Alleinesein ist für viele Hunde eine echte Herausforderung. Während einige Hunde entspannt im Korb dösen und schlafen können, bekommen es Andere nicht ganz so easy hin. In diesem Beitrag möchte ich Dir daher zeigen, wie sich Hunde beim Alleinbleiben fühlen und wie Du diese Emotionen im Training berücksichtigen solltest. Es geht dabei nicht nur darum, den Hund zu trainieren, still zu sein – es geht um sein emotionales Wohlbefinden, seine Sicherheit und sein Vertrauen.
Die innere Welt des Hundes verstehen
Hunde sind soziale Wesen. Ihr Rudel – also wir Menschen – ist ihre Sicherheit, ihr Bezugspunkt. Wenn wir gehen, bedeutet das für sie potenziell Gefahr, Verlust oder Unsicherheit. Was wir als kurze Abwesenheit wahrnehmen, kann für den Hund eine emotionale Achterbahnfahrt sein.
Heulen, Bellen und das Zerstören von Gegenständen oder Möbeln ist nicht einfach nur „böses Verhalten“. Es ist ein Hilferuf, ein Ausdruck von Stress und tiefer Verunsicherung. Der Hund zeigt uns: Ich fühle mich nicht sicher, wenn du weg bist.
Daher ist es entscheidend, dass Du die emotionalen Bedürfnisse Deines Hundes verstehst und ihm hilfst sich sicher und wohl zu fühlen, auch wenn er alleine ist.
Spoiler: nicht jeder Hund, der rumnölt oder die Wohnung neu dekoriert wenn er alleine ist, hat auch Angst oder wahnsinnigen Stress. Manche Hunde nölen, weil sie es einfach ziemlich dämlich finden, dass es eben gerade nicht um sie geht und ihnen furchtbar langweilig ist.
Mehr als nur Ruhe trainieren
Klassischerweise denken viele Hundehalter beim Alleinesein nur ans Ruhigbleiben. Aber es geht um so viel mehr:
- Wie fühlt sich der Hund in Räumen?
- Kann er schnell und selbstständig Ruhe finden?
- Versteht er, dass Rückzug und Entspannung gut sind?
Das Training beginnt lange bevor der Hund alleine bleibt. Es beginnt mit grundlegenden Kompetenzen der Selbstberuhigung und des Vertrauens.
Praktische Grundlagen vor dem Alleinelassen
Bevor Du konzentriert das Alleinesein übst, solltest Du an folgenden Fähigkeiten arbeiten:
- Ruhezonen etablieren
Schaffe Bereiche, in denen der Hund lernt, selbstständig zu entspannen. Ein Körbchen, eine Decke, ein „abgetrennter“ Bereich im Wohnzimmer – Orte, an denen er sich sicher fühlt. - Frustrationstoleranz aufbauen
Gibt Deinem Hund von Anfang an die Möglichkeit zu erfahren, dass er nicht alles was er möchte auch bekommen kann. Lass immer mal wieder eine Prise Frust in Euren Alltag einfließen. So kann der Hund lernen, dass es möglich ist mit diesem Gefühl umzugehen und dass er deswegen nicht gleich ausflippen muss. Das Gefühl ist nicht schön, aber eben auch nicht unaushaltbar. - Positive Trennung üben
Lerne Deinem Hund so früh wie möglich, dass es nicht notwendig ist Dir den ganzen Tag in der Wohnung hinterher zu laufen. Es ist okay, wenn er in seiner Ruhezone liegen bleibt. Dabei lernt er von Anfang an, dass Gehen und Kommen normal ist und nicht bedeutet, dass er verlassen wird.
Die Psychologie hinter dem Alleinesein
In der modernen Hundepsychologie hat sich mittlerweile folgender Ansatz etabliert: Es geht nicht darum, den Hund zu zwingen, still zu sein. Es geht darum, ihm zu helfen, Sicherheit zu entwickeln.
Wichtige Aspekte sind:
- Aufbau von Vertrauen
- Entwicklung von Selbstberuhigungsfähigkeiten
- Verstehen, dass Alleinesein normal und sicher ist
- Das Aushalten von Frust
Was passiert, wenn wir es falsch machen?
Falsch verstandenes Training kann:
- Stress verstärken
- Angst aufbauen
- Das Vertrauen beschädigen
Wie können wir an das Training herangehen?
Zuerst ist es natürlich ratsam rauszufinden, welche Emotionen bei Deinem Hund ausschlaggebend für das Alleinebleiben sind. Bei echter Angst rate ich Dir unbedingt zu professioneller Hilfe und nicht zur reinen Internetrecherche!
Ich persönlich bin ein Fan der pragmatischen Mitte. Ich glaube nicht an den rein positiven Ansatz, der die Bedürfnisse eines Hundes über alles stellt (und somit nur noch die nicht arbeitende Bevölkerung einen Hund haben dürfte, da der Hund ja 24/7 bei seinem Menschen sein möchte), noch benutze ich bei Alleinebleiben-Training die Hauruck-Methode, den Hund einfach ohne Training alleine zu lassen. Es gilt eine Mischung aus den Bedürfnissen des Hundes und auch den Bedürfnissen des Menschen zu finden. Denn sind wir doch bitte mal ehrlich – wer bitte kann seinen Hund 24/7 um sich haben? Ich z. B. nicht. Und um noch einen draufzusetzen – ich will das auch gar nicht. Übrigens auch nicht meinen Mann oder sonstige Lebewesen. Manchmal ist es schwer genug mich selber auszuhalten *lach*
Somit rate ich Dir o. g. Themen (Ruheort, Frustrationstoleranz und Raumbegrenzung zu Hause) zu beherzigen und dann klappt das mit dem Alleinebleiben an sich meist recht gut, da Du „nur“ noch die Zeit schrittweise ausdehnen musst.
Ein Wort zum Schluss
Jeder Hund ist anders. Was beim einen funktioniert, kann beim anderen komplett daneben gehen. Professionelle Unterstützung kann hier sehr wertvoll sein.
Möchtest Du tiefer in diese Thematik eintauchen und individuelle Lösungen für Deinen Hund finden? Sprich mich gerne an. Wir werden gemeinsam herausfinden, wo genau Euer Problem liegt und exakt daran arbeiten.