Dein Hund will Dich ärgern? – Die Wahrheit hinter „absichtlichem“ Ungehorsam

Du stehst an der Wiese, hast sogar Wurst in der Hand und rufst Deinen Hund. Der schaut Dich an, dreht sich um….und geht. Dummerweise in die andere Richtung. Du stehst da, weißt nicht ob Du lachen, weinen oder völlig eskalieren sollst und denkst Dir: „Das macht der doch mit purer Absicht. Mein Hund will mich bewusst ärgern!“

Will er das wirklich? Dich ärgern? 

Der große Mythos: Mein Hund will mich ärgern

Gleich mal die gute Nachricht vorne weg: Hunde sind keine Rachegötter. Sie handeln nicht nach unseren menschlichen Werten wie „Trotz“, „Rache“ oder „Gemeinheit“. Auch wenn’s sich manchmal genau so anfühlt.

Ich geb’s zu. Ich kenne das. Ich bin Hundetrainerin. Und ich denke trotzdem manchmal für einen kurzen Moment: „Willst du mich eigentlich verarschen?!“

Aber das ist kein Trotz oder ein Machtkampf und schon gar kein Rachefeldzug. Hunde reagieren situativ, instinktiv oder so, wie es sich eben für sie lohnt. Denn was sie definitiv sind – ganz große Opportunisten.

Huch. Macht’s das jetzt besser? Opportunismus hat ja schon eine leicht charakterlose Färbung. Na vielleicht wäre es doch netter, wenn sie uns ärgern wollen? Ich für meinen Teil kann mit der Idee, dass meine Hunde auf ihren Vorteil bedacht sind besser leben, als damit, dass sie mich mit purer Absicht und aus Boshaftigkeit  ignorieren. Du auch? 

Die wahren Gründe, warum Hunde nicht gehorchen

Was aussieht, als würden uns Hunde ärgern wollen, ist meist: 

  • Stress und Überforderung
  • Mangelnde Ausbildung und fehlende Verlässlichkeit
    Gelernt ist eben gelernt. Und nicht alles, was Dein Hund gelernt hat, entspricht dem, was Du dachtest, dass Du ihm beibringst. 
  • Ablenkung und Reizüberflutung
  • Eine bessere Alternative – das Mauseloch ist einfach spannender als der Mensch. Kennst Du sicher: Du isst abends auf dem Sofa Chips – obwohl Du Gurke geplant hattest. Ist nicht böse gemeint (den Gurken gegenüber) nur….na ja, leckerer! 

Lohnendes Verhalten bei Hunden und Menschen

Warum es trotzdem so nervt: Unser menschliches Gehirn

Bleiben wir bei dem Rückrufbeispiel. Da stehst Du nun mitten in der Prärie, Dein Hund summt fröhlich vor sich hin und Dir schwillt echt die Halsschlagader. Jep, ich fühl’s.
Aber warum nervt Dich das jetzt eigentlich so? 

Der Attributionsfehler: Unser Hirn liebt Schuldige

Da kommt unser menschliches Gehirn wieder mal zum Vorschein. Menschen haben ein Denkmuster, das nennt sich wissenschaftlich „Attributionsfehler“ oder „vorschnelles Zuschreiben von Absichten“ In meiner Sprache heißt das einfach „Unser Hirn liebt Schuldige“.

Warum macht unser Gehirn das?

  • Es gibt uns Kontrolle zurück („Der Hund will mich ärgern, also kann ich sauer sein“).

  • Es ist einfacher, als sich zu fragen: Vielleicht liegt’s auch an mir?“

  • Es ist schnellerunser Gehirn liebt schnelle Antworten (besonders, wenn wir gestresst sind).

Was in Deinem Kopf passiert, wenn der Hund nicht gehorcht

Wir schreiben anderen Lebewesen (Hunden, Menschen, Autofahrern [MEINE Challenge]  …) gern eine Absicht oder Charaktereigenschaft zu, vor allem, wenn uns ihr Verhalten nervt.

Wir sehen nicht, was sie hindert. Wir sehen nur, dass sie sich gerade blöd verhalten.

Konkret: Wenn Deine Verabredung zu spät kommt, denkst Du: „Unzuverlässig.“ Nicht: „Vielleicht ist die S-Bahn ausgefallen.“ Wenn Dein Hund Dich ignoriert, denkst Du: „Der will mich ärgern.“ Nicht: „Vielleicht ist er überfordert oder falsch trainiert.“ Verständlich. Aber unfair, vor allem dem Hund gegenüber.

Unser Gehirn macht das so oft, weil Gefühle einfach schneller sind als Gedanken. (Falls Du Dich dafür interessierst dann lies gerne diesen Artikel von Fr. Dr. Osterath)

Mein Hund will mich ärgern - Hund macht Blödsinn, Besitzer ist gestresst

Du rufst Deinen Hund – Dein Gehirn schaltet auf Autopilot

Was heißt das jetzt aber konkret an der Wiese mit dem Hund, der Dich gemütlich ignoriert und vielleicht noch sagt: „ja warte kurz, ich komm dann schon. Muss nur noch eben….“

In dieser Situation passiert im Gehirn grob gesagt Folgendes:

  1. Sinnesreiz kommt an → Dein Hund rennt weg

  2. Emotionszentrum springt an → „Alarm! Frust! Wut! Angst! Kontrolle weg!“

  3. Du fühlst zuerst.

  4. Dann versucht Dein Gehirn zu verstehen: „Warte… warum eigentlich?“

Das dauert manchmal nur Millisekunden, aber emotional bist Du da längst „auf 180“. Was für Dich also gerade wie ein Drama wirkt, ist für den Hund einfach nur Mittwoch. 

Die häufigsten Gründe für „absichtliches Fehlverhalten“ 

Schön, dass Du jetzt weißt, was Dein Oberstübchen da gerade mit Dir macht. Bringt Dich aber erst einmal nur bedingt weiter, denn der Fiffi schlendert immer noch über die Wiese und ignoriert Dich gekonnt. 

Warum Hunde Kommandos ignorieren: Die Checkliste

Es gibt zig Gründe, warum der Hund gerade nicht das tut, was Du möchtest:

  • Der Hund hat das Verhalten in der Situation nie richtig gelernt.

  • Die Ablenkung ist zu groß (Stichwort: Reizkontrolle fehlt).

  • Deine Erwartungshaltung ist zu hoch. Es wird vom Hund etwas verlangt, was er gar nicht leisten kann siehe Punkt 1

  • Du bist unsicher, inkonsequent oder unklar.

  • Timing und Körpersprache passen nicht. 

Na sowas. In dieser Aufzählung fehlt ja gänzlich der böse Wille des Hundes. Es dreht sich alles nur im Dich. Sorry, not sorry! Aber auch nicht wirklich schlimm, denn Du tust das alles ja nicht mit Absicht,  genau so wenig wie Dein Hund!

Der häufigste Trainingsfehler: Fehlende Generalisierung

Wenn Du regelmäßig hier bei mir im Blog liest, weißt Du ja, dass ich in meinem Leben schon ganz schön viele Mensch-Hund-Teams begleitet habe. 90% davon machen einen entscheidenden Fehler. 

Ich bin gespannt, ob Du Dich hier wiederfindest:

Du hast das Training Deines Hundes total motiviert angefangen. Bald stellen sich erste Erfolge ein und der Hund setzt sich brav aufs Kommando hin und kommt freudig angesaust, wenn Du ihn ruft. Wow, wie gut sich das anfühlt. Hast Du richtig toll hinbekommen.

Stolz triffst Du Dich mit anderen Hundebesitzern zum Gassiegehen und „Lieselotte“ zieht wie blöd an der Leine. Du findest das jetzt etwas ungehörig und „Lieselotte“ soll jetzt echt mal Sitz machen. „Liese“ hat aber nun gar keinen Sinn für Dich, sondern würde gerne mit den anderen Hunden um die Wette laufen.

Also gut, bevor die „Blamage“ noch größer wird und „Lieschen“ Dich noch weiter aus purer Absicht ärgert, lässt Du sie von der Leine und auf Dein Rufen hin – Du ahnst es schon – kommt sie natürlich nicht. Genervt und wütend fährst Du nach Hause und schwörst Dir, dass Du nie wieder mit solchen Hundegruppen spazieren gehst. 

Du hast da was vergessen – die Generalisierung von Verhalten

Was ist da passiert? Du hast, wie 90% aller Hundehalter, Dinge so semi gut trainiert. Du hast das ein bisschen angefangen und als das einigermaßen klappte war für Dich klar: Jetzt kann Dein Hund das. 

Das stimmt auch. Dein Hund kann das. Zuhause im Wohnzimmer und im Garten. 

Leider hast Du die entscheidenden Schritte aber weggelassen. Verhalten muss generalisiert werden. Wir Hundetrainer schmeißen da gerne mit Zahlen von 3.000 – 5.000 Wiederholungen um uns. Das dient eigentlich „nur“ dazu, zu verdeutlichen, dass ein Hund Dinge nicht nach 3 x Trainieren kann. 

Mein Hund will mich ärgern, Verhalten generalisieren

Wie Hunde lernen: Kontextbezogen in Bildern

Hunde lernen Verhalten immer kontextbezogen in Bildern. Das heißt, der Hund lernt beim Kommando „Platz“ eben, dass er sich im Wohnzimmer auf den Teppich legt. Fehlen das Wohnzimmer und der Teppich, dann macht das Kommando „Platz“ für einen Hund keinen Sinn mehr.

Sprich, Du musst Deinem Hund erlerntes Verhalten überall „neu“ beibringen. Je öfter Du die Situation dabei wechselst und je qualitativer Dein Training ist, desto schneller geht das natürlich im Laufe eines Hundelebens. Und nein, Du musst nicht jede erdenkliche Situation üben, die Euch jemals begegnen könnte. Irgendwann ist ein Verhalten so gut generalisiert, dass es in (fast) jeder Umgebung abrufbar ist.

Ein weiterer, oft gemachter, Trainingsfehler: Ungewollt aufgebaute Verhaltensketten

Manchmal sieht ein Verhalten aus wie Trotz. Aber es ist keine Absicht. 

Es ist vielleicht Frust. Oder Angst. Oder mangelnde Impulskontrolle. Vielleicht auch eine Reaktion auf Deinen Tonfall, Deine Körpersprache, Deine Anspannung. Oder schlicht: eine Verhaltenskette, die Du ungewollt aufgebaut hast.

Beispiel: Wenn Dein Hund gelernt hat: Sitz → dann passiert nichts → dann steh ich wieder auf … Dann ist Aufstehen kein Trotz. Es ist ein logischer nächster Schritt in einer erlernten Reihenfolge. Denn der Hund hat nicht gelernt, dass auf Sitz immer erst ein Auflösekommando kommt, bevor er wieder aufstehen darf.

Wenn Du „Nein“ rufst und Dein Hund dann nochmal extra hochspringt oder bellt, dann ist das vielleicht kein „Ich provozier dich jetzt“, sondern: „Du klingst plötzlich komisch, ich bin verwirrt und brauche Klarheit.“

Die (unbequeme) Wahrheit – Dein Hund zeigt Dir, was er gelernt hat

Gehen wir noch mal zurück auf die Wiese und zu Deinem Dich ignorierenden Hund. 

Bist Du Dir ganz sicher, dass Dein Hund es gelernt hat, in jeder Situation abrufbar zu sein? Egal wie groß die Ablenkung ist, egal wie weit er weg ist, egal ob Du mit der Kekstüte winkst oder nicht? 

Hand aufs Herz! Wie oft hast Du wirklich mit ihm geübt?

Wie oft hast Du erfolgreich mit ihm trainiert, dass er nicht zu einem anderen Menschen oder Hund läuft, sondern auf Deinen Rückruf umdreht und zu Dir kommt? 3 Mal oder 300 Mal? Auf freiem Feld oder auch sonntags Nachmittag im Park bei strahlendem Sonnenschein? 

Zusammengefasst: Dein Hund kann nur zeigen, was Du mit ihm geübt hast. Und zwar genau unter diesen Umständen!

Praktische Lösungen: Was Du tun kannst (außer zu eskalieren)

Frag Dich in Situationen, in denen Dein Hund macht was er will:

  1. Haben wir das ausreichend geübt?
    Kann Dein Hund genau in dieser Situation das verlangte Verhalten abrufen?
    Wenn ja, dann sei verbindlich und verlange genau das.
    Wenn nein, dann bringt es Dich nicht weiter, es einzufordern. Manage diese Situation und übe in Zukunft besser, im Sinne der Generalisation. 
  2. Lohnt es sich für Deinen Hund, Dein Kommando zu befolgen?
    Verhalten, das sich für Hunde lohnt, wiederholen sie gerne. Alles, was sich nicht lohnt, „löschen“ sie aus ihrem Speicher.
    ACHTUNG: Das gilt ganz besonders für Hunde, die in der Pubertät sind!

Belohnungsalternativen für motiviertes Training

Stelle sicher, dass Dein Hund einen lohnenden Grund hat, mit Dir zu kooperieren. Das müssen nicht immer Leckerlies sein.

  • Spiele als Belohnung nutzen
  • Freilauf als Belohnung, z.B. nachdem der Hund per Blickkontakt bei Dir „eingecheckt“ hat
  • Soziale Belohnung durch Lob und Aufmerksamkeit
  • Umweltbelohnungen, d. h. den Hund das machen lassen, was er gerade möchte, nachdem er das Kommando ausgeführt hat

Bist Du hingegen der Meinung, Dein Hund müsse alles nur aus reinem Gehorsam ausführen, ohne dafür gelobt zu werden, dann wird es immer schwierig bleiben! 

5 Sofort-Tipps für besseren Gehorsam

  1. Erkenne den Frust – bei Dir selbst
    Du darfst Dich aufregen. Gefühle sind okay. Du bist kein schlechter Mensch, weil Du Dich kurz unfair behandelt fühlst. Aber Du darfst auch entscheiden, was Du daraus machst. 
  2. Beobachte, was Dein Hund wirklich tut
    Nicht nur das Offensichtliche (er kommt nicht), sondern auch: Wie bewegt er sich? Ist er ansprechbar? Wohin geht seine Aufmerksamkeit? Dein Hund zeigt Dir meist sehr deutlich die Gründe für sein Handeln auf. Du musst diese Zeichen „nur“ für Dich nutzen. 
  3. Stell Dir immer die richtige Frage:
    „Was hat mein Hund in dieser Situation gelernt“. Nicht „was hat er irgendwann mal gehört“.
  4. Achte auf Deine Ausstrahlung
    Hunde sind Meister im Lesen unserer Körpersprache. Gedankenlesen können sie hingegen nicht. 
  5. Belohne gutes Verhalten öfter
    Auch im Alltag, wenn es „nicht drauf ankommt“. Mach Dein Training alltagstauglich. Achte auf freiwilliges gutes Verhalten Deines Hundes. Belohne fair. Und überfordere ihn nicht mit Situationen, auf die er nicht vorbereitet ist.

Fazit: Dein Hund ist einfach nur Hund

Dein Hund arbeitet nicht gegen Dich. Er lebt einfach nur ziemlich konsequent im Hier und Jetzt. Er will Dich nicht ärgern. Er kann’s halt einfach (noch) nicht besser. Oder will’s grad nicht, weil die Welt einfach lohnenswerter ist als Du. 

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Hund macht, was er will und will Dich ärgern, dann warte, bis Dein Denkhirn wieder übernimmt und bewerte die Situation mal emotionslos. 

Und hey, wir alle kennen diese Situationen, in denen wir „mit Puls“ an der Wiese stehen und unser Hund uns (mal wieder) ignoriert. Ja, auch ich. 

Ja, manchmal fühlt es sich so an, als ob der Hund Dich ganz bewusst provozieren will. Aber in 99% der Fälle, ist er einfach nur Hund. Und Du einfach nur Mensch. 

Zwei Spezies, die versuchen, miteinander klarzukommen. Manchmal ist das wie bei IKEA: Da stehen Zwei, mit unterschiedlichen Vorstellungen, aber dem selben Ziel. Und ab und zu müssen es dann doch die Schrauben sein, nicht die Kerzen. 

Mein Hund will mich ärgern, Hund macht was er will

Und wenn Dein Hund doch ein Arsch ist? 

Dann war dieser Artikel hier nichts für Dich!
Spaß! Manchmal ist es auch okay das so zu sehen. Wichtig dabei? Seh’s mit Humor – nicht als persönlichen Angriff.

Das ist nicht immer leicht. Aber es ist immer fair. Und genau das verdient Dein Hund und Du übrigens auch.

Brauchst Du Unterstützung im Hundetraining und bist auf der Suche nach einer Hundeschule? Kontaktiere mich gerne, auch für individuelles (Online)Training. 

FAQ

Hund gehorcht nicht

Wenn Dein Hund nur manchmal gehorcht, liegt das meist an unzureichender Generalisierung. Er kann das Kommando nur unter bestimmten Bedingungen ausführen.

Nein! Dominanz ist ein völlig überholtes Konzept. Dein Hund ist einfach noch nicht ausreichend trainiert oder die Situation ist zu ablenkend.

Ja, er schaut Dich an. Aber eher, weil er unsicher ist oder Deine Reaktion abwartet – nicht, weil er Dich provozieren will.

Hunde können lernen, wie sie Einfluss auf uns nehmen – z. B. durch Bellen oder bestimmte Blicke. Aber das ist kein böser Plan, sondern Lernen durch Beobachtung. Hunde beobachten uns 24/7. Sei Dir sicher: Dein Hund kennt Dich besser, als Du dich selbst!. 

Indem Du Missverständnisse früh klärst, Verhalten zuverlässig belohnst – und immer wieder hinterfragst, was Dein Hund gerade gelernt hat.

Es macht Dich handlungsfähig. Statt Dich über Absicht zu ärgern, kannst Du Training ansetzen, das Dein Hund wirklich versteht.

Ein Welpe zieht ein: Wenn der süße Knopf zum Terrorkrümel wird

Ein Welpe zieht bei Dir ein und Du hast Dich super gut auf das neue Familienmitglied vorbereitet und dachtest, „ja easy, kann ja nichts mehr schiefgehen“? So oder so ähnlich geht’s den Meisten, bis sie sagen: Hätte ich das mal vorher gewusst!“

Die Vorbereitung auf den Welpeneinzug – was Du dachtest, was kommt 

Im Vorfeld wusstest Du bereits, was Du alles an Ausstattung brauchst. Ein Körbchen, Spielzeug und Näpfe stehen bereit. Eventuell hast Du bei der Übernahme des Zwergerls Leine, Halsband und Geschirr bekommen und ein oder zwei Bücher hast Du auch gelesen. Dir ist bewusst, dass ein Welpe Arbeit bedeutet, aber in erster Linie freust Du Dich auf den süßen kleinen Knopf, der so viel Liebe in Dein Leben bringen wird. 

Die ersten Tage mit Welpe – die Idealvorstellung

Endlich ist es soweit und Du holst Dein neues Familienmitglied nach Hause. Am ersten Tag schaut sich das Welpi sein neues Zuhause an und weicht Dir kaum von der Seite. Überall wo Du bist, ist Dein Hund. Natürlich auch auf dem Klo und auf dem Sofa, wo er nach einem ereignisreichen Tag seelig an Dich gekuschelt einschläft. 

Hm, so die Idealvorstellung. Die Eingewöhnung des Welpen hattest Du Dir genau so vorgestellt. Aber war es auch so? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch!

Aber vielleicht war es eher so….

Der Welpeneinzug in der Realität – wenn der süße Knopf zum Terrorkrümel wird

Bei einem Großteil gestaltet sich der Einzug eines Welpens ungefähr so:
Du holst Dein neues Familienmitglied nach Hause. Auf der Fahrt im Auto weint er herzzerreißend, weil er gar nicht so genau weiß, was gerade mit ihm passiert. Leider hat er Dich noch nicht ansatzweise so lieb, wie Du ihn und er kann herzlich wenig damit anfangen, dass Du ihn tröstend im Arm hälst. Nach einer gewissen Zeit wird ihm dann dummerweise auch noch schlecht von all dem Geschaukel im Auto und er kotzt Dir erst einmal schön in den Schoß. 

Zuhause angekommen zeigst Du ihm Euer Zuhause, was er sich sehr interessiert anschaut. Cool, die Pflanze in der Wohnzimmerecke verspricht sehr viel Spaß und wird erst einmal genauer inspiziert. Natürlich mit den Zähnen und in der Erde wird buddelnd nachgeschaut, ob da noch mehr Spaß zu finden ist. Okay, Du musst diesem Kleinteil erst einmal erklären, dass das jetzt nicht seine beste Idee war. Du versuchst, ihn mit seinen liebevoll ausgesuchten Spielzeugen zu überzeugen, aber sorry, die Pflanze gewinnt.

Irgendwann konntest Du den Welpen dann aber doch davon überzeugen, dass Eure Ideen von Spaß nicht unbedingt deckungsgleich sind und hast die Pflanze in Dein Arbeitszimmer verbannt. Schlauer Move übrigens! Herzlichen Glückwunsch dazu. 

Wenn mal was daneben geht – Stubenreinheit will gelernt sein

Leider hattest Du vergessen den Welpen vor dem Umzug der Pflanze rauszulassen und als Du nach 20 Sekunden zurückkommst, hat Dir der Welpe deutlich gezeigt was er von Deiner Idee gehalten hat. Fand er scheiße…..im wahrsten Sinne des Wortes. Und damit Du das auch nicht wieder vergisst, ging dieses Geschäft natürlich auf den Teppich. Übrigens auch so ein Phänomen bei Hunden. Warum immer der Teppich? Keine Ahnung, ist so ein Hundedings, was ich tatsächlich auch nicht verstehe.

Aber weiter im Text. Nachdem Du das Malheur beseitigt hast, wäre ein Kaffee super und Du selber musst auch mal auf die Toilette. Gesagt, getan. Aber hoppla, da folgt Dir ja jetzt jemand. Und während Du da ziemlich handlungsunfähig auf dem Thron sitzt, bohren sich kleine spitze Welpenzähne in Deine Zehen oder reißen an Deiner runtergelassenen Hose rum. Hättest Du jetzt doch nur 3 Hände. Es ist verhext. Irgendwie hattest Du Dir die ersten Tage mit  dem Welpen etwas harmonischer vorgestellt. 

Die erste Nacht mit Welpe – endlich geschafft und Du willst nur noch schlafen 

In diesem Stil geht Euer Tag zu Ende und Du würdest jetzt gerne eine Nacht darüber schlafen. Weil Du super vorbereitet bist, hast Du schon das Körbchen oder die Box neben Deinem Bett platziert und nach dem Zähneputzen, was im Übrigen wie der Toilettenbesuch endete, legst Du den kleinen Terrorkrümel nun in sein Bett, in das Du Deine Hand hängen lässt, damit das kleine Dingelchen weiß, dass Du noch da bist. 

Schlafen? Fehlanzeige! Der Welpe quietscht und beißt auf Deiner Hand rum. Er wäre jetzt für alle Schandtaten bereit und ist top fit. Du versuchst ihn irgendwie zur Ruhe zu bringen, denn Du würdest gerne schlafen. Nach 10 Minuten gibst Du entnervt auf und holst die kleine Prinzessin oder den kleinen Prinz zu Dir ins Bett, wo Ihr mit 5 Unterbrechungen Eure erste Nacht zusammen verbringt. 

Herzlich Willkommen in der Welt der Welpenbesitzer! Irgendwie stand all das nicht in den vorher gelesenen Büchern und jetzt wäre ein Plan B ziemlich hilfreich. 

Spoiler:
Überlege Dir jetzt schon Plan C, D, E und F!

Ein Welpe spielt mit einem Spielzeug

Warum Vorbereitung auf einen Welpen trotzdem hilft – aber nicht immer reicht

Phu, jetzt stehst Du da mit dem kleinen Knopf und realisierst ganz schön schnell, dass die gute Vorbereitung auf einen Welpen zwar wichtig war, sie Dir im wahren Leben aber nicht immer weiterhilft. Aufgeben? Keine Option, schließlich war das gestern der erste Tag und der Welpe noch nicht richtig angekommen. Ab heute wird alles besser. 

Gestern hast Du ja bereits gelernt, dass Du auf jeden Fall aufräumen musst. Somit werden schnell alle weiteren Blumen verbannt und die teure Vase von Oma lieber mal eine Etage nach oben gestellt. Blöderweise hast Du vergessen, dass Deine Lieblings-Sneaker noch im Flur stehen – das kleine Krokodil leider nicht. Du hattest Dich schon gewundert, warum es auf einmal so still ist. Übrigens fast immer ein sicheres Zeichen, dass da gerade was schiefgeht.

Na ja, schade, aber Du wolltest eh schon lange neue Schuhe kaufen. Derweil schaust Du aber noch mal in den Welpenratgeber. Dort findest Du vielleicht Folgendes: „Lassen Sie Ihren Welpen nicht unbeaufsichtigt und achten Sie penibel darauf, dass Ihre Wohnung welpensicher ist.“ Danke dafür! Leider stand dort nicht, dass Du am besten auch die Fußmatte, die Schuhe, die Möbel und sämtliche Dekoartikel erst einmal in den Keller räumst und Teppiche völlig überbewertet werden. 

3 Wochen nach dem Welpeneinzug – müde, aber schlauer

Die ersten 3 Wochen liegen hinter Euch. Du riechst leicht komisch, weil Du irgendwie nicht mehr regelmäßig unter die Dusche kommst. Denn sobald Du diesem kleinen Teufel den Rücken zudrehst fällt ihm ein neuer Blödsinn ein. Er hat einfach zu viel bunte Knete im Kopf. Und 10 Minuten alleine bleiben, während Du Dir das heiße Wasser über den Körper laufen lässt? Tja, geht, aber jetzt wissen auch die Nachbarn, dass Du duschst. Zwergi hat’s lautstark verkündet.

Von Deinen Blumen hast Du Dich mittlerweile verabschiedet und der Garten sieht jetzt irgendwie „anders“ aus. Deine Einrichtung ist nun zweckmäßig und auf das Nötigste beschränkt und MakeUp hilft kaum noch gegen die dunklen Ringe unter den Augen, die Deinen Schlafmangel mittlerweile deutlich sichtbar machen. 

Okay, ganz so schlimm ist es dann eher selten, aber die Meisten kommen nach ziemlich genau 3 Wochen doch irgendwie etwas abgekämpft daher. Und dann fällt der berühmte Satz, den ich als Hundetrainerin immer wieder von Besitzern höre:

„Ich dachte, ich bin gut vorbereitet, aber das es so komplex ist, hätte ich nicht gedacht.“
Ja ja, so ein Welpe stresst manchmal auch und ist nicht nur süß.

Erwartungen und Welpenerziehung – warum „Sitz“ und „Platz“ (noch) egal sind

Ja, so sind sie die lieben Kleinen. Können nicht bis 3 zählen, hauen ihre spitzen Welpenzähne in alles, was sie finden können, vergessen draußen ihr Geschäft zu machen, holen das aber nach dem Spazierengehen umgehend im Haus nach. Ganz zu schweigen davon, dass sie zur Ruhe kommen, denn den Satz „nach müde kommt blöd“ beherrschen sie in Perfektion. 

Immer wenn Du in den Welpenratgeber schaust hast Du das Gefühl, dass Du es einfach nicht auf die Kette bekommst und anscheinend „zu blöd“ bist einen Welpen zu erziehen. Schließlich müsste er lt. Liste nun schon nett an der Leine laufen, „Sitz“ und „Platz“ aus dem FF können und auf jeden Fall schon stubenrein sein. Dein Welpe hingegen kann „nur“ mega süß gucken. Von Instagram hast Du dich (hoffentlich) schon abgemeldet, denn die ganzen Musterschüler dort deprimieren Dich völlig. 

Aber hey, ganz ehrlich? So wie Dir geht es den allermeisten Menschen. Selbst bei uns „Profis“ läuft in dieser Zeit selten alles nach Plan A. Hier ist jeder Welpe wieder eine neue Herausforderung, denn jeder macht irgendetwas, was die Hunde davor noch nie gemacht haben. 

Was Dein Welpe jetzt wirklich lernen soll – der Transfer vom Terrorzwerg zum Traumhund

Mein aller erster Rat ist: Entspann Dich und mach Dich frei von Vergleichen. Lerne zusammen mit Deinem Welpen, wie Ihr Euren Alltag am Besten meistern könnt. Nimm Dinge, die nicht optimal laufen als Lernmomente wahr und mach es beim nächsten Mal einfach besser. 

Mein zweiter Tipp: Vergiss das Laufen an der Leine und Dinge wie „Sitz“ und „Platz“. Das lernt der Welpe schon noch früh genug. Baue eine Beziehung zu Deinem Welpen auf. Besprecht von Tag 1 an Eure Regeln und haltet diese auch ein. Dies kann bedeuten, dass Dein Welpe nicht am Tisch betteln darf oder dass das Sofa für ihn tabu ist. Ebenso kannst Du ihm bereits jetzt vermitteln, dass er nicht an Dir hochspringen darf, indem Du ihn sanft hälst und so eine erste Grenze setzt. 

Wie oft kommen Welpen zu mir in die Welpenschule, die mir dann mit 10 Wochen, in der ersten Stunde, zeigen sollen, wie toll sie schon „Sitz“ und „Platz“ können. Unter uns, die Wenigsten zeigen es mir wirklich, dann im Angesicht der ganzen andern Welpen, fremden Menschen und sonstigen Außenreizen, weiß der kleine Kerl gerade nicht mal mehr wie er heißt, geschweige denn, dass sein Frauchen / Herrchen auch noch da ist. Und was sehe ich dann in den Augen der Besitzer? Im besten Fall Verständnis, im Normalfall verletzten Stolz oder gar Enttäuschung. Schade eigentlich. Denn hier wurde gerad etwas von einem Hund verlangt, was er noch gar nicht leisten kann, selbst wenn er wollen würde. 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass „Sitz“ und „Platz“ in den Bereich der Ausbildung, also des Trainings, von Hunden fallen. Was ein Welpe aber in erster Linie braucht ist Erziehung. Und da besteht ein  Unterschied. Diese beiden Dinge werden ganz oft gleichgesetzt, sind es aber nicht. Und in meinen Augen braucht ein Welpe viel mehr Erziehung und weniger Training. Ein Hund, der gut erzogen ist, braucht gar nicht so viel Training. Ein Hund, der gut trainiert ist, kann aber sehr viel unerzogener sein und nervt massiv, wenn er nicht „unter Kommando“ steht. Das aber nur nebenbei.  

Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt…

Ein Welpe zieht ein Australian Shepherd Welpe

Realistische und faire Ansprüche an Deinen Welpen

Die Meisten wollen den perfekten Hund. Den Hund, der sich anpasst, der da ist, wenn man ihn braucht, der ruhig ist, wenn er nicht an der Reihe ist und der sich in unserer Welt gut zurecht findet. Und das am Besten ab sofort. Dabei wird so oft vergessen, dass Welpen einfach kleine Babys sind, die all das erst lernen müssen und dafür Monate brauchen. Oder konntest Du nach einmal zeigen mit Messer und Gabel essen? Wohl kaum. Wenn doch – Respekt! 

Ist unsere Welt überhaupt noch was für Hunde? 

Unsere Welt ist eng, laut, hektisch und rücksichtslos. Ein Hund darf nicht jagen, auch wenn er ein Jack-Russle-Terrier ist. Dein Hund soll jeden freudig begrüßen, auch wenn er ein Herdenschutzhund ist. Jeder Hund soll völlig leichtführig und möglichst unsichtbar sein, auch wenn er ein Australian Shepherd ist. Vor allem soll ein Hund nicht bellen, auch wenn er ein Hund ist. Ja was zur Hölle soll er denn machen? Miau? Was Hunde in der heutigen Welt leisten müssen ist alles, aber nicht „Sitz“ und „Platz“! 

Gib Deinem Hund die Chance sich in dieser Welt zurechtzufinden

Klar muss auch ein Welpe irgendwann lernen, dass er Kommandos befolgt. Ohne geht es in den wenigsten Fällen. Aber das ist nicht das Erste was er lernen muss. Er muss lernen, dass er Dir vertrauen kann. Dass Du ihm die Welt erklärst. Du musst ihm helfen, sich in unser menschlichen Welt zurechtzufinden. 

Und das fängt bereits an Tag 1 Zuhause an. Lerne Deinem Hund sofort, dass es Regeln gibt und dass diese nicht verhandelbar sind. Also zumindest nicht am Anfang. Wie diese Regeln aussehen muss jeder für sich selber definieren. Das kann kein Trainer vorgeben, denn ich lebe nicht Dein Leben. Eine unserer Regeln ist z. B. das Haus wird zur Haustür niemals ohne Freigabe verlassen, auch wenn diese sperrangelweit offen steht. 

Führe Routinen ein. Feste Rituale helfen Hunden unser Leben gelassen zu sehen. Wenn Du z. B. morgens Deinen Kaffee trinkst, dann soll Dein Hund vielleicht auf seinem Platz liegen und nicht um Dich rumspringen, weil Du vielleicht genau so ein Morgenmuffel bist wie ich. Mit der Zeit wird Dein Hund wissen, dass für ihn nun nichts mehr passiert, wenn Du den Schrank mit den Tassen öffnest und er wird, von sich aus, schon auf seinen Platz gehen. Irgendwann – also nach dem Welpenalter und voraussichtlich nach der Pubertät – wird er Dich vielleicht darum bitten, doch jetzt endlich Deinen Kaffee zu trinken, er würde gerne noch eine Runde pennen. 

So wird aus Deinem Welpen ein entspannter Begleiter

Welpen haben anfangs einen großen Folgetrieb. Mache Dir diesen zu Nutze. Immer wenn das Kleini eh auf dem Weg zu Dir ist, kannst Du Deinen Rückruf trainieren und Dich ganz arg freuen, wie brav der Welpe zu Dir gekommen ist. So schaffst Du völlig  nebenbei, dass der Rückruf von Anfang an klappt und der Hund dabei ein richtig gutes Gefühl hat. Nach und nach kannst Du die Schwierigkeiten steigern, indem Du anfängst ihn auch zu rufen, wenn er ein kleines bisschen abgelenkt ist. Bitte nicht, wenn er gerade die Beete im Garten umgestaltet, denn dazu braucht er seine volle Konzentration und blendet alles um sich rum aus. In dieser Situation holst Du ihn am besten einfach ab. 

Wenn Dein Welpe müde ist, dann lasse ihn gerne in einem Welpenauslauf schlafen, den Du mit einer Decke, Kauartikeln und Spielzeugen wohnlich eingerichtet hast. So kann der Welpe gleich zu Beginn lernen, dass es okay ist, dass Du Deinem Alltag nachgehst und er trotzdem schlafen kann. Hier schaffst Du bereits die Anfänge für das Alleinebleiben und die Selbstregulation. 

Die meisten Welpen sind naturgemäß sehr verspielt. Spiele mit ihm wann und wo immer Du kannst. Dabei ist es wichtig, dass Du nicht einfach nur einen Ball wirfst – den Dir der Welpe mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zurückbringt – sondern kleine Zerr- oder Sozialspiele (ohne Hilfsmittel, nur Du und der Hund) benutzt. So förderts Du die Bindung nachhaltig und das Zwergerl lernt von Anfang an, dass er ziemlich viel Spaß bei und mit Dir haben kann. Das kannst Du Dir dann irgendwann draußen zu nutze machen, damit Du auch bei größerer Reizlage einen ansprechbaren Begleiter an Deiner Seite hast. 

Eine Pudel Welpe spielt mit dem Besitzer ein Zerrspiel

Ein weiterer positiver Effekt ist hier, dass Du Deiner kleinen Schnapp-Schildkröte ganz nebenbei lernst, seine Zähne so einzusetzen, dass er damit niemandem weh tut. Wird er zu übermütig und die spitzen Zähnchen werden zu fest eingesetzt, gib am besten einen (lauten) Schmerzlaut von Dir und beende das Spiel umgehend. Am effektivsten drehst Du Dich einfach kommentar- und emotionslos weg und beachtest den Welpen kurzzeitig nicht mehr. So lernt er ganz schnell, dass sein eigenes Verhalten durchaus Konsequenzen hat. Ist er zu wild, ist die Party zu Ende, nimmt er sich zurück, dann geht der Spaß weiter. Aber auch das braucht natürlich ein paar Wiederholungen. Deine Finger werden am Anfang etwas leiden. Ich mache immer ein Fest, wenn die Welpenzähne mit ungefähr 4 bis 5 Monaten ausfallen. 

5 praktische Tipps für den Welpeneinzug, die wirklich helfen

  1. Welpensicheres Zuhause: Entferne gefährliche Gegenstände, sichere Kabel und gib Deinem Welpen einen eigenen, sicheren Bereich mit Körbchen / Decke, Spielzeug und Kauartikeln. Gerne darfst Du hier auch füttern. Der Welpe soll sich hier sicher, geborgen und völlig zufrieden fühlen. Seine Wohlfühl-Oase.
  2. Feste Fütterungs- und Schlafzeiten: Struktur hilft Deinem Welpen, sich schneller einzugewöhnen und trägt u.a. auch zur Stubenreinheit bei.
  3. Kurze, positive Trainingssessions: Halte die Übungen unter 5 Minuten, mehrmals täglich – fokussiere Dich auf Bindungsaufbau und Blickkontakt statt auf komplizierte Kommandos.
  4. Ruhephasen einplanen: Welpen brauchen 18-20 Stunden Schlaf täglich. Achte auf Ermüdungsanzeichen und sorge für genügend Ruhephasen. Lerne Deinem Welpen von Beginn an zur Ruhe zu kommen, auch wenn Du Dich nicht mit ihm hinlegst.
  5. Erste Nächte überbrücken: Eine Wärmflasche und ein Kuscheltuch mit dem Geruch der Geschwister im Körbchen helfen Deinem Welpen, sich sicherer zu fühlen.

Fazit: Du schaffst das – und es wird sich lohnen!

Ja, die ersten Wochen mit einem Welpen können anstrengend, chaotisch und überwältigend sein. Aber: Es wird besser! Nach etwa drei bis vier Monaten wirst Du merken, wie sich erste Routinen etablieren und kleine Fortschritte sichtbar werden. Mit etwa sechs Monaten kommt zwar die Pubertät (ein Thema für einen anderen Artikel), aber bis dahin habt Ihr schon eine solide Grundlage geschaffen.

Konzentriere Dich in den ersten Wochen darauf, eine starke Bindung aufzubauen, Vertrauen zu entwickeln und Sicherheit zu vermitteln. Die wichtigsten Kommandos und Alltagsfertigkeiten kommen mit der Zeit ganz von selbst, wenn Dein Welpe emotional stabil und sicher ist.

Und denk daran: Es ist völlig normal, zwischendurch zu verzweifeln oder sich zu fragen, worauf Du dich da eingelassen hast. Aber eines kann ich Dir versprechen: All die durchwachten Nächte, die zerstörten Schuhe und die Pfützen auf dem Teppich sind vergessen, sobald Dein kleiner Terrorkrümel zum ersten Mal freudestrahlend auf Dich zugerannt kommt, weil er Dich wiedersieht. Für diesen Moment lohnt sich alles!

Lass mich wissen, wie es Dir mit Deinem Welpen ergeht. Ich freue mich auf Deine Erfahrungen in den Kommentaren! Und wenn Du jetzt sagst, „ja, genau das will ich!“ – hier findest Du die Abkürzung zum Welpenkurs


Über mich: Als zertifizierte Hundetrainerin habe ich in über 25 Jahren Berufserfahrung sehr viele Welpen und ihre Menschen durch die ersten aufregenden Wochen begleitet. In meiner Hundeschule in Kissing teile ich praxiserprobte Tipps, die wirklich funktionieren – und kenne die manchmal chaotischen Realität des Welpenalltags nur zu gut aus eigener Erfahrung als Hundehalterin. Ich habe schon 7 eigene Welpen aufgezogen + zusätzlich 2 Würfe mit jeweils 6 süßen kleinen Welpen, die ihre ersten 8 – 10 Lebenswochen bei mir verbracht haben. 

 

Was ist Kontaktsitzen beim Hund?

Du liebst es mit Deinem Hund zu kuscheln? Und jetzt liest Du, dass Dein Hund Dich bei diesem Kontaktliegen, oder Kontaktsitzen, kontrollieren will und Du das auf keinen Fall zulassen darfst? In diesem Artikel möchte ich Dir gerne meine Sicht auf dieses Thema darstellen. Let´s go! 

Was ist Kontaktsitzen oder Kontaktliegen überhaupt?

Kontaktsitzen beim Hund bezeichnet eine ruhige, freiwillige Nähe zwischen Mensch und Hund – oft im Sitzen, manchmal auch im Liegen, meist mit sanftem Körperkontakt. Der Hund lehnt sich an, liegt nah beim Menschen oder berührt ihn mit einem Teil seines Körpers. Der Mensch bleibt ruhig, streichelt vielleicht beiläufig oder gar nicht, redet wenig und atmet bestenfalls einfach mal durch.

Es geht nicht um Training, nicht um Kommandos, nicht um „Wer ist hier der Boss“, sondern schlicht um: Ich bin da, du bist da – und alles ist gerade gut so. Es ist eine der natürlichsten Verhaltensweisen sozialer Tiere und wird von Verhaltensbiologen als Ausdrucksform sozialer Bindung anerkannt.

Der Mythos der Kontrolle: Was Kontaktsitzen NICHT ist

In manchen Ecken der Hundewelt geistert die Idee herum, dass Körperkontakt in Ruhephasen problematisch sei. Die Begründung: Der Hund würde dadurch Verantwortung übernehmen, könne nicht wirklich abschalten – und würde am Ende die Kontrolle über das Sofa (und vermutlich sogar die Weltherrschaft) an sich reißen.

Für den Großteil der Hunde ist Kontaktliegen erst einmal etwas ganz Natürliches und nichts, was sofort auf den Trainingsprüfstand muss. 

Kleiner Spoiler:
ja, es kann durchaus sinnvoll sein manche Hunde in einer Ruhephase nicht in den Körperkontakt kommen zu lassen. Aber dazu später mehr. Schauen wir uns aber erst die Regel an, bevor wir zu den Ausnahmen kommen. 

Die Wissenschaft hinter dem Kontaktliegen: Neurobiologie der Nähe

Nähe ist keine Machtgeste, sondern ein biologisch wirksamer Entspannungsmechanismus. Mehrere Studien belegen die physiologischen Effekte von Körperkontakt zwischen Mensch und Hund:

Oxytocin und Cortisol: Die biochemische Grundlage

Linda Handlin und Kollegen haben 2015 die Oxytocin-Freisetzung als Reaktion auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier untersucht. Dabei entdeckten sie zwei Phasen der Oxytocin-Ausschüttung:

  1. Erste Phase: Ein Spitzenwert wird erreicht, wenn der Hund den Menschen sieht oder hört, verbunden mit aktiver Annäherung. Das ist die klassische Situation beim Nachhausekommen, wenn ihr Euch gegenseitig wiederbegegnet. (Zum Thema Begrüßung lies gerne diesen Artikel meines Blogs.) 
  2. Zweite Phase: Besonders interessant ist die Abstufung nach einer Trennungsphase. In der Studie wurden Halter für 30 Minuten von ihren Hunden getrennt. Bei der Rückkehr wurden drei verschiedene Szenarien durchgespielt:
    • Ignorieren des Hundes
    • Nur verbaler Kontakt ohne Berührung
    • Verbaler UND körperlicher Kontakt

Nur im dritten Fall, mit Körperkontakt, blieb der Oxytocinspiegel erhöht. Gleichzeitig sank der Cortisolspiegel (Stresshormon) signifikant, was zeigt, dass Berührungen mit messbaren Anti-Stress-Effekten verbunden sind.

Dies bestätigt somit eine frühere Studie von Odendaal und Meintjes (2003) die herausfand, dass sowohl bei Hunden als auch bei Menschen durch gegenseitigen Körperkontakt neben Oxytocin auch andere „Wohlfühlhormone“ wie Dopamin, Beta-Endorphin und Prolaktin ansteigen.

Heißt: Kontaktsitzen ist kein psychologisches Machtspiel, sondern ein biologischer Shortcut in die Entspannung für beide Seiten.

Co-Regulation: Warum Kontaktsitzen hilft, loszulassen

Viele Hunde finden schwer zur Ruhe – besonders in unserer reizüberfluteten Umgebung. Kontaktsitzen bietet diesen Hunden eine Möglichkeit, Regulation über Beziehung – die sogenannte Co-Regulation – zu erleben. Sie müssen nicht selbst entscheiden, was zu tun ist. Sie dürfen einfach sein. Nähe wird zur Brücke zur Entspannung.

Ein Hund, der sich beim Menschen anlehnt, sagt nicht: „Ich übernehme jetzt die Schicht.“ Sondern eher: „Ich glaube, ich darf mich kurz ausklinken, du hast’s im Griff.“

Diese Interpretation wird durch die Forschung von Gregory Berns unterstützt, der mittels funktioneller MRT-Untersuchungen bei Hunden nachweisen konnte, dass der Geruch eines vertrauten Menschens die „Belohnungszentren“ im Hundehirn aktiviert – ähnlich wie bei uns Menschen. Es geht zwar hier nicht direkt um die Berührungen, aber der Geruch ist natürlich am deutlichsten, wenn der Hund uns ganz nah ist. Wobei die Hundenase uns tatsächlich auch sieben Meilen gegen den Wind riecht, aber ich fand das trotzdem spannend und habe diese Untersuchungen gerne in diesem Blog-Artikel mit aufgenommen. 

Wann Selbstregulation fördern sinnvoll ist: Die Ausnahmen

Eine differenzierte Betrachtung ist dennoch wichtig. Besonders bei bestimmten Hundetypen kann es sinnvoll sein, zeitweise auch die selbstständige Entspannung zu trainieren:

Welche Hunde profitieren von selbstständiger Ruhe?

Forschungen der Veterinärmedizinischen Universität Wien unter Stefanie Riemer zeigen, dass besonders folgende Hundetypen von einem gezielten Training zur selbstständigen Entspannung profitieren können:

  • Arbeitshunderassen mit hohem Antrieb (Border Collies, Malinois, Deutsche Schäferhunde, Dobermänner, Aussies)
  • Hunde mit ausgeprägtem Kontrollverhalten
  • Hunde mit Trennungsangst oder anderen Angststörungen
  • Hunde, die generell Schwierigkeiten mit Selbstregulation haben

Aber auch hier handeln die Hunde nicht so, weil sie die Kontrolle aus Dominanzgründen oder Kontrollwahn nicht an den Menschen abgeben wollen, sondern weil sie einfach nicht gelernt haben, dass sie nicht immer auf 110% laufen müssen. Diese Hunde wurden oft auf Leistung und das Treffen eigenständiger Entscheidungen gezüchtet. Da kann die Selbstregulation manchmal schwierig werden. Bei diesen Hunden ist die Frage „was ist Kontaktsitzen beim Hund“ nicht immer in 2 Sätzen zur erklären sondern bedarf ein genaues Hinsehen. 

Wann aufdringliches Kontaktverhalten anders bewertet werden muss

Dr. Karen Overall und Patricia McConnell, zwei führende Verhaltensforscherinnen, unterscheiden klar zwischen:

  • Entspanntem Kontaktsuchen: gesundes Sozialverhalten
  • Panischem/aufdringlichem Kontaktsuchen: oft Symptom tieferliegender Probleme

Besonders wenn das Kontaktsuchen des Hundes aufdringlich, hektisch oder fast zwanghaft wirkt, kann dies ein Zeichen von:

  • Übererregung
  • Unsicherheit
  • Mangelnder Impulskontrolle
  • Angst oder Stress
    sein.

In diesen Fällen kann es tatsächlich sinnvoll sein, das Kontaktsitzen temporär zu strukturieren oder zu begrenzen – nicht um „Dominanz zu zeigen“, sondern um dem Hund beizubringen, dass er auch alleine entspannen kann und darf.

Je nach Grund, Ausprägung des Verhaltens und Deinen Fähigkeiten die unterschiedlichen Kontaktarten zu unterscheiden, kann es hier hilfreich sein, Dir professionelle Hilfe in einer Hundeschule oder Verhaltensberater zu holen. Artikel wie dieser können leider nicht jede Emotionslage abdecken, sondern immer nur erste Informationen geben. Ein guter Hundetrainer oder eine gute Hundetrainerin kann Dir aber mit Sicherheit mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Wie Du Kontaktsitzen positiv in den Alltag integrierst

Um die volle Entspannungswirkung des Kontaktsitzens zu nutzen, hier einige Tipps:

  1. Warte auf Freiwilligkeit: Lade Deinen Hund ein, aber zwing ihn nicht in Körperkontakt. Forschungen zur Mensch-Tier-Bindung zeigen: Nähe ist besonders wertvoll, wenn sie freiwillig passiert.
  2. Bleib selbst ruhig: Kein Dauerstreicheln, kein Reden, kein Netflix mit Explosionen. Studien zur Stressübertragung zwischen Mensch und Hund belegen: Deine eigene Entspannung überträgt sich direkt auf deinen Hund. Atmung verlangsamen und Muskulatur entspannen reicht oft schon aus.
  3. Finde Euren individuellen Stil: Manche Hunde sitzen gern Rücken an Bein, andere liegen lieber an der Seite. Die Individualität von Bindungsverhalten ist gut erforscht – es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.
  4. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer: Manchmal reichen zwei Minuten – wichtiger ist, dass es regelmäßig geschieht. Kurze, aber regelmäßige Entspannungsphasen haben nachweislich eine stärkere Wirkung als seltene lange Einheiten.
  5. Beobachte die Wirkung: Achte auf Signale der Entspannung wie tiefes Ausatmen, entspannte Gesichtsmuskeln und ruhige Atmung. Diese  Herangehensweise gibt Dir ein gutes Biofeedback und hilft Dir, die Bedürfnisse Deines Hundes besser zu verstehen.

Wann Kontaktsitzen nicht angebracht ist

Es gibt Situationen, in denen Kontaktsitzen nicht die beste Wahl ist:

  • Wenn Dein Hund deutlich gestresst ist und Nähe eher aufdringlich oder flüchtend wirkt
  • Wenn Du selbst genervt, angespannt oder im Multitasking-Modus bist – Hunde sind Meister darin, unsere Stimmungen zu lesen
  • Wenn der Hund in diesem Moment lieber allein entspannen will. Autonomie zu respektieren ist ebenso wichtig wie Nähe anzubieten.

Fazit: Nähe ist kein Kontrollverlust – sondern Vertrauensarbeit

Kontaktsitzen ist keine Trainingsmethode im klassischen Sinn, sondern ein biologisch wirksames Beziehungstool. Ein Angebot. Ein gemeinsames Durchatmen. Die wissenschaftliche Forschung belegt eindeutig: Wer Kontaktsitzen ausschließt, weil er glaubt, Nähe sei gleich Kontrolle, verkennt das biologische Potenzial von Bindung – und verpasst eine große Chance zur echten Entspannung im Mensch-Hund-Team.

Die Balance zwischen Nähe und Autonomie ist wie so oft der Schlüssel. Die meisten Hunde profitieren davon, sowohl entspannten Körperkontakt als auch selbstständige Ruhe zu erfahren.

Also: Lass Deinen Hund sich ruhig mal anlehnen. Nicht, weil er es muss. Sondern, weil Nähe heilt, Vertrauen stärkt – und weil es manchmal nichts Schöneres gibt, als einfach gemeinsam durchzuatmen.

Als ich mir überlegt habe einen Artikel zu der simplen Frage: „Was ist Kontaktsitzen beim Hund?“ zu schreiben hätte ich nicht geglaubt, wie tief man in dieses Thema einsteigen kann. Ich habe eher gedacht, „na ja, wird wohl diesmal ein kurzer Artikel“. Nun ja, so kann Frau sich täuschen. 

Hat Dir der Artikel gefallen? Lass mir gerne einen Kommentar da und teile Deine Sicht der Dinge mit mir. 


Weiterführende Literatur und Quellen:

Handlin et al., 2011

F. Horwitz, ATTENTION SEEKING BEHAVIORS IN DOGS AND CATS

Miller et al., 2009

Odendaal and Meintjes, (2003)

Self-soothing behaviors with particular reference to oxytocin release induced by non-noxious sensory stimulation

Bücher
Patricia McConnel – Liebst Du mich auch?

Dr. Karen Overall – Manual fo Clinical Behavior Medicin for Dogs and Cats

Hundetraining mitten im Leben – so wird der Alltag zur Übungsfläche

Hundetraining braucht Struktur, klare Regeln, einen Plan – ja, auch ich sage das. Denn ohne Plan wird aus Training schnell ein nettes „Hoffen auf bessere Zeiten“. Aber dieser Plan muss nicht aus zehn Excel-Tabellen bestehen (okay, ein oder zwei Tabellen sind tatsächlich hilfreich) und Dein Leben übernehmen. Er sollte Dir einen Rahmen geben – und den Rest macht Ihr mitten im Alltag.

Denn genau da spielt sich das echte Leben ab: Mit Dreck an den Schuhen, einem Kaffee, der längst kalt ist, und einem Hund, der gerade beschlossen hat, dass „Sitz“ heute ein dehnbarer Begriff ist. Und genau dort passiert Training – oder eben nicht. Je nachdem, ob Du es nutzt.

Warum Alltagstraining so wichtig ist

Die Wahrheit, die Dir nicht in jedem YouTube-Tutorial verraten wird: Die wertvollsten Trainingsmomente passieren nicht in isolierten Übungseinheiten, sondern zwischen Tür und Angel. Warum? Weil genau dort die Herausforderungen des echten Lebens auf Euch warten.

Ein Hund, der nur im stillen Wohnzimmer gehorcht, aber bei der kleinsten Ablenkung „auf Durchzug schaltet“, hat kein zuverlässiges Training genossen. Ihr trainiert für die Realität – und die ist selten perfekt organisiert. Denn wo soll Dein Hund denn glänzen? Richtig, mitten im Leben. 

Alltagsmomente als Trainingseinheiten nutzen

Training darf leicht sein – auch wenn’s manchmal chaotisch aussieht. Alltagstraining bedeutet: Ich nutze das, was ohnehin passiert.

Hier sind 10 konkrete Alltagssituationen, die Du ab heute als Mini-Trainingseinheiten nutzen kannst:

  1. Die Türklingel-Chance: Jedes Mal, wenn es klingelt, wird daraus eine „Sitz und Bleib“-Übung, während Du dem Paketboten die Tür öffnest.
  2. Der unangekündigte Rückruf: Rufe Deinen Hund, wenn Du auf dem Spaziergang in Richtung Auto läufst – also in einem Moment, wo die Erfolgswahrscheinlichkeit hoch ist. Mit echter Stimme, nicht mit dem „Trainings-Stimmchen“.
  3. Die Morgenroutine: Während Du Dich anziehst, übt Dein Hund auf seiner Decke zu warten. Jeans, T-Shirt, Zähneputzen – und der Hund bleibt, ohne dass Du „Bleib“ wie ein kaputter Plattenspieler wiederholst.
  4. Die Pfötchen-Prophylaxe: Trainiere das Pfoten-Abtrocknen auch bei trockenem Wetter – denn im strömenden Regen ist selten Zeit für Pädagogik.
  5. Das Supermarkt-Finale: Praktiziere lockeres Mitlaufen über den Supermarktparkplatz. Fünf gute Meter an lockerer Leine sind fünf wertvolle Meter an lockerer Leine und somit  ein guter Trainingserfolg.
  6. Die Einkaufs-Belohnung: Eine kurze, intensive Spielrunde nach dem Wocheneinkauf. Zwei Minuten Auspowern sind besser als 20 Minuten schlechtes Gewissen. Ganz nebenbei kannst Du auch Deinen Ärger über den Typ hinter Dir an der Kasse abbauen, der es mal wieder sehr eilig hatte und Dir in den Nacken geatmet hat. 
  7. Die Müll-Meditation: Ruhiges Warten, wenn Du den Müll rausbringst. Eine perfekte Mini-Übung für kurzes Alleinebleiben.
  8. Die Küchen-Impulskontrolle: Dein Hund muss abwarten, während Du das Abendessen zubereitest – auch wenn es nach Hühnchen duftet.
  9. Die Besuchs-Etikette: Trainiere die Begrüßung von Besuchern ohne Hochspringen, indem Du jedes Mal konsequent bist, wenn jemand zu Besuch kommt.
  10. Die Treppenhaus-Challenge: Im Mehrfamilienhaus? Perfekt! Das Treppenhaus wird zur Übungsfläche für Impulskontrolle und Leinenführigkeit.

Nebengeräusche sind keine Störung – sie sind Teil des Trainings

Ich liebe es, wenn Kunden sagen: „Das hat jetzt nicht gut geklappt, aber wir waren auch im Garten und der Nachbar hat mit der Flex gearbeitet.“ Und ich antworte dann: Perfekt! Besser hätte ich’s nicht inszenieren können. Hier sind wir ebenfalls mitten im Leben, da wo Training am effektivsten stattfindet. 

Die Kunst des Alltagstrainings liegt genau darin: MIT Ablenkungen arbeiten, nicht trotz ihnen.

Was bringt Dir ein Hund, der im stillen Wohnzimmer alles kann, aber bei Gegenwind und Kinderlachen sofort auf Durchzug schaltet? Wenn Dein Hund trotz Nebengeräuschen ansprechbar bleibt, dann läuft das Training erfolgreich. Und wenn nicht – auch gut. Dann hast Du wenigstens ehrliches Feedback, woran Ihr noch arbeiten könnt.

Natürlich können gestellte Übungssituationen nützlich sein, etwa bei Hundebegegnungen, falls Dein Hund damit Schwierigkeiten hat. Aber das ist ehrlich gesagt eher die Ausnahme als die Regel.

So baust Du ein effektives Alltagstraining auf

Um aus gelegentlichen Übungen ein wirksames System zu machen, hier meine bewährten Tipps:

  1. Identifiziere Deine „Hot Spots“: Welche 3-5 Alltagssituationen wiederholen sich täglich und eignen sich für kurze Trainingseinheiten?
  2. Fokussiere Dich auf einen Skill pro Woche: Diese Woche übt Ihr bei jeder Gelegenheit „Warten vor offenen Türen“, nächste Woche konzentriert Ihr Euch auf „Bleib während Telefongesprächen“.
  3. Schaffe Mini-Erfolge: Kurze, erfolgreiche Trainingsmomente sind wertvoller als lange, frustrierende Übungseinheiten.
  4. Führe ein 2-Minuten-Journal: Notiere abends kurz, welche Alltagssituationen Du zum Training genutzt hast und wie es lief. Schon nach einer Woche wirst Du Fortschritte sehen.
  5. Trainiere mit Humor: Nicht jeder Misserfolg muss auf die Goldwaage gelegt werden. Manchmal ist es einfach ein „Shit happens“-Moment.

Training mit Humor – weil es sonst wirklich anstrengend wird

Alltagstraining funktioniert am besten, wenn Du nicht jeden Misserfolg überbewertest. Wenn Dein Hund Dich ignoriert, während Du mit fünf Einkaufstüten jonglierst, ist das kein Weltuntergang. Es ist eine Trainingsmöglichkeit. Oder halt einfach ein „Shit happens“-Moment. Die gibt es auch.

Was hilft: Lachen. Durchatmen. Und dann weitermachen.

Fazit: Training muss nicht glänzen, es muss passen

Willst Du echte Fortschritte? Dann trainiere da, wo Du lebst. Nicht da, wo alles perfekt ist. Hab einen Plan für das große Ganze – und dann nutze den Alltag, um ihn mit Leben zu füllen. Mit echter Beziehung. Mit Wiederholung. Mit Humor.

Denn: Training muss nicht aussehen wie Training. Es muss wirken wie Verbindung. Training ist IMMER!

Lass mir gerne einen Kommentar da, um mich wissen zu lassen, ob dieser Artikel hilfreich für Dich war. 
Erzähl mir auch gerne, wie Du das Training ganz einfach in Deinen Alltag einbaust. Ich freue mich sehr von Dir zu lesen.