seit Jahrtausenden für genau diese Witterungsbedingungen entwickelt wurden, aber was weiß ich schon. 

Aber es gibt das natürlich auch andersrum. „Was? Dein Hund hat einen Mantel an? Wie KANNST du nur, er fühlt sich dadurch in seiner Würde verletzt?! – ja ne, ist klar. Hm, so ein Pudel hat nun mal keine Unterwolle und den alten Hunden zwickt hin und wieder der Rücken. Aber ich hab ja keine Ahnung. 

Die moralische Überlegenheit der Hundefanatiker

Was mich besonders amüsiert (oder zur Weißglut treibt, je nach Tagesform): Die unerschütterliche moralische Überlegenheit von ganz vielen selbsternannten Hundeeltern.

„Du gehst ohne deinen Hund zu Freunden? Wie KANNST du ihn nur so im Stich lassen?“ – Nun, vielleicht weil mein Freund eine Hundehaarallergie hat und ich nicht möchte, dass er während unseres Treffens langsam erstickt? Wie unsensibel von mir!

„Deine Hunde dürfen nicht in die Küche? Das ist ja praktisch Isolationshaft!“ – Stimmt, diese 20 Quadratmeter weniger in einer 100qm-Wohnung sind buchstäblich Guantanamo für Hunde.

„Du fährst vier Wochen in den Urlaub OHNE deine Hunde?!“ – Ja, weil sie erstaunlicherweise keine großen Fans von 20-stündigen Interkontinentalflügen und afrikanischen Parasitenrisiken sind. Jaaaa, ich weiß, dann muss man halt in den Schwarzwald fahren, da kann man die Fiffis ja mitnehmen. Aber da kenn ich schon alles, weil ich da schon so oft mit den Hunden Urlaub gemacht habe. 

Ein ausgewogenes Verhältnis ist einfach… vernünftig

Ich bin der festen Überzeugung: Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Mensch und Hund ist für beide Seiten gesünder. Meine Hunde wissen, dass sie geliebt werden – aber sie wissen auch, dass die Welt sich nicht ausschließlich um ihre flauschigen Hintern dreht. Sie dürfen Hunde sein, mit Hundebedürfnissen und Hundeverhalten, ohne dass ich ihnen menschliche Gefühle, Gedanken oder Bedürfnisse andichte.

Das bedeutet für mich konkret:

  • Ich gehe auch ohne meine Hunde zu Freunden (und halte das tatsächlich ohne Therapiesitzungen aus)
  • Ich erwarte nicht, dass meine Vierbeiner im Feinkostladen willkommen sind (überraschenderweise hat nicht jeder Lust auf Hundehaare im Trüffelrisotto)
  • Ich plane auch längere Urlaube ohne meine Fellnasen (und nein, ich schicke ihnen keine täglichen Postkarten)
  • Ich respektiere ihre Hundenatur und verkleide sie nicht als pelzige Menschen in einem furchtbar unbequemen Weihnachtsmannkostüm
  • Ich backe meinen Hunden keinen Kuchen zum Geburtstag
  • Ich lebe nicht das Leben meiner Hunde, sondern meine Hunde leben mein Leben. 

Leben und leben lassen – aber bitte mit weniger Dogma

Jeder soll mit seinen Hunden so umgehen, wie er es für richtig hält – solange die Tiere gesund und glücklich sind. Was mich stört, ist nicht die intensive Liebe zu Hunden (die ich selbst empfinde), sondern die erstaunliche Intoleranz gegenüber allen, die nicht jeden Atemzug ihres Lebens dem Hund widmen.

Wenn Du Dich als „Dogmom“ identifizierst, dein Haus mit lebensgroßen Hundeporträts dekorierst und mehr Geld für Hundespielzeug als für Deine eigene Garderobe ausgibst – nur zu! Aber erspar mir bitte die vorwurfsvollen Blicke, wenn ich gestehe, dass mein Hund gelegentlich auch mal – halte Dich fest – ALLEINE ZUHAUSE bleibt, während ich ein menschliches Leben führe.

Unterm Strich geht es um gegenseitigen Respekt: Ich respektiere Deinen Wunsch, Deinen Schnuffl im Babytragetuch durch die Stadt zu tragen, und Du respektierst, dass ich meine Hunde als… Hunde behandle. Deal?

In diesem Sinne bleibe ich eine liebevolle, aber realistische Hundehalterin – keine „Dogmom“. Und meine Köter (huch, hab ich DIESES Wort jetzt tatsächlich auch noch zu Papier gebracht?) scheinen erstaunlicherweise nicht traumatisiert zu sein, obwohl sie weder 24/7 an meinem Hosenbein kleben noch eigene Kreditkarten haben. Wunder gibt es immer wieder.

Mir war ja gar nicht bewusst, dass es da wirklich solche Grabenkämpfe gibt. Das „Hundeeltern“ automatisch mit positiven und „Hundehalter“ per se mit negativen Eigenschaften verknüpft werden. Manchmal bin ich aber auch wirklich erstaunt was außerhalb meiner „Insel der Glückseligkeit“ im world wide web so diskutiert wird. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man da so eskalieren kann. 

Wie siehst Du das? Bist Du Team Hundehalter(in) oder Team Dogmom / Dogdad? Oder findest Du die ganze Debatte so überflüssig wie einen Pullover für einen Husky im Hochsommer? Ich freue mich auf Deinen Kommentar – und natürlich auch auf empörte Nachrichten von „Dogmoms“, die mir erklären, warum ich in die Hölle kommen werde!

Alleinesein beim Hund: Wenn Ruhe mehr als eine Übung ist

Alleinesein ist für viele Hunde eine echte Herausforderung. Während einige Hunde entspannt im Korb dösen und schlafen können, bekommen es Andere nicht ganz so easy hin. In diesem Beitrag möchte ich Dir daher zeigen, wie sich Hunde beim Alleinbleiben fühlen und wie Du diese Emotionen im Training berücksichtigen solltest. Es geht dabei nicht nur darum, den Hund zu trainieren, still zu sein – es geht um sein emotionales Wohlbefinden, seine Sicherheit und sein Vertrauen.

Die innere Welt des Hundes verstehen

Hunde sind soziale Wesen. Ihr Rudel – also wir Menschen – ist ihre Sicherheit, ihr Bezugspunkt. Wenn wir gehen, bedeutet das für sie potenziell Gefahr, Verlust oder Unsicherheit. Was wir als kurze Abwesenheit wahrnehmen, kann für den Hund eine emotionale Achterbahnfahrt sein.

Heulen, Bellen und das Zerstören von Gegenständen oder Möbeln ist nicht einfach nur „böses Verhalten“. Es ist ein Hilferuf, ein Ausdruck von Stress und tiefer Verunsicherung. Der Hund zeigt uns: Ich fühle mich nicht sicher, wenn du weg bist.

Daher ist es  entscheidend, dass Du die emotionalen Bedürfnisse Deines Hundes verstehst und ihm hilfst sich sicher und wohl zu fühlen, auch wenn er alleine ist. 

Spoiler: nicht jeder Hund, der rumnölt oder die Wohnung neu dekoriert wenn er alleine ist, hat auch Angst oder wahnsinnigen Stress. Manche Hunde nölen, weil sie es einfach ziemlich dämlich finden, dass es eben gerade nicht um sie geht und ihnen furchtbar langweilig ist. 

Mehr als nur Ruhe trainieren

Klassischerweise denken viele Hundehalter beim Alleinesein nur ans Ruhigbleiben. Aber es geht um so viel mehr:

  • Wie fühlt sich der Hund in Räumen?
  • Kann er schnell und selbstständig Ruhe finden?
  • Versteht er, dass Rückzug und Entspannung gut sind?

Das Training beginnt lange bevor der Hund alleine bleibt. Es beginnt mit grundlegenden Kompetenzen der Selbstberuhigung und des Vertrauens.

Praktische Grundlagen vor dem Alleinelassen

Bevor Du konzentriert das Alleinesein übst, solltest Du an folgenden Fähigkeiten arbeiten:

  1. Ruhezonen etablieren
    Schaffe Bereiche, in denen der Hund lernt, selbstständig zu entspannen. Ein Körbchen, eine Decke, ein „abgetrennter“ Bereich im Wohnzimmer – Orte, an denen er sich sicher fühlt.
  2. Frustrationstoleranz aufbauen
    Gibt Deinem Hund von Anfang an die Möglichkeit zu erfahren, dass er nicht alles was er möchte auch bekommen kann. Lass immer mal wieder eine Prise Frust in Euren Alltag einfließen. So kann der Hund lernen, dass es möglich ist mit diesem Gefühl umzugehen und dass er deswegen nicht gleich ausflippen muss. Das Gefühl ist nicht schön, aber eben auch nicht unaushaltbar. 
  3. Positive Trennung üben
    Lerne Deinem Hund so früh wie möglich, dass es nicht notwendig ist Dir den ganzen Tag in der Wohnung hinterher zu laufen. Es ist okay, wenn er in seiner Ruhezone liegen bleibt. Dabei lernt er von Anfang an, dass Gehen und Kommen normal ist und nicht bedeutet, dass er verlassen wird. 

Die Psychologie hinter dem Alleinesein

In der modernen Hundepsychologie hat sich mittlerweile folgender Ansatz etabliert: Es geht nicht darum, den Hund zu zwingen, still zu sein. Es geht darum, ihm zu helfen, Sicherheit zu entwickeln.

Wichtige Aspekte sind:

  • Aufbau von Vertrauen
  • Entwicklung von Selbstberuhigungsfähigkeiten
  • Verstehen, dass Alleinesein normal und sicher ist
  • Das Aushalten von Frust

Was passiert, wenn wir es falsch machen?

Falsch verstandenes Training kann:

  • Stress verstärken
  • Angst aufbauen
  • Das Vertrauen beschädigen

Wie können wir an das Training herangehen?

Zuerst ist es natürlich ratsam rauszufinden, welche Emotionen bei Deinem Hund ausschlaggebend für das Alleinebleiben sind. Bei echter Angst rate ich Dir unbedingt zu professioneller Hilfe und nicht zur reinen Internetrecherche!

Wenn man sich heute so durchs Netz bewegt, dann bekommt man immer wieder gesagt, dass Hunde gar nicht alleine gelassen werden dürfen, da sie so sozial sind, dass sie ihre Menschen immer um sich haben müssen. Ich frage mich dann immer, ob wir Menschen keine sozialen Wesen sind und wenn doch, warum sind wir nicht 24/7 in Gesellschaft? 

Ich persönlich bin ein Fan der pragmatischen Mitte. Ich glaube  generell nicht an den rein positiven Ansatz, der die Bedürfnisse eines Hundes über alles stellt (und somit nur noch die nicht arbeitende Bevölkerung einen Hund haben dürfte), noch benutze ich bei Alleinebleiben-Training die Hauruck-Methode, den Hund einfach ohne Training alleine zu lassen. Es gilt eine Mischung aus den Bedürfnissen des Hundes und auch den Bedürfnissen des Menschen zu finden. Denn sind wir doch bitte mal ehrlich – wer bitte kann seinen Hund 24/7 um sich haben? Ich z. B. nicht. Und um noch einen draufzusetzen – ich will das auch gar nicht. Übrigens auch nicht meinen Mann oder sonstige Lebewesen. Manchmal ist es schwer genug mich selber auszuhalten *lach*

Somit rate ich Dir o. g. Themen (Ruheort, Frustrationstoleranz und Raumbegrenzung zu Hause) zu beherzigen und dann klappt das mit dem Alleinebleiben an sich meist recht gut, da Du „nur“ noch die Zeit schrittweise ausdehnen musst. 

Ein Wort zum Schluss

Ich werde immer wieder gefragt, welche Zeit denn okay ist, die der Hund alleine bleiben muss? Ich kann darauf keine allgemeingültige Antwort geben. Denn das hängt vom Hund ab und wie man das Alleinebleiben trainiert hat, oder eben nicht. Wenn der Hund entspannt ist, dann sind 6 Stunden aus meiner Sicht kein Problem. 

Jeder Hund ist anders. Was beim einen funktioniert, kann beim anderen komplett daneben gehen. Professionelle Unterstützung kann hier sehr wertvoll sein.

Möchtest Du tiefer in diese Thematik eintauchen und individuelle Lösungen für Deinen Hund finden? Sprich mich gerne an. Wir werden gemeinsam herausfinden, wo genau Euer Problem liegt und exakt daran arbeiten. 

Begrüßungsrituale bei Hunden: Die unterschätzte Basis guter Hundeerziehung

Letzte Woche ging es hier um die allgemeine Welt der Impulskontrolle beim Hund. Heute möchte ich ein konkretes und alltägliches Beispiel unter die Lupe nehmen: Die Begrüßung – sei es zwischen Dir und Deinem Hund, zwischen Hund und Deinen Besuchern oder von Hunden untereinander.

Die überschwängliche Begrüßung – ein Alltagsproblem

Kennst Du das? Die Tür öffnet sich, und Dein Hund stürmt förmlich auf Dich zu, springt an Dir hoch, bellt vor Freude und scheint kaum zu bändigen. Bevor er nicht in Deinem Gesicht gelandet ist, scheint er nicht glücklich zu sein? 
Oder Besuch klingelt, und noch bevor die Gäste richtig im Flur stehen, werden sie von Deinem vierbeinigen Freund enthusiastisch begrüßt – manchmal zum Leidwesen der Besucher oder deren Klamotten.

Was für viele Hundehalter zunächst als niedliches Verhalten und Ausdruck von Zuneigung erscheint, kann sich langfristig zu einem echten Problem entwickeln. Die überschwängliche Begrüßung ist mehr als nur nervig oder lästig – sie ist ein deutliches Zeichen fehlender Impulskontrolle und kann weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Verhalten Deines Hundes haben.

Wie begrüßen sich Hunde untereinander?

Um zu verstehen, warum wir bei der Begrüßung Grenzen setzen sollten, lohnt sich ein Blick auf das natürliche Verhalten unter Hunden. Erwachsene, sozial kompetente Hunde praktizieren nämlich höchst selten überschwängliche Begrüßungen.

Wenn Du die Möglichkeit hast – beobachte mal ältere, souveräne Hunde. Eine typische Begrüßung läuft etwa so ab:

  • Vorsichtiges Annähern, oft in einem Bogen
  • Kurzes Beschnüffeln, meist an der Schnauze und im Analbereich
  • Entspanntes Weitergehen oder gemeinsames, ruhiges Erkunden der Umgebung

Was Du bei sozial kompetenten Althunden hingegen kaum sehen wirst:

  • Wildes Anspringen
  • Übermäßiges Vordrängen
  • Anhaltendes, aufdringliches Beschnüffeln
  • Körperliches Bedrängen

Interessanterweise reagieren erwachsene Hunde auf das überschwängliche, stürmische Verhalten von Junghunden oft mit deutlicher Zurückhaltung oder sogar mit Zurechtweisung. Sie setzen klare Grenzen, wenn der jugendliche Enthusiasmus überbordet. Das machen sie nicht aus Boshaftigkeit, sondern es ist ein wichtiger Teil der sozialen Erziehung. 

Ein Junghund wird dabei lernen, dass es höchst asozial ist so stürmisch in eine Begrüßung zu gehen. Er wird lernen sein Verhalten dahingehend anzupassen, dass er: 

  • zurückweicht
  • Demutsgesten zeigt
  • den Althund versucht zu beschwichtigen
  • sich beschnüffeln lässt

Die Demutsgesten können sehr unterschiedlich ausfallen. Im Allgemeinen wird sich der Hund klein machen, die Ohren anlegen, die Rute tief nehmen oder gar unter den Bauch klemmen und im allgemeinen eine Körperhaltung zeigen, die signalisiert „hey, alles gut Kumpel, ich habs ja verstanden und will eigentlich gar nichts von dir“. Diese Körperhaltung darf nicht mit Angst verwechselt werden. Der Hund hat in dieser Situation keine Angst, sondern hat verstanden, dass sein rüpelhaftes Verhalten nicht wirklich angemessen war und „entschuldigt“ sich dafür. 

Im besten Fall kann er das recht schnell umsetzen und geht ins Beschwichtigen über. Das heißt, er geht in sehr tiefer Haltung wieder auf den Althund zu und versucht dessen Leftzen zu lecken und / oder dreht sich gar auf den Rücken. Genau das erklärt, warum unsere Hunde oft versuchen in unser Gesicht zu gelangen. Sie möchten uns in ihrem ganzen Überschwang auch noch beschwichtigen und unsere Mundwinkel belecken.

Dies soll in diesem Rahmen reichen. Demuts- und Beschwichtigungsgesten sind natürlich noch viel diffiziler und können auch situationsabhängig anders ausfallen. Vielleicht mache ich da in Zukunft noch einen extra Beitrag. 

Warum wir von Hunden lernen sollten

Wenn wir als Menschen diese natürliche „Hundesprache“ verstehen und in unserem Umgang mit unseren vierbeinigen Begleitern umsetzen, sind wir nicht etwa streng oder lieblos – ganz im Gegenteil: Wir kommunizieren artgerecht und auf eine Weise, die für den Hund verständlich ist.

Indem wir überschwängliche Begrüßungen nicht fördern oder belohnen, sondern stattdessen auf ruhige Interaktionen Wert legen, sprechen wir eine Sprache, die unser Hund instinktiv versteht. Wir signalisieren: „Ich bin souverän, du kannst dich entspannen.“

Die weitreichenden Auswirkungen des Begrüßungsverhaltens

Was zunächst wie ein relativ unbedeutender Aspekt der Hundeerziehung erscheinen mag, erweist sich bei genauerer Betrachtung als sehr wichtiger Baustein:

  1. Impulskontrolle als Lebenskompetenz: Ein Hund, der bei Begrüßungen seine Aufregung kontrollieren kann, wird diese Fähigkeit auch in anderen aufregenden Situationen leichter zeigen.
  2. Stressreduktion: Überschwängliches Verhalten ist oft ein Zeichen von Stress und Übererregung. Ein ruhiges Begrüßungsritual hilft, das allgemeine Erregungslevel Deines Hundes zu senken.
  3. Sicherheit: Ein springender, stürmischer Hund kann – ohne böse Absicht – Kinder umwerfen oder ältere Menschen gefährden.
  4. Soziale Kompetenz: Hunde, die angemessenes Begrüßungsverhalten lernen, zeigen meist auch im Umgang mit Artgenossen bessere soziale Fähigkeiten.
  5. Fundament für weitere Trainingsschritte: Die Kontrolle bei der Begrüßung bildet eine hervorragende Basis für das Training und die Erziehung.

Ein kleiner Ausblick auf mögliche Trainingsansätze

Ein Blockartikel kann natürlich kein ausführliches Training ersetzen oder gar eine detaillierte Anleitung darstellen. Hier aber ein paar Ansätze, die Du beachten solltest: 

  • Ignoriere Deinen Hund für die ersten Momente nach Deiner Heimkehr, bis er sich beruhigt hat
  • Belohne konsequent nur ruhiges Verhalten bei Begrüßungen
  • Etabliere alternative Begrüßungsrituale, die mit dem Springen unvereinbar sind, wie etwas ein „Sitz“
  • Übe mit „Begrüßungshelfern“ in kontrollierten Situationen
  • Sei immer gleich

Auf den letzten Punkt möchte ich noch kurz genauer eingehen, da er vielleicht nicht so ganz selbsterklärend ist. Bitte begrüße Deinen Hund nicht überschwänglich, wenn es Dir gerade in den Kram passt und schimpfe ihn genau für das Verhalten, wenn Du mit den Einkäufen vollgepackt zur Tür reinkommst. Dein Hund kann das nicht unterscheiden und findet Dich nicht souverän, sondern seltsam. Soll er nicht ausflippen, dann fordere das immer! Nicht nur, wenn Du mit dem schönen Kleid, das nicht mit Pfotenabdrücken verziert werden soll, nach Hause kommst. 

Fazit: Klein anfangen, große Wirkung erzielen

Die Art und Weise, wie wir die tägliche Begrüßung mit unserem Hund gestalten, mag auf den ersten Blick nebensächlich erscheinen. Doch wie so oft im Leben sind es die kleinen, alltäglichen Dinge, die langfristig den größten Unterschied machen.

Indem wir bei jedem Wiedersehen konsequent auf angemessenes Verhalten achten, legen wir den Grundstein für einen ausgeglichenen, sozial kompetenten Hund. Wir kommunizieren in einer Sprache, die er versteht, und schaffen damit Sicherheit und Klarheit in der Beziehung.

Ja ich weiß, wir freuen uns ja auch, wenn wir unseren Hund endlich wieder sehen. Ist er nicht der Einzige, der sich SOOOO über uns freut? Das nehmen wir so gerne an. Ich sage nicht, dass Du Deinen Hund nicht mehr begrüßen sollst oder Dich nicht über ihn freuen darfst. Mach es einfach etwas ruhiger und souveräner. Spätestens bei mehreren Hunden wirst Du das eh tun. Ich kann Dir sagen, dass es bei 3 Hunden nicht so ganz toll ist, wenn sie gemeinsam auf einen zustürmen. 

Impulskontrolle – richtig wichtig oder überbewertet?

Wenn ich jedes Mal einen Euro bekäme, wenn ich höre „Mein Hund ist Zuhause so toll, aber draußen ignoriert er mich komplett!“, könnte ich meine Hundeschule wahrscheinlich bald wegen Reichtum schließen. Denn wenn ich dann frage, ob der Hund es gelernt hat sich zurückzunehmen und somit über ausreichend Impulskontrolle verfügt, ernte ich ganz oft fragende Blicke. Impulskontrolle? Ja, hat man schon mal gehört. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Modewort der Hundeerziehung? Ist Impulskontrolle wirklich der heilige Gral oder vielleicht doch nur ein weiterer Trend, der unseren Hunden mehr schadet als nützt? Zeit, das Ganze einmal unter die Lupe zu nehmen!

Was bedeutet Impulskontrolle überhaupt?

Impulskontrolle bezeichnet die Fähigkeit eines Hundes, nicht sofort auf jeden Reiz zu reagieren. Es geht darum, dass Dein Hund seine natürlichen Reaktionen hemmen kann, wenn die Situation es erfordert. Klassische Beispiele sind:

  • Sich nicht sofort auf Futter zu stürzen, wenn es in Sichtweite ist
  • Nicht jeden Jogger oder Radfahrer zu jagen (jeder 3. tuts auch *lach*)
  • Bei Begegnung mit anderen Hunden nicht direkt hinzurennen
  • Nicht durch jede offene Tür zu stürmen
  • Warten können, bis man ein „Okay“ bekommt

Anders ausgedrückt: Es geht um die Fähigkeit Deines Hundes, sein Gehirn einzuschalten, bevor die Pfoten in Bewegung kommen.

Warum wird Impulskontrolle als wichtig angesehen?

Die Befürworter (zu denen ich mich, Achtung Spoiler, definitiv zähle) argumentieren:

  1. Sicherheit: Ein Hund, der nicht jedem Impuls folgt, riskiert weniger Unfälle – sei es in Verkehrsnähe oder in anderen gefährlichen Situationen.
  2. Soziale Integration: Hunde, die ihre Impulse kontrollieren können, sind leichter in unserer menschlichen Gesellschaft zu integrieren. Sie können mit in Cafés, zu Freunden und auf Reisen genommen werden.
  3. Lebensqualität für alle: Ein Hund mit Impulskontrolle ist entspannter, weil er nicht ständig in einem Zustand der Erregung oder Frustration lebt. Auch Du als Halterin hast weniger Stress.
  4. Grundlage für weitere Erziehung: Viele komplexere Trainingseinheiten bauen auf der Fähigkeit auf, die ersten Impulse zu hemmen und abzuwarten. Bestes Beispiel ist das Laufen an lockerer Leine in allen Lebenslagen. DAS ist Impulskontrolle in seiner höchsten Form. Und der Grund, warum es einer der häufigsten Gründe ist, dass Menschen zu mir ins Training kommen – der Hund zieht seinen Mensch draußen von a nach b. Da kannst Du noch 100 Jahre stehen bleiben, wenn Dein Hund an der Leine zieht, er wird es deswegen nicht lassen. Kann er aber seine Impulse kontrollieren, wird er es auch schaffen an lockerer Leine durch die Welt zu gehen. 

Die andere Seite: „Lasst die Hunde Hunde sein!“

Nun gibt es aber auch Stimmen, die behaupten, dass zu viel Fokus auf Impulskontrolle dem Hund schadet. Ihre Argumente:

  1. Einschränkung natürlicher Verhaltensweisen: Hunde sollten ihre natürlichen Instinkte ausleben dürfen. Zu viel Kontrolle frustriert und unterdrückt sie.
  2. Falscher Fokus: Statt dem Hund ständig zu sagen, was er nicht tun soll, sollten wir uns darauf konzentrieren, was er tun darf.
  3. Angst vor Aversiven: Manchmal wird argumentiert, dass das Training von Impulskontrolle zwangsläufig mit aversiven Methoden verbunden sei – was natürlich Quatsch ist.
  4. „Mein Hund braucht Freiheit“: Die absolute Freiheit des Hundes wird über alles andere gestellt, auch über die Bedürfnisse anderer Lebewesen oder die Sicherheit des Hundes selbst.

Manch einer geht sogar so weit zu behaupten, dass ein Hund, der auf ein „Sitz“ oder „Warte“ reagieren muss, bereits ein unterdrücktes Wesen sei. An dieser Stelle rolle ich persönlich echt mit den Augen und hole tief Luft…

Impulskontrolle vs. Frustrationstoleranz – Nicht dasselbe!

Ein wichtiger Punkt, der oft übersehen wird: Impulskontrolle ist nicht dasselbe wie Frustrationstoleranz, obwohl beide miteinander verbunden sind.

Impulskontrolle bedeutet, einen unmittelbaren Handlungsimpuls zu unterdrücken. Das „Nicht-Sofort-Reagieren“. Dabei ist die Belohnung (in welcher Form auch immer) nachgelagert. Sprich, der Hund bekommt im Nachgang das was er haben möchte. 

Frustrationstoleranz hingegen beschreibt die Fähigkeit, mit der Enttäuschung umzugehen, wenn ein Bedürfnis nicht befriedigt wird.

Ein Beispiel: Wenn Dein Hund vor dem Futternapf sitzt und nicht sofort frisst, weil du es ihm noch nicht erlaubt hast, zeigt er Impulskontrolle. Wenn er akzeptiert, dass er heute nicht mit zum Joggen darf, ohne zu jammern oder destruktives Verhalten zu zeigen, demonstriert er Frustrationstoleranz.

Beide Fähigkeiten sind wichtig, aber sie werden unterschiedlich trainiert. Während Impulskontrolle eher durch klare Regeln und Grenzen gefördert wird, entwickelt sich Frustrationstoleranz durch angemessene Herausforderungen und positive Bewältigungsstrategien.

Meine Sicht: Impulskontrolle als Grundlage für ein entspanntes Hundeleben

Nach über 25 Jahren als Hundetrainerin bin ich zu einer klaren Überzeugung gelangt: Impulskontrolle ist nicht überbewertet, sondern unterschätzt. Sie ist die Grundlage für einen entspannten Hund in unserer reizüberfluteten Welt.

Warum? Weil ein Hund, der nicht auf jeden Reiz reagieren muss, weniger Stress erlebt. Er muss nicht jedem Eichhörnchen hinterherhetzen, bei jedem Klingelton bellen oder bei jeder Hundebegegnung frustriert in die Leine springen. Er kann innehalten, beobachten und dann angemessen reagieren.

Die Behauptung, dass Impulskontrolle den Hund unterdrückt, halte ich für grundlegend falsch. Im Gegenteil: Sie gibt ihm Freiheit. Die Freiheit, mitzukommen statt zuhause zu bleiben. Die Freiheit, ohne Leine zu laufen, weil er zuverlässig abrufbar ist. Die Freiheit, nicht von seinen eigenen Impulsen getrieben zu werden.

Natürlich geht es nicht darum, einen roboterhaften Hund zu kreieren, der keine natürlichen Verhaltensweisen mehr zeigt. Es geht um Balance. Ein gesundes Maß an Impulskontrolle, kombiniert mit ausreichend Gelegenheit zum Hund-Sein.

Die extremen Verfechter des „alles-ist-erlaubt“-Ansatzes vergessen oft, dass Hunde in einer Menschenwelt leben. Eine Welt mit Straßenverkehr, anderen Menschen und Tieren, mit Gesetzen und sozialen Normen. Impulskontrolle bereitet unsere Hunde auf diese Realität vor.

Dein Hund braucht mehr Impulskontrolle? Mein Minikurs kann helfen!

Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Hund in Sachen Impulskontrolle noch Luft nach oben hat, habe ich genau das Richtige für dich: Meinen vierteiligen Präsenzkurs „Meister der Impulse“.

In vier strukturierten Einheiten arbeiten wir an:

  1. Grundlagen der Impulskontrolle: Warte-Signale, Blickkontakt, erste kleine Verzögerungen
  2. Impulskontrolle bei Futter und Spielzeug: Der klassische „Nicht sofort losstürzen“-Ansatz
  3. Impulskontrolle in Bewegung: Bleib ruhig, auch wenn die Welt sich bewegt
  4. Impulskontrolle bei Ablenkung: Der Härtetest mit anderen Hunden und Umweltreizen

Der Kurs findet in Kleingruppen statt, damit ich auf jeden Hund individuell eingehen kann. Die nächsten Termine findest du unter dem Reiter „Gruppen & Termine“ bei den Minikursen. 

Fazit: Qualität statt Quantität

Letztendlich geht es bei der Impulskontrolle nicht um ein „Entweder-Oder“, sondern um das richtige Maß. Nicht zu wenig, nicht zu viel. Kein Hund sollte ein zappelndes Nervenbündel sein, das auf jeden Reiz anspringt, aber auch kein lebloses Wesen, das nie seine natürliche Begeisterung zeigen darf.

Der goldene Mittelweg ist ein Hund, der sich aus sich selber heraus kontrollieren kann, wenn es nötig ist, aber auch weiß, wann er seine Hundenatur ausleben darf. Ein Hund, der in der Lage ist, zwischen verschiedenen Situationen zu unterscheiden und sein Verhalten entsprechend anzupassen.

Und genau das ist mein Ziel im Training: Nicht Unterdrückung, sondern Befähigung. Einen Hund, der die Wahl hat, wie er reagiert, anstatt Sklave seiner Impulse zu sein. Denn wahre Freiheit entsteht durch Selbstkontrolle, nicht durch deren Abwesenheit.

In diesem Sinne: Training macht Spaß, wenn es für beide Seiten bereichernd ist. Und ein bisschen mehr Impulskontrolle schadet keinem Hund – versprochen!

Neues Trainingskonzept ab 2025

Ich möchte keine Stammkunden, sondern Kunden, die nach meinen Trainings zufrieden und mit dem Wissen nach Hause gehen, dass sie Probleme gelöst haben und jetzt die Zeit zusammen mit ihrem Hund genau so genießen können, wie sie sich das vorgestellt haben. 

In den letzten 2 Jahren habe ich festgestellt, dass das Hundeschulmodel mit Gruppen- und Einzelstunden an diesem Punkt oft an Grenzen stößt. Sowohl Gruppen- als auch Einzelstunden sind toll und haben ihre Berechtigung und ich werde sie niemals aufgeben, da sie für viele Trainingsansätze genau das Richtige sind. Aber eben nicht für alles!

Es liegt auf der Hand, dass Hunde, die den Fokus auf Ruhe legen müssen, das in Gruppenstunden nur schwer finden. Im Einzeltraining sieht das zwar besser aus, aber auch hier kann ich immer nur die Situation beurteilen, die ich gerade in diesem Moment vorfinde. Vielleicht ist der Hund aber genau zu diesem Zeitpunkt in einem nicht so hohen Erregungslevel und zeigt gar nicht das (Problem)verhalten an dem wir arbeiten wollten. 

Aber auch die Menschen haben oft das Problem, dass die Trainingszeiten nicht so gut passen, dass sie ungerne in Gruppen arbeiten oder dass Einzelstunden oft weit auseinander liegen und man bis zum nächsten Termin schon 5 neue Fragen hat. 

Daher habe ich mir überlegt, wie ich Trainings so verbessern kann, dass wir auch tatsächlich nachhaltig und fokussiert arbeiten können. Und hier kam ich auf das Modell der engmaschigen Betreuung. Ich erstelle gerade einen Trainingsplan für die wichtigsten Themen rund um die Alltagstauglichkeit. Dabei werde ich Dich über 4 Monate „an die Hand“ nehmen, Dich und Deinen Hund da abholen, wo Ihr gerade steht und dorthin führen, wo Ihr hin möchtet. Das Ganze kannst Du so in Deinen Tagesablauf einplanen, dass es für Euch passt. Unabhängig von Kurszeiten oder freien Terminen für Einzelstunden. Zusätzlich dazu wirst Du die Möglichkeit haben im täglichen Austausch mit mir und Gleichgesinnten zu stehen und in wöchentlichen Calls genau Deine Themen zu besprechen. Dieses Angebot wird online zur Verfügung gestellt, so dass Du genau dann trainieren kannst, wenn es für Dich passend ist. Trotz eines Kursplans ist das Training immer individuell anpassbar und ist somit für die unterschiedlichsten Lebenssituationen geeignet. 

Es gibt nur eine beschränkte Anzahl von 5 Plätzen pro Monat, da ich WIRKLICH mit Dir arbeiten werde und das nicht mit 100 Teilnehmern gleichzeitig tun kann. Daher wird man sich nicht einfach für den Kurs anmelden können, sondern wir finden in einem ersten KOSTENLOSEN Gespräch heraus, ob wir zusammen passen und ob ich Dir helfen kann. Denn für mich gehört es auch dazu Dir ehrlich zu sagen, wenn ich nicht das richtige Angebot für dich habe. 

Klingt gut? Dann folge mir, damit Du den Start des Programms auf keinen Fall verpasst! Oder lass mir eine kurze Nachricht zukommen, um Dir bereits jetzt das kostenlose Kennenlerngespräch zu sichern und einer der ersten Teilnehmer im Programm zu sein. 

Ein Welpe / Hund zieht bei Dir ein? – Kostenloser Infoabend

Du überlegst, ob ein Hund in Dein Leben passt? Dein neues Familienmitglied zieht bald ein und Du möchtest im Vorfeld Tipps für die ersten Tage Zuhause erhalten? 

Dann ist die kostenlose Infoveranstaltung am 20.11.2024 um 18 Uhr genau das Richtige für Dich. 

Ich werde hier all Deine Fragen rund um das Thema beantworten. Dabei ist es nicht maßgeblich, ob ein Welpen bei Dir einzieht oder schon ein älterer Hund, ob Dein Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz kommt. Willkommen sind alle, die sich informieren möchten. 

Die Themen hängen ein wenig von den aufkommenden Fragen ab, werden sich aber wahrscheinlich in etwas so zusammensetzen: 

  • Welche Rasse passt zu mir?
  • Soll ich einen Hund aus dem Tierschutz zu mir nehmen, oder beim Züchter kaufen? 
  • Was brauche ich als Erstausstattung? 
  • Wann fange ich an meinen Hund zu erziehen, wann ihn zu trainieren? 
  • Brauche ich eine Haftpflicht-, Kranken- oder OP-Versicherung? 
  • Wie viel Bewegung ist gesund? Wie viel schädlich? 
  • Wie lange dauert es, bis der Hund stubenrein ist und wie bringe ich ihm das bei? 
  • Ist der Besuch von Welpenstunden in einer Hundeschule sinnvoll? 
  • Darf der Hund aufs Sofa oder ins Bett? 
  • Und alles was Du schon immer mal einen Hundetrainer fragen wolltest 😉 

Die Veranstaltung findet in meinem Trainingsraum in Kissing statt. Dieser ist allerdings nicht bestuhlt. Somit wird das entweder ein lustiger Kreis am Boden, oder Du bringst Dir gerne einen Klappstuhl mit. Sollte das Interesse extrem groß sein, können wir auch auf eine Online-Veranstaltung umsteigen. Aber ich denke, das wird nicht nötig sein 😉 

Melde Dich bitte unbedingt vorher an. Am Schnellsten geht das über das Buchungsportal (Klick auf den Link) 

Der Infoabend ist kostenlos, aber nicht umsonst! 

Neue Minikurse im September

Es gibt im September neue Kurse zu den Themen Fressen vom Boden und Kontrolle auf Distanz

    1. Kontrolle auf Distanz
      Sitz und Platz aus Distanz können manchmal sehr hilfreich sein, denn oft sieht man gerade Fahrräder zu spät und es bleibt keine Zeit mehr, den Hund zurückzurufen. Wie praktisch ist es da, den Hund auch auf Distanz ins Platz legen zu können, so dass Fahrradfahrer und Hund nicht zusammenstoßen?

    2. Friss nichts vom Boden
      Wir möchten ungern, dass unsere Hund alles vom Boden saugen, was ihnen gerade vor die Nase kommt. Hier lernen wir verschiedenen Ansätze kennen, wie wir unseren Hunden antrainieren können, dass sie zumindest nachfrage, ob sie ihren Fund fressen dürfen oder nicht. ACHTUNG: Es handelt sich nicht um ein Anti-Giftköder-Training auf Basis vom Anzeigen der Leckereien. Dies ist in 4 Trainingseinheiten nicht zu schaffen.

Kosten pro Kurs 80 Euro, Treffpunkte variabel

Minikurse Leinenführigkeit und Rückruf

Es gibt im Juli und August neue Kurse zu den Themen Leinenführigkeit und Rückruf

Donnerstags / Montags
04./11./15./29.07.
18 – 18:45 Uhr Rückruf
19 – 19:45 Uhr Leinenführigkeit

Donnerstags 08./15./22./29.08.
19 – 19:45 Uhr Leinenführigkeit
20 – 20:45 Uhr Rückruf

Du hast einen aufgeregten oder unsicheren Hund? Deine Spaziergänge stellen Dich hin und wieder vor Herausforderungen?

So ganz locker ist die Leine bei (Hunde)begegnungen dann doch nicht?

Du hast Bedenken Deinen Hund in den Freilauf zu lassen, weil der Rückruf nicht ganz sicher funktioniert?

Wir arbeiten an Deiner Fähigkeit Situationen frühzeitig zu erkennen und einzuschätzen.

Ich zeige Dir Möglichkeiten, wie Dein Hund kooperativ und ansprechbar wird.

Wir arbeiten an Deiner Konsequenz und ich zeige Dir, wie Du Deinem Hund vermittelst, dass er nicht selbständig Entscheidungen treffen muss, sondern sich an Dir orientiert.

Kosten pro Kurs 80 Euro, Treffpunkte variabel

Kinder und Hunde – ein Herzensthema

Kinder und Hunde sind eine tolle Kombination. Was gibt es Schöneres als zusammen mit einem Hund aufzuwachsen und immer einen guten Freund an seiner Seite zu haben?

Kinder und Hunde sind ein echtes Herzensthema für mich. Daher habe ich mich entschlossen ein spezielles Training dafür anzubieten.

In diesem Training möchte ich den Kindern den Spaß im Umgang mit ihren Hunden vermitteln, ihnen aber auch mit viel Humor zeigen, auf was sie achten müssen, damit der Hund auch tatsächlich der beste Freund wird und ein harmonisches Zusammenleben klappt.

Wir werden in einem kleinen Parcours, den jedes Kind und jeder Hund bewältigen kann, das Selbstvertrauen, den Mut und die Geschicklichkeit der Teams fördern. Wir erarbeiten uns Lösungen für Probleme und werden dabei jede Menge Spaß haben.

Es geht in diesem Training nicht ums Gewinnen, um Schnelligkeit oder besondere Leistungen. Ich möchte, dass Kinder und Hunde einfach nur Spaß zusammen haben. Es muss nicht alles perfekt funktionieren – der Weg ist das Ziel.

Wann? Samstag, 20.04.2024 um 11 Uhr
Wo?: Wird rechtzeitig bekannt gegeben. Wahrscheinlich Weitmannsee oder Lech in Kissing.
Dauer: 1 Stunde
Kosten: 15,- Euro (bei Anmeldung zu bezahlen)

Sichere Dir schnell Deinen Platz, die Teilnehmerzahl ist begrenzt.