Was ist ein Abbruchsignal im Hundetraining?

Das Abbruchsignal beim Hund ist ein wichtiges Werkzeug im Hundetraining und sorgt regelmäßig für Diskussionen. Während die einen auf positive Verstärkung und Alternativverhalten schwören, setzen andere Trainer oft auf einen pragmatischeren Ansatz: „Lass es bleiben, Hund! Was danach kommt, entscheidest du selbst.“ Aber was ist zeitgemäß? Und was funktioniert wirklich im Alltag?

Abbruchsignal im Hundetraining: Warum „Lass es bleiben“ manchmal reicht

Ein Abbruchsignal ist ein klar definiertes Kommando, das dem Hund signalisiert: „Beende dein aktuelles Verhalten sofort.“ Es kommt zum Einsatz, wenn der Hund etwas Unerwünschtes oder Gefährliches tut, sei es das Fressen von Giftködern, übermäßiges Bellen oder das Anspringen von Besuchern.

Im Gegensatz zu anderen Hundekommandos gibt das Abbruchsignal keine konkrete Handlungsanweisung vor. Es bedeutet schlicht: „Stopp mit dem, was du gerade machst.“

Typische Abbruchsignale im Hundetraining:

  • „Nein“ oder „No“
  • „Lass es“
  • „Pfui“
  • „Tabu“
  • „Ey“ oder „Hey“

Der große Streit: Brauchen wir überhaupt Abbruchsignale?

Die moderne Hundetrainer-Szene ist gespalten. Auf der einen Seite stehen die Verfechter der ausschließlich positiven Verstärkung, die Abbruchsignale als veraltet betrachten. Auf der anderen Seite praktizieren viele Trainer einen gemischten Ansatz. Und ja, die ewig Gestrigen gibt es halt auch noch. Die hauen immer noch drauf oder rucken feste an der Leine. 

Ist ein „Nein“ eine Strafe für den Hund? 

Oft taucht die Frage auf, ob ein Abbruchsignal automatisch eine Strafe für den Hund ist. Phu, ganz ehrlich? Da regt mich die Frage schon auf.

Nein, ein Abbruchsignal ist keine Strafe im klassischen Sinn. In der Lerntheorie wird es eher als neutrales Unterbrechungssignal verstanden. Technisch betrachtet bewegen wir uns im Bereich der operanten Konditionierung. Der Hund beendet ein Verhalten, weil es sich nicht lohnt, es fortzuführen. Das ist nicht dasselbe wie den Hund für sein Verhalten zu bestrafen, sondern eher ein neutrales Stopp-Signal. Entscheidend ist, wie wir es aufbauen: ruhig, konsequent und ohne emotionale Schärfe.

Ansatz 1: „Nur positive Verstärkung“

Diese Trainer argumentieren: Statt dem Hund zu sagen, was er NICHT tun soll, zeigen wir ihm lieber, was er TUN soll. Unerwünschtes Verhalten wird durch Management verhindert und erwünschtes Verhalten belohnt.

Vorteile:

  • Hund lernt aktiv erwünschte Verhaltensweisen
  • Keine negativen Emotionen im Training
  • Aufbau einer starken Mensch-Hund-Bindung

Nachteile:

  • Nicht in jeder Situation praktikabel
  • Erfordert perfektes Management
  • Funktioniert nicht bei akuter Gefahr, wenn es noch nicht komplett aufgebaut ist

Ansatz 2: „Abbruchsignal mit Alternativverhalten“

Der aktuelle Mainstream kombiniert das Abbruchsignal mit einer sofortigen Alternative. Nach „Nein“ folgt immer „Sitz“ oder „Zu mir“ oder ein anderes Verhalten, was gerade sinnvoll ist. 

Vorteile:

  • Hund weiß, was er stattdessen tun soll
  • Kombiniert Grenzen mit positiver Führung
  • Wissenschaftlich gut dokumentiert

Nachteile:

  • Aufwändig im Aufbau
  • Nicht immer alltagstauglich
  • Kann kleinschrittig werden

Ansatz 3: „Pragmatisches Abbruchsignal ohne Verpflichtung“

Hier kommt mein Ansatz ins Spiel: Das Abbruchsignal bedeutet einfach „Lass es bleiben“, ohne dass der Hund anschließend ein bestimmtes Verhalten zeigen muss.

Vorteile:

  • Alltagstauglich und schnell
  • Hund kann selbst entscheiden, was er als nächstes macht
  • Weniger Mikromanagement nötig

Nachteile:

  • Hund lernt nicht aktiv Alternativverhalten
  • Kann bei unsicheren Hunden Verwirrung schaffen

Abbruchsignal im Hundetraining

So baust Du ein effektives Abbruchsignal auf

Unabhängig davon, für welche Philosophie Du Dich entscheidest, der Aufbau erfolgt ähnlich:

Schritt 1: Grundtraining mit Leckerli

Beginne mit einem Leckerli in der geschlossenen Faust. Sobald der Hund aufhört zu schnüffeln oder zu lecken, sagst Du Dein Abbruchsignal („Nein“) und öffnest die Hand. Versucht er erneut an das Futter zu gelangen, schließt Du die Hand wieder.

Lies gerne den Artikel über „Belohnungen im Hundetraining“ . Hier erfährst Du, wie Du Belohnungen sinnvoll einsetzen kannst. 

Schritt 2: Generalisierung

Übe das Signal mit verschiedenen Objekten, in unterschiedlichen Situationen und mit steigender Ablenkung.

Schritt 3: Alltagstransfer

Wende das Signal in echten Situationen an. Bei Tischschnorren, Mülleimerplünderung oder anderen unerwünschten Verhaltensweisen.

Achtung: Bei sensiblen Hunden ist wichtig, das Signal besonders ruhig und kleinschrittig aufzubauen. Und bei manchen brauchen wir es auch gar nicht, weil sie von sich aus so vorsichtig sind, dass sei eh kein unerwünschtes Verhalten zeigen. Sei es aus Unsicherheit, Angst oder aus besonderer Sensibilität. Jeder kennt ja diese Hunde, bei denen es reicht, nur eine Augenbraue hochzuziehen und sie lassen alles stehen und liegen. Ich hab so einen Hund nicht 😄

Wann ist ein Abbruchsignal wirklich sinnvoll?

Ein Abbruchsignal macht besonders in diesen Situationen Sinn:

Sicherheitssituationen:

  • Giftköder oder verdächtiges Futter
  • Gefährliche Gegenstände
  • Verkehrssituationen

Alltagssituationen:

  • Bellen ohne ersichtlichen Grund
  • Anspringen von Menschen
  • Klauen von Futter
  • Zerstörerisches Verhalten

Management-Situationen:

  • Wenn Alternative nicht sofort verfügbar ist
  • Bei spontanen, unvorhergesehenen Problemen
  • Als „Notbremse“ im Training

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen

Nach über zwei Jahrzehnten Erfahrung im Hundetraining zeigt sich: Die Realität ist pragmatischer als die Theorie. Ein gut aufgebautes Abbruchsignal ist ein wertvolles Tool, aber es muss nicht immer mit einer Alternative verbunden werden.

Der goldene Mittelweg:

  • Verwende das Abbruchsignal sparsam und gezielt
  • In Gefahrensituationen: Abbruchsignal ohne Alternative ist völlig okay
  • Im Training: Kombiniere es gelegentlich mit Alternativverhalten
  • Sei konsequent in der Anwendung
  • Schrei Deinen Hund nie an! Ein ruhiges, bestimmtes Signal reicht

Mein persönlicher Abbruchsignal-Ansatz im Alltag

Bei mir ist das eine bunte Mischung aus all den genannten Ansätzen. Hier lernt ein Welpe bereits ab Stunde Null, die Bedeutung eines „Neins“. Im Grunde reicht mir im ersten Schritt, das Einstellen des unerwünschten Verhaltens. Was der Welpe danach macht, ist mir ehrlich gesagt egal. Sollte es ein anderer Blödsinn sein, dann kommt das Abbruchsignal abermals. 

Manchmal folgt auf das Abbruchsignal eine Alternative, manchmal aber eben auch nicht. Das entscheide ich eigentlich immer situativ aus dem Bauch heraus. Aber hier mal ein Beispiel, damit es klarer wird: 

Situation A: Zwergnase meint meine Besucher extrem aufdringlich begrüßen zu müssen. Reagiert er auf mein „Lass es“ angemessen und nimmt sich zurück, dann darf er alternativ den Besuch weiterhin begrüßen, solange er freundlich und unaufdringlich ist. Oder ich bringe ihn mit einer Kaustange auf seinen Platz, wenn er diesen schon kennt. 

Situation B: Hund findet leckere Pferdeäpfel auf dem Weg. Ich möchte nicht, dass er sie frisst. Auf mein „Lass es“ hört der Hund auf die Pferdeäpfel zu fressen. Was er stattdessen macht ist mir egal. Er kann zu mir kommen, er kann einfach weitergehen, er kann schnüffeln oder manchmal auch einfach nachfragen, ob ich das jetzt gerade echt ernst meine. 

Abbruchsignal im Hundetraining
Einfach entspannt an den Pferdeäpfeln vorbeigehen. Klares Signal, klare Handlung!

All das hat natürlich auch immer was mit Impulskontrolle zu tu. Je besser ein Hund das verinnerlicht hat, desto leichter fällt ihm die Umsetzung eines Abbruchsignals und die eigene Entscheidung, wie er sich im Anschluss verhält. Bei guter Impulskontrolle brauchst Du Deinem Hund fast kein „Nein“ beibringen. Aber das nur am Rande 

Häufige Fehler beim Abbruchsignal

Fehler 1: Inflationäre Verwendung

„Nein, nein, nein!“ Wer sein Abbruchsignal ständig wiederholt, macht es wirkungslos. Gerade bei Welpen habe ich manchmal das Gefühl, die Hunde denken, dass „Nein“ ihr Name ist. 

Fehler 2: Emotionale Aufladung

Ein scharf geschrieenes „NEIN!“ ist kontraproduktiv und schadet der Beziehung zum Hund. Meist kommt es daher, dass ein Abbruchsignal nie aufgebaut wird. Es wird aber erwartet, dass es denn in Situation X funktioniert.
Hier kommt dann immer die Frage „was tue ich, wenn mein Hund nicht auf ein „Nein“ reagiert? Nun ja, ein „Nein“ ist für einen Hund erst einmal bedeutungslos. Es ist einfach irgendein Laut, den Du von Dir gibst. Die Bedeutung musst Du ihm schon beibringen. 

Fehler 3: Inkonsequenz

Mal durchgreifen, mal durchgehen lassen. So lernt der Hund gar nichts. Oft höre ich Menschen im Training ein „Nein“ sagen. Meinen tun sie aber ein „Vielleicht“ oder ein „Na ja“. Richtig gerne mag ich es, wenn ein „Nein“ mehr als Frage, als als Feststellung formuliert ist. 

Fehler 4: Falsches Timing

Das Signal muss genau dann kommen, wenn das unerwünschte Verhalten beginnt, nicht erst nach einer halben Minute. Wer richtig gut ist, erkennt schon die bloße Absicht bei seinem Hund und greift noch VOR Verhaltensbeginn ein. 

Fazit: Abbruchsignal ja, aber mit Verstand

Ein Abbruchsignal im Hundetraining ist weder Teufelswerk noch Allheilmittel. Es ist ein nützliches Tool, das – richtig eingesetzt – sowohl Hund als auch Halter das Leben erleichtert.

Die Diskussion „mit oder ohne Alternative“ ist oft akademisch. In der Praxis zählt: Was funktioniert für Dich und Deinen Hund? Ein Hund, der nach „Lass es“ eigenständig eine andere Beschäftigung findet, zeigt genau die Selbstständigkeit, die wir uns wünschen.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Baue das Signal systematisch auf
  • Verwende es sparsam und gezielt
  • Bleib ruhig und konsequent
  • Eine Alternative ist nice-to-have, aber nicht zwingend erforderlich
  • Der Hund soll lernen: „Wenn Frauchen/Herrchen das sagt, lasse ich es bleiben“

Am Ende des Tages geht es nicht um perfekte Hundetrainer-Philosophie, sondern um einen entspannten Alltag mit dem Vierbeiner. Und manchmal reicht ein einfaches „Lass es bleiben“ völlig aus.

Und Überraschung: Ich bin durchaus der Meinung, dass es legitim ist einem Hund zu sagen, dass er Dinge nicht tun soll. Die Diskussion um die Tatsache, ob es denn noch zeitgemäß ist einem Hund Dinge zu verbieten finde ich ehrlich gesagt grotesk. Natürlich darf man einem Hund ein „Nein“ zumuten. Dass wir das nicht mehr mit fliegenden Klapperdosen oder mit einem Schlag auf den Kopf tun, wie vor 20 Jahren üblich, sollte aber hoffentlich klar sein. 


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FAQ

Abbruchsignal "Nein", "Pfui", "Aus"

Der Aufbau beginnt am besten mit einem Leckerli in der geschlossenen Hand. Sobald der Hund aufhört zu schnüffeln oder zu lecken, sagst Du Dein Signal („Nein“ oder „Lass es“) und öffnest die Hand.

So lernt der Hund: Dieses Wort bedeutet, das Verhalten sofort zu beenden.

Sobald der Hund auf Dein Signal hin, seine Versuche an das Leckerchen zu kommen einstellt, fängst Du an das Training auf andere Situationen zu übertragen.

Beides hat Vorteile. Ein Abbruchsignal allein ist schnell und praktisch, gerade in Gefahrensituationen. Mit Alternativverhalten lernt der Hund zusätzlich, was er stattdessen tun soll.

In der Praxis ist oft ein Mix sinnvoll: manchmal reicht ein „Lass es“, manchmal hilft ein „Sitz“ oder „Zu mir“ danach.

Nein, wenn es richtig aufgebaut ist. Ein Abbruchsignal ist keine Strafe, sondern ein neutrales Signal: „Beende, was Du gerade machst.“ Es ersetzt veraltete Methoden wie Klapperdosen oder körperliche Einwirkungen. Entscheidend ist, dass es ruhig, konsequent und ohne Emotionen gegeben wird.

Schon Welpen können ein Abbruchsignal lernen. Am besten von Anfang an im Alltag integriert. Wichtig ist, es kleinschrittig, freundlich und mit klarer Konsequenz aufzubauen. Je früher der Hund versteht, dass „Nein“ oder „Lass es“ wirklich eine Bedeutung hat, desto leichter wird es im späteren Training.

Dann wurde das Signal vermutlich noch nicht richtig trainiert oder zu selten konsequent eingesetzt. Wiederhole den Aufbau zunächst in einfachen Situationen, bevor Du es im Alltag anwendest.

Wichtig: Ein Abbruchsignal ist kein Zauberwort! Der Hund muss die Bedeutung schon erst lernen, bevor es zuverlässig funktioniert.

Management vs. Training: Warum die meisten Hundehalter es falsch machen

„Aber er MUSS das doch lernen!“ Wenn ich das höre, weiß ich schon, dass ich es mit jemandem zu tun habe, der seit Monaten gegen Windmühlen kämpft. Meistens sind das die gleichen Menschen, die ihren jagenden Hund ohne Leine laufen lassen, weil „der Rückruf muss doch endlich mal sitzen“, während Rehe in Sichtweite grasen.

Herzlich willkommen in der wunderbaren Welt des Hundetrainings, wo gesunder Menschenverstand oft im Urlaub ist.

Der fundamentale Denkfehler beim Hundetraining

Management ist kein Plan B. Es IST Training

Hier die unbequeme Wahrheit: Management ist nicht das kleine, schmutzige Geheimnis des Trainings. Management IST Training. Nur eben die intelligente Variante.

Nahezu jeder unterschätzt die Rolle des Managements und überschätzt die Rolle des Trainings. Management brauchen wir immer. Training ohne Management wird fast nie das Problem des Hundes lösen.

Was ist der Unterschied zwischen Management und Training beim Hund?

Hundetraining im klassischen Sinn bedeutet: Ich bringe meinem Hund bei, anders zu reagieren. Das ist, als würde ich einem Kind beibringen, im Fast Food Laden nur Salat zu bestellen. Theoretisch machbar, praktisch… nun ja.

Hundeverhalten Management bedeutet: Ich gestalte die Welt so, dass mein Hund gar nicht erst in die Bredouille kommt, falsch zu reagieren. Das ist, als würde ich mit dem Kind einfach nicht zu Mc Donalds, Burger King und Co gehen.

Welche Strategie hat wohl die höhere Erfolgsquote?

Bei welchen Hundeproblemen ist Management unverzichtbar?

Diese Hundetraining-Bereiche brauchen zwingend Management. Auch wenn das immer niemand hören will:

Ressourcenverteidigung: Du kannst Deinem Hund hundertmal erklären, dass Teilen toll ist. Wenn er täglich um sein Futter „kämpfen“ muss, weil Kinder, andere Hunde oder gutmeinende Erwachsene ihn dabei stören, trainierst Du ihn systematisch zum Ressourcenverteidiger. Herzlichen Glückwunsch!

Jagdverhalten: „Aber der Rückruf klappt doch zu Hause so gut!“ Ja, klar. Zu Hause läuft auch kein Reh vorbei, das 50.000 Jahre Evolution in Deinem Hund aktiviert. Dein „Hier“-Kommando gegen den Jagdinstinkt ist wie ein Flüstern gegen ein Rockkonzert.

Reaktivität und Angst: Hier wird es besonders absurd. Hundehalter schleppen ihre ängstlichen oder reaktiven Hunde täglich in Situationen, die sie stressen, „damit er sich endlich dran gewöhnt.“ Das ist wie Therapie durch Waterboarding. Spoiler: Funktioniert nicht!

Impulskontrolle: Der Welpe, der jeden Tag erfolgreich die Besucherschuhe anknabbern kann, lernt nicht „das darf ich nicht.“ Er lernt „Besucherschuhe sind mega lecker.“ Jeden. Verdammten. Tag.

Warum Hundetraining ohne Management wie Sisyphos-Arbeit ist

Kann man Hundeverhalten nur durch Training ändern?

Kurze Antwort: Nein.

Lange Antwort: Das wäre, als würdest Du versuchen, abzunehmen, während du permanent vor einem Buffet sitzt. Du gehst jeden Tag ins Fitnessstudio, machst brav Deine Übungen. Aber den Rest des Tages musst Dir ständig verkneifen, zuzugreifen. Wie lange hältst Du das durch?

Genau das machst Du mit Deinem Hund, wenn Du ohne Management trainierst.

Jedes unerwünschte Verhalten, das Dein Hund zeigen kann, verstärkt sich selbst. Der Hund, der erfolgreich den Postboten „vertreibt“ (der sowieso weitergegangen wäre), fühlt sich wie ein Held. Das Verhalten ist also selbst belohnend. Du kannst eine Stunde am Tag üben, dass Bellen doof ist, aber 23 Stunden am Tag beweist die Realität das Gegenteil.

Hund bellt am Gartenzaun Management vs. Training

Gegenkonditionierung beim Hund ist nur mit Management möglich

Gehen wir von einem Hund aus, der auf andere Hunde speziell reagiert. Sprich, er springt brüllend in die Leine.

Stell Dir die Reaktivität wie eine körperliche Verletzung vor. Eine Ruhepause von der Ursache der „Verletzung“ (was Deinen Hund immer wieder triggert) sowie eine schrittweise Rehabilitation (mithilfe einer Gegenkonditionierung) sind notwendig, um Deinen Hund wieder in ein normales Leben zu führen.

Um das große Thema Reaktivität richtig anzugehen, muss Management und Training Hand in Hand gehen.

Management vs. Training im Hundetraining

Jeder von uns hat eine intuitive Vorstellung davon wie wir eine körperliche Verletzung behandeln. Knickt jemand im Sport um, werden wir wahrscheinlich die Verletzung kühlen und das Bein hochlagern. Dies ganz ohne Zutun eines Arztes. Wir wenden das ganz intuitiv als Erstmaßnahme an.

Problemverhalten beim Hund ist wie eine Verletzung des Körpers zu behandeln

Dahingegend fällt es uns schwer uns eine Behandlung von einem Problemverhalten vorzustellen.

Angenommen, wir als Mensch verletzen uns beim Sport. Besteht unser Ziel nun darin, irgendwann wieder in den Sport zurückzukehren? Wahrscheinlich Ja!

Glaubst Du, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn wir mit der Verletzung unser Training wie gewohnt ohne Pause und / oder ohne Physio-Behandlung weiterführen? Wahrscheinlich nicht!

Pause = Stopp des Auslösers, der die Verletzung verursacht hat

⇓ bedingt

Erholung = idealerweise eine Rückkehr in den Zustand vor der Verletzung

Ziel des Managements beim Umlenken von Verhalten

Und so ist es auch mit den Hunden.
Besteht unser Ziel darin, dass der Hund irgendwann entspannt spazieren gehen und ein “normales Leben” führen kann? Wahrscheinlich ja!

Aber werden wir das Ziel erreichen, wenn wir den Hund ständig Situationen aussetzen, die das Problem verschlimmern? Wahrscheinlich nicht!

Management = Stopp der Auslöser, die das Verhalten aufrecht erhalten

⇓ bedingt

Training = idealerweise eine komplette Umkehr der CER (konditionierte emotionale Reaktion) des Hundes

Das Aussetzen von auslösenden Situationen erhöht die Reaktivität!
Mit jeder Situation, die das Verhalten auslöst, wird dieses tiefer im Hund verankert!

Management im Hundetraining richtig abbauen: Die Kunst des richtigen Timings

Wie lange braucht man Management beim Hundetraining?

Hier kommt der Teil, den die meisten komplett vergeigen: Management im Hundetraining ist kein lebenslanger Zustand. Es ist ein Werkzeug. Aber – und das ist wichtig – es ist kein Werkzeug, das man nach dem ersten Erfolgserlebnis wegwirft.

Management abzubauen ist wie das Abnehmen von Stützrädern beim Fahrradfahren. Zu früh, und das Kind knallt auf die Nase. Zu spät, und es lernt nie richtig fahren. Das Timing muss stimmen.

Der Abbau erfolgt in Micro-Schritten. Nicht: heute Management, morgen Chaos. Sondern: heute, bei der netten Nachbarin ohne Management, morgen wieder oder immer noch mit Management beim „verhassten“ Paketboten.

Und hier die schlechte Nachricht für alle Perfektionisten: Rückschritte sind normal. Sie bedeuten nicht, dass Du versagt hast. Sie bedeuten, dass Dein Hund ein Lebewesen ist, kein Roboter. Je länger Dein Hund das Fehlverhalten bereits zeigt, desto eher wird er in, für ihn, schwierigen Situationen darauf zurückgreifen. 

Warum Menschen lieber leiden als managen

Menschen sind seltsame Wesen. Wir verstehen Management in allen anderen Lebensbereichen: Wir schließen die Haustür ab (Management gegen Einbrecher), tragen Sicherheitsgurte (Management gegen Unfallfolgen), und setzen Passwörter (Management gegen Hacker).

Aber beim Hund? Da wird Management plötzlich zu „Schwäche“ oder „dem Problem ausweichen.“

Grund 1: Das Helden-Syndrom Training fühlt sich heroisch an. „Ich arbeite mit meinem Hund, ich löse Probleme!“ Management fühlt sich an wie… organisiert sein. Langweilig.

Grund 2: Die Ego-Falle „Andere schaffen das doch auch ohne Management!“ (Spoiler: Nein, tun sie nicht. Gutes Management ist nur nicht sichtbar.)

Grund 3: Die Sichtbarkeits-Falle Niemand applaudiert, wenn Dein Hund ein Problem gar nicht erst hatte. Aber alle sind beeindruckt, wenn er auf Kommando damit aufhört. Dumm nur, dass Variante zwei hundertmal stressiger ist.

Train smarter, not harder: Die Formel für entspannte Hundehalter

Hier meine Erfolg Tipps für eine gelungene Kombination von Training und Management bei der Ausbildung von Hunden, nach 25 Jahren im Business:

Wie kombiniert man Training und Management beim Hund optimal?

Management + Training = Erfolg
Training – Management = Burnout
Management – Training = Stillstand

Die meisten Hundehalter wählen Burnout. Jeden Tag aufs Neue.

Smartes Hundetraining bedeutet:

  • Den einfachsten Weg zum Ziel wählen (auch wenn er dem Ego nicht schmeichelt)
  • Dem Hund Erfolgserlebnisse ermöglichen, statt ihn täglich scheitern zu lassen
  • Energie für die wichtigen Kämpfe aufsparen, statt sie für vermeidbare zu verschwenden

Lies dazu gerne auch den Artikel über Timing im Hundetraining.

Es ist wie beim Schach: Der beste Zug ist nicht immer der spektakulärste. Manchmal ist es einfach der, der funktioniert.

Management v. Training Train smarter not harder

Praxisbeispiel: Hund springt Besucher an. Management vs. Training

Bella, 2 Jahre, Labrador-Mix, Problem: Springt jeden Besucher an, als wäre er ein lang vermisster Verwandter. Die Besitzer sind verzweifelt, der Besuch mit so viel „Liebe“ überfordert.

Szenario A „Die Masochisten-Variante“ (nur Training): Jeden Tag kommen „Trainingsbesucher.“ Bella springt. „NEIN! Sitz!“ Bella hört nicht, ist viel zu aufgeregt. Besucher werden umgerannt, Nerven liegen blank. Nach 6 Monaten: Bella springt immer noch. Trainingsbesucher haben keine Lust mehr. Echte Besucher werden gemieden. Erfolgsquote: 0%.

Szenario B „Die Verzweifelte Variante“ (nur Management): Bella wird bei jedem Besuch ins Schlafzimmer gesperrt. Sofort Ruhe. Aber Bella wird bei jedem Mucks vor der Schlafzimmertür zum Berserker. Die seltenen Momente ohne Management eskalieren komplett, weil sie noch aufgestauter ist. Soziale Kontakte der Familie gehen gegen Null. Lösung: Temporär. Langzeitergebnis: Verschlimmerung.

Szenario C „Die Intelligente Variante“ (Management + Training): Bella wird vor Besuch an die Leine genommen (Management). Besucher ignorieren sie komplett, bis sie ruhig ist, erst dann Aufmerksamkeit (Training). Wenn sie zu aufgeregt wird, kurze Auszeit an der Leine (wieder Management).

Nach 4 Wochen: Erste Erfolge mit bekannten Besuchern. Nach 3 Monaten: Leine wird nur noch bei sehr aufregenden Besuchern gebraucht. Nach 6 Monaten: Bella begrüßt höflich, weil sie gelernt hat, dass das viel mehr Aufmerksamkeit bringt.

Erfolgsquote: 95%. Stresslevel aller Beteiligten: Minimal.

Die unbequeme Wahrheit

Management ist nicht sexy. Es ist nicht Instagram tauglich. Es löst keine „Wow-Momente“ aus.

Aber weißt Du was? Es funktioniert.

Und wenn Du lieber funktionierende Lösungen willst als spektakuläre Geschichten, dann hör auf, Deinem Hund und Dir selbst das Leben schwer zu machen.

Dein Hund ist kein Projekt, das Du reparieren musst. Er ist ein Lebewesen, das in einer für ihn oft unverständlichen Welt navigieren muss. Management ist die Landkarte, Training der Kompass.

Ohne Landkarte nützt auch der beste Kompass nichts und Ihr lauft trotzdem im Kreis.

Also: Nimm die Abkürzung. Dein Hund wird es Dir danken. Deine Nerven auch. Und Deine Besucher sowieso.

Fazit

Training und Management im Hundetraining verhalten sich wie ein Haus. Das Management bildet unser Fundament und das Training sind die Stockwerke, die aber nur auf einem starken Fundament gebaut werden können.

Im Trainingsprozess ist es daher ratsam die Situationen, die den Hund zum Ausflippen bringen auf ein Minimum zu reduzieren:

  • Sollte der Hund durch andere Hunde aus der Fassung geraten, dann geh nicht gerade dann spazieren, wenn alle anderen das auch tun, bzw. suche Dir Gebiete, die nicht hoch frequentiert sind.
  • Ein Hund, der z. B. ein Thema mit Bellen am Gartenzaun hat, sollte nicht alleine im Garten sein und seiner „Leidenschaft“ weiter frönen.
  • Ein Hund, der durch Besucher, Lieferanten oder generell Menschen getriggert wird, sollte bei Besuch in einem anderen Raum sein, wenn Du Besuch erwartest oder Dein Postbote regelmäßige Zeiten hat.

Der beste Hundetrainer der Welt wird Euch nicht helfen können, wenn der Hund weiterhin sein bisheriges Verhalten verankern kann.

Daher verzichte nie auf ein kluges und proaktives Management!

Wenn Du Dir eine Stunde Zeit nimmst, um Dein Management zu planen, kann das Deinen Trainingserfolg um Wochen oder gar Monate beschleunigen.

Mache es Dir und Deinem Hund daher nicht unnötig schwer.

Ich habe so viele Teams gesehen, die von Trainer zu Trainer laufen und Dinge zwar kurzzeitig besser wurden, aber dann am Ende schlimmer endeten, als sie je waren.

Das kann zum Einen am falschen Trainer liegen, am nicht klar kommunizieren von Hintergrundwissen oder schlicht an der Tatsache, dass man als Hundehalter dann eben doch nicht so trainiert hat, wie man sollte oder zwar trainiert, das Management aber vernachlässigt hat.

Und wenn Du nicht weißt, wie Du Management für Deinen Hund konkret umsetzt, lass uns drüber reden. Es spart dir Monate an Frust. Versprochen! 

FAQ

Management vs. Training in der Hundeerziehung

Nein, Du sollst Deinen Hund nicht isolieren. Das Ziel besteht darin, zu verhindern, dass Dein Hund das unerwünschte Verhalten wiederholt und darin, seinen Stress gering zu halten. Das Management erfordert jedoch eine Anpassung der Auslöser. Dein Hund braucht weiterhin Bewegung, Du musst nur Wege finden, seine Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dass er seine Schwelle für unerwünschtes Verhalten überschreitet.

Viele Hunde zeigen dieses Verhalten. Die Leine stellt für Hunde eine Barriere dar, die Frust auslöst.

Darüber hinaus können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, die dazu führen, dass ein Hund beim Spazierengehen nur an der Leine reagiert. Hier wäre als Beispiel ein in der Vergangenheit erfolgter Leinenruck zu nennen, der dazu geführt hat, dass unser Hund den dadurch verursachten Schmerz mit anderen Hunden verknüpft hat.

Das bedeutet einfach, dass das Training an der Leine stattfinden muss, da wir an der Leine eine positive Assoziation mit dem Auslöser aufbauen müssen.

Obwohl wir die Auslöser einzeln trainieren können, möchten wir alle Auslöser unseres Hundes so gut wie möglich in den Griff bekommen, damit er das unerwünschte Verhalten nicht weiter einstudiert.

Daher mein Rat, wenn Du eh schon beim Management bist, dann mach es von Anfang an richtig und versuche so viele blöde Situationen wie möglich von Beginn an zu vermeiden.

Das Ziel besteht darin, dass ein Management nicht mehr erforderlich ist, sobald der Hund eine neue positive emotionale Reaktion auf den Auslöser entwickelt hat. Mit den Fortschritten, die Du und Dein Hund im Training machst, sollte auch der Aufwand des Managements verringert werden können. Somit auch hier noch mal: Je besser Dein Management am Anfang, desto schneller hast Du es auch wieder hinter Dir!

Es gibt einige Faktoren, die bestimmen, wie lange das Training dauert, wie zum Beispiel

  • wie lange hat der Hund sein unerwünschtes Verhalten schon, sprich, wie tief verankert ist es
  • wie intensiv das Verhalten ist
  • wie gut das Management ist
  • wie erfolgreich und konsequent die Trainingseinheiten sind

Die Bereitschaft eines Hundes etwas zu ändern, geschieht nicht über Nacht. Wenn wir bei der Führung und Ausbildung konsequent bleiben , sollten wir stetige und schnelle Fortschritte sehen.

Wenn Du Dich für die Option entscheidest, Deinen Hund bei Besuch alleine in einem Zimmer zu lassen, musst Du ihn zunächst daran gewöhnen, dass er dort ohne Besuch bereits bleiben kann.

Das heißt, plane Trainings ein, in denen der Hund alleine im Zimmer ist und sich wohlfühlt. Du kannst auch Musik oder den Fernseher anmachen, damit sie die Geräusche der Besucher übertönen. Gib Deinem Hund etwas zum Kauen, damit er sich entspannen kann.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Besucher draußen zu empfangen, dort Leckerlis schnüffeln zu lassen und dann mit den Gästen hineinzugehen. Sobald Ihr drinnen seid, gib Deinem Hund etwas zum Kauen, damit er sich entspannen und die Anwesenheit der Besucher verarbeiten kann. Verwende bei Bedarf Babygitter, Laufställe oder eine Leine.

Wenn Du nicht vorhersagen kannst, wann der Auslöser kommt, kannst Du Dich nur bestmöglich vorbereiten, um Deinen Hund im Fall des Falles schnell zu beruhigen.

Es kann dafür sehr hilfreich sein, Leckerlis in der Nähe der Tür aufzubewahren, damit Du sie schnell verteilen kannst und der Hund schnell ins Schnüffeln kommt, wenn er getriggert wird, sodass er nicht über längere Zeit über der Reizschwelle bleibt.

Oder ganz pragmatisch – Du bestellst einfach weniger im Internet 😉 

Meine Hunde! Meine Regeln! Mein Chaos! – Ein Blick hinter die Kulissen

Huiuiui! Wenn Du Dich hier so durch den Blog liest, könntest Du zu dem Schluss kommen, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und hier läuft immer alles wie im Bilderbuch.

Ähm… lass mich kurz überlegen… nein!

Perfekt? Eher perfekt unperfekt!

Okay, das mit den Löffeln stimmt. Aber es sind eher Teelöffel als Suppenkellen. Die Teelöffel mit den Erhebungen in der Mitte, damit man weniger Zucker verwendet. Ja, ich habe massenhaft theoretisches Wissen, trotzdem weiß ich, was ich nicht weiß!

Nein, das mit dem „perfekt“ stimmt nicht. Schon gar nicht immer.

Auch Hundetrainer haben Zeitprobleme

Ich bin auch nur ein Mensch und meine Hunde sind auch nur Hunde. Nur weil ich Hundetrainerin bin, heißt das nicht, dass hier alles glattläuft. Ich weiß vielleicht mehr und kann an Dingen anders arbeiten als Du. Aber hey, ich müsste es dann halt auch tun.

Ich habe meine Hundeschule, einen Hauptjob und aktuell drei Hunde (nächstes Jahr hoffentlich vier). Somit habe ich eigentlich dauernd ein Zeitproblem.

Je nach Jahreszeit oder eigener Verfassung heißt das unterm Strich, dass ich nichts mehr richtig auf die Kette bringe. Da Beruf und Business irgendwie immer laufen müssen, sind es ganz oft meine eigenen Hunde, die hinten runterfallen.

Das schlechte Gewissen kennt jeder

Weißt Du, wie oft ich ihnen gegenüber ein schlechtes Gewissen habe? Weil der Spaziergang mal wieder schnell zwischen 2 Terminen stattfindet oder gar ganz ausfällt. Oder weil ich eigentlich etwas zur Beschäftigung mit ihnen tun wollte, aber einfach nicht dazugekommen bin. Weil sie als Trainerhunde manchmal eigentlich unfaire Leistungen erbringen müssen.

Ich weiß also ganz genau, wie es Dir geht, wenn Du hier zwar die Artikel liest, hochmotiviert das Handy weglegst, um Dinge mit Deinem Hund zu üben und nach 2 Tagen alles wieder verpufft ist, weil einfach mal wieder keine Zeit war.

Ich habe mir schon so oft vorgenommen getrennt mit den Hunden Gassi zu gehen, damit sie auch mal mit sich selber klarkommen müssen und nicht immer das Rudel als Background dabei haben. Gerade der kleinen Zazu würde das sehr gut tun. Ja, in 95% der Fälle bleibt es dann auch bei dem Vorhaben. Und ja, da ärger ich mich sehr über mich selber. 

Meine persönliche Dauerbaustelle: Die Terrassentür

Jeder hat diese eine Stelle, an der er scheitert. Meine: die Terrassentür.

Die Hunde rennen hier raus, als wenn ich sie sonst den ganzen Tag im Keller einsperre und sie seit 3 Wochen kein Tageslicht mehr gesehen hätten.

Egal, ob ich vor der Tür rumhüpfe wie Rumpelstilzchen, ob es mir einfach sch…egal ist, ob die da rauskacheln oder nicht oder ob ich es mit pädagogisch wertvollen Erziehungsmaßnahmen versuche. Langfristig hat sich hier noch nie was geändert.

Im Grunde habe ich es aufgegeben, das ändern zu wollen. Julia und Andi von der Tierphysio Feist werden es schon wieder richten. (Unbezahlte Werbung. Absolute Herzensempfehlung!) Trotzdem bekomme ich immer mal wieder einen „Konsequenzanfall“. Erfolgsquote: überschaubar.

Ganz ehrlich? Manchmal habe ich das Gefühl, die lieben Tiere lachen mich dabei aus. Frei nach dem Motto:  „Ach, die Olle hat wieder ihre Phase. Einfach aussitzen, das vergeht!“ Kennst Du diesen einen Blick Deines Hundes, der genau das auszusagen scheint, auch?

Konsequent? Bin ich! Konsequent inkonsequent!

Hier sind wir auch schon beim nächsten Thema: Die liebe Konsequenz. Also, nun gut. Die Queen dieser Disziplin bin ich jetzt nicht.

Während ich in einem Junghundekurs so über Konsequenz philosophiere, fährt in meinem Kopf ein Feuerwehrauto blau Karussell. Das kleine Teufelchen auf meiner Schulter grinst schelmisch und flüstert mir ins Ohr: „Ja ja, Sandra, Wasser predigen und Wein saufen. Ganz mein Humor!“ Ich komm mir da echt leichtsam schizophren vor. Meine Ausrede? Ich bin konsequent inkonsequent. Na also, geht doch!

Konsequenz im Hundetraining - wenn der Trainer versagt

Nein, im Ernst jetzt. Bei echt wichtigen Regeln bin ich schon konsequent. Aber das sind ja nicht viele hier bei uns. Viel mehr haben wir so Dinge wie z. B. das ordentliche neben mir laufen in allerlei Begegnungen oder an der Leine. Ich geb’s zu, es ist mir ganz oft viel zu anstrengend, hier konsequent auf den festgelegten Abstand zu achten oder ob sich die Hunde danach selber auflösen. Da latsche ich dann so übers Feld, der Fahrradfahrer ist vorbei, ich will meine Hunde auflösen und sehe dann, die sind schon 50 Meter weiter. Ja wurscht, jetzt ist es auch schon zu spät.

Kleiner Trost für mich: Ich weiß, dass ich all diese Dinge von meinen Hunden einfordern könnte, wenn ich wollte. Sie haben das schließlich alle mal „in Schön“ gelernt. Und zwar konsequent!

Das beruhigt dann auch das Feuerwehrauto in meinem Kopf wieder. Das Engelchen auf der anderen Schulter lächelt süffisant und flüstert mir ins Ohr: „Passt schon, Sandra, wenn es nötig ist, dann kannst du das mit der Konsequenz ja. Also, lass die Teilnehmer von deinen guten Phasen lernen. Das bisschen Bequemlichkeit sei dir gegönnt!“

Piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb. Meistens! 

Und jetzt verrate ich Dir noch ein ganz großes Geheimnis:

Ja, mich nerven meine Hunde auch öfter mal. Was ich hasse, ist ihre innere Uhr. Wenn sie mir sagen wollen, dass jetzt Zeit zum Spazierengehen oder fürs Futter ist. Himmel, weitere 3 Individuen, die was vom mir wollen. Und dabei gibt es gar keine festen Futter- und Gassizeiten. Also nicht bei mir. Bei meinem Mann sind sie da erfolgreicher. 

Was mich zur Weißglut bringt, ist wenn ich Dinge 3x sagen muss und schon beim 1. und 2. Mal das Gefühl hatte, dass sie mal wieder in der Testphase sind und hinterfragen, ob Regeln wirklich noch gelten. Bei 3 Hunden ist immer einer in dieser Phase. Da könnt ich ihnen manchmal echt den Koffer vor die Tür stellen. Also kurzzeitig.

Ich finde, es ist legitim, auch mal so zu fühlen. Nur weil es unsere Hunde sind, müssen wir die ja nicht 24/7 glückselig anstrahlen. Vor allem nicht, wenn sie nur noch bunte Knete im Kopf haben. Wollte ich jetzt nur gesagt haben, falls der Eindruck bestehen sollte, dass ich trotz aller positiven Herangehensweise nicht auch mal negativ auf meine Hunde reagiere.

Reibung gehört zu einer guten Beziehung dazu

Das Zusammenleben hier ist wahrscheinlich genauso wenig immer eitel Sonnenschein wie bei Dir und Deinem Hund. Gut so. Zu einer guten Beziehung gehören nun mal auch Reibung und Diskussionen. Solange man es immer wieder auf die Reihe bekommt und sich wieder lieb hat, solange ist in meinen Augen alles gut.

Ich habe meine Hunde ja hin und wieder auch im Training dabei und ich höre so oft: „Oh, es ist so beruhigend, dass auch du mal was zwei Mal sagen musst“ oder „Ach wie schön, bei dir funktioniert ja auch nicht immer alles“. Liebe Leute, was denkt ihr von mir? 

Fazit: Nimms locker, niemand ist immer „on point“! 

Ich bin ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Meine Hunde sind Hunde, keine Roboter und das Leben hier ist nicht gnädiger als Deins. Wir sind hier nicht perfekt. Eher perfekt unperfekt!

Ich kann all die Gefühle nachempfinden, die Du im Training hast. Ich weiß, wie es ist, einen Blog oder ein Buch zu lesen und zu der Erkenntnis zu kommen: „Ähm ja, weiß ich eigentlich. Aber ich sollte es dann halt auch mal tun.“

Ich bin mir sowohl meiner Stärken als auch meiner Schwächen bewusst. Und ich weiß, dass ich nicht alles richtig mache oder einfach auch aus Bequemlichkeit halt dann auch gar nicht. Allerdings gebe ich aber am Ende nicht den Hunden die Schuld.  Wenn’s nicht funktioniert, dann muss ich mir schon selber in den Hintern beißen. Schließlich hätte ich es ja einfach richtig machen können.

Du siehst, es ist nicht alles Gold, was glänzt, und nur weil ich hier jede Woche blogge und meine geistigen Ergüsse mit Dir teile, bin ich nicht perfekt und schon gar nicht allwissend.

Ein bisschen Selbstoptimierung betreibe ich natürlich schon. Ich möchte mich ja nicht ständig auf meine Ausreden verlassen und bin daher auch immer dankbar, wenn ich gute Anregungen bei Kollegen entdecke und arbeite durchaus an Dingen, die mir wichtig sind. Darum geht es mir heute aber gar nicht. Mir ist wichtig, dass Du weißt, dass hier kein abgehobener Nerd schreibt, sondern ein ganz normaler Mensch. Ich hoffe, es ist mir gelungen! 


Nächste Woche geht es wieder mit Wissen weiter! Wenn Du einen Themenwunsch hast, den ich hier behandeln soll, dann schreib mir unbedingt. Wenn ich dazu eine Meinung habe, dann werde ich sie hier veröffentlichen. 

Kleinhunde Erziehung: Warum kleine Hunde oft verhaltensauffällig werden

Sie bellen, sie schnappen, sie hängen in der Leine und trotzdem bekommen sie oft ein verächtliches Lächeln und ein „Na, wieder einer mit großem Ego auf kleinen Beinen?“

Kleinhunde haben ein Imageproblem. Nicht, weil sie schwieriger wären als große Hunde, sondern weil wir Menschen es oft nicht schaffen, sie ernst zu nehmen. Dabei zeigen viele kleine Hunde völlig normale Verhaltensweisen. Allerdings in einem Körper, den wir nicht so recht ernst nehmen wollen. Das ist nicht nur unfair, sondern auch gefährlich. Für den Hund, für seine Umwelt und vor allem für das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier.

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie solche Verhaltensweisen entstehen, warum sie bei Kleinhunden so häufig auftreten und was eine faire, klare und konsequente Kleinhunde Erziehung damit zu tun hat.

Warum Kleinhunde oft „auffällig“ werden

Das Problem beginnt bereits im Welpenalter

Kleinhunde fallen auf. Nicht, weil sie es wollen. Sondern weil wir sie in eine Sonderrolle schieben: niedlich, handlich, unkompliziert. Das führt oft dazu, dass kleine Hunde keine echten Grenzen erfahren, wenig förderliche Sozialkontakte haben und viel zu oft übergriffig behandelt werden. Ohne es zu merken, bringen wir ihnen bei, dass sie sich nur mit Abwehrverhalten oder Aggression durchsetzen können. Und dann wundern wir uns, wenn sie „nicht sozialverträglich“ sind.

Als Welpe führt so ein kleiner Hund, wie alle Welpen, zum durchgängigen Milcheinschuss bei seiner Besitzerin. Auch die Herren der Schöpfung können sich der Charmoffensive kaum entziehen. Anders als große Rassen halten sie diesen Status aber viel länger. Der 5 Monate alte Mali hat schon einiges an Niedlichkeitsfaktor eingebüßt, der Havaneser aber leider nicht. 

Kleine Hunde wirken hilflos, süß und oft wie ein Kuscheltier. Viele Menschen behandeln sie auch so: sie werden hochgenommen, getätschelt und vermenschlicht. Grenzen? Fehlanzeige. Konsequenz? „Ach, der ist doch so klein.“

Typische Fehler in der Kleinhunde Erziehung:

  • Übergriffiges Verhalten wird toleriert (Hochheben gegen den Willen des Hundes)
  • Warnzeichen werden als „herzallerliebst“ abgetan
  • Fehlende Konsequenz bei Grenzsetzungen
  • Mangelnder Respekt vor den Bedürfnissen des Hundes

Spannend ist aber doch, warum tun wir Menschen das? Viele Kleinhunde teilen sich ein gemeinsames Schicksal. Sie werden einfach nicht ernst genommen. Nur weil sie klein sind, sind sie ja nicht weniger Hund. Kleinhunde werden nicht groß, aber verdammt noch mal erwachsen. 

Der falsche Umgang mit Angst und Unsicherheit

Viele kleine Hunde erleben täglich Situationen, die sie überfordern: große Artgenossen, zu viel Trubel, hektisches Anfassen, ungefragtes Hochheben. Statt sie zu schützen, zwingen viele Menschen sie durch Ängste hindurch. Der Hund lernt: Ich bin auf mich allein gestellt. Also wird er laut. Oder beißt. Oder zeigt andere Strategien, um sich Raum zu verschaffen.

Der entscheidende Unterschied: Respekt

Stell Dir vor ein Hund von der Größe eines Australian Shepherd  (also jetzt nicht die Zwergenvariante einer Zazu) steht knurrend vor Dir. Was tust Du? Nimmst Du ihn ernst? Ich denke schon! Im ersten Moment wirst Du wahrscheinlich den Abstand zum Hund vergrößern.

Bei Kleinhunden fehlt dieser Respekt leider ganz ganz oft. Sie zeigen die gleichen Signale wie große Hunde. Aber sie werden ignoriert. Über einen keifenden Chihuahua lächelt man hinweg. Genau hier liegt das Problem der Kleinhunde Erziehung.

Alle Anzeichen von einer eigenen Persönlichkeitsentwicklung werden ignoriert. Ist der Hund wütend oder „aggressiv“ wird darüber gelacht und man findet es „herzallerliebst“ wenn sich das Kleini durchsetzen will. Wenn er es am Ende dann auch tut, ist der Jammer groß! 

Wie Hunde Ihre Grenzen kommunizieren 

Ganz viele dieser Hunde erdulden diese Übergriffigkeiten ihr Leben lang. Sie haben sich daran gewöhnt, dass niemand auf ihre Signale und Wünsche achtet. Diese Hunde leiden zwar, ertragen es aber oft still. 

Aber es gibt auch die Charakterhunde unter den kleinen Hunden. Die, die von Anfang an gesagt haben, dass sie Hunde sind und bitte auch so gesehen werden möchten. Und wenn dieses Bedürfnis ignoriert wird, werden sie deutlich. Was ist das deutlichste Mittel für einen Hund? Richtig, seine Zähne. Und die setzt er ein. Er hat gelernt, dass das der effektivste Weg ist, sich Unangenehmes vom Leib zu halten. 

Jeder Hund zeigt wirklich viele Signale. Er beschwichtigt, er keift und wenn das nicht gesehen wird schnappt er. Dabei ist er schnell und präzise.

Die Warnsignale richtig deuten 

Bevor ein Hund schnappt oder beißt, sendet er verschiedene Warnsignale aus. Diese Signale zu ignorieren ist ein häufiger Fehler in der Kleinhunde Erziehung.

Beschwichtigungssignale erkennen:

  • Wegdrehen des Kopfes oder Körpers
  • Schmatzen und Lefzen lecken
  • Gähnen in unpassenden Situationen
  • Unruhiges „Herumfiddeln“

Letzteres wird ganz oft als Spielaufforderung missverstanden und der Hund weiter bedrängt. 

Werden diese Beschwichtigungssignale nicht gesehen kommen Drohgebärden hinzu. Die Erfahrung zeigt, dass ganz wenige Menschen sich mit der Körpersprache von Hunden auskennen und diese dann entweder völlig fehlinterpretiert oder schlicht ignoriert wird. 

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich es ganz furchtbar finde, wenn man Hunden das Knurren verbietet. Man nimmt ihm damit ein wichtiges Kommunikationsmittel. Erlebe ich wirklich oft in der Hundeschule, dass Hund fürs Knurren gemaßregelt werden. Na ja, ist halt das erste Anzeichen, was wir so als eher grobmotorischer Mensch an Kommunikation mitbekommen haben.  

Hunde nutzen Drohgebärden unter anderem, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken und eine Distanzvergrößerung zu erreichen. Dabei ist nicht jeder Hund in der Lage alle Anzeichen zu zeigen. Schlappohren lassen sich nicht anlegen, manchen Fellarten lassen sich nicht aufstellen. Aber jeder Hund wird Anzeichen aus der Palette der Drohgebärden zeigen können. 

Defensives Drohen 

Ohren und Rute: Die Ohren werden nach hinten oder unten angelegt, die Rute geht nach unten und wedelt evtl. minimal. Manchmal wird sie auch unter den Bauch geklemmt. 

Augen und Blick: Mandelförmige Augen mit viel weiß, abgewendeter Blick (Walauge, Whale Eye oder Half-Moon-Eye genannt) 

Gesichtsausdruck: nach hinten gezogene Lefzen mit abgerundeten Mundwinkeln,  Zähne sichtbar, Zunge nicht sichtbar, gekräuselter Nasenrücken. 

Körperhaltung: Der Hund versucht, sich klein zu machen, geduckten Gang, nach hinten verlagertes Körpergewicht. Kopf und Rute unterhalb der Rückenlinie. 

Weitere Anzeichen: Knurren, bellen, keifen, gesträubte Rückenhaare

Defensiv drohender Hund - Kleinhunde werden nicht ernstgenommen
KI generiert mit ChatGPT

Spätestens beim defensiven Drohen wäre es ratsam auf den Hund einzugehen. Die allermeisten Hunde tun das nicht, weil sie so wahnsinnig dominant sind, sondern weil sie sich echt unwohl fühlen.

Wenn ich sage auf den Hund eingehen, heißt das nicht, dass dieser sich nun alles erlauben darf. Aber ich muss mich fragen, was gerade zu dieser Reaktion geführt hat. Was muss ich tun, damit sich das wieder zum Guten ändert? Muss ich meinen Umgang mit dem Hund ändern? Soll ich mehr oder weniger Grenzen setzen? Verhalte ich mich übergriffig? Hier ganz klar, küssen finden extrem viele Hunde, extrem daneben. Viele tragen es mit Fassung, der ein oder andere „küsst“ zurück. Mit Zunge und Zähnen. 

Lange Rede, kurzer Sinn. Hat Mensch es also immer noch nicht kapiert, dann kann der Hund auch einen Schritt weitergehen: 

Offensives Drohen 

Ohren und Rute: Die Ohren werden nach vorne genommen und aufgestellt, die Rute wird hochgetragen, wedelt nicht, und ist steif. 

Augen und Blick: Die Augen sind weit und rund geöffnet, der Blick wirkt hart und fokussiert. 

Gesichtsausdruck: Fang stark verkürzt, nach vorne, runde Mundwinkel, Zähne sichtbar, Zunge nicht sichtbar, gekräuselter Nasenrücken. 

Körperhaltung: Der Hund steht im Gegensatz zum defensiven Drohen aufrechter und wirkt insgesamt selbstbewusster. Körperschwerpunkt nach vorne verlagert. Ohren und Rute oberhalb der Rückenlinie. 

Weitere Anzeichen: Knurren, bellen, keifen, gesträubte Rückenhaare

Offensiv drohender Hund - Wenn Kleinhunde nicht ernst genommen werden
KI generiert mit ChatGPT

Wer einen offensiv drohenden Hund immer noch nicht ernst nimmt, der hat wahrlich einen an der Murmel und tut mir dann auch nicht mehr leid, wenn der Hund seine Hand perforiert hat. 

Der richtige Umgang mir Drohsignalen

  • Drohverhalten ist normales Kommunikationsmittel von Hunden und muss ernst genommen werden. Auch bei kleinen Hunden! Dieses Verhalten wird dazu eingesetzt eine Distanzvergrößerung zu erreichen.
  • Gewähre Deinem Hund den nötigen Abstand und deeskaliere die Situation.
  • Droht ein Hund aus Angst und / oder Unsicherheit, dann ist es ratsam die Ursache dafür zu finden und ihn zu unterstützen mit seiner Angst zurecht zu kommen.
  • Bestrafe Drohverhalten nicht! Das kann dazu führen, dass der Hund lernt, dass seine Drohungen nicht ernst genommen werden und er zu härteren Maßnahmen greifen muss! 

Die 4F-Strategien: Wie Hunde mit Bedrohung umgehen

Die gängigen Strategien von Hunden mit solchen Dingen umzugehen sind die 4 Fs: Flucht (Flight), Einfrieren (Freeze), Flirt (Fiddle about) und Kampf (Fight). Hier sind sie uns Menschen sehr ähnlich, denn auch wir benutzen diese Strategien. 

Die Strategien können in unterschiedlichen Intensitäten gezeigt werden und ein Wechsel von einer Strategie in die andere ist möglich und wird häufig angewandt. 

Schauen wir uns die Möglichkeiten genauer an. 

Flirt: Das Verhalten entsteht oft bei inneren Konflikten, wie z. B. ein nicht richtig einschätzen können von Situationen. Viele Hunde wirken, als würden sie unkoordiniert rumhampeln. Oft wird eine Tiefstellung der Vorhand gezeigt, so dass diese Verhalten oft mit Spiel verwechselt wird. Für echtes Spiel ist der Hund hier auch viel zu angespannt. 

Flucht: Die Flucht dient ganz deutlich der Distanzvergrößerung. Der Hund möchte einfach nur raus aus der Situation. Fühlt der Hund sich nicht ernsthaft bedroht, kann er hier im ersten Schritt auch „nur“ Meideverhalten zeigen. Dies erkennst Du z. B. am Wegdrehen des Kopfes oder auch des ganzen Körpers. Ist der Hund an der Leine, und die Flucht funktioniert dadurch nicht, kann er in eine andere Strategie aus dem Bereich der 4Fs wechseln. 

Freeze: Der Hund verharrt hier, mehr oder weniger lang, in einer bestimmten Körperhaltung. Es gibt hier keine typische Haltung, es können auch nur bestimmte Körperteile einfrieren, wie z. B. die Rute. Beim Einfrieren befindet sich der Hund meist in einem innerlichen Konflikt. Im Allgemeinen unterscheidet er hier zwischen Flucht oder Angriff. Aber auch das Übergehen in den Flirt ist denkbar. 

Fight: Ob der Hund in den Angriff geht kommt auf die Situation an und wie hoch der Hund die Angst vor einer Gegenwehr beurteilt. Hier kann man, ebenfalls je nach Situation, mehr oder weniger defensives oder offensives Drohen vorher beobachten. Ein Angriff hat in den allermeisten Fällen die Intention die Distanz zu vergrößern, also den Kontrahenten zu verscheuchen. Da Hunde generell nicht völlig bescheuert sind, setzen sie dieses Mittel meist erst ganz zum Schluss ein. Schließlich könnte da ja auch für sie nicht ganz so gut ausgehen. 

Hat ein Hund gelernt, dass seine Angriffe funktionieren, dann wird das seine bevorzugte Strategie werden! 

Und leider ist es gerade für kleine Hunde die einzige Strategie, die nachhaltig bewirkt, dass sie in Ruhe gelassen werden. Wird das gesamte Repertoire immer und immer wieder nicht gesehen oder wissentlich ignoriert, dann kann ein Hund sich nicht mehr anders ausdrücken als anzugreifen.    

Die Eskalationsleiter der Aggressivität

Die Eskalationsleiter zeigt noch einmal gut die Bandbreite der Kommunikation. Meine Canva-Fähigkeiten sind eher begrenzt, aber ich habe trotzdem mal gebastelt. 

Eskalationsleiter der Aggressivität bei Hunden nach K. Sheperd

Im grünen Bereich kann der Hund noch nachdenken und aktiv Entscheidungen treffen. Im gelben Bereich leidet die Ansprechbarkeit bereits aufgrund der Zunahme der Erregung. Im roten Bereich handeln Hunde emotional und es ist kein rationales Denken mehr möglich. 

Dies zeigt uns, dass Schnappen und Beißen erst einmal „nicht absichtlich“ oder aus „Boshaftigkeit“ geschieht. Es ist für Hunde immer der letzte Ausweg. In der Entstehungsgeschichte. Mit der Zeit wird es aber durchaus eine bewusste Strategie. 

Häufige Fehler in der Kleinhunde Erziehung

Ich hatte es eingangs schon erwähnt. Kleinhunde werden auf dieser Leiter nicht ernst genommen. Was ich beobachte ist, dass je kleiner die Hunde, desto weniger Ahnung haben die Besitzer. In der Regel. Es gibt immer Ausnahmen. 

Ein großer Hund hingegen, hat aber auch bei ahnungslosen Besitzern oft bessere Karten, da die Besitzer zumindest nicht mehr übergriffig werden. 

Ist ja nur ein Kleiner

Was bei einem 30-Kilo-Hund sofort Grenzen auslöst, wird beim Kleinen durchgewunken. Dabei brauchen gerade sie klare Regeln, weil sie so oft überfordert sind.

Vermenschlichung

Kleinhunde werden überproportional oft als „Püppchen“ gesehen. Ein Hund ist kein Baby. Kein Ersatzpartner. Kein Trostpflaster. Wer seinen Hund wie ein Kleinkind behandelt, nimmt ihm die Möglichkeit, sich hundegemäß zu entwickeln.

Kleinhund Erziehung - Vermenschlichung
Warum?
Quelle: Foto von SHVETS production

Fehlende Grenzen als Ursache für Verhaltensprobleme

Ein weiterer Grund, warum diese kleinen „Kläfftölen“ sind wie sie sind, ist das Fehlen von Grenzen.

Viele kleine Hunde dürfen ohne Einladung auf die Couch, auf den Schoß und ins Bett. Sie können ohne Folgen fordern, bellen und beißen. Das ist keine Liebe. Das ist Vernachlässigung von Erziehungsaufgaben.

Da wo ein großer Hund schon rein aus Respekt gegen die Mitmenschen erzogen wird, kann der Zwerg tun und lassen was er will.

Problematische Verhaltensweisen, die toleriert werden:

  • Fremde Menschen anspringen? Kein Problem, der ist ja soooooo süß, der Kleine.
  • Große Hunde anpöbeln? Haha, witzig. „Schau mal die kleine Maus kann sich voll gut durchsetzen“.
  • Abgrenzung vom Besitzer zu Hause? Nicht nötig. Der Handtaschen-Fiffi wird eh den ganzen Tag durch die Gegend getragen. 

Ja ich weiß, das war jetzt ein bisschen böse und die „Kläfftöle“ auch nicht gerade nett. Aber Himmel noch mal, das ist der Alltag. Ich mag kleine Hunde sehr. Wenn sie Hunde sind. Als solche behandelt werden und sich als solche zeigen. 

Das „Handtaschen-Hund“ Syndrom

Viele Besitzer tragen ihre Kleinhunde ständig herum, anstatt sie als vollwertige Hunde zu behandeln. Dies führt zu:

  • Fehlender Sozialisierung
  • Unsicherheit in normalen Hundebegegnungen
  • Erhöhter Stress durch mangelnde Kontrolle
  • Verstärkung unerwünschter Verhaltensweisen

Erfolgreiche Kleinhunde Erziehung: So geht’s richtig

  1. Respektiere die Warnsignale: Nimm Knurren und andere Drohgebärden ernst
  2. Setze klare Grenzen: (Klein)hunde brauchen keine Härte. Sie brauchen Klarheit und Grenzen. Verbindliche Kommunikation und faire Konsequenzen.
  3. Behandle Deinen Hund als Hund: Lass Deinen Kleinhund Hund sein: Buddeln, schnüffeln, rennen und die Welt erkunden. Aber: Lerne ihm auch, dass nicht alles erlaubt ist.
  4. Belohnung und Konsequenz: Fördere, was Du sehen willst und belohne  das angemessen. Und sei konsequent bei Verhalten, das nicht zielführend ist.
  5. Ermögliche Sozialkontakte: Viele Kleinhunde haben nie echte Hundekontakte. Such Dir gute Sozialpartner und lass Deinen Hund die Hundesprache lernen. Steh ihm dabei wohlwollend zur Seite, wenn er unsicher ist. 

Kleinhunde verdienen Respekt und professionelle Erziehung

Das Recht auf artgerechte Behandlung

Kleinhunde haben dieselben Bedürfnisse wie ihre großen Artgenossen:

  • Recht auf Respekt: Ihre Grenzen müssen beachtet werden
  • Recht auf Erziehung: Sie brauchen klare Regeln und Struktur
  • Recht auf Bewegung: Auch kleine Hunde wollen und müssen spazieren gehen
  • Recht auf geistige Förderung: Mentale Auslastung ist essentiell
  • Recht auf Sozialisierung: Kontakt zu anderen Hunden und Menschen

Fazit: Kleiner Hund, große Verantwortung

Auch Kleinhunde sind Hunde. Sie haben die gleichen Bedürfnisse wie große Hunde. Sie müssen nicht Prinzessin sein. Sie dürfen nass werden. Sie dürfen Gassi gehen. Sie dürfen Grenzen erfahren und sie haben das Recht ihre eigenen Grenzen zu ziehen und dabei respektiert zu werden. Sie haben das Recht erzogen und ausgebildet zu werden. Sie haben das Recht zu lernen, zu arbeiten und sich zu entfalten. 

Kleinhunde sind keine Hunde zweiter Klasse. Wer kleine Hunde „niedlich macht“, tut ihnen keinen Gefallen. Wer sie ernst nimmt, schafft die Grundlage für ein entspannteres Leben.

Hast Du einen kleinen Hund, der groß auftrumpft?

Schreib mir in die Kommentare oder melde Dich für ein Kennenlerngespräch. Ich zeige Dir, wie Du Deinem Hund Sicherheit, Orientierung und echte Verbindung gibst. 

Hund im Sommer: Tipps für heiße Tage und den Urlaub

Hier in Bayern beginnen bald die Ferien. Das bedeutet Familienzeit und auch mehr Zeit mit dem Hund. Der Urlaub steht bevor und Du freust Dich auf Eure gemeinsame Auszeit.

Damit diese Zeit auch wirklich die schönste Zeit des Jahres wird, möchte ich Dir heute ein paar Tipps mitgeben, wie Du mit Hund gut durch die Hitze des Sommers kommst und Ihr alle was vom Urlaub habt.

Oh, Du machst Urlaub am Nordpol? Na dann freue ich mich, wenn Du nächste Woche wieder vorbeischaust, oder Dir den Artikel für nächstes Jahr in Italien speicherst.

Die wichtigsten DOs für den Sommer mit Hund: Wohlbefinden, nicht nur im Urlaub!

Wasser ist Leben. Immer und überall!

Stelle immer ausreichend Wasser zur Verfügung. Mit immer, meine ich auch immer! Schon der Weg nach Hause nach dem Gassi, kann ohne Wasser gefährlich werden. Nimm also immer einen Napf und eine Flasche Wasser mit.

Timing ist alles. Gassi zur richtigen Zeit!

Spaziergänge machst Du am besten ganz in der Früh oder spät am Abend. Solltest Du, im Gegensatz zu mir, Frühaufsteher sein, dann empfehle ich Dir definitiv die kühleren Morgenstunden.

Aktivitäten anpassen. Weniger ist mehr!

Die Aktivitäten Deines Hundes darfst Du gerne an die Gegebenheiten anpassen. Spaziergänge dürfen kürzer werden, und auch Spiel- und Trainingszeiten darfst Du gerne kürzer und weniger intensiv gestalten.

Schatten suchen und Naturkühlung nutzen! 

Halte Dich tagsüber, wenn möglich, im Haus oder im Naturschatten auf. Wenn Du in wirklich warmen Gefilden unterwegs bist, ist das die beste Zeit, um einfach mal nur faul mit einem guten Buch auf der Liege rumzugammeln.

Kühlhilfen richtig einsetzen!

Möchtest Du Dich trotzdem draußen aufhalten, was ich verstehe, dann nimm Handtücher mit, die Du nass machen kannst und auf die sich Dein Hund legen kann. Manche Hunde mögen auch die Kühlmatten ganz gerne. Meine gehören definitiv nicht zu dieser Fraktion.

Wichtig: Achte darauf, dass Dein Hund selbständig die Matten oder Handtücher aufsuchen, aber auch verlassen kann. Der Hund weiß selber am Besten, was ihm gut tut. Das ist übrigens der Grund, warum ich die Kühlmäntel und -westen nicht mag. Hier hat der Hund keine Wahl und muss sie tragen, auch wenn sie ihm unangenehm sind.

Pfotenschutz beachten! Der Handtest. 

Achte auf heißen Asphalt und auch Sand. Diese sind für Hundepfoten absolutes Sperrgebiet. Mache einfach den Test mit Deiner Hand, oder laufe selber barfuß. Wenn Du  innerhalb von Sekunden Brandblasen bekommst, dann sollte klar sein, dass Dein Hund hier nicht laufen sollte. Der hat nämlich keine Schuhe an!

Fellpflege im Sommer

Passe das Fell Deines Hundes den Temperaturen an. Auf was genau Du hier achten solltest, habe ich Dir in einem früheren Artikel über Fellpflege im Sommer ausführlich beschrieben. Lies da gerne noch mal nach.

Sonnenschutz auch für den Hund nicht vergessen!

Sollte Dein Hund eine helle Nase, ein helles oder wenig Fell haben, dann kann es nötig sein, auch für den Hund an einen Sonnenschutz zu denken.

Routine beibehalten!

Speziell im Urlaub: Versuche so gut wie möglich, an Euren Ritualen festzuhalten. Diese schaffen Sicherheit und der Hund wird nicht komplett aus seinem Trott gerissen. Manche Hunde vertragen es eher schlecht, wenn für 2 Wochen nun alles anders ist.

Wichtig: Ja, der Artikel ist für die Urlaubszeit geschrieben. Aber Achtung: Auch in Deutschland ist es mittlerweile oft echt heiß. Da gelten die Dinge natürlich genau so wie in Kroatien, Italien oder Frankreich. Und auch sonst überall.

Absolute Sommer-DON´Ts – das kann lebensgefährlich werden!

Hund nicht im Auto lassen = Todesfalle

Lasse Deinen Hund nicht im geparkten Auto. Auch nicht kurz. Das Auto heizt sich innerhalb von Minuten so weit auf, dass ein Hund darin stirbt!

Hund im Sommer - so schnell heißt sich ein Auto auf
So schnell steigen die Temperaturen im Auto.
Quelle: Antenne Bayern

Mittagshitze meiden!

Lege Deine Spaziergänge nicht in die Mittagshitze. Je nachdem in welchen Breitengraden Du Dich gerade aufhältst, ist diese nicht um 12 Uhr. Denke daran, die Sonne hat keine Uhr.

Kein intensives Training bei Hitze!

Bitte veranstalte kein intensives Training mit Deinem Hund. Immer wieder sehe ich Hunde, die im Sommer am Fahrrad laufen. Da könnte ich schreien. Wirklich! Du kannst für Dich entscheiden, ob es Dir zu warm ist oder nicht. Die Hunde halt nicht. Schon gar nicht, wenn sie am Fahrrad befestigt sind.

Temperaturschock vermeiden!

Lasse Deinen Hund weder eiskalt trinken, noch in eiskaltes Wasser zum Baden. Hier gilt das Gleiche wie bei uns Menschen auch. Erst einmal langsam ins Wasser, damit der Körper mit dem Temperaturunterschied klarkommen kann. Also bitte nicht den Ball ins Wasser werfen und den aufgeheizten Hund mit Karacho hinterherspringen lassen.

Hund im Sommer Baden Schwimmen
Reba, mit Karacho ins kühle Nass. Da sie schon nass und abgekühlt ist, kein Problem.

Gefährliche Gewässer meiden!

Lasse Deinen Hund nicht in stehende Gewässer. Hier ist die Gefahr von schlechter Wasserqualität bei Hitze sehr groß. Auch das Thema Blaualgen ist nicht zu unterschätzen. Diese kommen besonders leicht zur Blüte in Gewässern, die warm werden und wenig Bewegung haben. Hier sind Seen meistens besonders gefährdet. Aber auch in Bächen mit wenig Strömung  und an Uferbereichen können sie vorkommen. Bei Hunden reichen kleine Mengen, um ein tödliches Leberversagen zu bekommen.

Wasserschlauch mit Vorsicht gebrauchen!

Spielen mit dem Wasserschlauch ist nicht die beste Idee. Vielen Hunden macht das richtig viel Spaß und trägt natürlich auch zur Abkühlung bei. Übertreibe das aber bitte nicht. Nimmt ein Hund zu viel Wasser auf, kann es zu einer Wasservergiftung kommen. Hierbei verschiebt sich der Elektrolythaushalt, was tatsächlich zum Tod führen kann.

Futterwechsel vermeiden!

Gerade im Urlaub passiert es mal, dass man nicht das gewohnte Futter dabei hat oder sich denkt, man kauft das vor Ort, dann muss man es nicht mitschleppen. Je nach Hundemagen kann dass nach hinten losgehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. 

Kleine Urlaubsanekdoten aus dem Hause Lieppert

Wir nehmen unsere Hunde ja fast immer mit in den Urlaub und sind an manche Themen in der Vergangenheit recht unbedarft rangegangen. Man lernt ja bekanntlich aus seinen Fehlern. 

So ist es uns auch schon passiert, dass wir in Italien auf einem Olivenhain wohnten und unsere Hunde den plötzlichen Futterwechsel so gar nicht vertragen haben. 3 unserer Urlaubstage und vor allem Nächte bestanden darin, die Hunde stündlich zum Kacken zu lassen. Nicht so witzig. Seitdem probiere ich unser Urlaubsfutter immer bereits zuhause für eine Woche aus. Mittlerweile haben wir eine super Alternative für uns gefunden und reisen, wenn wir keine Gelegenheit zum Barfen haben, mit dem Futter von Lisa Margraf durch die Gegend. (Unbezahlte Werbung, selbst gekauft, Empfehlung aus Überzeugung!)

Eine andere lustige Geschichte zum Thema Schwimmen gibt es von unserem Beck´s. Dieser Hund konnte halt einfach nicht schwimmen. Ich glaube, er wäre auch tatsächlich untergegangen wie ein Stein. Den musste ich echt oft „retten“. Wir waren in Sankt Peter Ording schön am Hundestrand spazieren und irgendwann kommt halt die Flut zurück. Die Priele füllen sich da dann auch ziemlich schnell und so mussten wir am Rückweg auch hin und wieder durchs Wasser, was für die Pudel schon schwimmtief war. Seine Schwimmweste hatte ich nicht dabei und so durfte ich den nassen, sandigen Herrn Professor dann durchs Watt tragen. Lecker! 

Urlaub mit Hund St. Peter Ording SPO
Am Strand bei Ebbe. Hier war Beck´s Welt noch in Ordnung.

Sommer-Beschäftigung für Hunde: Cool bleiben und trotzdem Spaß haben

Wenn Du Deinen Hund bei Hitze nicht nur chillen lassen möchtest, dann beschäftige ihn angemessen. Ich habe Dir hier mal meine Favoriten zusammengefasst:

Geistige Auslastung

Schnüffelspiele im Schatten: Einfach Kekse im Garten, auf dem Balkon oder im Park verstecken und den Hund suchen lassen. Gerne genommen werden auch die Schnüffelteppiche, die es ja mittlerweile an jeder Ecke zu kaufen gibt. Ich verrate Dir hier ein Geheimnis: Ich besitze keinen!

DIY-Hundeeis

Schleckmatte oder Kong mit Joghurt, Hüttenkäse, Obst befüllen, ab in die Gefriertruhe und schon hast Du das beste Hundeeis, mit dem Dein Hund lange beschäftigt ist.

Ruhetraining forcieren

Der Sommer ist gerade für Hibbelhunde die beste Jahreszeit um ein Ruhetraining zu forcieren. Einfach mal nichts tun. Runterkommen, gemeinsam atmen und im Hier und Jetzt zusammen sein.

Intelligenzspiele selbstgemacht

Futter in ein Geschirrtuch einschlagen, dieses durch leere Klopapierrollen stecken und Deinem Hund dabei zuschauen, wie er die Aufgabe löst an die Leckerlies zu kommen. Gerne darfst Du bei Bedarf auch helfend zur Seite stehen. Damit habt Ihr gechillt an Eurer Beziehung gearbeitet.

Ruhige Tricks im kühlen Wohnzimmer

Im Trickbereich gibt es viele Dinge, die Ihr Euch auch im Sommer erarbeiten könnt. Hier bieten sich Tricks wie „müde“ (Hund legt den Kopf zwischen den Vorderpfoten auf den Boden) „criss-cross“ (Hund überkreuzt die Vorderbeine im Liegen) an. So hat Dein Hund geistige Auslastung und kann dabei körperlich im eher gemäßigtem Tempo bleiben. 

Urlaubsplanung mit Hund: Worauf Du achten solltest

Die Urlaubsplanung mit Hund ist nun keine Quantenphysik. Trotzdem solltest Du ein paar Dinge beachten:

Hundetaugliche Unterkunft wählen

Eingezäunter Garten: Wenn Dein Hund eher ein Freigeist ist und auch der Rückruf noch ein bisschen suboptimal klappt, dann solltest Du darauf achten, dass der Garten (wenn vorhanden) hundesicher eingezäunt ist. 

Treppen: Offene Treppen können zum Problem werden, wenn Dein Hund sie nicht kennt und nicht gerade der mutigste Rasservertreter ist. 

Rutschfeste Böden: Ist Dein Hund schon älter, dann wäre es wichtig, dass die Böden nicht zu rutschig sind, so dass Dein Hund sich sicher bewegen kann. 

Lage: Ich persönlich bin gar nicht der Typ Mensch, der mit Hunden ins Hotel geht. Aber wenn ich es tue, achte ich darauf, dass die Lage nicht gerade mitten in der Stadt ist. So muss ich nicht jedes Mal ins Auto steigen, wenn die Hunde mal kurz vor die Tür müssen. 

Hitze im Auto: Plane die Anreise clever!

Oft ist der Weg in den Urlaub erst einmal mit einer langen Anreise verbunden. Plane so, dass Du nicht in der größten Hitze fahren musst. Erstens kann es immer passieren, dass Du in einen Stau gerätst (gibt es irgendjemanden, den schon mal staufrei am Urlaubsziel angekommen ist???) und zweitens wird es im Kofferraum schnell zu warm.

⚠️ ACHTUNG: Transportierst Du Deinen Hund im Kofferraum, dann überprüfe auch immer, wie dort die Verhältnisse sind. Ich selber wusste das auch ganz lange nicht, aber die Kühlung der Klimaanlage kommt nicht zwangsläufig im Kofferraum beim Hund an. Haben wir also vorne angenehme 22 Grad, dann kann das für Deinen Hund ganz etwas anderes bedeuten. Mache daher ausreichend Pausen, schaue nach Deinem Hund und stelle ihm ausreichend Wasser zur Verfügung.

Impfschutz und Parasitenprophylaxe 

Länderspezifische Bestimmungen: Jedes Land hat andere Vorgaben. Informiere Dich bitte im Vorfeld, welche Impfungen Dein Hund für das jeweilige Reiseland haben muss. Bitte vergiss dabei die Durchreise-Länder nicht! Da sich die Grenzkontrollen in diesen Zeiten wieder verstärken, könnte es also sein, dass auch wieder im Bereich der Einreisebestimmungen für Hunde, strenger kontrolliert wird.

Entwurmung: Manche Länder, wie z. B. Großbritannien oder Norwegen, verlangen auch eine Entwurmung des Hundes vor der Einreise, die Du nachweisen musst.

Mittelmeerkrankheiten: Im Mittelmeerraum, wie etwa Portugal, Italien oder Kroatien ist die Gefahr durch Sandmücken nicht zu unterschätzen. Diese können die Leishmaniose übertragen. Informiere Dich (bei Deinem Tierarzt), welcher Schutz nötig und für Deinen Hund angebracht ist. 

Sicherheitsvorkehrungen erhöhen

Wenn Du ein sehr sicherheitsliebender Mensch bist, dann kannst du Dir überlegen, ob Du Deinen Hund im Urlaub mit einem GPS Tracker ausstattest. Sollte Dein Hund aufgrund der ungewohnten Umstände weglaufen oder sonst wie abhanden kommen, kannst Du ihn damit recht gut orten. Ich benutze keine Tracker, bin aber ein Mensch, der auch nicht für jede Eventualität eine eigene Versicherung besitzt. 

Schwimmweste für Hunde? Ja oder nein?

Solltest Du im Urlaub viel auf dem Wasser unterwegs sein, wie beim Supen oder mit dem Boot, dann empfiehlt sich eine Schwimmweste für Deinen Hund. Wenn Ihr in Ufernähe zum Planschen geht, dann ist sie eher nicht nötig. Außer Dein Hund ist auch so ein schlechter Schwimmer wie es mein Beck´s war. Achte bei den Schwimmwesten darauf, dass sie sicher sind und auch tun was sie sollen. Wenn oben eine „Haiflosse“ angenäht ist, dann sieht das vielleicht lustig aus, aber ob diese Dinger am Ende auch tun was sie sollen? Ich bin mir da nicht so sicher! 

Notfall: Hitzschlag und Sonnenstich beim Hund erkennen und richtig handeln

Der Sonnenstich

Ja, auch bei Hunden gibt es einen Sonnenstich. Dieser tritt durch starke und längere Sonnenstrahlung im Bereich des Kopfes und des Nackens auf. Hierbei kann es zu einem Hitzestau im Kopf kommen. Besonders junge Hunde und kleine Hunderassen sind davon betroffen.  

Der Hitzschlag

Im Gegensatz zum Sonnenstich, ist beim Hitzschlag der gesamte Körper von der Überhitzung betroffen. D. h. der Köper nimmt mehr Wärme auf, als er abgeben kann, was zu einer massiven Störung des Herz-Kreislauf-Systems führt. 

Die Symptome eines Hitzschlags bei Hunden

Da die Übergänge von Sonnenstich und Hitzschlag bei Hunden meist fließend sind, hier eine Auflistung der Symptome. Nicht immer muss jedes Symptom auftreten, da auch hier Hunde individuell sind.

  • Erhöhte Temperatur (bei Hitzschlag) über 40°C
  • Unruhe
  • Orientierungslosigkeit
  • Erbrechen
  • Schnelles Atmen
  • Schneller Herzschlag
  • Krämpfe
  • Muskelschwäche

Erste Hilfe bei Hitzschlag

Bringe Deinen Hund umgehend in den Schatten und kühle ihn. Am besten gelingt das mit kühlem, aber nicht kaltem, Wasser. Da es sich hier um einen echten Notfall handelt, bringe Deinen nassen Hund umgehend zum Tierarzt. Kündige Dich unterwegs bereits als Notfall an, so dass schon alles vorbereitet werden kann. Warte auf keinen Fall, bis Dein Tierarzt wieder Sprechstunde hat. Wenn nötig, fahre in die nächstgelegene Klinik. Bei einem Hitzschlag spielt Zeit eine große Rolle!
Quelle: filu.vet

Fazit: Sommer, Sonne = Hundezeit

Gut vorbereitet schaffen es Mensch und Hund gut durch die Sommerhitze und den Urlaub. Bei allem Wissen. Höre immer auf Dein Bauchgefühl. Wir Menschen wissen doch intuitiv was richtig und was falsch ist. Ratgeber wie hier, bringen vielleicht den ein oder anderen Aspekt auf den Tisch, den man nicht präsent hat. Aber im Grunde sollten wir uns so verhalten, wie es uns der gesunde Menschenverstand vorgibt. Und auch Dein Hund wird Dir unmissverständlich zeigen, was geht und was eben nicht. Nur hören musst Du selber drauf. Das kann ich Dir nicht abnehmen.


Sind bei Dir noch Fragen offengeblieben? Dann schreib mir gerne. Ich werde den Artikel ggf. weiter ergänzen, so dass hier möglichst alle Themen abgebildet werden. 


Ey ganz ehrlich? Ich wollte mal einen schnellen Blogartikel schreiben. Einfach mal nebenbei. Meine Gedanken: „Das Thema ist doch nicht so spannend und gibt nicht viel her. Cool Sandra, dieses Mal geht es flott!“ Und dann seh ich mich schreiben. Sorry, ich schaff’s einfach nicht in „kurz“. Mea culpa!

FAQ

Hund im Sommer bei Hitze - Alltag und Urlaub

Eine gut ausgestattete Hundeapotheke für den Sommerurlaub sollte folgende Dinge enthalten:

– Fieberthermometer
– Elektrolytlösung
– Desinfektionsmittel
– Zeckenzange
– Verbandszeug
– Sonnenschutz für empfindliche Hautstellen
– gewohnte Medikamente und Futter
– die Nummer eines Tierarztes vor Ort

Tipp: Auch an Durchfallmittel, Zeckenschutz und ggf. Maulkorb für den Tierarztbesuch denken.

Besonders hitzeempfindlich sind brachycephale Rassen wie Mops, Bulldogge oder Boxer. Auch Hunde mit dichtem Fell (z. B. Berner Sennenhund), dunklem Fell, ältere, kranke oder sehr kleine/große Hunde sowie nordische Rassen (z. B. Husky, Malamute) haben Schwierigkeiten mit Hitze. Achte bei diesen Rassen besonders auf Hitzeschutz im Sommer.

Kühlprodukte wie Westen oder Matten können helfen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Kühlmatten oder nasse Handtücher, die der Hund freiwillig nutzen kann, sind oft angenehmer. Wenn Du eine Kühlweste verwenden möchtest, achte auf Qualität, Passform (nicht über die Nieren) und Tragedauer. Meine persönliche Erfahrung mit Kühlmatten und Kühlwesten sind eher negativ. Meine Hunde nehmen sie alle nicht an, 

Das hängt von Temperatur, Rasse und Kondition ab. Bei über 25 °C sollten Gassirunden kurz gehalten und auf die kühlen Tageszeiten (vor 9 Uhr und nach 19 Uhr) verlegt werden. In der Mittagshitze reichen 10–15 Minuten für das Nötigste. Wichtig: Immer Wasser mitnehmen und möglichst im Schatten bleiben.

Die wichtigsten Symptome eines Hitzschlags sind: starkes Hecheln, erhöhte Körpertemperatur über 40°C, Unruhe, Erbrechen, schneller Herzschlag und Orientierungslosigkeit. In schweren Fällen kommen Krämpfe und Muskelschwäche dazu. Bei Verdacht auf Hitzschlag sofort Erste Hilfe leisten und zum Tierarzt!

Perfekt für heiße Tage sind: Schnüffelspiele im Schatten, Kong oder Schleckmatten mit gefrorenem Joghurt, ruhige Tricks im kühlen Wohnzimmer und Intelligenzspiele mit Futter. Wasserspiele sind toll, aber in Maßen. Zu viel Wasser trinken kann gefährlich werden. Generell gilt: geistige statt körperliche Auslastung.

Was versteht man unter Belohnungshierarchie und Belohnungssystem im Hundetraining?

Letzte Woche gab es einen Überblick zum Thema Belohnungen im Hundetraining. Heute schauen wir uns an, wie Du eine Belohnungshierarchie und ein Belohnungssystem in das Training implementierst. 

Einfach nur belohnen wird Dich nicht zum Ziel bringen. Das Thema ist komplexer und vor allem individueller. Ein sehr verfressener Hund kann z. B. bei einem trockenen Keks schon in Ektase verfallen, wohingegen ein anderer Hund mal mindestens die gefriergetrocknete Leber brauchen würde. Ganz zu schweigen von Deiner eigenen Rolle beim Belohnen. Denn nicht nur die Art der Belohnung ist wichtig. Deine eigene Stimmung spielt eine größere Rolle, als Du vielleicht jetzt noch denkst.  

Schön, dass Du wieder hier bist. Oder bist Du zum ersten Mal da? So oder so: Ich freu mich riesig, dass Du Dir mehr als 30 Sekunden Zeit nimmst, und wirklich verstehen willst, wie Lernen beim Hund funktioniert. Mehr davon, bitte!

Was ist die Belohnungshierarchie im Hundetraining? 

Definition und Grundprinzip

Die Belohnungshierarchie bewertet alle Belohnungen in der Reihenfolge ihres Wertes für unseren Hund. Je weiter oben in der Hierarchie, desto wahrscheinlicher ist es, dass unser Hund etwas für die Belohnung tut. Bleiben wir zunächst mal beim Futter, da das die gängigste Belohnungsmethode ist. 

Vielleicht denkst Du Dir gerade: „Na ja, mein Hund mag jedes Futter!“ oder „Mein Hund lässt sich überhaupt nicht durch Futter motivieren.“

Im Allgemeinen ist es so, dass es keine so große Rolle spielt, ob Dein Hund das Futter so lala findet oder sehr gern mag. Alle Hunde (ob wählerisch oder verrückt nach Futter) haben eine „Belohnungshierarchie“, die wir kennen und verstehen sollten.

Das könnte in etwa so aussehen:

Belohnungshierarchie im Hundetraining

Das Bild dient nur als Beispiel und für Deinen Hund können, oder besser müssen, hier sicher andere Dinge eingesetzt werden. 

Individuelle Motivation von Hunden: So erkennst Du die Vorlieben Deines Hundes

Abhängig davon, wie motiviert Dein Hund über Futter ist, musst Du möglicherweise weiter oben oder weiter unten in dieser Belohnungspyramide ansetzen, um ein bestimmtes Verhalten zu trainieren.

Wenn Du beispielsweise einen sehr verfressenen Labrador hast, könnte ihn ein Training mit einem Steak in Deinem Wohnzimmer völlig aus der Fassung bringen 😉 und er wird so verrückt sein, dass er nicht richtig lernen kann. 

Wenn Dein Hund hingegen nicht so sehr durch Trockenfutter oder „billige“ Leckerlis motiviert ist, musst Du  die Belohnungspyramide hinaufklettern, bis Du ein Leckerli findest, das die Aufmerksamkeit Deines Hundes weckt und für ihn auch wirklich eine Belohnung darstellt.

Optimale Motivation von Hunden: Die perfekte Balance finden

Die ideale Einstellung, die Dein Hund beim Training haben sollte, ist enthusiastisch und engagiert, aber nicht „völlig verrückt“.

Überleg Dir hier kurz, wie klar Du noch denken kannst, wenn Dir jemand 1 Million Euro auf den Tisch legt und Du dafür 3 Minuten mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen sollst 😮

Du kannst die richtige Motivationslage erreichen, wenn Du für Deinen Hund genau den richtigen Belohnungswert wählst.

Meiner Erfahrung nach brauchen etwa ¾ aller Hunde, die ich im Training sehe, eine bessere Belohnung, als das, was die Besitzer im Allgemeinen dabei haben, um wirklich erfolgreich zu sein. Das andere Viertel (die wirklich triebigen, durch Futter motivierten Hunde) können zu Hause mit einer Belohnung mit geringem Wert trainieren, benötigen aber oft auch eine Belohnung mit hohem Wert, sobald wir an einen anderen Ort mit mehr Ablenkung gehen.

Hochwertige Leckerlis finden: So motivierst Du Deinen Hund optimal und individuell

Wenn Dein Hund für seine Belohnungen „so lala“ mit Dir zusammenarbeitet, probiere einfach verschiedene Leckerli aus. Gib Dich nicht mit einer Belohnung zufrieden, bevor Du nicht viel ausprobiert und die persönliche Belohnungshierarchie Deines Hundes herausgefunden hast!

Ich empfehle wirklich eindringlich, immer wieder neue Belohnungen auszuprobieren, bist Du Dich für EURE besten Trainingsleckerlis entscheidest. Und wenn Du dann immer noch nicht mit dem Drang an die Leckerlies zu kommen 100 % zufrieden bist, probiere noch mehr aus. Orientiere Dich dafür gerne an der oben abgebildeten Pyramide. 

Es lohnt sich wirklich hier ein wenig Zeit zu investieren und zu tüfteln. Denn hat man einmal das Richtige gefunden, wird es das Training enorm beschleunigen.

Warum Trockenfutter oft nicht motiviert: Natürliche Präferenzen verstehen

Hunde sind Raubtiere. Als solche mögen sie, nennen wir es, Beute. Also Fleisch. Fleisch und Milchprodukte sind von Natur aus nicht haltbar. Die haltbaren Leckerlis, die man kaufen kann, enthalten oft viele Zusatzstoffe. Je preiswerter, desto mehr Zusatzstoffe (Ausnahmen gibt es hüben wie drüben!).

Diese schmecken unseren Hunden einfach nicht besonders gut. Leckerlis mit „Hühnchengeschmack“ aus dem Discounter schmecken vielleicht gut genug, um die Aufmerksamkeit in unserem Wohnzimmer aufrecht zu erhalten, aber nicht, wenn wir im Park unterwegs sind!

Die gute Nachricht ist, dass wir sehr preiswerte und hochwertige Leckerbissen erhalten, indem wir normale Lebensmittel wie Wurst zerschneiden. Achte dabei darauf, dass es sehr, sehr kleine Stücke sind.

Gib Deinem Hund zunächst immer nur eine kleine Menge, um zu sehen, wie gut sein Magen ein neues Leckerli verträgt. Sei aber vorsichtig mit fettreichen Leckerlis wie Speck. Diese sollten als besonderes Leckerli für schwierige Trainingssituationen reserviert werden. Zu viel Fett kann eine Pankreatitis verursachen, die ziemlich schmerzhaft ist.

Wichtig ist, dass Du im Training, zumindest am Anfang, nicht mit einer „gemischten Tüte“ arbeitest. Hier ist nicht gewährleistet, dass Du die passende Wertigkeit für die Ausführungen des Verhaltens erwischt und es könnte sein, dass wir zwar denken, hochwertig belohnt zu haben, wir aber genau für eine besonders gute Ausführung dummerweise gerade das Leckerli aus der Tüte erwischt haben, was jetzt nicht ganz oben auf der Hitliste des Hundes steht.

Belohnungssytstem im Hundetraining

Bewährte Trainingsleckerlis: Empfehlungen meiner Hunde

Unser Favorit an Leckerlies ist feste Trainingswurst. Diese besteht aus schnittfestem und haltbaren Fleisch. Ganz klar eine größere Sauerei als Trockenfutter, aber die Hunde lieben es und für mich ist es gut händelbar. Geht zwar nicht in die Hosentasche, aber in Dosen oder Tüten passt es ganz gut.

Ich verwende sie immer, wenn ich viele Belohnungen brauche, also bei Welpen oder beim Tricktraining. Denn diese Würste könnte ich auch als Alleinfutter nehmen und so ist es kein Problem, die Menge einfach von der Tagesration abzuziehen. Ansonsten, wenn es mal übersichtlich ist, was die Menge angeht, nehme ich Käse, Leberkäse, Wienerle….

Mit einem Steak brauche ich meinen Hunden z. B. nicht daherkommen. Rohes Fleisch ist für sie nicht wirklich eine Belohnung, da sie das hier als Hauptfutter bekommen. Also nicht das Steak versteht sich! 😉 

Übertragung auf andere Belohnungsarten

Hast Du für Futter rausgefunden, was Dein Hund liebt, dann machst Du genau das Gleiche mit den 

  • sozialen Belohnungen
  • Spielzeugen 
  • Umweltbelohnungen

Je nach Hundetyp kann eine Belohnung aus Futter bestehen und hier wiederum abgestuft nach Wertigkeit. Vielleicht ist Dein Hund aber auch der Typ, der durch Spielzeug mega gut zu motivieren ist. Ein anderer Hund hingegen findet Apportierspiele ganz toll. Wichtig bei dem Prozess ist also, dass Du sehr neutral rausfindest was genau Dein Hund gut findet. Beobachte Deinen Hund also genau und schaue darauf, was ihm wirklich Spaß bringt.

Häufige Fehler beim Belohnen: Was Hunde wirklich motiviert

Was Dein Hund toll findet, deckt sich nicht immer mit Deiner Meinung, was er toll finden soll! 

Bitte lasse explizit die Dinge weg, von denen Du der Meinung bist, dass sie Deinem Hund gefallen sollten. Ich habe es im letzten Beitrag schon kurz erwähnt, aber weil es mir wichtig ist, an dieser Stelle noch mal: Während Du der Meinung bist, dass Streicheln oder Kuscheln für Deinen Hund eine tolle Belohnung ist und ihm das angenehm sein muss, kann es sein, dass Dein Hund das leider anders sieht als Du. Wenn Du ihn dann nun jedes Mal streichelst und kuschelt, wenn er etwas gut macht, kann es leider passieren, dass der Hund das nicht nur nicht als Belohnung ansieht, sondern im schlimmsten Fall als Strafe.

Ein effektives Belohnungssystem entwickeln

Du hast nun also rausgefunden, was Dein Hund richtig gerne mag und bist Dir bewusst, dass in Situation A das Spielzeug viel mehr bringt als Futter und Situation B die Umweltbelohnung das Non-Plus-Ultra ist. Hervorragend, denn das ist mehr, als ganz viele Hundebesitzer von sich behaupten können. Lass uns also jetzt alles in ein System bringen.

Belohnungen richtig kombinieren: Unberechenbar und effektiv belohnen

Für mich ist in erster Linie wichtig, dass wir als Mensch nicht ausrechenbar sind. Sprich, Dein Hund soll nicht wissen, was ihn als Belohnung erwartet.

Wir nehmen jetzt mal das Beispiel „Platz“ und einen fiktiven Hund, Fiffi. Ich sage dem Fiffi im Garten ein „Platz“ und da er das gut kann, bekommt er dafür einen recht langweiligen Keks. Dann bin ich mit Fiffi im Wald unterwegs, vor ihm springt ein Reh über den Weg und ich sag wiederum „Platz“, was auch umgehend ausgeführt wird. Glaubst Du, dass Fiffi sich jemals wieder im Angesicht eines Reh hinlegt, wenn ich dem jetzt einen Keks gebe und ihn über den Kopf tätschel? Die ultimative Belohnung für Fiffi wäre, dem Reh hinterherlaufen zu dürfen. Ich weiß aber, dass er auch völlig auf Zerrspiele mit mir abfährt. Also wähle ich nun statt dem Leckerli eine fette Party mit mir zusammen. Und wenn ich kein Spielzeug dabei habe, dann tuts auch mal die Leine oder meine Ärmel. Wichtig ist, dass ich herausragende Leistungen auch herausragend belohne. 

Belohnungshierarchie und Belohnungssystem im Hundetraining

Hundetrainer-Mindset: Der wichtigste Part in diesem System bist Du!

Egal wie gut Du über die Vorlieben Deines Hundes bescheid weißt. Unabhängig davon, wie ausgeklügelt Dein System ist. Wurscht wie gut Du die Technik anwenden kannst. Das Ganze steht und fällt mit Dir als Person. Echte Freude, empfundener Stolz, unterstützende Teilhabe und Wertschätzung gegenüber Deinem Hund sind das, was am Ende den Unterschied ausmacht. Wenn Du Deinem Hund vermitteln kannst, dass keiner so tolle Stöcke auf der Welt findet wie er, keine so hoch klettern kann wie sie und überhaupt das „Platz“ das beste auf der Welt ist, dann brauchst Du Dir um den Rest kaum noch Gedanken machen. 

Wenn Du eine Belohnung auch mit Deiner Stimmung kombinierst, Dich z. B. beim Rückruf bereits freust, während Dein Hund noch auf dem Weg zu Dir ist, bekommt Deine Freude für den Hund ganz schnell mindestens die gleiche Wertigkeit, wie all die externen Belohnungen, die wir hier bereits besprochen haben. Du kannst also durch Deine Stimmung, Deine Freude, Deine Wertschätzung und Deine Einstellung bereits den Cortisolspiegel Deines Hundes beeinflussen. 

Das macht deutlich warum „Nicht geschimpft, ist gelobt genug“ halt leider eher wenig bis gar nicht funktioniert. 

Intermittierende Verstärkung im Hundetraining: Nachhaltige Motivation ohne zum Futterautomaten zu werden!

Unter intermittierender Belohnung verstehen wir im Training von Hunden, die Belohnungshäufigkeit. Bevor Du weiterliest, hier mein eindrücklicher Appell: Sei ehrlich zu Dir selber! Benutze das erst, wenn ein Verhalten etabliert ist!

Wenn Dein Hund also ganz genau gelernt hat bei einem „Stopp-Signal“ eine Vollbremsung hinzulegen und an Ort und Stelle zu verharren und dies zuverlässig ausführt (in ca. 90% der Fälle), dann fängst Du damit an, dieses Verhalten nicht mehr jedes Mal zu belohnen, sondern nur noch ab und zu. 

Hier gibt es jetzt so viele Modelle, wie es Trainer gibt. Du musst einfach für Dich rausfinden, was bei Euch gut funktioniert. Ich persönlich bin ein Verfechter des Zufall-Prinzips und achte darauf, nicht in ein Muster zu verfallen, sondern variabel zu bleiben. Das

  • in der Häufigkeit (Belohnungsdichte)
  • in der Wahl der Mittel (Belohnungsart)
  • in der Stärke (Wertigkeit) 

Ich versuche mehr oder weniger unberechenbar für meine Hunde zu sein. Ähnlich wie ein „Einarmiger Bandit“ im Casino. Intermittierende Belohnung funktioniert ungefähr wie Spielsucht beim Menschen. Durch die Erwartung, dass man heute aber ganz sicher den Automaten besiegt und ihn leerräumt, schmeißt man immer wieder Geld rein. Und ja, mal gewinnt man Geld, mal an Erfahrung. So verhält es sich auch bei unseren Hunden. Da sie nicht wissen wann, welche und wieviel Belohnungen für sie abfallen, schmeißen sie statt Geld, gutes Verhalten „in den Automaten“. Immer in der Hoffnung, dass heute der Tag ist, an dem wir super großzügig sind. 

Achtung! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ganz schnell wird Dein Hund rausgefunden haben, dass es bei jeder 3. Ausführung eine Belohnung gibt 😉. Und glaubs mir, sie können sehr wohl zählen. Die sind ja nicht blöd! 

Situationsbedingte Belohnung: Anpassung an Ort, Erregung und Trainingsstand

Der Wert einer Belohnung ist nicht nur vom Hund, sondern auch von der Situation abhängig. 
Beispiel: Zuhause reicht für das „Kommen“ Trockenfutter, im Park brauchst Du dafür aber die mega Belohnung. 

Je nach Ziel kann die Belohnung anders ausfallen, ebenso je nach Trainingsstand Deines Hundes. Dann kann z. B. so aussehen:

SituationZielBelohnungsart
Rückruf mit AblenkungVerhalten absichernJackpot (Spiel/Futter)
Sitz auf EntfernungVerhalten aufbauenSofort, mittelhoch
Hund bleibt ruhig, wenn andere bellenFrust-Toleranz bestätigenSozial (+ Futter)

Ruhe belohnen im Hundetraining: So förderst Du Entspannung richtig

Bei all den Belohnungen dürfen wir nicht vergessen, dass wir in den allermeisten Fällen immer Verhalten belohnen, welches irgendwie mit Action des Hundes zu tun hat. 

Hast Du Deinen Hund schon mal belohnt, wenn er irgendwo rumsitzt und einfach nur „blöd guckt“? Eben. Das vergessen wir nämlich sehr gerne und wundern uns dann, dass die Hunde mit unserem Erscheinen immer Bewegung in Verbindung bringen und nicht abschalten können. 

Belohne Deinen Hund also auch fürs „Nichts-Tun“. Aber bitte nicht mit Spielen oder einem gequietschten „feeeeiiiiiiner Maxi. Suuuuuper!“ Hier ist eher ein tiefes, fast schon gemurmeltes „guter Junge“ das Mittel der Wahl. Schließlich soll Dein Hund ja jetzt nicht wie so ein Kistenteufelchen aufspringen, sondern gerad mal sein Leben chillen. 

Fazit: Dein Weg zu einem erfolgreichen belohnungsbasiertem Hundetraining

Eine durchdachte Belohnungshierarchie und ein individuelles Belohnungssystem sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Hundetraining. Investiere die Zeit, um die Vorlieben Deines Hundes wirklich zu verstehen. Das wird sich in Form von deutlich schnelleren Trainingserfolgen auszahlen.

Die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:

  • Kenne die Hierarchie: Finde heraus, was Dein Hund wirklich liebt
  • Passe die Belohnung an: Schwierige Situationen brauchen hochwertige Belohnungen
  • Bleibe unberechenbar: Intermittierende Verstärkung hält die Motivation hoch
  • Du bist der Schlüssel: Deine Begeisterung ist die wertvollste Belohnung
  • Belohne auch Ruhe: Nicht nur Action verdient Anerkennung

Denke daran: Jeder Hund ist einzigartig. Was bei einem funktioniert, muss bei einem anderen nicht zwangsläufig klappen. Experimentiere, beobachte und passe Dein System kontinuierlich an die Bedürfnisse Deines Hundes an.

Teile gerne Deine Erfahrungen: Welche Belohnung steht bei Deinem Hund ganz oben in der Hierarchie? Schreib es in die Kommentare. Ich bin super gespannt auf Eure Geschichten!

FAQ

Belohnungen im Hundetraining

Nein, aber Du solltest es wollen.
Belohnungen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von guter Kommunikation. Natürlich verändert sich mit der Zeit, was Dein Hund als Belohnung empfindet und was Du im Alltag wirklich brauchst. Ein Hund, der gelernt hat, dass Zusammenarbeit sich lohnt, braucht keine Dauerfütterung. Aber ein nettes „Danke“ in passender Form? Das tut der Beziehung immer gut.

Variiere die Belohnungsarten systematisch: Kombiniere Futter mit Spielzeugen, sozialen Belohnungen und Umweltbelohnungen. Arbeite mit intermittierender Verstärkung und bleibe unberechenbar in Häufigkeit, Art und Wertigkeit der Belohnungen. Deine eigene Begeisterung und Freude sind dabei die wertvollste Belohnung. Sie sollte immer der größter Teil des Systems sein.

Erstmal: Nicht verzweifeln.
Wenn Dein Hund draußen nichts annimmt, ist das ein Zeichen von Überforderung, nicht von Dickköpfigkeit. In solchen Fällen hilft durchaus eine hochwertigere Belohnung. Aber in erster Linie ein besseres Management: Reizlevel senken, Abstand schaffen, Alternativen anbieten und Schritt für Schritt aufbauen.

Manchmal ja, oft nein.
Ob körperliche Zuwendung eine Belohnung ist, entscheidet nicht Dein Bauchgefühl, sondern Dein Hund. Manche Hunde lieben Berührungen, andere empfinden sie im Training eher als störend. Beobachte Deinen Hund: Lehnt er sich rein? Oder zieht er sich weg? Das ist Deine Antwort.

Mein Lasko, der Pudel, ist durch Streicheln extrem gut zu belohnen. Reba und Zazu, die Aussies, finden das eher übergriffig und völlig daneben. 

Indem du es testest und ihn beobachtest.
Leckerlis sind nur ein Teil der Wahrheit. Spiel, Bewegung, Freiraum, soziale Interaktion oder auch Umweltzugang können für Deinen Hund extrem belohnend sein. Nimm Dir Zeit, eine kleine „Belohnungsliste“ zu erstellen und achte darauf, wann die Augen Deines Hundes glänzen und wann er Dich nur höflich anblinzelt.

Erst wenn ein Verhalten zu 90% etabliert ist! Das bedeutet: Dein Hund führt das gewünschte Verhalten zuverlässig und sofort aus. Zu frühe intermittierende Verstärkung kann dazu führen, dass sich das Verhalten wieder verschlechtert. Bleibe in der Lernphase bei kontinuierlicher Belohnung und wechsle erst dann zu unregelmäßigen Belohnungen. 

Ja, unbedingt!

Der Wert einer Belohnung hängt stark vom Kontext ab. Zu Hause ohne Ablenkung reicht oft eine einfache Belohnung, während Du im Park mit Ablenkung hochwertige „Jackpot“-Belohnungen brauchst. Auch der Trainingsstand spielt eine Rolle: Beim Aufbau neuer Verhaltensweisen belohnst Du sofort und mittelhoch, bei schwierigen Situationen wie Rückruf mit Ablenkung setzt Du die besten Belohnungen ein.

Belohnungen im Hundetraining: Die Wissenschaft hinter effektiver Motivation

„Ich will meinen Hund nicht mit Leckerlies vollstopfen. Der soll auch hören, wenn es keine Belohnung gibt!“ Bäm! Da ist er wieder, der Satz, den ich so oft widerlegen muss. 

Viele Menschen glauben, dass Belohnungen im Hundetraining mit Bestechung gleichzusetzen sind. Aber ist das wirklich so? Besticht mich mein Chef mit meiner Gehaltszahlung? Oder bekomme ich das, was ich verdiene? Weil ich gute Leistung erbracht habe und ich mich angestrengt habe. Weil ich Dinge getan habe, die ich nicht tun würde, wenn ich nicht müsste. 

Ja, das Beispiel hinkt an manchen Stellen, aber ich finde es trotzdem sehr passend, da wir damit ein Stück weit in der Lage sind, die Gefühle der Hunde zu verstehen. 

Was sind Belohnungen im Hundetraining? 

Belohnungen sind eine nachgelagerte Sache, die passiert, wenn der Hund ein Verhalten abgeschlossen hat. Du sagst „Sitz“, Dein Hund führt das Kommando aus und für Dich ist die Sache erledigt. Für Deinen Hund nicht! Das was jetzt kommt beeinflusst das zukünftige Verhalten enorm. 

Dazu ein Gedankenexperiment

Stell Dir vor, Deine Chefin bittet Dich, einen Kollegen zu vertreten, der länger krank sein wird. Gesagt, getan. Du arbeitest hart, um die doppelte Belastung zu erfüllen. Stellen wir uns nun eine ideale Arbeitswelt vor. Deine Chefin ist wirklich begeistert von Deiner Leistung und zahlt Dir pro Monat der Vertretung einen Bonus von 1.000 Euro aus. Coole Sache, oder? Wirst Du die Vertretung weiterhin gerne übernehmen? Also ich schon. Lohnt sich ja richtig. 

In der normalen Arbeitswelt ist es aber eher so, dass Du zwar die Mehrarbeit leistest, am Ende des Tages aber einen warmen Händedruck bekommst. Wenn überhaupt! Und jetzt? Bist Du immer noch hoch motiviert, Deinen Kollegen zu vertreten? Ich wäre es nicht und würde sowohl den Kollegen, als auch die Chefin nicht zwingend in mein Nachtgebet mit einschließen! 

Positive Verstärkung im Hundetraining: Die Wissenschaft hinter wirksamen Belohnungen

Lerntheorie im Hundetraining: Klassische vs. operante Konditionierung

Es gibt zwei Formen des Lernens. Die klassische und die operante Konditionierung. Für uns im Training ist die operante Konditionierung die, die wir am meisten anwenden, aber auch die klassische Konditionierung können wir nicht völlig außer Acht lassen. 

Klassische Konditionierung: Lernen durch Verknüpfen

Das Beispiel, was viele kennen, ist der Versuch von Pawlows. Hier wurde eine Glocke als neutraler Reiz mit Futter, einem unbedingten Reiz gekoppelt. Und zwar so oft, bis die Glocke die gleiche Reaktion auslöst wie das Futter. 

Hier findet also eine Verknüpfung von Reiz und Reaktion statt, die unbewusst im Gehirn abläuft. Diese Art von Lernen findet immer statt und ist nicht beeinflussbar, da wir gar nicht wissen, wann, wie und was gerade gelernt wird. 

Operante Konditionierung: Lernen durch Konsequenzen

Hier wird ein Verhalten durch die Konsequenzen, die darauf folgen, verstärkt oder abgeschwächt. 

Somit ist es genau das, was wir uns im Training zunutze machen. Lernen wir dem Hund „Sitz“, dann führt er das willentlich aus. Allerdings abhängig von seiner Motivationslage. Du ahnst sicher schon, wie Du diese beeinflussen kannst. 

Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung bewegen wir uns also hier in der bewussten Entscheidungsfindung. Und diese ist beim Hund ebenso beeinflussbar, wie bei uns Menschen. Hier solltest Du noch mal kurz an Deine Bonuszahlungen denken!

Das jetzt hier mal in aller Kürze und aus das Minimum zusammengefasst. Ist ja schließlich ein Blog und (noch) kein Buch hier 😉

Warum Gefühle beim Hundetraining entscheidend sind: Die Neurobiologie des Lernens

Lange Zeit waren die beschriebenen Lernarten unser Handwerkszeug. Erst in den letzten Jahren nahm auch die die Bedeutung der Neurowissenschaft des Lernens immer weiter zu. Hier gab es viele Forschungen im humanen Bereich und wir können diese Erkenntnisse zu einem großen Teil auch auf Hunde übertragen. 

Grob gesagt geht es hierbei um Veränderungen von neuronalen Verbindungen, insbesondere der Synapsen, wodurch dann Informationen wieder abgerufen werden können, die vorher gespeichert wurden. 

Durch diese Forschung hat sich z. B. das Verständnis der Rolle der emotionalen Zustände beim Lernen verändert. Werden Lernumgebungen geschaffen, die sich positiv auf die Grundstimmung auswirken, fällt das Lernen in der Regel leichter. 

Auch wird der individuelle Lernstil mehr in den Vordergrund gerückt. Das ist der Teil, der erklärt warum Vorgehen xy zwar für Hund A, aber überhaupt nicht für Hund B funktioniert. 

Die Rolle von Dopamin beim Lernen von Hunden

Schauen wir uns in diesem Zusammenhang die Rolle des Dopamins an. Dopamin wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet, ist aber eigentlich viel mehr: Es ist unser körpereigenes Belohnungssystem und ein starker Motivator, Dinge, die uns glücklich machen, immer wieder zu tun.

Bei Hunden funktioniert das genauso. Führt Dein Hund ein Kommando aus und bekommt dafür eine Belohnung, die ihm wirklich gefällt, wird Dopamin ausgeschüttet. Dieses „Glücksgefühl“ verknüpft sich mit dem gezeigten Verhalten und macht es wahrscheinlicher, dass er es beim nächsten Mal wieder zeigt.

Das Spannende dabei: Dopamin wird nicht nur bei der Belohnung selbst ausgeschüttet, sondern auch in der Erwartung darauf. Deshalb wedelt Dein Hund schon mit dem Schwanz, wenn er die Leckerli-Dose hört. Sein Gehirn hat gelernt: „Gleich passiert etwas Tolles!“

Praktisch bedeutet das: Je positiver die Erfahrung, desto stärker die Dopamin-Ausschüttung und desto nachhaltiger das Lernen. Ein gestresster oder ängstlicher Hund produziert weniger Dopamin. Deshalb funktioniert Training mit Druck und Zwang langfristig schlechter.

Weitere Infos über Dopamin, Oxytocyn und Cortisol findest Du im Artikel zur Frage „Was ist Kontaktliegen beim Hund?“

Ich hoffe, ich habe Dir die Theorie so runtergedampft, dass Du weißt um was es geht, aber nicht schon innerlich die Augen verdrehst! Was bedeutet dieser ganze wissenschaftliche „Firlefanz“ jetzt für die Praxis?

Belohnungen im Hundetraining

Das richtige Timing: Warum Sekunden entscheiden

Hier wird’s praktisch: Belohnungen wirken nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt kommen. Die Faustregel lautet: maximal 3 Sekunden nach dem gewünschten Verhalten. Länger dauert es nicht, bis Dein Hund die Verbindung zwischen Aktion und Belohnung verliert.

Beispiel: Dein Hund setzt sich auf Kommando. Kramst Du erst 10 Sekunden in der Tasche nach dem Leckerli, kann er die Belohnung schon mit dem Aufstehen oder dem Anschauen des Nachbarhundes verknüpfen. Nicht ideal!

Deshalb sind Marker wie „Yes!“ oder ein Clicker so hilfreich. Sie überbrücken die Zeit, bis die eigentliche Belohnung kommt.

Weitere Aspekte zu diesem Thema findest Du im Beitrag Timing im Hundetraining: Warum der richtige Moment so viel verändert!

Belohnungsbasiertes Hundetraining vs. Strafen: Was langfristig besser funktioniert

Wenn Du bis hierher gelesen hast, dürfte klar sein: Belohnungen lösen beim Hund nicht nur gutes Verhalten aus, sondern auch gute Gefühle. Und genau das ist ein verdammt guter Grund, warum sie im Training so gut funktionieren.. 

Weniger Stress, mehr Sicherheit

Stell Dir vor, Dein Chef gibt Dir eine Aufgabe, die Du nicht auf Anhieb verstehst. Hast Du einen Chef, der leichtsam zu cholerischen Anfällen neigt und laut wird? Wie locker und motiviert wirst Du an die Aufgabe herangehen?

Nun stell Dir vor, Dein Chef ist fair und geduldig und belohnt gute Leistungen regelmäßig. Wie sieht es jetzt mit Deiner Motivation aus? 

Genau so geht’s Deinem Hund. Je sicherer er weiß, dass auf gutes Verhalten eine positive Konsequenz folgt, desto entspannter und lernfreudiger wird er. Angst hemmt, Sicherheit motiviert.

Belohnung verstärkt Verhalten dauerhaft und planbar

Positive Verstärkung bedeutet, dass es sich für den Hund lohnt bestimmte Verhalten zu zeigen. Da er dieses Glücksgefühl der Belohnung immer wieder haben möchte, wird er gewünschtes Verhalten also immer öfter zeigen. Das klingt ziemlich simpel. Ist es auch!

Förderung statt Druck: Die Beziehung profitiert mit 

Da Dein Hund weiß, dass Du seine Belohnungen steuerst und er so positive Emotionen mit Dir verknüpft, ist diese Art Training ein Booster für Eure Beziehung. Belohnungsbasiertes Training ist nicht nur nett, sondern ganz nebenbei auch Beziehungsarbeit. Wenn Du hier regelmäßig liest, dann weißt Du, wie wichtig mir persönlich dieser Punkt ist. 

Strafen unterdrücken Verhalten, lösen aber keine Probleme

Ja, Strafen können Verhalten stoppen. Aber sie zeigen dem Hund nicht, was er stattdessen tun soll.
Häufig entstehen dabei sogar negative Verknüpfungen mit Orten, Menschen oder Übungen. Das kann sich langfristig in Angst, Meideverhalten oder Unsicherheit bemerkbar machen. 

ABER: Und das ist mir jetzt wichtig zu sagen. Das heißt nicht, dass Strafen nicht vorkommen dürfen. Sorry, hängt mein Hund im Hosenbein des Postboten, dann biete ich ihm als Alternativverhalten nicht meinen Arm an, in den er hacken darf. In diesem Moment möchte ich sein Verhalten sehr wohl hemmen. Und wenn er es danach meidet den Postboten zu beißen, dann würde ich sagen „Ziel erreicht“. 

Also, bei allem Positiven bitte nicht das gesunde Maß an negativen Konsequenzen vergessen. Denn ganz ehrlich? Nur mit dutzi-dutzi geht es in den seltensten Fällen. 

Belohnungsarten im Hundetraining: Futter, Spiel und Umwelt richtig einsetzen

Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, wie Du deinen Hund belohnen kannst. Die wichtigsten findest Du hier im Überblick Die Details schauen wir uns dann in einem eigenen Artikel noch genauer an.

Futterbelohnungen: Liebe geht durch den Magen

  •  verschiedene Wertigkeiten: Ein trockener Keks für „Sitz“ im Wohnzimmer, ein Stück Leberwurst für „Hier“ trotz Ablenkung draußen. Je schwieriger die Situation, desto hochwertiger die Belohnung.
  • Auf die Größe kommt es an: Kleine Häppchen (etwa erbsengroß) sind ideal, da der Hund sie  schnell schlucken kann und sofort wieder aufmerksam ist.
  • Futterspiele als gemeinsame Beschäftigung

Soziale Belohnungen im Hundetraining: Lob und Streicheln richtig einsetzen

  • Streicheln: Achtung Belohnungsfalle! Nicht jeder Hund mag Streicheln! Manche empfinden es als Stress oder Unterbrechung. Beobachte Deinen Hund: Entspannt er sich oder wird er unruhig?
  • Blickkontakt
  • Stimme: Ein begeistertes „Fein!“ kann für manche Hunde wertvoller sein als jedes Leckerli. Experimentiere mit verschiedenen Tonlagen. Verstell Dich aber nicht, denn das kauft Dir dein Hund nicht ab! 
  • gemeinsames Spiel

Umweltbelohnungen: Mach Dir die Welt zum Verbündeten

  • Freilauf
  • Buddeln
  • zum Kumpel laufen dürfen
  • Schnüffeln
  • Reale Belohnungen, die der Hund wählt. Nicht Du.

Praxis-Tipp: Die 80/20-Regel

80% der Belohnungen sollten vorhersagbar sein (Hund macht etwas richtig → bekommt Belohnung)
20% sollten überraschend kommen (Jackpot für besonders gutes Verhalten)
Das hält die Motivation hoch und verhindert Langeweile.
 
Belohnungen im Hundetraining
 

Häufige Fehler bei Belohnungen: Wann Leckerlis dem Hundetraining schaden

Alles im Leben hat bekanntlich 2 Seiten. Das gilt leider auch für Belohnungen und einfach nur Kekse in den Hund stopfen wird langfristig keinen Erfolg bringen.

Belohnungen sind großartig, wenn man sie bewusst einsetzt. Leider können sie auch Nebenwirkungen haben, wenn man sie gedankenlos „rausballert“. Hier ein paar Stolperfallen:

Zu viel Futter: Wenn Motivation dick macht

Wenn Du sehr viel mit Leckerlies arbeitest und diese nicht in der täglichen Gesamtmenge des Futters berücksichtigst, dann kann es passieren, dass Dein Hund ein bisschen mopsig wird. Das solltest Du natürlich verhindern. Übergewicht ist kein Liebesbeweis und ein Hund kann sich leider hier nicht selbst regulieren. 

Abhängigkeit von Belohnungen

Häufig entwickeln Hunde eine Abhängigkeit von Belohnungen. Dies zeigt sich darin, dass Hunde ein Verhalten nur noch zeigen können, wenn sie sicher sind, dass Belohnungen anwesend sind.

Für mich ist das immer ein Zeichen dafür, dass Belohnungen einfach nicht wieder abgebaut wurden. Hier hilft es Belohnungen anzukündigen, variabel einzusetzen und sie dann immer weniger zu benutzen. 

Suchtverhalten und Dauerstress

Eine andere Form von Abhängigkeit ist die Sucht. Hierbei zeigen Hunde zwanghaft Verhaltensweisen um belohnt zu werden. Diese Hunde stehen unter Dauerstress und kommen nur ganz schwer zur Ruhe. 

Verlust der intrinsischen Motivation (Overjustification Effect)

Belohnungen können sogar die Freude an sich kaputtmachen, wenn sie übertrieben werden.

Beispiel:
Dein Hund bringt Dir begeistert den Ball. Nicht weil er muss, sondern einfach, weil’s ihm Spaß macht.
Dann fängst Du an, ihn dafür jedes Mal mit einem Leckerli zu belohnen.
Plötzlich bringt er den Ball nicht mehr aus Spaß, sondern weil er die Belohnung erwartet.
Bleibt die aus, bleibt auch der Ball liegen.

Diesen Effekt nennt man „Overjustification Effect“: Äußere Belohnung ersetzt die innere Motivation.

Ein letztes Mal zurück zu Deiner netten Chefin. (Ja, ich zieh die Chefin-Karte hier ziemlich oft. Aber wir Menschen verstehen über solche Vergleiche oft besser, was beim Hund abläuft. Versprochen: Das war’s jetzt mit der Personalabteilung!) 

Irgendwann kommst Du vielleicht an den Punkt wo Du Dir denkst „ja, ganz nice. Aber lass mal, ich hab Geld genug, ich mach lieber ne Woche Urlaub!“ Hui, das ist jetzt blöd für die Chefin. Und für Dich übrigens auch. Zeigt es doch, dass Dir die Arbeit nicht mehr so viel Spaß macht, wie früher, als das mit den Bonuszahlungen eher die Ausnahme war. 

So vermeidest Du den Motivationsverlust:

  • Belohne nicht jedes Mal das gleiche Verhalten
  • Wechsle zwischen verschiedenen Belohnungsarten
  • Lass manchmal die Aktivität selbst die Belohnung sein
  • Reduziere Belohnungen schrittweise, wenn das Verhalten sitzt

Faustregel:

Verhaltensweisen, die Dein Hund von sich aus gerne zeigt, brauchen keine ständige externe Belohnung.

Fazit

Belohnungen im Hundetraining sind topp. Wichtig und berechtigt. Sie sind allerdings nicht das allseeligmachende Wunderpülverchen und können im dümmsten Fall auch schaden. Das liegt jetzt nicht zwangsläufig an der Belohnung an sich, sondern am falschen Umgang damit! Wie immer ist es gut sich auch hier bewusst zu sein, was man tut. 

Auch wenn ich jetzt seit Stunden über Belohnungen schreibe, nehmen sie in meinen Alltag nur einen kleinen Teil ein. Ich benutze sie sehr exzessiv für junge Hunde, um Verhalten erst einmal aufzubauen. Beim Sport und im Beschäftigungsbereich arbeite ich ebenfalls viel mit Belohnungen. In der Alltagserziehung? Ja, auch. Aber anders. Feiner dosiert, subtiler, mit mehr Fokus auf Kontext, Erwartung, Klarheit.

Was mir trotz allem Positiven aber wichtig ist zu sagen: Belohnungen schließen Regeln und Grenzen nicht aus. Und ich setze diese durchaus klar und auch mit negativen Konsequenzen (damit meine ich nicht das Ausbleiben einer Belohnung). Ich mag kein Methodendenken und kein schwarz-weiß. Unser Leben hier ist bunt, mal laut, mal leise, mal positiv, mal negativ, aber in den allermeisten Fällen fair. 

Zum Thema Belohnungen wird es auf jeden Fall noch eine oder zwei Fortsetzungen geben. Wir schauen uns an:

  • Wie Du eine Belohnungshierarchie aufbaust

  • Was ein funktionierendes Belohnungssystem ausmacht

  • Wie Du Belohnungen gezielt und sinnvoll einsetzt

Also bleib dran. Jeden Freitag gibt es hier neuen Input.  


PS:
Wenn du jemanden kennst, der der Meinung ist, ein Hund hat rein aus Gehorsam zu gehorchen, dann schick ihm diesen Artikel weiter.

✨ Teilen kostet nichts, bringt aber oft den Impuls, den es braucht.


✍️ Probier es diese Woche mit Deinem Hund aus und erzähl von Deinen Erfahrungen in den Kommentaren!

FAQ

Belohnungen im Hundetraining

Am Anfang solltest Du jedes richtige Verhalten belohnen (kontinuierliche Verstärkung). Sobald Dein Hund das Kommando sicher beherrscht, reduziere die Belohnungen schrittweise, z. B. auf jedes 3. bis 5. Mal (intermittierende Verstärkung). Das hält die Motivation hoch und verhindert Abhängigkeit.

Bewährt hat sich die 80/20-Regel: 80 % vorhersagbare Belohnungen, 20 % überraschende Jackpots.

Nein, wenn Du Belohnungen richtig einsetzt!
Probleme entstehen meist, wenn Belohnungen nie abgebaut werden. Variiere Futter, Lob, Spiel und nutze auch Umweltbelohnungen wie Schnüffeln oder Freilauf.

Ziel ist ein Hund, der aus Gewohnheit, Sicherheit und positiver Erwartung mitarbeitet, nicht nur für den Keks in der Tasche.

Kleine, weiche Häppchen (etwa erbsengroß) sind ideal. Sie können schnell geschluckt werden ohne lange Kaupausen. Nutze verschiedene Wertigkeiten: Trockene Kekse für einfache Übungen, hochwertige Belohnungen wie Leberwurst oder Käse für schwierige Situationen. Achte auf die Kalorienbilanz und ziehe Leckerlis vom Hauptfutter ab, um Übergewicht zu vermeiden, falls Dein Hund hier ein Thema hat.

Maximal 3 Sekunden nach dem gewünschten Verhalten! Länger dauert es nicht, bis Dein Hund die Verbindung verliert. Nutze Marker wie „Yes!“ oder einen Clicker, um den perfekten Moment zu markieren, auch wenn Du das Leckerli erst später gibst. Das Timing entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Eine zu späte Belohnung kann sogar falsches Verhalten verstärken.

Ja, durchaus! Zu viele Futterbelohnungen können zu Übergewicht führen. Schlimmer noch: Ständige externe Belohnungen können die natürliche Freude an einer Aktivität zerstören (Overjustification Effect). Auch Suchtverhalten ist möglich! Hunde stehen dann unter Dauerstress und kommen schwer zur Ruhe. Die Lösung: Bewusst dosieren, verschiedene Belohnungsarten nutzen und rechtzeitig reduzieren. 

Timing im Hundetraining: Warum der richtige Moment so viel verändert!

Dein Hund ist im Freilauf, hebt den Kopf und sieht seinen Kumpel. Du siehst Deinen Hund, hebst den Kopf, scannst die Umgebung und siehst Deinen Hund zu seinem Kumpel rennen. Jetzt noch rufen? Nope, zu spät. Schon wieder warst Du zu langsam, Dein Timing gleicht dem einer Schnecke. Kennen wir alle! 

Gutes Hundetraining besteht eben nicht nur aus Kommandos und Belohnungen, sondern viel mehr aus den richtigen Momenten. Und die sind leider oft verdammt kurz. 

Was bedeutet Timing im Hundetraining? 

Ein Hund lernt durch Verknüpfungen. Das heißt, was er im Moment seines Handels erlebt speichert er ab. Das, was 3 Sekunden später passiert ist schon wieder uninteressant. Genau hier trennt sich oft ein erfolgreiches Training vom frustrierenden Nachbessern. Du kannst die perfekte Übung im Kopf haben und die besten Leckerchen dabei haben. Wenn Dein Timing nicht stimmt, dann wird Dein Hund wenig Chancen haben genau das zu verknüpfen was Du ihm eigentlich beibringen möchtest. 

Warum Du oft zu spät reagierst und was Dein Hund daraus lernt

Vielleicht kennst Du die ein oder andere Situation:

  • Du siehst, wie Dein Hund etwas fixiert, aber Du rufst ihn erst, wenn er bereits losgelaufen ist.
  • Du merkst, dass sich Dein Hund anspannt wenn Euch ein Hund entgegenkommt, aber Du wartest ab, ob es vielleicht heute doch klappt und Dein Hund nicht anfängt zu pöbeln. 
  • Du hast Deinen Hund irgendwo abgelegt und er löst seine Platzzuweisung selbständig auf und Du denkst Dir, „ich wollte ja eh gerade auflösen, da ist es ja okay wenn er kommt“.
  • Du weißt, dass Dein Hund gleich in das Dreckloch springt, aber Du schlägst erst die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er schon aussieht wie ein kleines Erdferkel. 

Die Folgen von schlechtem Timing 

Dein Hund lernt in jeder dieser Situationen aber, dass das, was Du möchtest im besten Falle optional ist, oder wahlweise, dass es wohl okay war, denn Du hast es kommentarlos durchgehen lassen. 

Das ist absolut kein Vorwurf. Wer frei von Fehlern ist, werfe den ersten Stein. Mir passiert das auch immer mal wieder, nur bin ich mir sehr schnell bewusst, dass ich mal wieder die Situation verpennt habe und gebe meinen Hunden insgeheim Recht. Das würde ich aber niiiiiiieeeemals zugeben. 😉 Dummerweise ist das aber der Grund, warum sich Verhalten nicht bessert, obwohl Du fleißig trainierst. 

So verbessert Du Dein Timing im Alltag mit Hund

Beobachte Deinen Hund und greife im richtigen Moment ein

Timing im Hundetraining beginnt bei der Beobachtung und nicht erst bei dem Signal, was Du danach gibst. 

Keiner von uns kann hellsehen und nicht alles kann vorhergesehen werden. Aber lerne Deinen Hund zu lesen. Achte z. B. auf

  • Körperspannung
  • Ohrenstellung
  • Aufrichtung
  • Fixieren
  • Gedankliches Abdriften Deines Hundes. 

Je besser Du Deinen Hund lesen kannst, je früher kannst du reagieren (nicht mehr nur agieren) und desto fairer und erfolgreicher wird Dein Training. 

Reagiere bevor es kippt

Der ideale Zeitpunkt zum Eingreifen ist nicht dann, wenn Dein Hund bereits unerwünschtes Verhalten, wie z. B. Anspringen von Mensen, Bellen, Jagen oder einfach nur Blödsinn zeigt, sondern bevor er es tut. 

  • Bevor er den Menschen überhaupt erreicht hat
  • Bevor er einen Ton von sich gibt
  • Bevor er dem Hasen hinterherrennt
  • Bevor er in die die Leine ballert und sich aufregt

Training, das im entscheidenden Moment stattfindet fühlt sich leise und unspektakulär an. Aber es wirkt nachhaltig. 

Warum gutes Timing manchmal bedeutet, nichts zu tun

Jetzt kommt der Teil, an dem es eventuell kompliziert wird. Du bis nicht immer zu spät. Manchmal bist Du einfach auch viel zu früh. 

In der heutigen Hundeerziehung neigen viele Menschen dazu, einem Hund jede Form von freier Entscheidung und somit Selbstwirksamkeit abzunehmen. Auch viele Trainer arbeiten nach diesem Prinzip, so dass das heute oft gelehrt wird und ich den Menschen nicht mal wirklich „einen Vorwurf“ machen kann. Sie wissen es schlicht nicht besser. 

Selbstwirksamkeit im Hundetraining

Manchmal ist es das Schwerste, nichts zu tun. Gerade wenn Du versuchst, Fehler zu vermeiden oder alles perfekt zu machen. Aber Hunde brauchen manchmal die Möglichkeit, selbst zu denken, selbst zu entscheiden und selbst zu scheitern.  

Beispiel 1: Der schnüffelnde Hund

Ein Paradebeispiel ist die Situation, dass ein Hund im Freilauf zurückbleibt und sich irgendwo festschnüffelt. Ganz oft passiert es nun, dass der Mensch in irgendeiner Form darauf reagiert. Je nach Ausbildungsstand wird der Hund gerufen oder man bleibt stehen und wartet, bis sich das Tierchen bequemt wieder aufzuschließen. Im Extremfall geht man zurück, lockt den Hund mit Wursti weiter und „nervt“ einfach rum.

Hier finde ich es besser, den Hund lernen zu lassen, dass sein Handeln Konsequenzen für ihn haben kann. Statt jetzt wie ein Leuchtturm ständig die eigene Position durchzugeben, kann man einfach mal weiterlaufen. Wenn man „gemein“ ist, sogar abbiegen. Was lernt der Hund dabei? „Wenn ich nicht aufpasse, wo mein Mensch hingeht, dann verpasse ich den Anschluss und stehe am Ende allein auf weiter Flur“. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das nennt man Selbstwirksamkeit.

Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass Du sowas bitte in einem überschaubaren Gelände machst, wo dem Hund nichts weiter passieren kann.

Beispiel 2: Der verunsicherte Hund

Der Hund findet irgendwas „gruselig“ oder gerade in seinen eigenen Augen unangenehm. Was macht der Mensch? Er springt sofort helfend zu Seite, tröstet und beruhigt den Hund. Natürlich wird alles Unangenehme auch sofort vom Hund entfernt.

Dabei wäre das eine gute Möglichkeit ihn die Erfahrung machen zu lassen, dass die Welt kein Ponyhof ist und es Dinge gibt, mit denen er durchaus „alleine klarkommen“ kann. Damit meine ich nicht, dass man den Hund völlig ignoriert. Natürlich darfst Du ihn unterstützen und da sein, aber Du sollst ihn nicht in Watte packen und ihn „vor allem Übel“ beschützen. 

Ein Hund, gerade wenn er erwachsen ist, ist nicht wie ein menschliches Kleinkind. Man kann ihm durchaus die Fähigkeit zugestehen, dass er in einem gewissen Umfang für sich selbst verantwortlich ist. Die können das und sie möchten das auch. Denn so fühlen sie sich ernst genommen. 

Vertrauen bedeutet Zutrauen

Konsequenzen müssen also nicht immer von Dir kommen. Manchmal reicht die Realität. Vertrauen ist nicht nur „ich helfe Dir“. Vertrauen ist viel mehr „ich traue Dir das zu“!

So lernst Du die richtigen Momente zu erkennen

Die Fähigkeit Deinen Hund zu lesen oder Situationen richtig einzuschätzen, die erreichst Du nicht über Nacht. Das ist übrigens für mich als Trainer auch der Teil, den ich meinen Kursteilnehmern am wenigsten oder sagen wir, am langsamsten, weitergeben kann. Denn hier spielt einfach Erfahrung eine große Rolle.

Und obwohl Situationen vielleicht auf den ersten Blick ähnlich erscheinen, sind sie doch ganz anders. Hier kommt dann oft der Einwand „ja, aber letzte Woche hast Du gesagt……“ Ja stimmt, habe ich. Aber die Umstände haben sich eben geändert. Und ja, ich kann die Fragezeichen auf den Gesichtern sehr gut verstehen. Ich bin auch nicht mit meinen heutigen Fähigkeiten auf die Welt gekommen, sondern tue seit 28 Jahren nichts anderes, als von Hunden zu lernen. 😉 

Praktische Tipps für besseres Timing

Du kannst das auch. Konzentriere Dich immer wieder darauf:

  • Bewusst zu beobachten
  • Deinen Hund zu spüren
  • Situationen zu beurteilen
  • Dich schnell zu entscheiden

Der letzte Punkt ist extrem wichtig. Treff schnell eine Entscheidung, zerdenke nicht erst alle Optionen. Ja, Du wirst falsche Entscheidungen treffen. Das passiert den Besten. Aber Du wirst mit der Zeit immer schneller und immer öfter die richtige Entscheidung treffen. 

Praktische Übung zur Reaktionsschnelligkeit

Eine Übung, die ich gerne mit den Teilnehmern meiner Cklickerkurse mache .ist Folgende: 

  1. Nimm einen Clicker oder ähnliches in die eine und einen Ball in die andere Hand
  2. Lasse den Ball auf den Boden prallen und fange ihn wieder auf
  3. Drücke immer genau dann auf den Clicker, wenn der Ball den Boden berührt
  4. Drücke immer genau dann auf den Clicker, wenn der Ball Deine Hand verlässt
  5. Filme das Ganze und schau Dir danach an, wann Deine Clicks tatsächlich kamen 😉
  6. Als Abwandlung: mache das Ganze, wenn jemand anderes den Ball auf den Boden oder gegen eine Wand wirft und wieder fängt

Fazit: Timing im Hundetraining ist keine Technik, sondern ein Gefühl! 

Es geht nicht darum jedes Verhalten mit einer Stoppuhr zu unterbrechen. Es geht nicht darum, ein programmierbares Skript zu erstellen. Es geht vielmehr darum im richtigen Moment anwesend zu sein. 

Manchmal heißt das: 

  • Früh reagieren – Währe den Anfängen
  • Nichts zu tun – Hilf dir selber und spüre, was DEIN Verhalten für DICH bedeutet

Immer aber heißt das: 

  • Den Hund zu sehen. Echt, wertschätzend und erwachsen. 

Das Geheimnis guten Timings

Je besser Dein Timing wird, desto mehr wirst Du spüren: Gutes Timing im Hundetraining fühlt sich nicht an wie Kontrolle, gutes Timing fühlt sich an wie eine echte Verbindung!


PS:
Wenn du jemanden kennst, der im Alltag mit seinem Hund auch ständig „zwei Sekunden zu spät“ dran ist, dann schick ihm diesen Artikel weiter.

✨ Teilen kostet nichts, bringt aber oft den Impuls, den es braucht.


✍️ Hast du schon mal erlebt, dass du zu früh oder zu spät reagiert hast – und es später bereut hast?

Dann erzähl davon in den Kommentaren!

FAQ

Gutes Timing im Hundetraining

Du hast nur etwa 3 Sekunden Zeit, um auf das Verhalten Deines Hundes zu reagieren. Alles was danach passiert, kann Dein Hund nicht mehr mit seinem ursprünglichen Verhalten verknüpfen. Das bedeutet: Belohnungen, Korrekturen oder Kommandos müssen sofort erfolgen, um effektiv zu sein. Je schneller Du reagierst, desto klarer wird die Lernverknüpfung für Deinen Hund.

Die drei häufigsten Timing-Fehler sind:

  • Zu späte Reaktion: Du rufst Deinen Hund erst, wenn er bereits wegläuft
  • Zu frühe Einmischung: Du hilfst Deinem Hund, bevor er selbst eine Lösung finden kann
  • Falsches Timing bei Belohnungen: Du belohnst das falsche Verhalten, weil Du zu spät reagierst

Diese Fehler führen dazu, dass Dein Hund verwirrt wird und das Training weniger effektiv ist.

Achte auf diese Körpersignale Deines Hundes:

  • Körperspannung: Angespannte Muskeln deuten auf Aufregung oder Stress hin
  • Ohrenstellung: Aufgerichtete Ohren zeigen Aufmerksamkeit an
  • Blickrichtung: Wohin schaut Dein Hund? Was fixiert er?
  • Atmung: Verändert sich die Atemfrequenz?

Je mehr Du diese Signale beobachtest, desto besser wirst Du vorhersagen können, was Dein Hund als nächstes tun wird.

Nein, nicht immer. Manchmal ist es besser, Deinem Hund zu erlauben, aus natürlichen Konsequenzen zu lernen. Wenn Dein Hund beispielsweise beim Spaziergang zurückbleibt und schnüffelt, kann es effektiver sein, weiterzugehen, anstatt ihn zu rufen. So lernt er selbständig, dass er aufpassen muss, wo Du hingehst. Wichtig ist, dass die Situation sicher ist und Dein Hund keinen Schaden nehmen kann.

  1. Nimm einen Clicker in eine Hand und einen Ball in die andere
  2. Lasse den Ball fallen und versuche genau dann zu clicken, wenn er den Boden berührt
  3. Filme Dich dabei und überprüfe, ob Dein Timing stimmt
  4. Wiederhole die Übung regelmäßig

Diese Übung trainiert Deine Reaktionsgeschwindigkeit und hilft Dir, im echten Training schneller zu reagieren. Mit der Zeit entwickelst Du ein besseres Gefühl für den richtigen Moment.

Fellpflege im Sommer

Scheren, bürsten oder ignorieren?

Der Sommer ist da. Und mit ihm das Drama in vielen Haushalten: Hunde, die haaren wie irre, Menschen, die die Bürste verfluchen und irgendwo dazwischen die große Frage:
Muss das Fell ab? Oder darf das bleiben?

Als Hundebesitzer mit einem Pudel und zwei Australian Shepherds bin ich mittendrin. Einer muss zum Friseur, die anderen bringen mir täglich kleine Wollmäuse als Geschenk. Zeit, mal über Fellpflege zu sprechen

Fell ist nicht gleich Fell – Die entscheidenden Unterschiede 

Bevor ich mit den ultimativen Pflegetipps loslege, möchte ich erst mal eins klarstellen:
Es gibt nicht die eine Lösung für alle Hunde.
Diese Erkenntnis zieht sich, wie so vieles in der Hundehaltung, wie ein roter Faden durch alle Themen.

Fast jeder Hund (außer z. B. dem Mexikanischen Nackthund oder dem Chinese Crested) hat Fell. Behaart sind fast alle Körperstellen, mit Ausnahme von Nase, After, Vulva und Pfotenballen. Aber: Wie dieses Fell aussieht und wie es sich verhält, hängt stark von der Rasse und Fellstruktur ab.

Welche Aufgabe hat das Fell eines Hundes? 

Klar: Fell gibt dem Hund sein rassetypisches Aussehen. Gerade bei Mischlingen lässt sich anhand der Fellstruktur manchmal erahnen, welche Rassen mitgemischt haben, manchmal aber auch überhaupt nicht. Gerade bei Pudelmischlingen (also Doodle in allen Varianten) ist alles möglich, auch innerhalb eines Wurfs.

Doch das Fell ist nicht nur Deko. Es schützt den Hund:

  • vor Verletzungen (z. B. durch Dornen)

  • vor Kälte

  • vor Hitze

  • vor Nässe

  • vor UV-Strahlung

  • und in gewissem Maße auch vor Parasiten

Außerdem spielt es eine wichtige Rolle bei der innerartlichen Kommunikation.
Der Klassiker ist der aufgestellte „Kamm“ am Rücken bei erregten oder drohenden Hunden.
Doch das ist nur die sichtbarste Variante. Viele feinere Signale laufen über das Fell, vorausgesetzt, der Hund hat die entsprechende Fellstruktur.

Ein bisschen Fell-Physiologie gefällig?

In sogenannten Haarbalgtrichtern wachsen mehrere Haare gemeinsam: ein kräftiges Haupthaar plus feine Nebenhaare. Im mittleren Abschnitt sitzt der Haarmuskel, der das Haar aufrichten kann, z.B. bei Erregung oder zur Thermoregulation. Hunde wie der Pudel können das nicht mehr, da ihre Fellstruktur diese Funktion nicht hergibt. 

Ebenfalls über das Fell, lässt sich einiges über den Gesundheitszustand eines Hundes erkennen. In der Haut befinden sich Talgdrüsen, die das Haar mit Fett und Mineralstoffen versorgen. Bei einem gesunden Hund ist das Fell glänzend und weich. Ist das Fell hingegen stumpf, glanzlos und schuppig, dann lohnt sich ein genauer Blick auf die Gesundheit Deines Hundes. 

Deckhaar und Unterwolle: Der Doppelpack der Natur

Deckhaar

Schauen wir uns den Vorfahr unserer Hunde, den Wolf, an, wird schnell klar, dass die ursprüngliche Struktur des Deckhaares das Stockhaar ist (zu den verschiedenen Haartypen später mehr).

Das Deckhaar bei Hunden ist dicker als die Unterwolle und dieser zahlenmäßig meist unterlegen. Das macht deutlich, dass das Deckhaar weniger dicht ist, als die Unterwolle. 

Länge, Struktur, Lebensdauer und Farbe des Deckhaares ist genetisch bestimmt. Bereits der kleine Welpe hat diese Anlagen in sich. Im Laufe eines Hundelebens passt sich das Fell zwar noch an (Unterschied zwischen Welpen- und Erwachsenenfell), aber die Grundlage steht bereits vorgeburtlich fest. 

Im Schnitt stirbt ein Deckhaar nach 6 bis 8 Wochen ab und fällt aus. Übrigens egal ob Deckhaar oder Unterwolle: Die Haare fallen i. d. R. nicht büschelweise, sondern einzeln aus. Sollte Dein Hund also irgendwo kahle Stellen haben, dann ist das ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist und Du solltest das unbedingt abklären lassen. 

Unterwolle

Die Haare der Unterwolle sind dünner als die des Deckhaares. Im Normalfall ist die Unterwolle auch kürzer. Außer bei Hunden mit einem sogenannten Doppelfell, wie z. B. Husky oder Samojede. Hier sind die Haare von Deckhaar und Unterwolle gleich lang.

Die Unterwolle ist nicht gleichmäßig am Hundekörper verteilt und wächst auch nicht immer. Hunde mit Fellwechsel haben diesen meist im Frühjahr und Herbst (bei intakten Hündinnen auch im Zusammenhang mit ihrem Zyklus). Diesen Fellwechsel bestimmt die Unterwolle.  

Habermehl (1996) vergleicht das Fell eines Hundes mit einer luftgefüllten Hülle, die der Thermoregulation eines Hundes dient. Haare, die sich besonders leicht durch den Haarmuskel aufrichten lassen, sind dünn und fein. Durch die Aufrichtung vergrößern sie die lufteinschließende und isolierende Körperoberfläche und haben die größte Wirkung auf die Temperaturegulation. Dies macht deutlich, warum die Unterwolle im Frühjahr abgeworfen und im Herbst wieder aufgebaut wird. 

Quelle: Verena Wiese 2009

Die verschiedenen Felltypen und ihre Pflege

Stockhaar:

Wie bereits erwähnt, ist dieser Haartyp der ursprünglichste Typ bei Hunden. Die Rasse schlechthin, die man mit Stockhaar in Verbindung bringt, ist der Deutsche Schäferhund. Es gibt sie in Kurzstockhaar mit einem Deckhaar von ungefähr bis zu 4 cm und kürzerer Unterwolle und als Langstockhaar, wo die Deckhaare ca. 10 cm lang sind. 

Pflege: Stockhaarhunde sollten nicht nur gebürstet, sondern auch gekämmt, bzw. gestriegelt, werden. Mit vielen Bürsten kommt man nämlich nur bis zum Deckhaar. 😉

Da sowohl abgestorbenes Deckhaar, als auch die Unterwolle nicht immer von alleine ausfallen, sollte dieses regelmäßig entfernt werden. Es gibt spezielle Kämme für Stockhaarhunde, mit denen man die Unterwolle sehr gut entfernen kann. 

Kurzhaar:

Unter Kurzhaar fallen Rassen wie der Labrador, der Boxer, die Französische Bulldogge oder der Dobermann. Das Deckhaar ist hier meist 1 bis 2 cm lang. Kurzhaarhunde gibt es mit viel, wenig oder gar keiner Unterwolle. Unter die letzte Kategorie fallen viele Windhunde. Das macht klar, warum sie im Winter immer einen Mantel tragen sollten. 

Pflege: Hier reicht es, abgestorbene Haare mit einer Bürste zu entfernen. Bürsten aus Metall sind hier aber ungeeignet. Hier dürfen die Bürsten weich sein. Oft ist auch ein Gummihandschuh ausreichend. 

Rauhaar:

Na wem fällt hier nicht der Rauhaardackel ein? Aber auch der Schnauzer ist eine Rauhaar-Rasse. Das Deckhaar ist hier sehr fest, mittellang und gut wasserabweisend. Das Fell dieser Rassen fühlt sich sehr drahtig an. 

Pflege: Da die Unterwolle hier nicht von selber ausfällt, müssen diese Rassen getrimmt werden. Das heißt, die Unterwolle wird rausgezupft. Im Unterschied zum Stockhaar, ist die Unterwolle zwar abgestorben, aber noch fester in der Haut verankert. 

Langhaar: 

Hier findet man Rassen wie den Australian Shepherd oder Spaniel und Setter. Das Deckhaar ist hier meist irgendwas um 20 cm lang und auch hier findet man, wie beim Kurzhaar, Rassen mit viel, wenig oder gar keiner Unterwolle. 

Pflege: Je mehr und vor allem je dichter das Fell ist, desto öfter sollte es gekämmt werden, um Verfilzungen vorzubeugen. Bei Hunden mit viel Unterwolle ist auch hier im Fellwechsel mehr Unterstützung notwendig. Der Markt ist voll mit Bürsten und Kämmen für jede Felllänge und Dicke der Unterwolle. 

Wellhaar (Schneiderassen):

Diese Hunde sind etwas speziell und bilden die Gruppe der Schneiderassen. Der typische Vertreter ist natürlich der Pudel. Aber auch der Bolonka ist ein Wellhaar. Hier sind die Haare immer lang und gewellt, bzw. gelockt. Die allermeisten dieser Hunde haben keine Unterwolle. Der Bolonka oder auch der Puli bilden eine Ausnahme. 

Pflege: Häufiges Kämmen (vor allem bis zum Ende der Pubertät) beugt Verfilzungen vor. Lockige Hunde sollte man nie „trocken“ bürsten. Am besten geht es nach den Baden oder zumindest mit einem Kämmspray. Andernfalls brechen die Haare und es ist für die Hunde auch sehr unangenehm. 

Diese Hunde verlieren kein Fell und das Haar wächst auch zeitlebens weiter. Sie müssen also zwingend geschoren oder geschnitten werden. Dies dient der Gesunderhaltung ist erst im zweiten Schritt auch ein modischer Aspekt.  

Hund im Sommer scheren? Auskämmen der Unterwolle
Haarald – Hergestellt aus der ausgekämmten Unterwolle meiner Reba

Hund scheren im Sommer – Ja oder nein?

Diese Frage wird oft ein bisschen emotional diskutiert. Ich möchte es heute einfach mal mit Fakten probieren. 

Sinnvoll ist das Scheren bei:

  • Schneiderassen, die sonst verfilzen würden
  • Individuellen Bedürfnissen, z. B. bei sehr alten oder kranken Hunden und Hunden, die bereits sehr verfilzt sind

Nicht sinnvoll ist das Scheren bei:

  • Hunden mit Unterwolle, deren Fellstruktur intakt ist

Was beim Scheren mit den Haaren passiert

Warum ist das so? Diese Hunde wirken nach dem Scheren oft zufrieden, als würden sie sich, Achtung Wortspiel, pudelwohlfühlen. Im ersten Moment tun sie das auch. Meiner Meinung nach liegt das aber weniger daran, dass das Fell nun ab ist, sondern eher an dem Umstand, dass sie vorher nicht so ganz richtig gepflegt wurden. 

Schauen wir uns einfach mal an, was beim Scheren mit den Haaren passiert: Wenn man da einmal mit der Maschine drüberbügelt ist halt nichts mehr da. Auch das Deckhaar wird zerstört. Beim Deckhaar kann es passieren, dass es nicht mehr so nachwächst wie vor dem Scheren. Das stellt nicht nur optisch ein Problem dar, sondern beeinträchtigt auch die Funktion des Fells nachhaltig. 

Bei der Unterwolle ist es noch gravierender. Wie ich bereits beschrieben habe, ist es genau die Unterwolle, die für die Isolation und damit für die Regulation der Körpertemperatur verantwortlich ist. Wird sie einfach nur abgeschnitten, ist sie am Hautansatz trotzdem noch dicht, kann sich aber nicht mehr so gut aufrichten, da sie einfach zu kurz ist. Damit entfällt der Effekt, dass die Luft besser zirkulieren und damit für Abkühlung sorgen kann. Im Extremfall kann das zu Überhitzung führen. Genau das, was wir durch das Scheren vermeiden wollten, kann somit erst recht auftreten. 

Je nachdem wir kurz man die Maschine nun einstellt kann es passieren, dass der Hund einen Sonnenbrand bekommt. Die spielt bei hellen Hunden mit dünnem Fell eine große Rolle. 

Was auch immer wieder vorkommt ist, dass durch das Entfernen des Deckhaares und dem Stehenlassen der Unterwolle (nichts anderes passiert beim Scheren), die Unterwolle im Anschluss übermäßig wächst, was dazu führt, dass der Hund evtl. schneller verfilzt. 

Fazit: Scheren bei Hunden mit Unterwolle ist nicht die beste Idee, die man so haben kann. Es scheint ein kurzfristiger positiver Effekt einzutreten, der sich bei genauerem Hinsehen aber zu einem großen Nachteil entwickeln kann. 

Die richtige Alternative zum Scheren

Aber wie macht man es nun richtig? 

Statt scheren heißt es bürsten. Im Fellwechsel zum Sommer hin verlieren die Hunde recht viel Unterwolle. Diese fällt nicht immer einfach aus dem Hund, auch wenn uns unsere Staubsauger etwas anderes sagen. Die Haare bleiben zum Teil im Fell hängen und verursachen dort auch gerne mal Juckreiz. Das merkst Du z. B. daran, dass Dein Hund sich im Fellwechsel vermehrt wälzt. Am Rücken kann er sich halt schlecht kratzen. 

Hier kannst Du ihm durch Bürsten und Kämmen gut unterstützen. Du entfernst diese Haare und verschaffst dadurch Linderung. Insgesamt beschleunigt das Bürsten den Fellwechsel auch deutlich. Du regst nämlich die Durchblutung der Haut an, welche dadurch besser mit dem Abstoßen der Haare vorankommt. 

Hat Dein Hund extrem viel Unterwolle, dann kann Dir auch ein Hundefriseur weiterhelfen. Diese haben spezielle Pflegeshampoos, mit denen sie Deinen Hund erst baden und dann mit einem speziellen Föhn (einem „Blower“) einen großen Teil der gelösten Wolle einfach herausföhnen. Das ist für viele Hunde die angenehmere Prozedur, da es nicht so ziept. Vorausgesetzt natürlich, sie bekommen bei Wasser und Föhn keine Panikanfälle. 

Unterstützung im Fellwechsel durch richtige Ernährung

Du kannst aber noch viel mehr für Dein Fellmonster tun, um ihm den Fellwechsel zu erleichtern. Hier spielt das Futter eine entscheidende Rolle. 

Im Fellwechsel kannst Du folgende Nährstoffe ergänzen: 

  • Bierhefe – sorgt für glänzendes Fell
  • Vitamin B – sorgt für einen guten Stoffwechsel, was dazu führen kann, den Fellwechsel zu beschleunigen
  • Zink und Vitamin A – sorgen für gesunde Talgdrüsen
  • Lachsöl – fördert den Stoffwechsel, sorgt für Glanz im Fell 
  • Hanföl – wirkt positiv bei Hautproblemen, wie Trockenheit, Schuppen und somit Juckreiz
  • Leinöl – wirkt entzündungshemmend und stärkt das Immunsystem
  • Hochwertiges Eiweiß im Grundfutter

Welche Bürste ist die Richtige? 

Der Markt der Bürsten ist mittlerweile riesig und echt unübersichtlich. Ich selbst besitze gefühlt 20 Bürsten und 10 Kämme. Hier musst Du einfach ausprobieren, was für Euch funktioniert und was eben nicht. Gerade die Aussies brauchen auch unterschiedliche Bürsten. Je nach Stadium des Fellwechsels komme ich mal mit der einen, mal mit der anderen besser zurecht. Ein guter Ansprechpartner ist auch hier ein Groomer (Hundefriseur). 

Was ich nicht empfehlen kann: Kämme und Bürsten, die die Haare beschädigen. Diese Teile haben eine Art Klinge verbaut. Hier wird gerade das Deckhaar stakt beschädigt und sieht im Anschluss aus wie „abgefressen“. 

Fazit: Nicht jeder Hund braucht die gleiche Pflege

Der Pudel wäre ohne die Schermaschine verloren, die Aussies hingegen brauchen ein ganzes Bürstenarsenal. 

Wenn Du Dir nicht sicher bist, was für Deinen Hund das Beste ist, dann frage den Profi. Äh nicht mich, sondern einen Hundefriseur. Der kann Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen und Dir im Zweifel auch zeigen, wie Du es richtig machst. Und jetzt: Bürste in die Hand und Wollmäuse jagen. 


PS:
Lass Deine Hundefreunde auch gerne wissen, wie sie ihre Hunde gut durch den Fellwechsel und den Sommer bringen. 
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Hast Du Fragen zur Fellpflege Deines Hundes? Welche Erfahrungen hast Du mit verschiedenen Pflegemethoden gemacht? Teile Deine Erfahrung gerne in den Kommentaren. 

FAQ

Fellpflege im Sommer

Das kommt auf den Felltyp an. Hunde mit Unterwolle (z. B. Australian Shepherd, Schäferhund) sollten nicht geschoren, sondern regelmäßig ausgekämmt werden, sonst kann das Fell seine isolierende Funktion verlieren. Schneiderassen wie der Pudel hingegen müssen regelmäßig geschoren werden, da ihr Fell unaufhörlich weiterwächst und sonst verfilzt.

Neben regelmäßigem Bürsten helfen auch Bäder mit speziellem Hundeshampoo, Blower-Föhnen beim Hundefriseur und eine angepasste Ernährung mit Zink, Bierhefe, Omega-3-Ölen und hochwertigem Eiweiß. Das regt die Hautdurchblutung an und fördert das Abwerfen der Unterwolle.

Für Langhaar mit Unterwolle empfehlen sich Unterwollkämme, Striegel und Entfilzungsbürsten (ohne Klinge!). Kurzhaarhunde kommen oft schon mit einem Gummihandschuh aus. Wichtig: Teste verschiedene Tools und beobachte, womit Dein Hund sich wohlfühlt. Und was wirklich bis zur Haut durchkommt.

Das kann problematisch sein: Deckhaar schützt vor UV-Strahlen, Nässe und Verletzungen. Wird es abgeschoren, kann es dauerhaft nicht mehr nachwachsen oder wächst weich und flockig nach. Das beeinträchtigt die Funktion des gesamten Fells und kann langfristig zu Hitzestau, Sonnenbrand oder Verfilzungen führen.

Je nach Felltyp:

  • Pudel & Doodle: mehrmals pro Woche, bei jungen Hunden sogar täglich

  • Langhaar mit Unterwolle: im Fellwechsel alle 1–2 Tage. Wichtig ist, dass Du bis zur Haut durchkommst und keine verfilzten Stellen übersiehst.

  • Kurzhaar: 1–2x pro Woche reicht meist aus

  • Alles ohne Unterwolle: Was ist eine Bürste? 

Der Rückruf – echte Beziehung statt reine Technik

Stell Dir vor: Dein Hund entdeckt einen Hasen, hebt den Kopf, Du rufst einmal und er dreht auf dem Absatz um und kommt zurück. Klingt wie ein Märchen?

Ist es aber nicht. Nur eben auch kein Zaubertrick.

Falls Dein Rückruf eher so aussieht: „KOMMMMM! Nein, HIERRRR! Max! MAX! MAAAAAAX!“, herzlich willkommen in der Realität. Du bist nicht allein. Und ja, es gibt einen Weg raus aus diesem Chaos.

Im vorletzten Blogeintrag ging es um „trotzige“ Hunde und dabei bildlich um den Rückruf. Da dazu einige Rückmeldungen kamen, möchte ich das Thema heute noch einmal explizit aufgreifen. Dabei soll klar werden, warum Beziehung wichtiger ist, als reine Technik. 

Der größte Rückruf-Mythos: „Mehr Technik = besserer Rückruf“

Spoiler Alert: Nein.

Das Internet ist voll mit „5-Schritte-Anleitungen“ und „Rückruf in 7 Tagen“. Alles schön und gut. Aber mal Hand aufs Herz. Hast Du schon mal eine davon komplett durchgezogen? Und wenn ja, warum funktioniert es trotzdem nicht zuverlässig?

Weil Hunde keine Roboter sind. Und Beziehungen sich nicht programmieren lassen.

Das Rückrufsignal – Dein erstes Problem (von dem Du noch gar nichts weißt)

Zuerst sollst Du Dir über Dein Kommando klar sein oder werden. Dieses Signal soll nur eine Sache bedeuten: „Komm zu mir gerannt, egal was passiert“. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Klingt einfach oder?

Warum Dein aktuelles Kommando wahrscheinlich schon „verbrannt“ ist

Mal ehrlich: Wie oft rufst Du deinen Hund und bist zufrieden, wenn er nur den halben Weg kommt? Wie oft rufst Du ihn, ohne zu wissen, was danach passieren soll? Wie oft rufst Du ihn, obwohl Du es gar nicht ernst meinst?

Herzlichen Glückwunsch, Du hast Deinem Hund beigebracht, dass Dein Rückruf optional ist.

Soll ich Dir was verraten? Das ist so ziemlich normal. Deshalb habe ich zwei Rückrufsignale. Eines für den Alltag (das darf auch mal halbherzig sein) und eines für den Notfall: „Komm zu mir gerannt, egal was passiert.“ Punkt.

Du siehst, auch ich gestehe mir ein, nicht immer konsequent zu sein. Und nicht immer eindeutig und perfekt mit meinen Hunden zu kommunizieren. Denn all das, was ich gerade geschrieben habe, ist auch hier Alltag. Und meine Hunde müssen Höchstleistungen vollbringen, um mich zu verstehen. Nun gut, damit sind sie nicht alleine auf der Welt, aber das ist ein anderes Thema! 😉

Der Notfall-Rückruf

Ich möchte in diesem Beitrag auf den „Notfall-Rückruf“ eingehen. Solltest Du also bisher ein Kommando haben, was nicht so gaaaaanz klar definiert ist, überleg Dir ein Neues. 

Dieses eine Wort, was bedeutet „komm zu mir gerannt, egal was passiert“, ist die Grundlage für einen zuverlässigen Rückruf und stellt sicher, dass Dein Hund ab jetzt ganz genau weiß, was er zu tun hat, wenn er es hört. Indem Du dieses eine Wort ausschließlich für den Rückruf verwendest schaffst Du Klarheit bei Deinem Hund und legst den Grundstein für konstantes und zuverlässiges Verhalten.

Der Name des Hundes als Rückrufsignal

Warum verwenden wir sinniger Weise nicht den Namen des Hundes?

Überlege Dir, wie oft Du den Namen Deines Hundes über den ganzen Tag verwendest. Wie oft hat der Name überhaupt eine Bedeutung für den Hund? Und wenn ja, ist es dann immer die gleiche Bedeutung?

  • „Max“ (schau mich an)
  • „Max!“ (hör auf damit)
  • „Maaax“ (geh mir aus dem Weg)
  • „MAX!“ (komm sofort her)

Wie oft bedeutet der Name „Komm zu mir gerannt, egal was passiert“?

Dieses Durcheinander und diese Inkonsequenz kann für einen Hund durchaus mächtig verwirrend sein. Okay, ich leg noch einen drauf. Es. Ist. Verwirrend.

Die Verwendung seines Namens als Rückrufsignal sendet ziemlich viele widersprüchliche Botschaften, da er mit sehr vielen unterschiedlichen Emotionen und Situationen verknüpft ist. Somit ist der Hund nicht immer in der Lage rauszufinden, wann sein Name mit „Komm her“ zu verknüpfen ist und wann nicht. Schon gar nicht, wenn es schnell gehen muss.

Ich finde es ja mega bewundernswert, dass die Hunde es in den meisten Fällen schaffen überhaupt noch rauszufinden, was wir gerade von ihnen wollen, wenn wir nur ihren Namen sagen. 

Auf menschliches Beziehungen gemünzt ist es, als würdest Du zu jemandem „Hallo“ sagen und manchmal „Guten Morgen“, manchmal „Hilfe!“ und manchmal „Verpiss dich!“ meinen. Wer soll das übersetzen können? 

Bonus-Wissen: Mit „komm“ verhält es sich übrigens ähnlich. Überlege mal was „komm“ für Deinen Hund alles bedeutet. Ich denke, Du bekommst es hin, ohne, dass ich Dir das jetzt vorkaue. Oder? 

Welche Rolle spielt Eure Beziehung beim Rückruf?

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass Du Deinen Hund verstehst und somit auch Deine eigenen Fähigkeiten als Trainer Deines Hundes verbesserst. Daher rate ich Dir immer, dass Du Dich damit beschäftigst, wie Training überhaupt funktioniert. Erst dann kannst Du Techniken auch wirklich gut umsetzen. 

Dies hat folgenden Hintergrund: Wenn Du nicht weißt, wie Du trainieren musst, wird Dein Hund gar nicht verstehen, was Ihr erreichen wollt.

Ich sage es immer wieder. Es macht keinen Sinn eine Methode über alle Mensch-Hund-Teams zu stülpen. Jeder Hund, und jeder Mensch, ist einzigartig und in Kombination ganz oft auch „speziell“ 😊

Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Jeder kann eine Anleitung befolgen. Aber nicht jeder kann seinen Hund lesen, verstehen und individuell trainieren.

Frag Dich:

  • Wer ist Dein Hund wirklich?
  • Was motiviert ihn?
  • Wie lernt er am besten?
  • Welche Umweltreize beeinflussen ihn?

Diese Fragen unterscheiden echte Teams von reinen Technik-Umsetzern. Und sie lassen es am Ende leicht aussehen, auch wenn es trotzdem Arbeit ist. Denn auch die beste Beziehung kommt nicht ganz ohne Technik und Fleiß aus. 

Was ein richtig guter Rückruf wirklich braucht

1. Klare Signale mit einer echten Bedeutung

„Komm“, „Hier“, „Pfeife“, „Zurück“ – völlig egal, welches Wort, Geräusch oder Hilfsmittel Du nutzt: Entscheidend ist, dass Dein Hund ganz genau weiß, was das bedeutet und was dabei für ihn rausspringt.

Die 3-Sekunden-Regel: Weniger Drama, mehr Erfolg

Hier kommt mein Lieblings-Gamechanger:

  • Rückruf geben (einmal und klar)
  • 3 Sekunden warten (nicht länger!)
  • Keine Reaktion? BEWEGEN! (Nicht nochmal rufen!)

Warum 3 Sekunden? Länger warten trainiert Deinem Hund an, dass er Zeit zum „Überlegen“ hat. Nach 3 Sekunden ist klar: Er hat andere Prioritäten oder hat nicht verstanden.

Was heißt „bewegen“? Geh zu ihm hin (ohne Drama) oder geh weg (und werde plötzlich interessant). Aber hör auf zu brüllen. Das macht nur Dich heiser und Deinen Hund taub. Und lernt ihm nebenbei auch noch das Zählen.

2. Timing: Der Unterschied zwischen Profi und Pechvogel

Ein guter Rückruf beginnt nicht erst in dem Moment, wo Dein Hund schon 30 Meter entfernt auf eine Fährte abbiegt.
Er beginnt viel früher, bei Dir. In Deiner unmittelbaren Nähe. 
Lerne Deinen Hund zu lesen: Wann schweift er gedanklich ab? Wann spannt sich sein Körper an? Wann ist er noch ansprechbar?

Denn: Je näher der Hund bei Dir ist, je geringer ist der Reiz, je klarer ist Deine Stimme und desto höher ist die Chance, dass Dein Hund den Rückruf auch schaffen kann. Denn wie immer gilt, dass Du bitte nur so trainierst, wie Dein Hund in der Lage ist, die Anforderungen auch bewältigen zu können. 

3. Belohnung, die sich lohnt

Wenn Dein Hund einen Hasen ignoriert und zu Dir kommt, dann muss das für ihn wie Weihnachten und Geburtstag zusammen sein. Nicht wie ein halbherziges „Fein“. Für Dich sollte es sich so anfühlen, als hätte er Dir gerade Dein Leben gerettet. Mindestens!

Das funktioniert:

  • Jackpot-Belohnung = das Beste vom Besten für Deinen Hund. Nicht das, was Du praktisch findest. 
  • Überraschung = mal Futter, mal Spiel, mal Freiheit
  • Echte Freude = nicht gespielt, sondern von Herzen

Das funktioniert nicht:

  • Trockenes Leckerli Nummer 47 des Tages
  • Gelangweiltes „Gut gemacht“
  • Sofort wieder anleinen = Rückruf-Tod!

4. Impulskontrolle & Frustrationstoleranz

Ein Rückruf trotz Ablenkung setzt voraus, dass Dein Hund gelernt hat, Impulse zu kontrollieren:

Also nicht jedem Reiz sofort nachzurennen, sondern Reize wahrzunehmen und trotzdem ansprechbar zu bleiben. Das braucht gezieltes Training. Und Geduld.

Ebenso wichtig ist die Frustrationstoleranz. Das ist die Fähigkeit damit klar zu kommen etwas nicht zu bekommen ohne dabei einen Tobsuchtsanfall zu bekommen und sich extrem aufzuregen.

Beides kann man trainieren. Aber eben nicht „mal kurz im Park“, sondern mit Plan. Und genau hier trennt sich oft die Theorie von der Praxis und die gute Technik von echter Verbindung.

Warum dieser Artikel keine 5-Schritte-Anleitung ist

Ich kann Dich denken hören: „Toll, Sandra. Jetzt habe ich einen ewig langen Artikel gelesen und weiß trotzdem nicht, was ich konkret machen soll! Danke für Nichts!“

Ist das so? Anleitungen wie „5 Schritte zum perfekten Rückruf“ findest Du hundertfach im Netz. Geh los, such sie, frag die KI (die Dir übrigens gute personalisierte Trainingspläne erstellen kann), setz die Techniken um. 

Mein Anliegen ist anders: Ich will, dass Du deinen Hund verstehst. Dass Du Lösungen findest, die für EUCH funktionieren. Nicht für alle. Fühle Deinen Hund. 

Vertraue Dir. Vertraue Deinem Hund. Wende Dein Wissen über Lernverhalten an. Setze alles in Beziehung zueinander.

Das Puzzle wird sich zusammenfügen.

Unter diesem Aspekt hast Du hier gerade sehr viel Input bekommen, der Dich durchaus weiterbringen wird. Wenn Du ihn nicht nur konsumierst, sondern auch fühlst und mit Leben füllen kannst. 

Fazit: Der Rückruf als Liebeserklärung

Ein echter Rückruf ist keine (reine) Gehorsamkeitsübung. Es ist eine Liebeserklärung auf Gegenseitigkeit:

„Ich vertraue dir, dass du kommst. Du vertraust mir, dass sich das lohnt.“

Ich glaub an Dich und Deine Fähigkeiten. Warum? Weil Du sonst Artikel wie diesen hier nicht lesen würdest und nach dem ersten Absatz Google nach „Wie trainiere ich den Rückruf“ gefragt hättest und Dich auf die „5-Schritte-Anleitung“ gestürzt hättest. 

Du willst verstehen, nicht nur nachmachen. Das ist der erste Schritt zum Erfolg!

Und wie immer gilt, wenn Du Unterstützung im Training brauchst, denn melde Dich super gerne bei mir. 

PS:
Wissen wirkt am besten, wenn man es nicht für sich behält.
👉 Schick den Link an Deine Freundin, Deinen Gassipartner oder den Typen aus dem Park,
dessen Hund immer „drüber“ ist. Aus Liebe zum Hund. 🐕 Einfach unten auf einen passenden „Teilen-Button“ klicken. 

FAQ

Rückruf

Wenn Dein Hund bei „Komm“ zuverlässig und freudig zurückkommt: Glückwunsch, dann brauchst Du nichts ändern.
Wenn Du aber öfter „Komm“ sagst und Dein Hund überlegt, ob Du’s ernst meinst: Dann ist es Zeit für ein neues, klares Signal.
Ein neues Rückrufkommando kannst Du ganz einfach mit positiver Verstärkung aufbauen. Mache es kleinschrittig und mit viel guter Laune. 

Ja: Wenn Du bereit bist, genau hinzusehen, zu hinterfragen und ehrlich zu reflektieren.
Du brauchst kein Profi sein, aber Du musst verstehen wollen.
Techniken findest Du überall. Was Du brauchst, ist die richtige Haltung dahinter.
Trainer, die beziehungsbasiert lehren, können aber eine wertvolle Abkürzung sein. 

So lange, wie Dein Hund braucht, um zu verstehen, dass dieses eine Wort immer dasselbe bedeutet und sich für ihn lohnt.
Das ist kein 7-Tage-Projekt. Aber: Mit jedem klaren Training baust Du ein Stück Sicherheit auf.
Denke in Wochen oder Monaten und freu Dich über kleine Fortschritte. Sie zählen. Immer.

Besser nicht. Der Name ist super für Aufmerksamkeit, aber als Rückrufsignal ungeeignet. Warum? Weil wir ihn ständig verwenden. Mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen. Ein klares, neues Kommando sorgt für mehr Verständnis beim Hund.
Nutze den Namen, um Aufmerksamkeit herzustellen („Max?“), aber verbinde ihn nicht mit zig widersprüchlichen Bedeutungen. Sieh ihn viel mehr als Ankündigung einer klaren Handlungsanweisung. 
Je eindeutiger Du sprichst, desto leichter hat’s Dein Hund. Und du auch.

Weil Rückruf nicht nur Technik ist, sondern Vertrauen und Beziehung. Wenn Dein Hund nicht zuverlässig kommt, fehlt oft die Klarheit oder  die Motivation. Training hilft, aber echtes Verstehen hilft mehr.

Technik ohne Beziehung ist wie GPS ohne Satellitenverbindung: sieht gut aus, bringt Dich aber nicht ans Ziel.
Verständnis + Technik = nachhaltiger Rückruf.
Wenn Dein Hund nicht nur „funktioniert“, sondern mit Dir kooperiert, wird Rückruf zur gemeinsamen Sache.