Hobby Dogging – Gassigehen ohne Hund. Trend, Satire oder völlig bescheuert?
Oder: Wenn man unbedingt einen Hund ausführen möchte. Nur halt ohne Hund. Dann heißt es heute Hobby Dogging.
Ich habe wirklich versucht Infos zu recherchieren. Die Faktenlage ist dünn. Daher hier ein Meinungsartikel.
Hobby Dogging – Wenn „Hundehaltung“ plötzlich ohne Hund auskommt
Ich gebe es zu: Als ich das erste Mal von Hobby Dogging gehört habe, war ich mir sicher, dass das ein Satire-Artikel ist. So richtig „Postillon-Vibes“. Ich habe sogar meine Reaktion auf Insta und Facebook gepostet. Ich habe mir ehrlich gesagt fast ins Höschen gemacht vor lauter Lachen.
Und dann… stellte sich heraus:
Nein. Die scheinen das ernst zu meinen. Richtige Menschen gehen mit einer richtigen Leine spazieren, nur der Hund fehlt. Und schwupps, war der Hobby Dogging Trend geboren.
Deutschland, 2025. Wir haben’s mal wieder geschafft. Ganz herzlichen Glückwunsch.
Hier ist übrigens der Link zu Instagram, falls Du mitlachen möchtest 😂
Eine Anmerkung zum Schreibstil dieses Artikels. Ich schreibe im Normalfall die Anrede „Du“ in meinen Artikeln groß. Bei diesem Artikel habe ich bewusst darauf verzichtet, da ich hier eher allgemein schreibe und wahrscheinlich die meisten meiner treuen Leser hier nicht direkt angesprochen werden möchte. 😉 Und hier passt es auch sehr gut, einfach mal danke zu sagen. DANKE an DICH, die Du (fast) alle meine Artikel liest. Das ist für mich der schönste Lohn. ❤️
Hobby Dogging Trend 2025: Was steckt dahinter?
Kurzfassung:
Gassi gehen ohne Hund. Mit Leine, Körpersprache, Stimmkommandos und voller Überzeugung, aber eben ohne tierisches Gegenüber.
Die Videos der Erfinderin Barbara Gerlinger aus Bad Friedrichshall bei Heilbronn gingen viral und erreichten fast 5 Millionen Aufrufe.
Je nach Quelle soll Hobby Dogging angeblich:
die Körpersprache schulen
die Kommunikation verbessern
Stress abbauen
oder sogar auf einen echten Hund vorbereiten
Bitte, ich habe hier mal verbloggt, was passiert, wenn ein Welpe ins Haus kommt und zum Terrorkrümel mutiert. Bitte sag mir, wie man das mit ner leeren Leine üben soll!?! Toi, toi, toi 🍀
Ich sag’s mal so höflich wie möglich:
Hundetraining ohne den Hund. Für mich ungefähr so sinnvoll wie Autofahren üben, indem man im Wohnzimmer „brumm brumm“ macht.
Hobby Dogging vs. Hobby Horsing: Der Vergleich
Hobby Dogging folgt dem Trend von Hobby Horsing, bei dem Menschen mit Steckenpferden Parcours absolvieren. Beide Trends haben gemeinsam:
- Imaginäres „Tier“
- Echte Bewegung
- Soziale Gemeinschaft
- Zunächst belächelt, dann viral
Der große Unterschied: Hobby Horsing ist Sport und wird auch so verstanden. Hobby Dogging wird teilweise als Trainingsmethode für echte Hundehaltung vermarktet und genau da wird es problematisch.
Warum ich dachte (und immer noch denke), es sei Satire
Als Hundetrainerin weißt du: Training lebt von Wechselwirkung.
Ein imaginärer Hund…
reagiert nicht
widerspricht nicht
pöbelt nicht
zieht nicht an der Leine
ignoriert dich nicht wegen eines Grashalms
hat keine Angst, keinen Jagdtrieb und keinen eigenen Plan
Kurz:
Er verhält sich exakt so, wie du es gerne hättest.
Wenn das das Ziel ist… Herzlichen Glückwunsch, du brauchst keinen Hund. Du brauchst Fantasie.
Und genau deshalb ist Hobby Dogging als „Hundetraining“ etwa so sinnvoll wie:
Kochkurs mit leerem Topf
Putzen ohne Lappen
Fitnesstraining mit der Vorstellung von Gewichten
Barbara Gerlinger und ihre Idee hinter Hobby Dogging
Fairerweise muss ich sagen: Barbara Gerlinger meint es durchaus ernst mit ihrem Ansatz. Ihre Argumentation: Das Problem liegt immer am oberen Ende der Leine, also beim Menschen. Ihr geht es um:
- Körperhaltung
- Timing
- Konzentration
- Achtsamkeit
Und ja, diese Aspekte sind wichtig. Aber: Man kann sie auch trainieren, während man neben einem echten Hund steht. Oder in einem Kurs mit echten Hunden übt. Oder mit einem Freund und dessen Hund spazieren geht.
Einige Teilnehmer berichten, dass sie erst ohne Hund üben („da kann ich nichts kaputtmachen“) und später mit echtem Hund weiterarbeiten. Als Brücke für absolute Anfänger, die panische Angst haben, etwas falsch zu machen? Okay, das kann ich vielleicht noch nachvollziehen.
Aber dann ist Hobby Dogging keine Trainingsmethode, sondern eine Entspannungsübung für gestresste Menschen.
Training ohne Hund? Funktioniert nicht. Punkt.
Es gibt Dinge, die sind im echten Hundetraining essenziell:
Emotionen (deine UND die des Hundes)
Reaktionen (unvorhersehbar!)
Frustrationstoleranz
Entscheidungskompetenz
Bindungsaufbau
All das entsteht im Umgang mit einem lebenden Tier, nicht in einer Fantasieszene.
„Mit einer leeren Leine Leinenführigkeit üben“ ist wie „Schwimmen lernen“, nur ohne die Gefahr, sich nasszumachen.
Warum Menschen das trotzdem machen (psychologisch betrachtet)
Hier ein bisschen Fachlichkeit, damit der Artikel auch echte Substanz bekommt:
Hobby Dogging erfüllt folgende Bedürfnisse:
Struktur
Bewegung
soziale Aufmerksamkeit („Oh! Wo ist denn dein Hund?“)
Stressentlastung
Verbindungserleben (ohne echte Verantwortung)
Das ist nicht schlimm. Das darf’s geben.
Nur:
Das macht es nicht zu einer ernsthaften Trainingsmethode.
Es ist eher eine Form von:
Achtsamkeitsübung
Imaginärem Rollenspiel
Körperwahrnehmungstraining
Und ja, wer das mag, bitte.
Aber dann nennt man es auch einfach so.
Wo Hobby Dogging als „Training“ völlig bröckelt
Keine echte Kommunikation
Kommunikation ohne Rückmeldung ist kein Training, sondern Monolog. Ein Hund zeigt dir durch Körpersprache, ob er verstanden hat, gestresst ist, abgelenkt wird oder sich unwohl fühlt. Diese Signale zu lesen ist KERN des Hundetrainings.Keine Störungen
Ein imaginärer Hund hetzt keinem Reh hinterher.
(Sollte er es tun, bitte professionelle Hilfe aufsuchen. Für den Mensch, nicht für den Hund.)
Oder bei leichten Fällen, als Soforthilfe, noch mal meinen Artikel über Rückruf als Beziehungsbooster statt reiner Technik lesen. 😉Keine echte Frustration
Der Fantasiehund zieht nicht nach rechts in den Park, obwohl du nach links willst. Er schnüffelt nicht genau dann an DEM Baum, wenn du es eilig hast. Er bleibt nicht abrupt stehen, weil dort ein anderer Hund war.Keine Steuerung durch reale Emotionen
Du kannst mit einem Fantasiehund keinen Umgang mit Angst, Unsicherheit oder Überforderung lernen. Weder deine eigenen Emotionen noch die des Hundes kommen ins Spiel.Keine Generalisierung
Weil es nichts zu generalisieren gibt. Training bedeutet: In verschiedenen Situationen, an verschiedenen Orten, mit verschiedenen Ablenkungen üben. Mit Luft an der Leine? Unmöglich.
Warum Hobby Dogging trotzdem viral geht
Weil das Internet Hobby Dogging liebt:
Es ist skurril
Es ist absolut memetauglich
Es hat perfekten „Deutschland macht wieder Deutschland-Dinge“-Charakter.
Und es erlaubt jedem eine Meinung, besonders denen ohne Hund.
Das ist übrigens nicht negativ gemeint. Virales Potenzial ist real, und Menschen suchen nach ungewöhnlichen Aktivitäten.
Und jetzt kommt das eigentliche Problem
Viele Medien stellen es so dar, als wäre das eine legitime Trainingsmethode.
Das verunsichert Hundemenschen, die wirklich lernen wollen.
Und hier spreche ich als Trainerin Klartext:
„Wenn Du für den Alltag mit Hund üben willst, übe mit einem echten Hund. Nicht mit einer Leine, die auf dem Boden hängt wie eine nasse Spaghetti.“
Du willst Körpersprache üben?
Dann steh neben einem Hund.
Du willst Leinenhandling üben?
Dann geh mit einem Hund.
Du willst Sicherheit bekommen?
Dann arbeite mit Lebewesen, nicht mit einem Konzept.
Mein Fazit als Hundetrainerin
Hobby Dogging ist kein Hundetraining.
Es ist ein Hobby.
Und zwar eins ohne Hund.
Ob das jemand machen möchte? Bitte, go for it. Als Entspannungsritual, Achtsamkeitsübung oder skurriles Hobby, kein Problem.
Aber wenn wir über echtes Miteinander sprechen, über Beziehung, Vertrauen, Kommunikation, Alltag und das Lesen von Hunden, dann braucht es:
👉 einen echten Hund
👉 echte Situationen
👉 echte Emotionen
👉 echtes Training
Und manchmal eben auch echten Frust, echte Fehler und echte Kekse.
Deine Meinung zu Hobby Dogging?
Hast Du auch schon eine Meinung zu Hobby Dogging? Kennst Du andere skurrile Hundetrends? Oder hast Du vielleicht selbst Hobby Dogging ausprobiert? Dann lass mir gerne einen Kommentar da!
Teile diesen Artikel gerne, wenn Du auch denkst, dass Hundetraining einen echten Hund braucht. 😉
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Hobby Dogging
Ist Hobby Dogging echtes Hundetraining?
Nein. Als Hundetrainerin kann ich klar sagen: Echtes Hundetraining braucht einen echten Hund. Die Interaktion, das Lesen von Körpersprache, das spontane Reagieren auf unvorhergesehene Situationen. All das kannst Du nicht mit einer leeren Leine trainieren. Hobby Dogging kann höchstens eine Entspannungsübung oder Vorbereitung für absolute Anfänger sein, ersetzt aber niemals echtes Training.
Kann man Leinenführigkeit ohne Hund üben?
Nicht sinnvoll. Du kannst Bewegungsabläufe üben, aber keine Reaktion, kein Timing und keine echte Kommunikation. Leinenführigkeit entsteht immer in Interaktion mit einem echten Hund.
Wofür ist Hobby Dogging gut?
Hobby Dogging kann Stress abbauen, für Bewegung an der frischen Luft sorgen und als Achtsamkeitsübung funktionieren. Wer sich dabei entspannt und Spaß hat, darf das gerne machen. Als Vorbereitung auf echte Hundehaltung oder als Trainingsmethode ist es aber ungeeignet, weil die wichtigsten Elemente fehlen: der Hund, seine Reaktionen und die echte Interaktion.
Ist Hobby Dogging wie Hobby Horsing?
Ja, es folgt dem gleichen Prinzip: Menschen üben eine Aktivität mit imaginärem „Tier“ aus. Der Unterschied: Hobby Horsing wird als Sport verstanden, während Hobby Dogging teilweise als Trainingsmethode für echte Hundehaltung vermarktet wird. Und genau das ist das Problem.
Kann Hobby Dogging auf einen echten Hund vorbereiten?
Nur sehr bedingt. Es kann helfen, Hemmungen abzubauen und erste Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Aber: Alles, was im echten Alltag mit Hund zählt – Kommunikation, Frustration, unerwartete Situationen, Bindung – fehlt komplett. Als alleinige Vorbereitung ist es völlig unzureichend.

